Ein ewiger Kalender ist gemäß der allgemeinen Definition ein Kalendarium, von dem sich für jeden Tag eines beliebigen Jahres sowohl das Datum als auch der Wochentag ablesen lässt. Darüber hinaus steht die Bezeichnung als Sammelbegriff für die folgenden Formen eines Kalenders:
Ebenso bezeichnet man Uhren, die das Datum bis mindestens 2100 ohne manuellen Eingriff korrekt anzeigen, und ihre Uhrwerke als ewige Kalender.
Spricht man von einer Uhr mit ewigem Kalender, so bedeutet dies, dass sie die unterschiedlichen Längen der Monate (28 bis 31 Tage) und Schaltjahre berücksichtigt. Zumindest bis 2100, dann muss korrigiert werden. Den Ablauf der Jahre bis dahin richtig anzuzeigen, ist bei mechanischen Zeitmessern so aufwändig, dass der ewige Kalender zu Recht als große Komplikation gilt.
Übrigens: In der Konstruktion wesentlich weniger aufwändig sind Uhren mit Jahreskalendern. Ihre Mechanismen berücksichtigen die Unterschiede von Monaten mit 30 und 31 Tagen. Der Februar wird wie ein normaler Monat mit 30 Tagen behandelt, weshalb der Uhrenträger die Datums- und Monatsanzeige einmal im Jahr, Ende Februar, manuell korrigieren muss.
Unser heutiger, ewig funktionierender Kalender entstand in zwei Entwicklungsschritten: Auf die Einführung durch Julius Cäsar anno 46 vor Christus folgte die Reform Papst Gregors XIII. im 16. Jahrhundert. Cäsar legte fest, dass ein Jahr aus zwölf Monaten mit abwechselnd 30 und 31 Tagen besteht. Der Februar besaß nur 28 Tage, alle vier Jahre bekam er einen Tag dazu.
Dennoch war der julianische Kalender gegenüber dem Sonnenjahr um 11 Minuten und 14 Sekunden zu lang. 1582 summierte sich die Abweichung bereits auf zehn Tage, weshalb Papst Gregor XIII. den Kalender noch besser an das Sonnenjahr anpasste. Der gregorianische Kalender sah vor, dass in den Jahren, die ohne Rest durch 100 teilbar sind, das Schaltjahr ausgelassen wird. Mit einer Ausnahme: Die Jahre, die dividiert durch 400 eine glatte Zahl ergeben, bleiben Schaltjahre. Danach waren zum Beispiel die Jahre 1800 und 1900 keine Schaltjahre, wohl aber das Jahr 2000. 2100 wiederum wird kein Schaltjahr sein.
Es gibt verschiedene Lösungen für die Komplikation des ewigen Kalenders, die mehr oder weniger unterschiedlich funktionieren. Eine auf Funktionalität und Bedienkomfort ausgerichtete Konstruktion stammt von Kurt Klaus, der den ewigen Kalender nach der Quarzkrise neu erfand. Seine Entwicklung wurde 1985 im Automatikchronograph “Da Vinci” von IWC präsentiert. Sie baut auf der Datumsanzeige des Grundwerks auf und funktioniert folgendermaßen:
Üblicherweise zeigen Uhren mit ewigem Kalender die unterschiedlichen Monatslängen in Normal- und Schaltjahren in Kombination mit Datum und Wochentag automatisch richtig an. Die gregorianische Regel berücksichtigen sie jedoch nicht, das heißt: Alle 100 Jahre schaltet die Anzeige vom 28. auf den 29. Februar, obwohl genau dieser Tag ausfällt. Deshalb müssen die Uhren im Jahr 2100 die korrigiert werden. Ein ewiger Kalender ist demnach genau genommen ein 100-Jahres-Kalender.
Die Realisierung des Zifferblatts fällt unterschiedlich aus. Häufig ergänzen die Hersteller die Anzeige der Uhrzeit um Hilfszifferblätter, mit denen eine oder zwei Kalenderanzeigen über Zeiger ausgewiesen werden. Aber auch kleine Fenster, meist unterhalb der Zwölf, sind eine beliebte Gestaltungsmöglichkeit. Die Kunst besteht darin, das Blatt trotz der vielen Anzeigen lesbar zu machen. Aus diesem Grund wandern manche Anzeigen, wie zum Beispiel die selten gebrauchte Schaltjahresanzeige, auf die Gehäuserückseite.
