Interview: Christian Knoop, Creative Director IWC, über die neuen Portugieser-Modelle

Die Legende lebt

Höhepunkte der neuen Portugieser-Kollektion von IWC sind ein kompaktes Automatikmodell im ikonenhaften Design, eine neue Ausführung des legendären Ewigen Kalenders, ein nautischer Sport-Chronograph sowie die erste Uhr mit Gezeitenanzeige – komplett ausgestattet mit Manufakturkalibern. Martina Richter sprach mit Creative Director Christian Knoop über die neuen Zeitmesser.

IWC Portugieser Creative Director: Christian Knoop
Christian Knoop: Der Creative Director von IWC antwortet auf Fragen zur neuen Portugieser Kollektion.

Die Portugieser-Kollektion 2020 ist mit 33 Referenzen ein wahres Feuerwerk an Neuheiten. Was war die Inspiration für eine so umfangreiche neue Kollektion und worin bestehen die wesentlichen Veränderungen gegenüber den Vorgänger-Modellen?
Die Portugieser ist eine der ältesten und prestigeträchtigsten Produktlinien von IWC. Mit der Referenz 325 haben wir Ende der 1930er-Jahre eine zeitlos moderne Ästhetik geschaffen – inspiriert von Decksuhren und nautischen Präzisionsinstrumenten, die damals auf Schiffen für die Navigation eingesetzt wurden. Die wesentlichen Designmerkmale dieser Uhrenfamilie haben sich seit über 80 Jahren so gut wie nicht verändert.

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Beim Entwerfen der neuen Kollektion sind wir deshalb sehr behutsam und mit großem Respekt vor der Geschichte vorgegangen. Ein wichtiger Schritt ist, dass wir den Portugieser Chronograph, eines der beliebtesten Modelle aus unserem Portfolio, mit einem Manufakturwerk aus der Kaliberfamilie 69000 ausgestattet haben. Mit der Portugieser Automatic 40 führen wir zudem ein kompaktes Automatikmodell im ikonischen Portugieser-Design mit der Kleinen Sekunde bei sechs Uhr ein.

IWC Portugieser: Automatic
Der Klassiker im 40 Millimeter Edelstahlgehäuse mit dem Kaliber 82200 für 7.200 Euro

Weitere Neuerungen sind ein Ewiger Kalender in einem gut tragbaren Durchmesser von 42 Millimetern, sowie die dritte Generation der Portugieser Yacht Club Chronograph. Diesen nautischen Sport-Chronographen präsentieren wir in einem 44 Millimeter-Gehäuse und mit einem sehr hochwertigen Edelstahlarmband mit Faltschließe und Feinverstellung. Beim Design der neuen Portugieser-Modelle haben wir uns auch vom nautischen Erbe dieser Familie inspirieren lassen. So stellen beispielsweise kontrastreiche Kombinationen etwa von weiß und blau einen Bezug zur Welt des modernen Yachtings her. Dadurch wirkt die Kollektion klar und konsistent und verfügt über eine frische, zeitgemäße Ästhetik. Ausgewählte Modelle präsentieren wir zudem als Boutique Editions in einem maritimen Design in den Farben Gold und Blau sowie mit Armbändern aus geflochtenem, blauen Kalbsleder, die an das Tauwerk einer Segelyacht erinnern.

IWC Portugieser: Yacht Club Moon & Tide
Gezeitenuhr: Die Yacht Club Moon & Tide mit dem Kaliber 82835 kostet 34.800 Euro

Es gibt ja auch komplett neue Modelle, zum Beispiel die Portugieser Yacht Club Moon & Tide mit Gezeiten-Indikation. Die passt zur Kollektion, aber wie entstand die Idee, eine solche Uhr zu kreieren?
Ja, richtig, Ausgangspunkt für die Entwicklung dieser Uhr war die historische Verbindung der Portugieser zur Welt der Seefahrt und Navigation. Wir haben mit der Portugieser Yacht Club Moon & Tide eine spezielle Kombination aus der Doppelmondanzeige bei zwölf Uhr sowie einer neuartigen Gezeitenanzeige bei sechs Uhr geschaffen. Die doppelte Mondphasenanzeige, eine Spezialität von IWC, wurde so beschriftet, dass sie auch über Spring- und Nipptiden informiert. Bei Vollmond und Leermond stehen Sonne, Erde und Mond auf einer Linie. Bei dieser Konstellation kommt es jeweils zu einer Springtide, einem besonders stark ausgeprägten Hochwasser und Niedrigwasser. Verursacht werden die Gezeiten von einem komplexen Wechselspiel der Anziehungs- und Fliehkräfte des Mondes, der Erde und der Sonne. Die meisten Seegebiete kennen zwei Gezeiten am Tag, bei denen die Zeit zwischen zwei Hochwassern immer genau zwölf Stunden und 24 Minuten beträgt. Wenn beispielsweise um Mitternacht Hochwasser ist, sind die nächsten Hochwasserstände um 12.2 Uhr und dann um 0.48 Uhr zu erwarten. Die Herausforderung bestand darin, den regelmäßigen Rhythmus der Stunden in die sich zeitlich ständig leicht verschiebende Abfolge der Gezeiten zu übersetzen. Diese Aufgabe übernimmt ein speziell berechnetes Untersetzungsgetriebe. In der Zeit zwischen zwei Hochwassern dreht es die Gezeitenanzeige auf ihrer Zwölf-Stunden-Skala um 24 Minuten weiter. Die Anzeige muss anhand des Tidenkalenders einmalig auf einen bestimmten Standort eingestellt werden. Danach beträgt die Abweichung theoretisch nur zehn Minuten in hundert Jahren.

