Jaeger-LeCoultre: Reverso
Mit ihrem Klappmechanismus wurde die Jaeger-LeCoultre Reverso zum Klassiker
Nur wenige Klassiker der Uhrengeschichte bieten eine Besonderheit wie die Jaeger-LeCoultre Reverso. Mit ihrem aufwendigen Klappmechanismus verwandelt sich die Uhr in eine robuste Trutzburg, die nicht nur für Polospieler attraktiv ist. 2021 feierte die Schweizer Manufaktur das 90-jährige Bestehen dieses Modells. Doch wie begann ihre Geschichte?

Inhalt:
- Wie entstand die Idee zur Jaeger-LeCoultre Reverso?
- Wann kam die erste Wendeuhr auf den Markt?
- LeCoultre fertigte die Reverso auch für andere Uhrenmarken
- Wie wird das Wendegehäuse hergestellt?
- Die Reverso mit Quarzwerk
- 2014 – die Reverso wird automatisch
- 2016 – 85 Jahre Jaeger-LeCoultre Reverso
- Die komplizierte Reverso Gyrotourbillon
- 2017: Reverso Tribute Moon mit historischem Vorbild
- 2018 – 185 Jahre Jaeger-LeCoultre: Reverso Tribute Tourbillon Duoface
- Die Wendeuhr bei den Oscars
- Die komplizierteste Reverso
- 2021: 90 Jahre Reverso
1931 – Polo lieferte die Idee zur Jaeger-LeCoultre Reverso
Heutzutage kann man sich nur schwer vorstellen, welche profanen Probleme Uhrenhersteller im Jahr 1930 plagten. Die Armbanduhr setzte sich damals mit wachsendem Erfolg gegen die Taschenuhr durch, doch Wasserdichte, Staubdichte und dauerhafte Nutzbarkeit stellten extrem hohe Ansprüche an die Armbanduhr.Dabei fing es mit dem freien Blick auf das Zifferblatt schon an: Zu dieser Zeit bestanden Uhrgläser aus Zelluloid oder Kristallglas. Zelluloid ist zwar schlagfest, doch nimmt es bereits nach wenigen Jahren eine starke gelbliche Färbung an; eine Politur zur Ausbesserung von Kratzern ist kaum möglich. Kristallglas hingegen zerbricht bei kleinen Stößen und Schlägen sofort. Insbesondere Sportler mussten dies leidvoll erleben, so ließen sie im Wettkampf manches Uhrglas auf dem Spielfeld liegen. Lösungen mit Gittern vor dem Uhrglas verschmutzten schnell, die Gitter verbogen sich und genügten ästhetisch nicht den Ansprüchen der Träger.

Von diesem Dilemma erfuhr der Schweizer César de Trey. Der Kaufmann aus Lausanne war den Zeitmessern als Sammler schon lange verfallen. Während einer Reise über den indischen Subkontinent schaute sich der Geschäftsmann ein Polospiel an – der britische Sport erlebte damals in sämtlichen Kronkolonien eine Blüte. Etliche der spielenden englischen Kolonialoffiziere trugen Armbanduhren, doch nicht alle Uhren überlebten das Match unbeschadet. Die zersplitterten Uhrgläser hinterließen Eindruck bei dem geschäftstüchtigen Schweizer – der Legende nach sollen die Sportler zudem lautstark den Bau einer Armbanduhr, die einem solchen Sport gewachsen ist, von ihm gefordert haben.
De Trey, Jaeger und LeCoultre holen Hilfe – die Reverso mit dem beweglichen Gehäuse entsteht
Zurück in der Schweiz besprach de Trey die Problematik der Kolonialoffiziere mit seinem langjährigen Freund und Geschäftspartner Jacques-David LeCoultre. Seit 1900 leitete der Uhrmacher die Herstellung in der Manufaktur LeCoultre, seit 1906 war er Generaldirektor. Der Wunsch der Polospieler fand bei ihm Gehör – doch das Wissen um die Gehäusebaukunst war nicht vorhanden. LeCoultre brauchte Hilfe, um eine ganze Uhr zu bauen.

