Retro-Uhren greifen Formen und Farben von alten Designs wieder auf. Es handelt sich dabei aber immer um neue Produkte. Bei Vintage-Modellen dagegen geht es um gut erhaltene Originale aus vergangenen Jahrzehnten. Vintage-Uhren sind also tatsächlich alt, während Retro-Uhren neu sind, aber im alten Outfit erscheinen.
Richtig populär wurde der Retro-Trend mit der Mode. Wer etwas auf sich hält, der trägt alte Kleidung großer Marken wieder auf. Vintage nennt man das, oder einfach nur Second hand. Dieser Trend ging schließlich auch auf Uhren über, alte Originale sind so begehrt wie nie zuvor und erzielen – gut erhalten – Höchstpreise bei Auktionen und im Gebrauchtmarkt. Aber nicht jeder benutzt gerne etwas, was andere schon am Körper trugen. Da kommt dann die Retro-Uhr ins Spiel. Mit neuen Uhren, die alte Designs aufgreifen, kann man in vergangen Zeiten schwelgen, ohne sich über aufwändige und teure Revisionen oder Fehler am Zifferblatt und Gehäuse zu ärgern.
Grundsätzlich kann man natürlich Designelemente aus jedem Jahrzehnt nehmen – erlaubt ist, was gefällt. Bei Fliegeruhren greifen die Hersteller meist auf das Design der Beobachtungsuhren aus den dreißiger und vierziger Jahren zurück, als Piloten nach gut ablesbaren und robusten Uhren verlangten. In den 1950er- und 1960er-Jahren wurde die Taucheruhr maßgeblich entwickelt. Daher greifen Uhrenmarken gerne auf diese Zeit zurück, wenn neue Taucheruhren im Retro-Stil gestalten werden sollen.
Generell kann man sagen, dass das Design sozusagen ein Oldtimer sein sollte, das heißt, vor über 30 Jahren zum ersten Mal in Erscheinung trat. Jüngere Stilelemente sind noch zu dicht an der Gegenwart, als dass sich das für Retro typische Gefühl von den »guten alten Zeiten« schon einstellen kann. Andererseits bezieht sich der Retro-Stil selten auf Designs, die vor mehr als hundert Jahren entstanden sind. Vielleicht sind diese alten Formensprachen nur schwer zu modernisieren oder weichen dann doch zu sehr vom modernen Geschmack ab.
War ein Modell in der Vergangenheit besonders beliebt und erfolgreich, so kann es sich für eine Uhrenmarke lohnen, es als Neuauflage leicht modernisiert zurück auf den Markt zu bringen. Es reicht mitunter aber schon aus, bestimmte Farben und Formen für ein neues Modell zu verwenden, um ihm den gewünschten Retro-Stil zu verleihen. So wirken tonneauförmige Uhrengehäuse häufig wie aus einer anderen Zeit – diese Form entstand um die Jahrhundertwende, als man Alternativen zur runden Uhr entwickelte. Bei Farben hat das Beige in all seinen Schattierungen die stärkste Retro-Wirkung: So eingefärbt wirken Zifferblätter, Zeiger und Indizes als wären sie von der Sonne schon leicht vergilbt.
[2401]