Taucheruhren 2010
Ungeahnte Tiefen
Sommer, Sonne, Strand und Meer – der Anblick verleitet zum Sprung ins kühle Nass. Der sportliche Zeitmesser am Handgelenk ist stets dabei. Ob er jedoch die Strapazen beim Schwimmen, Schnorcheln oder gar Tauchen aushält, ob die Uhr wasserdicht ist oder gar beim Tauchen getragen werden kann, ist nicht immer sicher. Wie so vieles im Leben regelt das Deutsche Institut für Normung die Regeln zur Wasserdichtigkeit und die Anforderungen an Taucheruhren.

Nach DIN 8310 gilt eine Uhr demnach als wasserdicht, wenn sie im Neuzustand die drucktechnische Prüfung standhält: 30 Minuten in 1 Meter Wassersäule (~ ca. 0,1 Bar), anschließend 90 Sekunden 20 Meter Wassersäule (~ ca. 2 Bar). Dabei handelt es sich aber um die Bauartprüfung.
Der Grenzwert an Belastbarkeit wird in Bar angegeben. Die Druckangaben lassen jedoch keinen Rückschluss auf die Tauchtiefe zu. Uhrgehäuse sind passgenau aus mehreren Materialien zusammengesetzt, die bei Temperaturschwankungen unterschiedliche Ausdehnungskoeffizienten haben können. Um die Wasserdichtheit für bestimmte Anforderungen dennoch zu gewährleisten, gibt es spezielle Konstruktionen mit eingearbeiteten Dichtungen.
Insbesondere bei einem Sprung ins Wasser und beim Schwimmen kann sich kurzfristig ein höherer Wasserdruck auf die Dichtungen aufbauen als der garantierte Druck. Besonders gefährdet sind Uhren, welche nach einem längeren Sonnenbad durch einen Sprung ins Wasser deutlich abgekühlt werden. Der Druck beim Auftreffen auf die Wasseroberfläche in Kombination mit dem Unterdruck durch die Abkühlung kann schneller dazu führen, dass Wasser in die Uhr eintritt. Sollte dies der Fall sein, muss die Uhr sofort zum Uhrmacher.
Hier die empfohlenen Grenzwerte:
Die Anforderungen an Taucheruhren gehen aber noch viel weiter. Die DIN 8306 regelt beispielsweise wie lange eine Uhr einem Druck in einer bestimmten Wassertiefe standhalten muss. Sie regelt desweiteren, dass Taucheruhren eine Einrichtung zur Vorwahl einer bestimmten Zeitspanne haben müssen, beispielswiese einen Skaleneinstellring (Drehlünette), der gegen Verstellen gesichert sein muss.
Auch müssen Zifferblatt und Einstellring eine Minutenteilung haben, mit einer Unterscheidung zur 5-Minuten-Markierung. Die Norm regelt unter anderem auch dass die Uhr sowohl bei Helligkeit, als auch im Dunklen aus 25 cm Abstand ablesbar sein muss. Und zwar muss sowohl die Zeit, die Drehlünette und dadurch die bereits im Wasser verbrachte Zeit und das Laufen der Uhr auf einen Blick ersichtlich sein.
Geprüft werden insgesamt folgende 13 Punkte:
- Ablesbarkeit
- Gangverhalten
- Antimagnetismus
- Stoßsicherheit
- Befestigungselemente
- Dichtheit bei Luftüberdruck
- Salzwasserbeständigkeit
- Skaleneinstellring
- Funktionssicherheit der Betätigungseinrichtungen
- Funktionssicherheit der Taucheruhr bei Wasserüberdruck
- Temperaturbeanspruchbarkeit
- Kronen, Drücker und ähnliche Betätigungseinrichtungen
- Dichtheit bei Wasserüberdruck (25 % über der Kennzeichnung)
Wenn Uhren diese Anforderungen erfüllen, dürfen sie mit dem Wort Taucheruhren in Verbindung mit der vorgesehenen Tauchtiefe in Metern gekennzeichnet werden. Die bloße Kennzeichnung mit dem Wort Taucheruhr ist nicht zulässig. Auch dürfen nur volle 100 Meter Werte angegeben werden.
Bunte Korallen, lustige Clown-Fische und anderes faszinierendes Unterwassergetier: Taucher können sich nicht sattsehen an dieser atemberaubenden Schönheit. Die Stille und das sanfte Licht in der Unterwasserwelt verleiten zum Vordringen in ungeahnte Tiefen. Doch irgendwann kommt der Punkt an dem sich die Luft dem Ende neigt und es Zeit wird aufzutauchen. Um genau zu wissen, wann dies der Fall ist, sind Tauchcomputer und Taucheruhr wichtige Begleiter in den Tiefen.
Der Computer zeigt die aktuellen Tauchdaten an, jedoch so gut wie nie die aktuelle Uhrzeit. Das heißt, er gibt die aktuelle Tauchtiefe und den tiefsten Tauchpunkt an, auch wie lange der Taucher schon unter Wasser ist und wie lange er dort noch verweilen darf. Die Anzeige von Tiefenstopps, Dekompressionsstopps und Dekompressionszeit sind mitunter eine der wichtigsten Funktion des Geräts. Der Tauchcomputer startet sobald er mit Wasser in Kontakt kommt – ab hier beginnt er ein Profil des Tauchgangs zu erstellen.
Die Taucheruhr ist daher notwendig um die aktuelle Uhrzeit anzuzeigen. Die Uhr ist das alternative Zeitmessinstrument. Beim Tauchgang in Gewässern mit Gezeiten kann es lebensnotwendig sein, die genaue Uhrzeit zu wissen, wann Ebbe oder Flut einsetzen. Ein wichtiges Kriterium für Taucher ist die einseitig drehbare Lünette der Taucheruhren. Einseitig deshalb, da sich beim unbeabsichtigten Verstellen unter Wasser die Tauchzeit nur verkürzen würde. Was einen enormen Sicherheitsvorteil für den Taucher darstellt.
Als erste Uhr war die Blancpain Fifty Fathoms 1953 mit dieser einseitig drehbaren Lünette ausgestattet – heute gehört sie zum Weltstandard. Auch sollte die Lünette so beschaffen sein, dass man sie mit dicken Tauchhandschuhen auf die aktuelle Minute einstellen kann. Um die Uhr über den Taucheranzug zu tragen, ist es sinnvoll, ein Armband mit Taucherverlängerung oder mit extra weitem Verstellbereich zu besitzen.