Seit 1907 arbeitete die Schweizer Manufaktur jedoch mit dem Pariser Edmond Jaeger zusammen, der sich durch etliche Renommierstücke bereits einen Namen gemacht hatte. Die weltweit flachste Taschenuhr mit dem Kaliber LeCoultre 145 war nur eines davon – mit 1,38 Millimetern war das Werk so hoch wie zwei Streichhölzer. Doch auch Jaeger verfügte selbst nicht über das nötige Wissen, doch ein Ingenieur und früherer Designer löste das Problem.

Alfred Chauvot konstruierte das Gehäuse, bei dem der Hauptteil beweglich in einem Rahmen gelagert war. Dieser Rahmen hatte die Form einer Bodenplatte, die auf dem Handrücken auflag und auch die Bandanstöße barg. Die beiden Schmalseiten an der Bandbefestigung trugen je eine längliche Ausfräsung. Der Hauptteil des Gehäuses beherbergte das Uhrwerk und war als autarke Kapsel schwenkbar in der Fräsung aufgehängt. Dafür sorgten Stahlkugeln, die unter Federdruck standen. Klinkte man den Korpus an einer Seite aus der Fräsung aus, ließ er sich – gehalten von den Kugeln auf der gegenüberliegenden Gehäuseseite – um 180 Grad drehen. Danach schob man ihn einfach in den Rahmen zurück. Das Prinzip der Wendeuhr war geboren. In der ursprünglichen Patentschrift hatte die Uhr eine quadratische Form, die später aber für die Produktion in ein rechteckiges Gehäuse verändert wurde. Jaeger, LeCoultre und de Trey kauften das Konzept für 10.000 Franken von Chauvot. Zudem erhielt der Konstrukteur auch den Anspruch auf einen Betrag von 2,50 Franken für jede verkaufte Uhr.
Die erste Wendeuhr erschien 1933 unter dem Namen Reverso
Der Name für die Besonderheit war schnell gefunden: Reverso, lateinisch für “ich drehe mich”. Die drei Unternehmer hofften, bereits im Jahr 1931 mit der Uhr auf den Markt gehen zu können – doch unerwartete Probleme blockierten das Projekt beinahe. Nicht nur das Design hatten Jaeger, LeCoultre und de Trey auslagern müssen, auch die Produktion schien nicht in einem der eigenen Häuser stattfinden zu können. Das Gehäuse war zu kompliziert für die Gehäusewerkstatt von Jaeger in Paris. Der Auftrag ging an die Firma A & E Wenger. Auch LeCoultre hatte zunächst Probleme mit der Uhr, denn keines der in der Fabrik gefertigten Uhrwerke passte in das durch den Wendemechanismus knapp bemessene Gehäuse. Zunächst wurden Werke des Kalibers 064 der Tavannes Watch Co. aus dem gleichnamigen Ort im Berner Jura eingesetzt. Der Zusammenbau des Zeitmessers fand in Le Sentier in den Werkstätten von LeCoultre statt.

Erst im Frühjahr 1933 konnte LeCoultre die Lücke schließen und präsentierte das Kaliber Nummer 11, das mit 15 Steinen, 18.000 Halbschwingungen pro Stunde und 50 Stunden Gangreserve die Tavannes-Werke ersetzen konnte. Solche Erstzeit-Uhren trugen auf dem Zifferblatt meistens weder die Signatur von Jaeger noch von LeCoultre, sondern schlicht die Bezeichnung “Reverso”. Mit 37 Millimetern Länge und 23 Millimetern Breite passten sie an jedes Handgelenk. Knapp acht Millimeter Höhe trotz des Wendemechanismus ließen sie recht flach wirken. Solche Modelle in Originalzustand sind heute gesucht – häufig werden Preise oberhalb von 10.000 Euro aufgerufen.
LeCoultre fertigte die Reverso auch für andere Uhrenmarken
Ein Feind blieb der Uhr lange erhalten: Feuchtigkeit. Die gerade bei sportlichen Wettkämpfen verwendeten Modelle der Reverso erlitten oft durch Schweiß oder Wasser Zifferblattschäden. Wirklich originale Blätter sind so selten geworden, umso öfter findet man Uhren aus den ersten Baujahren, die zu Unrecht den Aufdruck “Jaeger-LeCoultre” tragen. Denn der finale Zusammenschluss beider Unternehmen fand erst 1937 statt.

