Die Swatch Group verlässt die Baselworld
Hayek: "Für uns nicht mehr sinnvoll"
Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Am frühen Sonntagmorgen meldete die NZZ am Sonntag, dass die Swatch Group der Schmuck- und Uhrenmesse Baselworld ab 2019 den Rücken kehrt. Damit verliert die Baselworld ihren wichtigsten Aussteller: Swatch-Group-Marken wie Breguet, Blancpain, Glashütte Original und Omega, aber auch Jaquet Droz, Longines, Tissot, Rado, Mido, Hamilton, Certina, Balmain, Calvin Klein und nicht zuletzt Harry Winston werden künftig fehlen. (Swatch und Union Glashütte hatten bereits während der letzten Jahre nicht mehr ausgestellt.)

Die Nachricht kommt in einer Zeit, in der die Baselworld und die sie tragende Messegesellschaft MCH ohnehin mit gravierenden Problemen zu kämpfen haben: Bereits zur Baselworld 2018 kamen mit rund 650 Ausstellern etwa nur noch halb so viele wie zur Baselworld 2017; ein paar Jahre zuvor waren es sogar einmal über 2000 Aussteller gewesen. Zuletzt hatten sich Marken wie Hermès, Girard-Perregaux und Ulysse Nardin aus Basel verabschiedet und ihre Zelte im Luxusuhrensalon SIHH in Genf aufgeschlagen, der jedes Jahr im Januar stattfindet. Auch die Movado Group (u.a. Ebel, Concord, Movado) hatte die Baselworld bereits verlassen. Trotzdem schien das Überleben der Baselworld gesichert, solange Kernmarken wie Rolex, Patek Philippe und eben die Swatch Group bleiben würden.

Als Grund für das künftige Fernbleiben nannte Swatch-Group-Chef Nick Hayek gegenüber der NZZ am Sonntag, dass “die traditionellen, jährlichen Uhrenmessen (…) für uns nicht mehr sinnvoll” seien. Die Aussage hat mehrere Hintergründe. Zum einen ist die einstmals wichtigste Funktion der Messe, dass die Marken Uhren an ihre Konzessionäre verkaufen, über die Jahre immer mehr geschwunden. Das eigentliche Geschäft findet heute nicht mehr auf den Messen statt. Damit rückt die Kommunikation in den Vordergrund. Aber durch die Digitalisierung sowie die Tatsache, dass die großen Marken auf allen Weltmärkten ohnehin präsent sind, gibt es auch auf diesem Feld zahlreiche Alternativen. Breitling-CEO Georges Kern etwa führte seine Linie Navitimer 8 Anfang 2018 durch eine weltweite Roadshow auf allen wichtigen Märkten ein; die neuen Uhren sowie der neue Markenauftritt waren allen Handelspartnern bereits vor der Baselworld bekannt.

Letztlich ist es eine Frage des Geldes: Die gerade im Falle der Baselworld exorbitanten Messekosten werden von vielen Marken als zu hoch angesehen im Vergleich zu dem Ertrag, den ihnen eine Messeteilnahme bietet. Und letztlich arbeiten viele erfolgreiche Luxusmarken mit immer weniger Konzessionären zusammen, eröffnen gleichzeitig aber immer mehr eigene Boutiquen. Ein attraktives Konzept, um auf diese neue Gegenwart und die Zukunft zu reagieren, hat die Baselworld in den Augen vieler Uhrenhersteller nicht wirklich zu bieten.
Wie geht es weiter? Die wichtigsten Aussteller in Basel sind auch künftig Rolex und Patek Philippe. Aber wie lange noch? Nach der Baselworld 2018 gab Breitling bekannt, auch 2019 in Basel vertreten zu sein. Auch LVMH-Uhrenchef Jean-Claude Biver bestätigte gestern gegenüber watchtime.net, dass TAG Heuer, Hublot und Zenith 2019 in Basel ausstellen würden. Eine Aussage über die Jahre danach hört man derzeit aber von kaum einer Marke. buc
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Meiner Meinung nach geht es hier nur darum, wer die dicksten “Cojones” hat. Aktuell geht es der Gruppe ja gut, jedoch sind die Kunden Preisanstiegen gegenüber etwas schmerzempfindlicher, als die der genannten Hersteller Rolex und Patek
Fasst alle Luxusmärkte wachsen. Im Gegensatz hierzu jedoch nicht der Markt der Luxusuhren, hier sind offensichtlich sogar Rückgänge zu vermelden. Die Hersteller steuern mit einer Modellpolitik dagegen, die völlig verfehlt ist und die bereits bei anderen Segmenten nicht funktioniert hat: immer mehr Sondereditionen machen den Markt nicht größer, sondern verunsichern immer mehr Sammler. Irgendwann fragt sich jeder Sammler und Uhrenfan, ob es diese oder jene teilweise absurde Komplikation, bzw. Gedenk-, Sonder- oder Spezialausgabe denn wirklich benötigt. Nachdenken führt zu Kaufzurückhaltung beim Kunden und dann hilft bei den Produzenten eben nur noch eines: sparen!
@DGS, wenn ich mir die Quartalszahlen der Swatch Group anschaue, geht es denen alles andere als schlecht, hohe Umsatzuwächse, höhere Gewinne – eigentlich wie vielen anderen Unternehmen im Luxussegment. Wenn ich mir einen Stammhändlermvon mir anschaue, so lag er vor knapp 12 Jahren bei einem Jahresgewinn von ca. 20Tsd. Euro, nun – u.a. Rolex sei Dank – bei über 2Mio. Gewinn! Dieser Betrieb ist ein alter Familienbetrieb 😉 – keine Filialkette….
Ergo, es gibt einen Markt für Luxus und auch kein Problem damit steigende Umsätze, oder Gewinne zu realisieren!
Wen interessiert der Sammler, es geht doch darum sein Markenimage über Generationen hoch zu halten. Der Sammler partizipiert dann von dieser Strategie, wenn er aufs richtige Pferd im Pool des Herstellers setzt. Die großen Stückzahlen jedoch macht der Hersteller nicht mit Sammlern 😉
Grüße