Interview: Bulgari-CEO Babin über den neuen Weltrekord-Chronographen

Der flachste Chronograph der Welt und die Mode

Im Interview mit Rüdiger Bucher sagt Bulgari-CEO Jean-Christophe Babin, welche Rolle die Herrenuhren bei Bulgari spielen und was der neue Weltrekord-Chronograph mit der Mode zu tun hat.

Bulgari-CEO Jean-Christophe Babin
Bulgari-CEO Jean-Christophe Babin (Bild: ©point-of-views.ch)

Herr Babin, Wie ist Ihre Strategie in Bezug auf Herrenuhren im Vergleich zu Damenuhren? Schmuckuhren für Damen produzieren wir seit 101 Jahren. Für uns als Schmuckhersteller war es damals ein logischer Schritt, auch Schmuckstücke anzubieten, die die Zeit anzeigen. Mitte der siebziger Jahre erst änderte sich unsere Politik, als wir sahen, dass die männlichen Begleiter der Frauen sich in unseren Boutiquen langweilten. Nicola Bulgari kam zusammen mit seinem Bruder Gianni auf die Idee, auch den Männern Uhren anzubieten. So kam es zur ersten Bulgari Roma von 1975: Ursprünglich machten wir sie den Männern, die für ihre Frauen ein kostbares Schmuckstück erwarben, zum Geschenk. Die Uhr war schnell so erfolgreich, dass die Brüder aus der Uhr ein kommerzielles Modell machten: die berühmte Bulgari-Bulgari mit dem in die Lünette eingravierten doppelten Markenschriftzug. In den frühen 2000er Jahren machten wir sogar mehr Umsatz mit Herren- als mit Damenuhren. Tatsächlich ist Bulgari – mit dem V-förmigen Logo, den vielen Anspielungen aufs alte Rom, dem architektonisch angehauchten Design – eine der wenigen femininen Luxusmarken, die auch für Männer sehr attraktiv sind. Wir sehen das auch bei den Parfüms, wo die Herrendüfte etwa 45 Prozent ausmachen. Uns war klar, dass Herrenuhren für uns wichtig bleiben würden – solange sie sich im Design deutlich von den originären Uhrenmanufakturen unterscheiden würden.

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Welche Rolle spielt die Bulgari-Bulgari heute? Wir haben sie 2018 komplett redesignt und verkaufen sie vorwiegend in unseren eigenen Boutiquen, als Herren- und Damenmodelle. In den klassischen Juweliersgeschäften konzentrieren wir uns dagegen ganz auf die Octo sowie auf die Damenmodelle Serpenti und Lucea.

Die Octo ist also heute die wichtige Bulgari-Herrenuhr? Ja. Ihr Design unterscheidet sich völlig von den Uhren der reinen Uhrenmarken und gleichzeitig passt sie in ihrer Eleganz ganz zu unserem Schmuck und unseren Damenuhren. Aus diesem Gedanken heraus ist die ultraflache Octo Finissimo entstanden: Sie stellt die ultimative zeitgemäße Eleganz für Herren dar. Wenn ein Mann sich für einen Slim-Fit-Look entscheidet, sollte seine Uhr auch dem Slim Fit entsprechen.

Bulgari: die superflache Octo Finissimo Automatic Ceramic baut nur 5,5 mm hoch
Bulgari: die superflache Octo Finissimo Automatic Ceramic baut nur 5,5 mm hoch

Finden Sie, dass die aktuelle Uhrenwelt generell mehr mit dem Thema Mode verbunden ist? Das nicht, aber das Thema Slim Fit, das ja wie Bulgari aus Italien kommt, ist heute für Männer sehr attraktiv. Nicht zuletzt, weil es einen jünger aussehen lässt. Unsere Octo Finissimo ist die perfekte Ergänzung zum Slim Fit in der Bekleidung. So passt die Octo Finissimo perfekt in die heutige Zeit, während sich die traditionellen Uhren, die eher das 19. Jahrhundert repräsentieren, immer mehr von unserer heutigen Zeit entkoppeln. Und ins Heute passt auch unser monochromatischer Ansatz: Unsere Uhren haben alle nur eine Farbe. Auch damit passen sie sich jedem beliebigen Kleidungsstil an. Als wir vor ein paar Jahren die ersten Finissimo-Modelle planten, gab es allerdings keine passenden ultraflachen Uhrwerke. Also mussten wir sie selbst entwickeln.

Und das führte im Lauf der letzten sechs Jahre zu fünf Weltrekorden in Sachen minimale Höhe. Genau: vom flachsten Tourbillon mit Handaufzug 2014 über die flachste Minutenrepetition 2016, die – damals – flachste Automatikuhr 2017 und das flachste Tourbillon mit Automatikaufzug 2018 – gleichzeitig das flachste Tourbillon überhaupt sowie die seither flachste Automatikuhr überhaupt – bis hin zum flachsten Chronographen, den wir in diesem Jahr vorstellen. Es ist zugleich unser erstes eigenes Chronographenwerk.

Bulgari: das ultraflache Kaliber BVL 318 des Octo Finissimo Chronograph ist nur 3,30 mm hoch
Bulgari: das ultraflache Kaliber BVL 318 des Octo Finissimo Chronograph ist nur 3,30 mm hoch

Haben Sie bewusst auf diesen neuen Weltrekord hingesteuert? Es ging uns in erster Linie darum, einen wirklich eleganten Chronographen zu schaffen. Viele unserer Kunden tragen keine Chronographen, weil sie ihnen zu dick sind. Unser Ziel war es also, einen flachen Chronographen zu bauen, der sich problemlos unter die Hemdmanschette schieben lässt. Und das 3,30 Millimeter dünne Kaliber bietet nicht nur eine weitere Funktion mit der zweiten Zeitzone; wir können künftig auch andere Funktionen integrieren. Und so, wie viele das El Primero von Zenith als das Chronographenwerk des 20. Jahrhunderts sehen, wird man vielleicht einmal unser Kaliber BVL 318 als den Chronographen des 21. Jahrhunderts betrachten.

Sie zeigen auf der Baselworld auch eine Grande Sonnerie mit ewigem Kalender. Sie steht für ein besonderes Jubiläum: In den letzten 25 Jahren haben wir jedes Jahr mindestens eine Grande Sonnerie gebaut, insgesamt rund 100 Stück. Das kann, glaube ich, kein anderer Uhrenhersteller von sich behaupten. buc

Bulgari: die Octo Grande Sonnerie Perpetual Calendar am Handgelenk
Bulgari: die Octo Roma Grande Sonnerie Perpetual Calendar am Handgelenk

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