Diese Modelle resultieren also aus Aufbereitungen und Zifferblattrestaurierungen. Kein Hinweis auf eine Fälschung sind indes Uhren mit Zifferblattmarkierungen der damals bekannten Juweliere. Cartier, Gübelin, Türler: Sie alle ließen den Zeitmesser für sich fertigen und verkauften die einmalige Uhr unter dem eigenen Namen. Auch hier liegen die Preise je nach Zustand zwischen 2.000 und weit über 10.000 Euro. Darüber hinaus nutzten auch andere Uhrenmarken mit immensem Prestige wie Patek Philippe, Favre-Leuba oder Hamilton den Zeitmesser. Denn ein Nachbau war bis 1951 aufgrund des Patentschutzes nicht möglich. So fertigte LeCoultre auch für diese Marken.

Solche Uhren sind nahezu unbezahlbar, denn weltweit hat nur eine Handvoll überlebt. Authentische und gepflegte Exemplare erzielen wie immer die höchsten Preise. Etliche Ausführungen tragen die Bezeichnung Staybrite – dies war der Hersteller des Gehäusematerials, wenn Edelstahl gewählt wurde. Auch die Damen kamen in den Genuss des Modells von Jaeger-LeCoultre, meist an einem Seidenripsband getragen und in Gold ausgeführt. Solche Varianten wurden meist ebenfalls für einen mindestens mittleren vierstelligen Preis verkauft.
Die Jaeger-LeCoultre Reverso lässt sich individualisieren
Indien war einer der wichtigsten Erstmärkte des berühmten Zeitmessers: Für 500 Franken im Goldgehäuse brachte César de Trey die Uhren, die sich schnell großer Beliebtheit erfreuten, dort auf den Markt. Rasch zeigte sich, dass dieses Modell eine ungewöhnliche Chance der Individualisierbarkeit bot. Jagatjit Singh Bahadur – von 1877 bis zu seinem Tod 1949 Maharadscha von Kapurthala – hielt große Stücke auf die französische Kultur. Sein Palast war dem Schloss von Versailles nachempfunden, wenig überraschend zierte eine Reverso sein Handgelenk. Auf der Rückseite der Uhr ließ er in Email das Abbild seiner Frau anbringen. Mit seinem Konterfei versehen bestellte er weitere 50 Uhren, die an wichtige Gäste verschenkt wurden. Erst später machte auch der Hersteller in der Schweiz daraus ein Zusatzgeschäft: Bis heute können Wappen, Initialen oder andere Wunschmotive in die sonst schmucklose Rückseite der Luxusuhren graviert werden. Edelsteinbesatz oder andere individuelle Verzierungen ermöglichen eine fast unendliche Vielfalt.
Die Herstellung des Wendegehäuses
Das Video zeigt die einzelnen Schritte der Herstellung des eckigen Uhrengehäuses und erklärt, was die Herstellung des Reverso-Gehäuses so anspruchsvoll macht:
Inhalt:
- Wie entstand die Idee zur Jaeger-LeCoultre Reverso?
- Wann kam die erste Wendeuhr auf den Markt?
- LeCoultre fertigte die Reverso auch für andere Uhrenmarken
- Wie wird das Wendegehäuse hergestellt?
- Die Reverso mit Quarzwerk
- 2014 – die Reverso wird automatisch
- 2016 – 85 Jahre Jaeger-LeCoultre Reverso
- Die komplizierte Reverso Gyrotourbillon