Das Heliumventil ist nur für Berufstaucher beim Sättigungstauchgang wichtig. Ab einer bestimmten Tauchtiefe kann der Organismus kein weiteres Gas mehr aufnehmen. Ist der Körper eine bestimmte Zeitspanne unter Wasser, also setzt er sich hohem Wasserdruck aus, wird die Dekompressionszeit bei Verlängerung der Tauchzeit nicht verlängert. Die Dekompressionszeit beispielsweise bei einem Tauchgang bis 200 Meter würde eine Woche dauern. So lange kann man jedoch nicht im Wasser bleiben. Hierzu verwendet man Überdruckkammern, in denen sich der Taucher befindet. Die Berufstaucher halten sich dort entsprechend mehrere Tage oder Wochen auf, und steigen in einer ankoppelbaren Taucherglocke zu ihrer Arbeitsstelle ab. Wenn die Tiefe mit dem gleichen Druck wie in der Druckkammer erreicht ist, lässt sich die Luke öffnen. In der Druckkammer befindet sich ein Helium-Sauerstoff-Gemisch. Die winzigen Helium-Atome dringen in jedes wasserdichte Gehäuse ein und würden beim Aufsteigen das Uhrengehäuse sprengen. Durch das Heliumventil, kann der Überdruck im Gehäuseinnern abgelassen werden.

Die Uhr, die bisher in die tiefste Tiefe vorgedrungen ist, stammt von Rolex. Die Rolex Deep-Sea Special war außen am Tauchboot Trieste angebracht. 1960 erkundeten Don Walsh und Jacques Piccard damit den Marianengraben und erreichten eine Tauchtiefe von 10.946 Metern. Die spezielle Uhr, mit dem augenfällig extrem dicken, kugelförmig gewölbten Glas, überstand diese Tauchfahrt unversehrt.

Serienmäßig schaffen es in diese Tiefen die Gehäuse der Taucheruhren von Sinn mit der sogenannten Hydro-Technik. Das Gehäuse ist komplett mit einem speziellen farblosen Öl gefüllt, das den gleichen Brechungsindex wie Saphirglas besitzt. Dadurch ist die Uhr im Wasser unter jedem Winkel ablesbar. Flüssigkeiten lassen sich nicht wie Luft komprimieren, und halten somit dem Druck stand. Diese Technik ist jedoch nur bei Quarzwerken realisierbar, die Unruh würde bei mechanischen Uhren durch das Öl gebremst werden. Diese Technik schafft eine theoretisch unendliche Tauchtiefe, nur der gekapselte Quarz des Werks geht spätestens bei 8.000 Meter kaputt, weshalb die Uhr bis 500 Bar freigegeben ist.
Den Weltrekord der Wasserdichtigkeit von mechanischen Uhr hält derzeit die „20.000 Feet”-Uhr von CX Swiss Militry. Sie ist bis 6.000 Meter wasserdicht. Die Uhr kostet 2.998 Euro.
Zum Vergleich: Sporttauchern wird empfohlen nicht weiter als 30 Meter zu tauchen, bis 40 Meter nur mit spezieller Ausrüstung und einer gewissen Erfahrung. Berufstaucher arbeiten in Tiefen von bis zu 250 Metern. Die anschließende Dekompression nimmt hier aber schon mehrere Tage in Anspruch. Der menschliche Körper hält den Druck in Tiefen bis circa 600 Meter aus, theoretisch sollen sogar 1.000 Meter möglich sein. Bei Tieftauchexperimenten hat niemand einem höheren Druck als entsprechend 700 Metern standgehalten.
Der überwiegende Teil an Taucheruhren wird meist jedoch nur an Land getragen. Wer sie im Wasser trägt, sollte die Uhr auf jeden Fall ein Mal im Jahr auf Wasserdichtigkeit überprüfen lassen. km