Chronos-Leserreise Genf 2019
Besuch bei Bulgari, Hublot, Roger Dubuis, RJ Watches und Vacheron Constantin
Auf der Chronos-Leserreise Genf des Jahres 2019, die vom 8. bis 10. Oktober stattfand, gab es ganz unterschiedliche Uhrenmarken zu entdecken: von der erst 2004 gegründeten kleinen Manufaktur RJ Watches (ehemals Romain Jerome) bis hin zur altehrwürdigen, seit 1755 ununterbrochen produzierenden Vacheron Constantin.

Station #1 der Chronos-Leserreise Genf 2019: Bulgari
Noch immer verbindet nicht jeder mit dem Namen Bulgari eine Uhrenmanufaktur, die ihre eigenen Werke herstellt. Dass das so ist – und dass hier sogar bahnbrechende Weltrekorde entstehen – erleben wir in der Bulgari-Manufaktur in Le Sentier. Hier, in der ehemaligen Villa der Marke Daniel Roth (die inzwischen in Bulgari aufgegangen ist) fertigt Bulgari seinen eigenen Manufakturkaliber, darunter die ultraflachen Werke der Octo-Finissimo-Modelle. Neben Dreizeiger-Automatik entstehen hier auch Chronographen, Tourbillons und zur Schlagwerkssuhren.
Wir können nachvollziehen, wie man ein Uhrwerk baut, von der Fertigung der einzelnen Komponenten – Räder und Brücken, Platinen und sogar Tonfedern, über die Verzierung dieser Teile bis hin zum Zusammenbau zum fertigen Uhrwerk. Den krönenden Abschluss jedes Besuchs bildet, wie schon im Vorjahr, die Abteilung für Minutenrepetitionen und Grandes Sonneries. Hier sitzen vier der europaweit geschätzt nicht einmal 20 Uhrmacher, die in der Lage sind, diese komplizierten Meisterwerke zu bauen, und lassen uns dem Klang verschiedener Stücke lauschen.
Station #2 der Chronos-Leserreise Genf 2019: Hublot
Das Erlebnis von Bulgari wirkt noch nach, als wir schon wieder im Bus sitzen, der uns vom 1000 Meter hoch gelegenen Vallée de Joux zurück an den Genfer See bringt: zu Hublot nach Nyon bei Genf. Hier empfängt uns Jean-Pierre Keller, der seine Gehäusefabrik vor einigen Jahren an Hublot verkaufte und weiterhin für die Marke tätig ist. Einen besseren Kenner der Materie Uhren- und Gehäuseproduktion kann man sich schwer vorstellen. Er weiß einfach alles und teilt mit uns auch bei Arbeitsschritten, die wir ähnlich schon bei anderen Herstellern gesehen haben, viel zusätzliches Detailwissen.
So verbringen wir bei Hublot einen äußerst kurzweiligen Nachmittag in den beiden nebeneinander gelegenen Manufakturgebäuden mit einer umfangreichen Tour d’horizon über die gesamte Hublot-Produktion: Sie führt von den langen Messingstangen, aus der auf den Drehbänken Räder geschnitten werden, bis zur Komplikationsabteilung, in der so unglaubliche Stücke wie die MP-05 LaFerrari mit elf Federhäusern und Motorblock-Design entstehen. Am Ende haben wir die Gelegenheit, uns eine Vielzahl aktueller Modelle anzuschauen und sie an den Arm zu legen.
Station #3 der Chronos-Leserreise Genf 2019: Roger Dubuis
Am zweiten Tag geht es dann nach Genf, genauer gesagt nach Meyrin im Kanton Genf, einen Steinwurf von der eigentlichen Stadt Genf entfernt. Auf dem Richemont-Campus thront das imposante Gebäude von Roger Dubuis. Die Manufaktur produziert nur 3.500 Uhren im Jahr, hat aber rund 25 eigene Kaliber im Programm. Auch wenn man bei Roger Dubuis zuerst das extrovertierte Design der Uhren wahrnimmt, merkt man spätestens beim Besuch der Manufaktur, welch große Bedeutung der Produktion der verschiedenen Kaliber und ihrer Einzelteile zukommt. Typisch für Roger Dubuis sind unter anderem die skelettierten Werke, die das Design der Uhren bestimmen, und so spielt auch das Thema Dekoration eine dominante Rolle.