- 2017: Reverso Tribute Moon mit historischem Vorbild
- 2018 – 185 Jahre Jaeger-LeCoultre: Reverso Tribute Tourbillon Duoface
- Die Wendeuhr bei den Oscars
- Die komplizierteste Reverso
- 2021: 90 Jahre Reverso
Runde Uhren in Mode – die Zeit der Jaeger-LeCoultre Reverso schien besiegelt
Zur Zeit des Zweiten Weltkriegs waren runde Uhren mehr denn je gefragt, die Geschichte der Reverso schien besiegelt. Die Exportrestriktionen taten ein Übriges. Schnell entschied sich der Gehäusehersteller Wenger, die Lieferungen komplett einzustellen. Anfang der 1950er-Jahre verschrottete das Unternehmen sogar die Werkzeuge zur Herstellung der Wendegehäuse. Jaeger-LeCoultre bot die Uhr weiter an, die Nachfrage konnte aus dem Lagerbestand gedeckt werden. Die Uhr im Stil des Art déco schien dem Untergang geweiht – und tatsächlich dauert es noch bis in die 1970er-Jahre, ehe sich die Entwicklung in großem Maßstab änderte. Es lagen noch etwa 200 Gehäuse in der Schweiz auf Lager, als der Mailänder Kaufmann Giorgio Corvo eine Idee hatte. Er wollte aus dem Zeitmesser ein Lifestyle-Produkt machen, und bestellte 200 Uhren – neben Cartier war er zu dieser Zeit der einzige Hersteller, der eckige Uhren anbot. Der Plan, die Gehäuseform in Italien zum Trend werden zu lassen, funktionierte nach einer Weile – mit weiterer Unterstützung. Die Gebrüder Fiumi betrieben in Mailand ein etabliertes Uhren- und Schmuckgeschäft. Ein legendäres Buch barg dort im Porträt alle Käufer einer Jaeger-LeCoultre Reverso – schnell wollte die gesamte italienische Prominenz Eingang in dieses Buch finden. Giovanni Agnelli, Enzo Ferrari oder Gianni Versace waren nur einige der Persönlichkeiten, die ihre Uhren in der Orologeria Fiumi entgegen nahmen. Parallel brach in den 1970er-Jahren die Ära quarzgetriebener Uhren an – und dieser Mode folgte auch Jaeger-LeCoultre.
Die Jaeger-LeCoultre Reverso mit Quarzwerk
Heute bilden die Quarzmodelle den preiswerten Einstieg in die Welt der Reverso. Seit den 1990er-Jahren bietet die Uhr mitunter Durchblick von der Rückseite: Unter Glasböden werden nun Uhrwerke der feinsten Bauart verwendet. Neben Chronograph oder Gangreserveanzeige kann sich auch ein Tourbillon befinden. In den 2000er-Jahren gab es die Reverso auch als sportlichere Gran-Sport-Variante.

Die Reverso bekommt das Gyrotourbillon
Eine Besonderheit stellte die Variante mit Gyrotourbillon dar: Aus mehr als 300 Einzelteilen besteht das Uhrwerk mit Wirbelwind, hochkomplex ist der Mechanismus aufgebaut. Die Uhr wurde nur 75 Mal gebaut – und ist entsprechend teuer. Bis zu einem Preis von 300.000 Euro kann sie auf Versteigerungen kosten. So hat die Reverso den Sprung von einer bedarfsgerecht konstruierten Uhr zur Stilikone vollzogen, die seit fast einem ganzen Jahrhundert in kaum veränderter Form besteht. Sie ist die Wendeuhr schlechthin und wird es immer sein.

