Chronos-Leserreise 2020: Longines, Ulysse Nardin, Breitling, Girard-Perregaux und Omega
Manufakturen, Museen - und Uhren, Uhren, Uhren!
Die Corona-Pandemie hat in diesem Jahr viel verändert und auch die im Mai geplante Chronos-Leserreise ins Schweizer Jura zunächst verhindert. Im Oktober konnten wir sie dann doch erfolgreich durchführen. Diesmal ging es zu Breitling, Girard-Perregaux, Omega sowie zu zwei Marken, die wir bisher noch nie besucht hatten: Longines und Ulysse Nardin.
Station #1 der Chronos-Leserreise 2020: Longines
Egal, ob man mit dem Zug, dem Auto oder – wie wir – mit dem Bus anreist, schon von weitem sieht man das 1867 erbaute, imposante Longines-Hauptgebäude im langgezogenen Längstal von Saint-Imier liegen. Hier entstehen mehr als eine Million Uhren jährlich. Unser Besuch konzentriert sich auf das – zuletzt erweiterte – Museum, und das lohnt sich: Denn es ist gar nicht so bekannt, was für eine spannende Geschichte sich hinter der bekannten Marke mit der geflügelten Sanduhr verbirgt. Etwa in der Sportzeitmessung, die Longines seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert mit hochpräzisen Chronographen bereichert hat, oder in der Fliegerei, wo schon kurz nach dem Ersten Weltkrieg viele Flugpioniere bei ihren Rekordversuchen in Sachen Höhe, Geschwindigkeit und (vor allem) Langstrecke auf Armbanduhren und Bordchronometer von Longines vertrauten.
Station #2 der Chronos-Leserreise 2020: Ulysse Nardin
Bei Ulysse Nardin ist es wegen der Coronakrise nicht möglich, einen Blick in die Produktion zu werfen. Daher beginnt unser Besuch am Hauptsitz in Le Locle mit einer Präsentation über die Geschichte der 1846 gegründeten Marke und einem Besuch im Museum. Hier wird der Bogen geschlagen von frühen Zeitmessern bis hin zu den aufsehenerregenden astronomischen Armbanduhren, die der damalige Besitzer Rolf W. Schnyder in den späten Achtzigern und frühen Neunzigern zusammen mit Spiritus Rector Ludwig Oechslin entwickelte. Die neuesten Zeitmesser erleben wir dann live und zum Anfassen: Von diversen “Freak”-Modellen bis hin zur neuen Blast können wir uns optisch und technisch aufregende Armbanduhren ans Handgelenk schnallen. Einen weiteren Höhepunkt bildet der Besuch von Donzé Cadrans: Das 1972 gegründete Unternehmen, das Ulysse Nardin vor einigen Jahren erworben hat, ist einer der bedeutendsten Spezialisten für die Herstellung von Emailzifferblättern. Die sechs Mitarbeiter beherrschen alle Techniken von Cloisonné-Email über Grand-Feu- bis Champlevé-Email und fertigen nicht nur fürs Mutterunternehmen, sondern auch für andere höchst namhafte Schweizer Uhrenhersteller.
Station #3 der Chronos-Leserreise 2020: Breitling
Die 2001 gebaute und 2008 erweiterte Breitling Manufacture in La Chaux-de-Fonds ist die dritte Station unserer Leserreise. Rund 200 Mitarbeiter fertigen hier die zurzeit neun Varianten der manufaktureigenen Chronographenkaliber: das Basiskaliber B01 und die diversen Varianten mit Zusatzfunktionen. Hier entstehen unter anderem Grundplatinen und Werkbrücken, Breitling stellt auch seinen eigenen Unruhreifen her – man erkennt sie daran, dass die fünf statt der üblichen drei Speichen haben. Da Breitling 100 Prozent seiner Werke von der COSC als Chronometer zertifizieren lässt, ist die gesamte Produktion auf höchste Präzision getrimmt, überall finden intensive Tests und Qualitätskontrollen statt. Produktionsleiter Pascal Ricci führt uns durch die gesamte Fertigung und zeigt uns zum Schluss anhand eines großen Lagersteinmodells (Foto), dass man hier mit einer Toleranz von 7/1000 Millimetern arbeitet. Als er dann neben das Modell die viel kleineren echten Lagersteine legt, hört man den ein oder anderen Ausruf des Erstaunens: Einmal mehr wird einem klar, mit was für winzigen Einzelteilen es die Uhrmacher zu tun haben!
Station #4 der Chronos-Leserreise 2020: Girard-Perregaux
Nach dem Paradebeispiel für eine industrielle Herstellung erleben wir bei Girard-Perregaux eine andere Seite der Uhrmacherei: die Fertigung von hochkomplizierten Uhren und Werken. Für ein Drei-Brücken-Tourbillon oder astronomische Uhren wie die Cosmos Infinity oder das Planetarium Tri-Axial ist statt arbeitsteiliger Produktion etwas anderes gefragt: Diese Uhren fertigt ein erfahrener Meisteruhrmacher von A bis Z, und das kann durchaus bis zu sechs Wochen dauern. Gar nicht so erstaunlich, wenn man sich überlegt, dass solche Werke oft aus mehreren Einzelteilen bestehen, die alle sorgsam veredelt werden müssen – auch an Stellen, die man von außen nicht sieht. Und bemerkenswert ist auch, dass wir diese Meisterstücke am Ende der Tour genauso ans Handgelenk binden dürfen wie die Uhren der “normalen” Kollektion.
Station #5 der Chronos-Leserreise 2020: Omega
Am dritten Tag ging es zu Omega nach Biel. Der Besuch der Werkefertigung in Villeret konnte wegen Umbau diesmal nicht stattfinden. Stattdessen starteten wir gleich im Headquarter, wo uns CEO Raynald Aeschlimann begrüßte. Nach einem Blick auf das gigantische, 15 Meter hohe, 30 Meter tiefe und 10 Meter breite Lager, in dem sich vier Roboter darum kümmern, die für die Produktion benötigten Teile an die richtigen Stellen zu bringen, sahen wir verschiedene Stellen der Uhrenfertigung und erfuhren alles Wissenswerte über den Nutzen amagnetischer Werke sowie deren Zertifizierung durch die offizielle Schweizer Prüfstelle METAS, die direkt im Haus stattfindet, ohne dass aber die Omega-Mitarbeiter Zugang hätten. Ein Highlight war nach einem kurzen Sprung in die markeneigene Boutique der Besuch im neuen, völlig umgestalteten Omega-Museum: Hier kann man sich, nach einer Einstimmung durch einen 360-Grad-Film, mit oder ohne Audioguide durch eine Tour d’horizon durch die verschiedenen Stationen der Firmengeschichte zu begeben. Eigene Corners zu Highlights wie Olympia, James Bond oder die Mondlandung laden einen dazu ein, etwas länger beim jeweiligen Thema zu verbleiben. Übrigens ein Tipp für jeden, der mal nach Biel kommt: einfach im Omega-Museum vorbeischauen und dabei vielleicht noch eine Etage höher ins Swatch-Museum gehen!
[13758]
Dankeschön, es hat mich sehr gefreut, Reiseberichte dieser Art
gerne öfters.