Neben der Funktionalität ist die Schönheit der Komponenten höchstes Gebot – nicht zuletzt, weil Uhren und Werke den strengen Bestimmungen des Genfer Siegels entsprechen müssen. Eine weitere Besonderheit sind die Zeiger: Sie sind allesamt aus Gold gefertigt, auch wenn man das unter einer gelben oder blauen Lackierung nicht sieht. Der 2017 verstorbene Gründer selbst hat das so verfügt, ein Vermächtnis aus seiner Zeit bei der einzigen anderen Manufaktur, die alle ihre Zeiger aus Gold fertigt: Patek Philippe. Auch bei Roger Dubuis erhalten wir zum Schluss die Gelegenheit, Uhren in die Hand zu nehmen und sie aus nächster Nähe zu begutachten.
Station #4 der Chronos-Leserreise Genf 2019: RJ Watches
Eine so kleine Marke wie RJ hatten wir auf unseren Leserreisen bislang nicht besucht. 2018 erfuhr die ehemalige Marke Romain Jerome eine komplette Trendwende: neue Eigentümer, neuer Name, neuer CEO. Letzterer führte bei dem Unternehmen, das bisher nur spektakuläre Sondermodelle im Programm hatte, eine Basiskollektion namens Arraw ein. Und vor allem machte er sie zur Manufaktur, die jetzt dank dreier CNC-Fräsmaschinen auch in der Lage ist, eigene Werke herzustellen. Dazu zog RJ um in ein neues Domizil in Eysins, einem kleinen Ort bei Nyon und damit ebenfalls im Einzugsgebiet von Genf gelegen. Marco Tedeschi, der CEO, der über zehn Jahre lang für Hublot tätig war, ist soeben aus dem Flieger aus New York gestiegen und lässt es sich nicht nehmen, uns persönlich sein kleines Reich zu zeigen.
Auf 600 Quadratmetern arbeiten 30 Angestellte, die Jahresproduktion liegt bei 800 Uhren. Witzig ist, dass wir bei der Präsentation der Kollektion auch die Joker-Uhr ans Handgelenk legen können – genau an dem Tag, an dem in Deutschland und der Schweiz der neue Joker-Film von Todd Phillips anläuft. Dazu erleben wir aber noch einen anderen, ganz besonderen Sneak Preview: Wir sind die ersten, die das neue eigene Tourbillonkaliber begutachten dürfen.
Station #5 der Chronos-Leserreise Genf 2019: Vacheron Constantin
Der dritte und letzte Tag war ausschließlich Vacheron Constantin gewidmet. Hier konnten wir von A bis Z erleben, was eine große Manufaktur ausmacht. Uhrmachermeister Hubert Hirner zeigte uns alle wichtigen Etappen der Produktion und schaffte es angesichts der Vielzahl von Stationen und Informationen immer wieder aufzuzeigen, was ein Haus wie Vacheron Constantin von vielen anderen Manufakturen unterscheidet: Zum Beispiel die verschiedenen Arten der Finissierung der Werkteile, auf die Vacheron ein ganz besonderes Augenmerk legt, die unterschiedlichen Komplikationen und nicht zuletzt die “Métiers d’art” genannten Handwerkskünste. In dieser Abteilung blieben wir länger und konnten den (weiblichen und männlichen) Meistern für Guillochieren, Gravieren, Steinesetzen und Emailmalerei bein ihrer Arbeit zusehen und sie nach einzelnen Aspekten ihrer Arbeit befragen.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen im obersten Stock der Manufaktur in Plan-les-Ouates hatten wir schließlich ausgiebig Gelegenheit, uns eine recht große Auswahl aktueller Uhren ans Handgelenk zu legen – von den klassisch flachen Patrimony-Modellen über die neue Fiftysix bis hin zur aktuellen Historiques Cornes de Vache und mehreren Damenuhren.

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