2014: Automatikwerk für die Jaeger-LeCoultre Reverso
Mit der Grande Reverso Night & Day stellte Jaeger-LeCoultre 2014 erstmals diesen Zeitmesser mit Automatikwerk vor. Dabei kommt das Manufakturkaliber Jaeger-LeCoultre 967/B im Gehäuse aus Edelstahl oder Gold zum Einsatz. Auf dem versilberten und mit „Clous-de-Paris“-Dekor guillochierten Zifferblatt indizieren gebläute Stabzeiger die Zeit.

2016: 85 Jahre Jaeger-LeCoultre Reverso
Auf dem Genfer Uhrensalon 2016 zelebrierte Jaeger-LeCoultre das 85-jährige Bestehen seiner Ikone mit zahlreichen Neuheiten. Die Ikone wird seither in drei Linien unterteilt: Reverso Classic, Reverso One und Reverso Tribute. Wobei sich die Linie Tribute hinsichtlich ihres Designs von den Urmodellen aus den 1930er-Jahren inspirieren lässt. Die Tribute Duoface in Edelstahl beispielsweise zeigt auf der Vorderseite Stunde, Minute und kleine Sekunde an, beim Wenden des Gehäuses kommt eine Anzeige für eine zweite Zeitzone und eine 24-Stunden-Anzeige zum Vorschein. Kostenpunkt: 13.100 Euro.
Auch die Tribute Calendar zeigt eine Tag-Nacht-Anzeige und weist eine zweite Zonenzeit aus. Dazu gesellt sich auf der Vorderseite ein Vollkalender mit Mondphasenanzeige. Die Reverso in Gold kostet 30.200 Euro.
Heute heißt die Reverso in der ursprünglichen Größe Reverso One, ist mit Quarz- oder Handaufzugswerken bestückt und wird meist von Damen getragen. Diese Modelle sind 40,1 Millimeter mal 20 Millimeter groß und besitzen eine blanke Rückseite, die verziert werden kann. Ausnahme bilden die Duetto-Versionen. Diese tragen auf der zweiten Seite eine zweite Zeitanzeige mit oder ohne zusätzlicher Mondphase. Die Preise beginnen bei 7.050 Euro.
Die neue Sub-Linie Reverso Classic erscheint in drei Größen und ist mit Gehäusen aus Gold, Platin und Edelstahl erhältlich. Die Modelle sind überwiegend mit Handaufzugskalibern bestückt. Die kleinste Variante, die sich perfekt als Damenuhr eignet, misst 34 mal 21 Millimeter. Die mittlere (40 mal 24,4 Millimeter) und die größte Version (45,6 mal 27,4 Millimeter) beherbergen entweder ein Handaufzugswerk oder das automatische Manufakturkaliber 965. Die Rückseite des stählernen Wendegehäuses bietet Platz für Individualisierungen wie Gravuren. Der Verkaufspreis für die mittlere Größe beginnt bei 6.550 Euro (mit Quarzwerk). Die Classic Duetto-Versionen verfügen auf der Rückseite über eine zweite Zeitzone. Bei den Duoface-Modellen findet sich auf der zweiten Seite des Wendegehäuses ebenfalls eine zweite Zeitzone, die Vorderseite ergänzt eine kleine Sekunde. Die Preise dieser Modelle starten bei 10.800 Euro.
2016 stellte Jaeger-LeCoultre auch die Reverso Classic Large Duoface vor, die zwei Zeitzonen auf den beiden Seiten ihres Wendegehäuses anzeigt. Ihr hinteres Zifferblatt zeigt dabei die Heimatzeit an. Bei einem Zeitzonenwechsel kann der Träger den Stundenzeiger des vorderen Zifferblatts bei halb gezogener Krone in Stundenschritten vor- und zurückschalten. Bei vollständig herausgezogener Krone kann der Reisende die Zeit auf beiden Zifferblättern minutengenau einstellen. Das Gehäuse der Reverso misst 47 mal 28,3 Millimeter und besteht aus Rotgold. Das Modell ist mit einem hellen und einem dunklen Zifferblatt für 25.600 Euro erhältlich. Die Edelstahlversion kostet 13.100 Euro.

