Interview: Markus Lehmann über seine Uhrenfertigung und die Zukunftspläne
Die Alleskönner aus dem Schwarzwald
Werkteile, Gehäuse, Zeiger, Zifferblätter, Indexe, Schließen: Kaum ein Uhrenhersteller fertigt so viele Komponenten selbst wie Lehmann.

Seit vergangenem Jahr sitzt die Marke im modernen Firmengebäude des Mutterunternehmens Lehmann Präzision in Hardt bei Schramberg im Schwarzwald, was die Wege weiter verkürzt. Das UHREN-MAGAZIN sprach mit Firmeninhaber Markus Lehmann über die wichtigsten Entwicklungen der letzten Jahre und seine Pläne für die Zukunft.
Vor neun Jahren gründeten Sie Ihre Manufaktur. Wie kam es dazu?
Mechanische Uhren haben mich schon in der Kindheit begeistert. Ich bin in der Uhrenstadt Schramberg aufgewachsen, die damals noch von und mit der Uhr lebte. Die Faszination an der Mechanik auf kleinstem Raum hat mich nie losgelassen. Ich habe zwar keine Ausbildung als Uhrmacher absolviert, sondern andere technische Berufe erlernt, habe aber Zeit meines Arbeitslebens auf die eine oder andere Weise mit der Uhrenindustrie zusammengearbeitet.

Die Idee, eine eigene Uhr zu bauen, begann in der Wirtschaftskrise 2009 Gestalt anzunehmen. Bekannte und Freunde aus der Uhrenbranche haben mich darin bestärkt. Im Jahr 2011 war die Konstruktion so weit abgeschlossen, und die ersten Uhren konnte ich zur offiziellen Eröffnung der Manufaktur im Oktober 2011 vorstellen. Seitdem wachsen wir langsam, aber stetig.
Das Wort ‘Präzision’ ist Namensbestandteil ihres Lohnfertigungs- und Maschinenbauunternehmens, das unter anderem hochkomplexe Fräszentren für die Uhrenindustrie herstellt. Welche Bedeutung hat es in der Uhrenproduktion?
Früher, als Angestellter in der Uhrenindustrie, war ich immer für die Herstellung der Uhrenteile zuständig. Des Weiteren baue ich nun schon seit mehr als 20 Jahren Hochpräzisionsmaschinen für diese Branche. Daher weiß ich, dass die zu verbauenden Teile extrem präzise sein müssen. Nur so hat der Uhrmacher anschließend eine Chance, die komplizierte Mechanik zu genau gehenden, verlässlichen Uhren zusammenzubauen.

Für hochwertige Zeitmesser ist auch wichtig, dass die Teile nicht nur funktionell gut, sondern auch optisch schön sind. Das heißt, ein Großteil der Arbeit, die in der Teileherstellung gemacht wird, entfällt auf die hochwertige Bearbeitung der Uhrenteile.
Auf welche Qualitätsmerkmale sind Sie ganz besonders stolz?
Mir gefällt an unseren Uhren besonders die harmonische, zeitlose Form. Diese ist unter anderem unserer versenkbaren Krone geschuldet, die auch zu dem hohen Tragekomfort beiträgt.

Die Technik haben wir patentieren lassen. Ansonsten lebt eine Lehmann-Uhr von den vielen gelungenen Details. Zum Beispiel die hochwertigen Gravuren auf den Brücken, die durch den Sichtboden und den Saphirglasrotor zu sehen sind, oder die aufwändig gravierten Zifferblätter, die wir ebenfalls selbst herstellen. Wir machen viel in und an der Uhr hier im Haus und verbauen in unseren Modellen qualitativ sehr hochwertige Teile. Es ist mir wichtig, dass die Uhren auch in vielen Jahren noch gefallen.
Wie erfolgt das Design der Uhren?
Das machen wir hier im Haus. Es ist schon so, dass auch mir die Uhr gefallen sollte, da ja mein Name draufsteht. Ich muss hinter dem Design stehen können. Wenn wir hier eine Idee entwickelt haben, lassen wir meist die Ausführung von einem erfahrenen Designer machen.
Was waren die wichtigsten Entwicklungsschritte in den zurückliegenden neun Jahren?
Natürlich haben wir uns während der ganzen Zeit permanent weiterentwickelt. Wir haben die Uhrwerke stetig optimiert, und auch in der Teileherstellung sind wir ein gutes Stück vorwärts gekommen.

Wir haben hier in der Firma eine Abteilung nur für die Herstellung der Uhrenteile auf eigenen Maschinen eingerichtet. 2016 haben wir ein vollständig selbst konstruiertes Werk, das LS6, vorgestellt, das in der Zukunft in noch mehr Uhrmodellen unserer Kollektion laufen soll. Und personell haben wir ein junges, engagiertes Team aufgebaut, mit dem wir hoffentlich gemeinsam noch einiges bewegen werden.
Wie viele Zeitmesser werden durchschnittlich in einem Jahr gefertigt und in welcher Preisspanne sind sie angesiedelt?
Von den Lehmann-Uhren produzieren wir im Moment um die 200 Stück jährlich. Die Preise haben wir in den zurückliegenden Jahren nicht erhöht. Die Preisspanne reicht von 5.450 Euro bis 12.100 Euro für Edelstahluhren und von 18.826 Euro bis 23.500 Euro für Modelle in 18-karätigem Rotgold. Wir bieten auch Uhren aus Weißgold oder auf Anfrage aus Platin an.
Was steht als Nächstes an?
In der kommenden Zeit planen wir – zusätzlich zu unseren Keramikuhren – eine neue Sportuhr. Das habe ich mir schon vor längerer Zeit vorgenommen, und die ersten Entwürfe sind in Arbeit.
Text: Alexander Krupp und Sabine Zwettler
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Uhren von Lehmann in der Datenbank von Watchtime.net