Interview mit Geoffroy Lefebvre, CEO Baume & Mercier | SIHH 2019
"Baume & Mercier ist eine stylische Uhrenmarke"
Geoffroy Lefebvre ist seit Juni 2018 CEO von Baume & Mercier. Im Interview spricht er über den neuen ewigen Kalender aus der Linie Clifton Baumatic und gibt einen Ausblick auf künftige Uhrenmodelle.

Sie sind seit Juni CEO von Baume & Mercier. Wie waren Ihre ersten Monate als Chef?
Es waren Monate des Entdeckens. Um ehrlich zu sein, kannte ich die Marke nicht sehr gut. Ich habe mich buchstäblich mit 200 Modellen aus unserer Vintagekollektion eingeschlossen. Dadurch habe ich ein gutes Gefühl dafür bekommen, wie sich die Marke im Laufe der Zeit entwickelt hat.
Welche Schlüsse haben Sie daraus gezogen?
Baume & Mercier ist eine Designmarke, eine stylische Marke. Um ein Beispiel zu nennen: 1918 traf ein Mitglied der Familie Baume, die im Berner Jura Uhren herstellten, den Genfer Kaufmann Paul Mercier, den man als Dandy bezeichnen könnte. Zu jenem Zeitpunkt war Baume bereits international tätig: Es gab eine Filiale in London, es wurden auch Uhren nach Asien verkauft. Mercier war einer der ersten, die das Potenzial für Damenarmbanduhren sahen. Er hatte ein gutes Gespür für den Zeitgeist. Die Zusammenarbeit zwischen Baume und Mercier begann also, indem etablierte Uhrmacherei und weltmännischer Esprit zusammenfanden. Auch danach war Baume & Mercier immer am Puls der Zeit. Die Marke bot immer genau die Uhren, die zum jeweiligen Jahrzehnt passten. Schöne Stahlchronographen in den Fünfzigern, verrückte Designs in den Siebzigern wie die Shogun, die Riviera, die Catwalk.
A propos „am Puls der Zeit“: Das führt uns unmittelbar hinein in unsere heutige Zeit. Was braucht eine Uhrenmarke heute, um erfolgreich zu sein?
Es gibt so viele unterschiedliche Uhren auf dem Markt, so viele unterschiedliche Designs. Die Menschen wollen eine Uhr, von der sie nicht nur die Zeit ablesen, sondern mit der sie auch ihre Persönlichkeit ausdrücken können. Es ist unsere Aufgabe zu wissen, was die Leute haben wollen und ihnen genau das anzubieten. Und zwar zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Wir wollen innerhalb einer bestimmten Preisgruppe die bestmögliche Uhr anbieten. Baume & Mercier bewegt sich traditionell im Preisbereich zwischen 1000 und 4000 Euro, und da werden wir auch bleiben.

Was genau macht ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis aus?
Das beste Beispiel dafür ist die Clifton Baumatic, die wir 2018 vorgestellt haben: Für 2.800 Euro bekommen Sie eine Automatikuhr mit fünf Tagen Gangreserve, die antimagnetisch und ein zertifizierter Chronometer ist und die man nicht so oft zum Service bringen muss.
Von wie vielen Jahren sprechen wir hier?
Für die Baumatic empfehlen wir, sie nach sieben Jahren zum Service zu bringen. Bei einer normalen Uhr sind das drei bis fünf Jahre. Derzeit arbeiten wir daran, das Werk weiter zu verbessern, sodass wir sogar bis zu zehn Jahre erreichen können. Unser Ideal ist ein sorgenfreies Produkt für den Kunden, und dem kommen wir mit der Baumatic ein großes Stück näher. In die Baumatic ist viel Design eingeflossen, nicht nur, was die Optik betrifft, sondern auch hinsichtlich eines angenehmen Tragegefühls.

Die Baumatic zeichnet sich unter anderem durch eine Spiralfeder sowie durch ein Ankerrad aus Silizium aus. Werden Sie diese Technologie ausbauen? Nach dem Kaliber Baumatic BM12 mit TwinSpir-Spirale aus Silizium, das wir 2018 auf den Markt gebracht haben, führen wir 2019 das neue Kaliber Baumatic BM13 ein: Es verfügt über die Powerscape-Siliziumhemmung und über eine traditionelle Spiralfeder. Letztere ist durch einen außen ums Werk laufenden Chrome-Core-Mantelring vor Magnetfeldern geschützt. Das Baumatic-Kaliber ist eine Plattform, die man um kleine Komplikationen ergänzen kann. Um das zu demonstrieren, zeigen wir auf der SIHH einen ewigen Kalender auf Basis des Baumatic-Kalibers. Von dieser Uhr werden wir nicht allzu viele Exemplare produzieren. Sie dient in erster Linie als Showcase. Künftig werden wir im Preisbereich bis 4000 Euro auch kleine Komplikationen auf Basis des Baumatic BM13 anbieten.
Wristshots der neuen Clifton-Baumatic-Modelle vom Genfer Uhrensalon SIHH 2019:
Was für Zusatzfunktionen sind denkbar?
All das, was im ewigen Kalender enthalten ist, also Datum, Wochentag und Mondphase, aber auch eine Gangreserveanzeige oder eine zweite Zeitzone. Vor 2020 werden wir aber nicht so weit sein. Künftig wollen wir dann oberhalb der Schwelle von 2.500 Euro Uhren mit Baumatic-Kalibern anbieten, darunter Uhren mit Standardwerken.

Wird es Baumatic-Modelle auch außerhalb der Clifton-Linie geben?
Ja. In allen Produktlinien sind sowohl Baumatic- als auch Standardwerke denkbar. Neue kleine Komplikationen auf Basis von Standardwerken zeigen wir schon jetzt auf der SIHH innerhalb der Classima-Kollektion, zum Beispiel einen Chronographen mit Dreifach-Kalender, der unter 4.000 Euro kostet. buc
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Uhren von Baume & Mercier in der Datenbank von Watchtime.net