Zum Jubiläum ein Gyrotourbillon
Wie bereits 2008 ist auch das 2016 vorgestellte Tribute Gyrotourbillon eine besonders komplizierte Uhr. Das Modell besitzt eine Unruh, die nicht nur – wie bei Tourbillons üblich – um eine Achse kreist, sondern sich um zwei Achsen dreht. Dadurch werden sämtliche Lagedifferenzen der Uhr ausgeglichen.

Trotz des Zwei-Achsen-Tourbillons fällt der Zeitmesser mit 12,6 Millimetern flach aus. Auf der Rückseite kann der Träger eine zweite Zonenzeit ablesen. Von der Platinuhr wurden nur 75 Exemplare gebaut.
Watchtime.net bekam die selten zu sehende Uhr auf dem Genfer Uhrensalon 2016 vor die Kameralinse:
2017: Reverso Tribute Moon mit historischem Vorbild
Neu kam 2017 zur Reverso-Linie das Modell Tribute Moon hinzu. Dieses wurde nach dem Vorbild einer historischen Reverso von 1931 gebaut. Auf der einen Seite zeigt die Wendeuhr Zeit, Mondphase und Datum an. Das blaue Zifferblatt auf ihrer Rückseite indiziert eine zweite Zeitzone mit Tag-Nacht-Anzeige. Möglich macht diese Funktionen das hauseigene Handaufzugskaliber 853A, das von einem 49,4 x 29,9 Millimeter großen Edelstahlgehäuse geschützt wird. Das Modell ist nicht mehr erhältlich.

Sondermodell zum 185-jährigen Bestehen von Jaeger-LeCoultre
Den 185. Geburtstag feierte Jaeger-LeCoultre im Jahr 2018 mit dem Sondermodell Reverso Tribute Tourbillon. Dafür entwickelte die Uhrenmarke das Handaufzugskaliber 847 mit zwei Zeigerwerken und einem fliegenden Tourbillon. Auf dem blauen Zifferblatt der Vorderseite weisen die beiden Dauphine-Zeiger die aktuelle Uhrzeit aus, während auf der Rückseite die mit Genfer Streifen veredelte Platine des Uhrwerks sowie ein gekörntes Zifferblatt mit Stunden- und Minutenindikation und bei zwei Uhr eine Tag-/Nachtanzeige zu sehen ist. Das Platingehäuse der Reverso misst 45,5 Millimeter mal 27,4 Millimeter im Durchmesser. Die Uhr war auf jeweils 50 Exemplare limitiert.
Die Wendeuhr auf dem roten Teppich
Die Berühmtheit der Reverso macht sie nach wie vor zu einem sehr begehrten Uhrenmodell – auch bei Stars und Sternchen. Bei den 91. Academy Awards trug der Oscar-Preisträger Spike Lee, der für das “Beste adaptierte Drehbuch” des Films “BlacKkKlansman” mit der berühmten Trophäe ausgezeichnet wurde, eine Reverso Classic Medium Duetto Small Seconds aus Edelstahl am Handgelenk.
Die komplizierteste Reverso
Mit der Reverso Hybris Mechanica Calibre 185 Quadriptyque stellt Jaeger-LeCoultre 2021 die bis dato komplizierteste Version seiner Wendeuhr vor. Sie gibt Informationen auf nicht weniger als vier Zifferblättern, was durch das Prinzip der Wendeuhr erst möglich wird. Insgesamt besitzt sie elf Komplikationen, für die zwölf Patente angemeldet wurden.

Auf dem ersten Zifferblatt befinden sich die Zeitanzeige, ein Tourbillon mit Sekundenanzeige, ein springender ewiger Kalender mit Großdatum, Wochentag, Monat und Schaltjahr sowie eine Tag-Nacht-Anzeige. Auf der zweiten Seite, die auch oben getragen werden kann, findet man eine springende digitale Stunde mit umlaufender Minute. Hier sind auch große Teile der Minutenrepetition zu sehen, die über das markeneigene System zur Eliminierung der Pausenintervalle verfügt.

