Zenith: Interview mit Jean-Claude Biver – Baselworld 2016
Jean-Claude Biver ist als Uhrenchef der LVMH-Gruppe verantwortlich für die Marken TAG Heuer, Hublot und Zenith. Um letztere Marke will er sich in nächster Zeit verstärkt kümmern. Chronos-Chefredakteur Rüdiger Bucher sprach mit Biver darüber, was die nächsten Schritte für Zenith sein können.
Herr Biver, was braucht die Marke Zenith am dringendsten? Zusammen mit Aldo Magada, dem CEO, haben wir uns entschlossen, die Marke stärker an die Zukunft anzuknüpfen. Zenith lebt vielleicht noch ein wenig zu viel von seiner phantastischen Vergangenheit, von seinem legendären Chronographenwerk El Primero.

Was müssen Sie konkret tun? Ich antworte mit einem Bild: Wir müssen das El Primero in die eine Hand nehmen und die Zukunft in die andere Hand. Und dann muss man Elektrizität zwischen beide bringen. Es muss blitzen und funken. Der Strom muss vom Gestern zum Morgen laufen.
Wie könnten Sie das in der Realität erreichen? Zum Beispiel durch ein neues Chronographenwerk. Das El Primero ist eine Legende, aber das heißt nicht, dass da nicht Platz wäre für ein weiteres Kaliber. El Primero heißt „der Erste“. Wie kann ein Werk von, sagen wir, 2018 das erste sein? Indem es auf seine Weise wieder das erste einer Art ist. Daran müssen wir arbeiten, um uns dem El Primero des 20.Jahrhunderts würdig zu erweisen.
Also ein zusätzliches Chronographenwerk? Sehen Sie: Ich fahre einen alten Ferrari 275 GTB 4 mit Colombo-Motor, ein 12-Zylinder. Der Wagen ist Baujahr 1967, nur zwei Jahre älter als das El Primero. Der Colombo ist etwas für Nostalgiker. Aber junge Leute können ihm nichts abgewinnen. Sie interessieren sich für die heutigen 12-Zylinder-Motoren. Mit Zenith ist es ähnlich.

Es geht Ihnen darum, die Marke Zenith zu verjüngen? Ja. Aber ich denke nicht an die 20-Jährigen. Sondern an Kunden, die jung im Kopf sind, dynamisch, unternehmerisch. Leute die mit Tradition wie mit Innovation verbunden sind.
Passen die Rolling Stones zu Zenith? Die Rolling Stones sprechen genauso zu älteren wie zu jüngeren Leuten. Aber man muss sie richtig einsetzen. Wenn sie nur irgendwo im Hintergrund mitlaufen, reicht es nicht. Stellen Sie sich vor, es gäbe auf der Baselworld eine Pressekonferenz, und Mick Jagger erklärt, wie er an einer Sonderedition mitgearbeitet hat und wie er einen speziellen Zeiger gestaltet hat. Dann würden die Stones sehr gut zu Zenith passen.
Im Video: Wie ein Zenith-Uhrmacher den Antrieb über Kette und Schnecke montiert
Erfahren Sie im Video von Uhren-Experte Jeff Kingston (in englischer Sprache), wie die heute nur noch selten eingesetzte Kraftübertragung vom Federhaus über Kette und Schnecke gelingt und wie die Werkteile bei Zenith eingesetzt werden.
Wenn Sie mehr über die Herstellung der feinsten Uhren erfahren möchten, dann folgen Sie unserem YouTube-Kanal IBG Worldwide.
IBG Worldwide ist eine Video-Plattform, die die Herstellung und Funktionsweise anspruchsvoller mechanischer Uhren mit beeindruckenden Impressionen aus den Manufakturen demonstriert.
Ja, warum gibt es die Pressekonferenz nicht, Mr. Biver, wo Mick J. & Band erzählen wie sie am Design mitgearbeitet haben. Und dieses dank Brown Suger dann von “Angie” über “Time is on my side” inspiriert wurde…
Idee: ZENITH als “offiziellen Time-Partner” der upcoming “NO FILTER -Tour 2017” vorstellen!
Man spürt förmlich, dass die ZENITH-Leute und die Rockstars nicht zusammen passen..
Die Verbindung zwischen Rolling Stones zu ZENITH Watches ist gesucht und nicht schlüssig.
Diese Stones-Watches-Szenario dürfte auf Nachfrage in dieser lauen Form wenig Erfolg haben.
Minimaler Abverkauf von Uhren und beschaulicher Imagetransfer: Rockband zu Uhr zu Fans.
Die Rolling Stones-Uhr 5x gebaut Edition (oben) ist eine reine Crème de PR-Aktion.
Die “Vater zu Sohn”-Argumentation vom früheren CEO A.M. (s.Interview separat) liegt ebenso quer in der Wahrnehmung des fokussierten ZENITH-Kunden wie des Stones-Family-Fans.
NB: Die Uhren werden im ZENITH Museum zu besichtigen sein, wenn der Chef nicht mehr da.