Interview: Certina-Präsident Adrian Bossard über das neue Jubiläumsmodell
Über den Mehrwert für den Käufer und das Thema Magnetfeldschutz
Zum 60-jähren Bestehen des Certina-DS-Konzepts setzt die Nivachron-Spirale im Jubiläumsmodell DS-1 Big Date 60th Anniversary neue Standards beim Magnetfeldschutz. Martina Richter fragte Certina-Präsident Adrian Bosshard, warum der Marke Magnetfeldschutz so wichtig ist.

Herr Bosshard, es heißt, wenn man heute eine Uhr für die Zukunft baut, muss man sich mit Magnetismus auseinandersetzen. Andererseits herrscht die Meinung, das Thema werde hochgespielt. Warum stellt sich Certina diesem Thema?
Unsere Ambition ist, dem Konsumenten einen Mehrwert zu geben, ohne mit dem Preis ins Uferlose zu laufen. Das geschieht einerseits mit unserem DS-System, das vor 60 Jahren erfunden und seitdem immer wieder weiterentwickelt wurde. Andererseits ist Magnetismus ein Thema, mit dem wir rund um den Globus immer mehr konfrontiert werden, vor allem im Customer-Service. Magnetismus ist einer der Hauptgründe, warum Uhren in den Service kommen. Und das hat erst einmal gar nichts mit dem Preis einer Uhr zu tun. Wir haben erkannt, dass wir hier ein Feld haben, an dem wir arbeiten müssen.
Solche Inputs geben wir natürlich an die Ingenieure von Eta und Nivarox weiter. Es liegt auf der Hand, wenn die für eine Marke wie Certina entwickeln müssen, haben sie nicht jegliche preisliche Flexibilität. Wir bewegen uns hauptsächlich in einem Preisbereich zwischen 250 und 1.000 Euro, mit wenigen Ausnahmen bis 1.500 Euro, und können nur Entwicklungskosten haben, die uns auf dem Markt in diesem Preisbereich halten. Es ist eine große Befriedigung für uns, dass wir – ohne teuer mit Silizium zu arbeiten – mit der Nivachron-Technologie einen Mehrwert auf den Markt bringen können, mit dem die Problematik Magnetismus gelöst wird.

Wo liegt der qualitative Unterschied zwischen einer reinen Titan- Spirale, der Nivachron-Technologie und einer konventionellen Spirale?
Bei Nivachron bezieht sich Antimagnetismus nur auf die Spirale – anders als zum Beispiel bei Omega-Werken, bei denen die ganze Hemmung, einschließlich Unruh, und weitere Teile des Uhrwerks vor Magnetismus geschützt sind. Die Nivachron-Spirale ist vollkommen Magnetismus-neutral. Wenn sie direkt in ein Magnetfeld kommt, kann die Uhr für den Moment dennoch ihre Präzision verlieren, weil andere Teile magnetisiert werden. Aber die Spirale bleibt unbeeindruckt, und die Uhr läuft anschließend präzise weiter – im Vergleich zu einer Stahlspirale, die nach einer Magnetisierung irritiert bleibt und dafür sorgt, dass die Uhr nicht zu ihrer Ganggenauigkeit zurückkehrt. Diese Problematik gibt es bei Nivachron nicht.

Wir wussten schon vor zwei Jahren, dass wir zum Jubiläum eine spezielle DS-1 lancieren werden, und wollten zu dieser besonderen Uhr auch ein innovatives Werk anbieten. Das haben wir mit dem Eta Powermatic 80.651-Kaliber mit Großdatum und 80 Stunden Gangautonomie, in dem wir die Nivachron-Spirale einsetzen können, realisiert. Das heißt, wir bieten eine von Vintage-Design-inspirierte Jubiläumsuhr, kombiniert mit der modernsten Werk-Technologie, und all das zu einem wirklich unschlagbaren Preis.

Die Nivachron-Spirale wurde im vergangenen Jahr als gemeinsames Entwicklungsergebnis von Audemars Piguet und der Swatch Group vorgestellt. Wurde sie innerhalb der Swatch Group ausschließlich für Certina entwickelt?
Wir werden die Technologie in die Breite der Kollektion implementieren. Ich sehe Riesenvorteile für die Konsumenten und keine Gründe, warum andere Marken der Swatch Group diese Technologie nicht auch einsetzen sollten. Für uns wird Nivachron in den meisten Kollektionen zum Standard werden. Wir bewegen uns damit im mittleren Preissegment auf einem Level, auf dem wir im Preis-Leistungs-Verhältnis unschlagbar sind. Das entspricht unserem Marken-Anspruch. mari

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