Auf der inneren Bodenplatte befindet sich das dritte Zifferblatt mit synodischem Mondzyklus (Mondphase auf der nördlichen Hemisphäre), drakonitischem Mondzyklus (Höhe des Mondes), anomalistischem Mondzyklus (Erdferne und Erdnähe) sowie Monat und Jahr. Dank der drei Mondzyklen kann die Quadriptyque bevorstehende astronomische Ereignisse wie einen Supermond oder eine Sonnenfinsternis ankündigen. Auf der Rückseite, die normalerweise am Arm aufliegt, sieht man dann noch die Mondphase auf der südlichen Hemisphäre. Ein raffiniertes System überträgt um Mitternacht einen Impuls vom beweglichen Gehäuseteil mit dem Uhrwerk zum unteren Gehäuseteil. Trotz des enormen Funktionsumfangs des Manufakturkalibers 185 bleibt das Gehäuse mit 15 Millimetern Höhe bequem tragbar. Jaeger-LeCoultre baut lediglich zehn Exemplare, die für jeweils ca. 1,6 Millionen Euro zu haben sind.
2021: 90 Jahre Reverso
Jaeger-LeCoultre feiert 2021 den 90. Geburtstag seiner berühmten Wendeuhr Reverso mit verschiedenen Jubiläumsmodellen. Eines davon ist die Reverso Tribute Duoface Fagliano Limited, die auf jedem ihrer beiden Gesichter eine Zeitzone zeigt. Weiteres Jubiläumsmodell war die auf 190 Exemplare limitierte Reverso Tribute Nonantième in Rotgold. Ihr Handaufzugskaliber 826 indiziert auf der Vorderseite Stunde, Minute, kleine Sekunde, Großdatum und Mondphase in klassischer Form. Auf der werden die Stunden halb springend dargestellt und die Minuten von einer sich drehenden Scheibe. Sie hat die Form einer Dreiviertelplatine, die – mit winzigen goldenen Sternen versehen–, den Nachthimmel darstellt. In einem kleinen Kreis in der Mitte ziehen eine goldene Sonne und ein goldener Mond über den Horizont, um Tag und Nacht anzuzeigen. Ebenfalls dem Jubiläum gewidmet ist ein auf zehn Stück limitiertes Haute-Horlogerie-Modell mit Minutenrepetition. Die Manufaktur versteht sich seit über 150 Jahren auf diese große Komplikation und hat sich mit vielen Innovationen um die Perfektionierung der Klangqualität verdient gemacht. Bei der Reverso Tribute Minute Repeater wurde das vordere Zifferblatt vollständig skelettiert, um die Schönheit des Mechanismus zu zeigen. Die Wendeuhr wird von einer überarbeiteten Version des Handaufzugskalibers 944 angetrieben – sobald der auf der linken Gehäuseflanke integrierte Schieber in Gang gesetzt wird, hört man, was man sieht und sieht, was man hört.
Pünktlich zum Jubiläum veröffentlicht die Manufaktur ein Buch über die berühmte Wendeuhr. Es erscheint unter dem Titel “REVERSO – Timeless stories since 1931” und entstand in Zusammenarbeit mit dem Verlag Assouline. Der Autor und Uhrenspezialist Nicholas Foulkes erzählt auf 200 Seiten die Geschichte der Uhr mit umfangreichen Archivbildern und Originalfotografien. Das Werk berichtet darüber hinaus über Geschichten von Reverso-Besitzern, die ihre Uhren auf besonders bedeutungsvolle Weise individuell gestaltet haben. Außerdem erfahren die Leser mehr über die faszinierende Geschichte der Gründer von Jaeger-LeCoultre. Preis: 195 Euro

Fotos: Antiquorum, Jaeger-LeCoultre
Fortlaufend aktualisierter Artikel, ursprünglich online gestellt im August 2014.
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