Die Anreibeversilberung ist eine traditionelle Handwerkskunst aus dem 19. Jahrhundert. Damals wie heute verleiht die körnige Struktur dem Zifferblatt nicht nur eine ausdrucksstarke Anmutung, sondern auch eine besonders gute Ablesbarkeit.
Das Zifferblatt ist zweifelsohne das wichtigste visuelle Element einer Uhr – meist entscheidet der erste Blick darauf, ob einem ein Modell gefällt oder nicht. Obgleich kaum größer als eine Münze, bietet es unzählige Gestaltungsmöglichkeiten – von der Farbwahl über das Design der Ziffern und Zeigern bis hin zu den Anzeigen. Die Uhrmacher legen größten Wert darauf, dass alle Elemente perfekt aufeinander abgestimmt sind, um ein harmonisches und individuelles Bild zu erreichen. Der Gestaltung dieses Aushängeschildes sind in der heutigen Zeit kaum Grenzen gesetzt. Doch auch früher, noch vor der Verfügbarkeit von Elektrizität, entwickelten findige Uhrmacher Verfahren, die das Zifferblatt veredelten.
Traditionelles Verfahren mit raffiniertem Effekt
Eines davon ist die Anreibeversilberung, die eine feinkörnige und samtig anmutende Oberfläche erzeugt. Sie reflektiert einfallendes Licht ohne zu blenden, was der Ablesbarkeit zugute kommt. Bei dieser Handwerkskunst wird ein weißliches Pulver aus Silbergranulat, Kochsalz, Weinstein und wenig Wasser mithilfe einer kleinen Schweinshaarbürste auf ein penibel gereinigtes, entfettetes und fein aufgerautes Messingblatt aufgerieben.
Ziffern und Gravuren wurden vorher mit Lack ausgefüllt und in einem Ofen eingebrannt. Da das Silberpulver nicht auf dem Lack haftet, bleiben sie ausgespart. Zum Schluss wird die feinraue Oberfläche, die nach dem behutsamen Reibevorvorgang entstanden ist, noch mit Schutzlack versehen, damit sie ihre edle Anmutung möglichst lange bewahrt. sz