IWC Portugieser: Perpetual Calendar
Perpetual Calendar hier im 42 Millimeter Rotgoldgehäuse mit dem Kaliber 82650. 32.000 Euro

In der Portugieser Perpetual Calendar 42 wurde der Ewige Kalender zum ersten Mal mit einem Manufakturkaliber der Familie 82000 verbunden. Was unterscheidet ihn vom bisherigen Ewigen Kalender?
Der auffälligste Unterschied zwischen der Portugieser Perpetual Calendar 42 und der klassischen Portugieser Perpetual Calendar ist die Größe. Die kompakten Abmessungen des IWC-Manufakturkalibers 82650 machen es möglich, das neue Modell in einem sehr tragbaren Durchmesser von 42 Millimetern zu präsentieren. Die Anzeigen für das Datum, den Monat und den Wochentag verteilen sich auf drei Compteure bei drei, sechs und neun Uhr. Die ewige Mondphasenanzeige wurde in die Monatsanzeige integriert und eine Indikation in der Wochentaganzeige zählt die Jahre bis zum nächsten Schaltjahr. Unterschiedlich ist auch die Gangreserve: Weil das IWC-Manufakturkaliber 52610 Platz für zwei Federhäuser bietet, fällt diese mit sieben Tagen höher aus als bei der kompakteren Variante. Schließlich ist die Portugieser Perpetual Calendar 42 auch in Edelstahl erhältlich.

IWC Portugieser: Chronograph mit burgundyfarbenem Zifferblatt
Chronograph in Edelstahl mit dem Kaliber 69355 und burgunderyfarbenem Blatt: 7.850 Euro.

Was unterscheidet denn ganz allgemein die Kaliberfamilien 52000 und 82000 bei den Automatikwerken und die Familien 89000 und 69000 bei den Chronographen?
Die Kaliberfamilien 52000 und 82000 umfassen hochwertige Automatikwerke, die über den IWC-typischen Pellaton-Aufzug verfügen. Besonders stark beanspruchte Komponenten des Aufzugs, wie der Exzenter, sind dabei aus nahezu verschleißfreier Zirkonoxid-Keramik gefertigt. Aufgrund der größeren Abmessungen bieten die Werke aus der Kaliberfamilie 52000 jedoch Platz für zwei Federhäuser und erreichen eine Gangreserve von sieben Tagen. Die Werke aus der Kaliberfamilie 82000 verfügen über ein Federhaus und die Gangreserve beträgt 60 Stunden. Das IWC Manufakturkaliber 52610 treibt die klassische Portugieser Perpetual Calendar an, das Kaliber 82650 die Portugieser Perpetual Calendar 42. Die Chronographenwerke der Kaliberfamilie 89000 stellen die gestoppten Stunden und Minuten kombiniert auf einem Hilfszifferblatt bei zwölf Uhr dar. Eine Besonderheit ist zudem die Flyback-Funktion. Das IWC-Manufakturkaliber 89361 setzen wir in den neuen Modellen der Portugieser Yacht Club Chronograph ein. Die Kaliberfamilie 69000 wurde über einen Zeitraum von vier Jahren entwickelt und 2017 zum ersten Mal in der Ingenieur-Familie eingesetzt. Es handelt sich um ausgesprochen robuste und präzise Chronographenwerke in klassischer Kolonnenradbauweise, welche die gestoppten Stunden und Minuten auf zwei Compteuren darstellen. Das IWC-Manufakturkaliber 69355 setzen wir bei den neuen Portugieser Chronographen-Modellen ein. MaRi

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Produkt: Download: IWC Pilot’s Watch Automatic Spitfire im Test
Download: IWC Pilot’s Watch Automatic Spitfire im Test
In der Pilot’s Watch Automatic Spitfire von IWC kommt zum ersten Mal ein neues Uhrwerk der Kaliberfamilie 32000 zum Einsatz. Das UHREN-MAGAZIN durfte die Uhr als Erste testen.

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