Einige Manufakturen kombinieren den ewigen Kalender mit weiteren Komplikationen, beispielsweise mit einer Minutenrepetition oder einem Chronographen, was den Preis entsprechend in die Höhe treibt. Besonders häufig erscheint unter den zusätzlichen Indikationen die Mondphasenanzeige. Deshalb zählen viele diese auch zu den Funktionen eines ewigen Kalenders. Das ist jedoch nicht richtig, da der Mondzyklus anders berechnet wird und die entsprechende Mechanik meist unabhängig von der des ewigen Kalenders abläuft. Eine schöne Ergänzung ist die Mondphase dennoch; sie rundet das Erscheinungsbild des Kalenders ab.
Es gibt verschiedene Meilensteine in der Entwicklung der mechanischen Uhr mit ewigem Kalender. Die folgende Chronologie bietet einen Überblick über die Modelle, die – in verschiedenen Teildisziplinen – als die ersten ihrer Art gelten:
1764 | Der englische Uhrmacher Thomas Mudge konstruiert die erste Taschenuhr mit ewigem Kalender. |
1925 | Patek Philippe präsentiert die erste Armbanduhr mit ewigem Kalender. |
ab 1941 | Patek fertigt einen Chronographen mit ewigem Kalender (Referenz 1518) auf Basis eines Valjoux-Werks in Serie. |
1962 | Patek lanciert die erste Automatikuhr mit ewigem Kalender. |
1985 | Kurt Klaus, Konstrukteur bei IWC Schaffhausen, erfindet die Komplikation neu:
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Dafür, dass der ewige Kalender eine große Komplikation ist, bieten relativ viele Uhrenmarken Modelle mit der exklusiven Funktion an – in erster Linie für Herren. Mechanische Armbanduhren für Damen sind generell weniger kompliziert. Wer sich für eine bis 2100 genau gehende Kalender-Uhr interessiert, wird bei zahlreichen Herstellern fündig.
Uhren mit ewigen Kalendern sind sehr teuer und kaum unter 10.000 Euro zu haben. Die meisten von ihnen liegen preislich zwischen 30.000 und 50.000 Euro. Sie stammen ausschließlich von Manufakturen, denn ein Großserienkaliber mit ewigem Kalender gibt es nicht. Dafür wäre die Konstruktion zu aufwendig.
Der folgende Absatz bietet einen Überblick über die wichtigsten Hersteller von Quarzuhren mit ewigem Kalender, der übernächste Absatz einen Überblick über die wichtigsten Hersteller von mechanischen Uhren mit ewigem Kalender. Jede Marke ist auch mit einem Beispiel-Modell vertreten.
Uhrenmarke | Beispiel-Modell | weitere Komplikationen/Funktionen |
Breitling | Chronospace Military (Quarz) |
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Junghans | Meister Mega (Funk) |
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Longines | Conquest V.H.P. (Quarz) | Chronograph |
Tissot | Tradition Perpetual Calendar (Quarz) | retrograde Datumsanzeige |
Uhrenmarke | Beispiel-Modell | weitere Komplikationen/Funktionen |
A. Lange & Söhne | 1815 Rattrapante Ewiger Kalender Handwerkskunst (Handaufzug) |
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Audemars Piguet | Royal Oak Offshore Grande Complication (Automatik) |
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Blancpain | Villeret Ewiger Kalender (Automatik) | Mondphasenanzeige |
Breguet | Marine Équation Marchante 5887 (Automatik) |
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Cartier | Rotonde de Cartier Grande Complication (Automatikwerk mit Mikrorotor) |
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Chopard | L.U.C All-in-One (Handaufzug) |
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Glashütte Original | Senator Ewiger Kalender (Automatik) |
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IWC | IWC Portugieser Ewiger Kalender (Automatik) | doppelte Mondphase für Nord- und Südhalbkugel |
Jaeger-LeCoultre | Master Ultra Thin Perpetual (Automatik) | Mondphasenanzeige |
Nivrel | Héritage Perpetuel (Automatik) | Mondphasenanzeige |
Patek Philippe | Nautilus Ewiger Kalender (Automatikwerk mit Mikrorotor) | Mondphasenanzeige |
Vacheron Constantin | Patrimony Ewiger Kalender “Collection Excellence Platine” (Automatik) | Mondphasenanzeige |
Artikel unter Verwendung eines Beitrags von Melissa Gößling.
Erstmals erschienen 2015, letzte Aktualisierung 10.12.2018.