Interview mit Breguet-CEO Thierry Esslinger über künftige Herausforderungen für die Marke
Weiterhin Tourbillons und ultraflache Uhren bei Breguet
Seit September 2017 steht der gebürtige Elsässer Thierry Esslinger der Manufaktur Breguet als CEO vor. Im Interview mit Rüdiger Bucher sagt er, worin die künftigen Herausforderungen für seine Marke bestehen.

Wie sieht die Strategie von Breguet für die nahe Zukunft aus? Es wird sich nichts an der grundsätzlichen Ausrichtung unserer Markenstrategie ändern. Breguet wird weiterhin Tourbillons und ultraflache Uhren produzieren. Wir werden die 2017 überarbeitete Marine-Kollektion weiter ausbauen. Sie werden bei uns weiterhin die Breguet-typische Ästhetik finden, die durch mehrfach guillochierte Zifferblätter, aber auch durch Email- und Perlmuttzifferblätter geprägt ist. Und selbstverständlich arbeiten wir auch künftig im Inneren des Werks mit der Siliziumtechnologie.
Was Sie gerade beschreiben, ist eine Marke mit großer Tradition, die aber der Vergangenheit nicht stur verhaftet bleibt, sondern intensiv mit neuen Technologien arbeitet. Wie sieht das im Design aus? Wenn Sie sich die Geschichte von Breguet anschauen, werden Sie eine große Bandbreite von unterschiedlichen Designansätzen erkennen, die bereits Abraham-Louis Breguet geschaffen hat. Bei ihm finden wir zum Teil zeitlose Gestaltungsansätze, die auch heute noch modern wirken. Daraus ergibt sich für uns ein reichhaltiges Reservoir, aus dem wir für heutige Entwicklungen schöpfen können.

Wie schaffen Sie die Balance zwischen historischem Vorbild und heutigen Erfordernissen? Wir haben das große Glück, mit Emmanuel Breguet zusammenzuarbeiten, einem direkten Nachfahren Abraham-Louis Breguets in siebter Generation. Durch seine tiefe Kenntnis der Breguet-Historie kann er uns dahingehend beraten, ob ein neues Produkt auch im Design der Breguet-Tradition und ihren Codes entspricht. Er ist eine Art letzte Instanz, was Historientreue angeht.
Wo sehen Sie die großen Herausforderungen für die nächsten Jahre? Die wichtigste Herausforderung für Breguet ist es sicherzustellen, dass unsere Innovationen auch auf dem Markt erfolgreich sind. Das hört sich banal an, aber gerade im High-end-Bereich ist man manchmal in der Gefahr, von dem auszugehen, was man zu tun in der Lage ist. Aber auch eine beeindruckende technische oder kunsthandwerkliche Lösung ist nur dann sinnvoll, wenn die Uhr auch gekauft wird. Davon abgesehen ist das Thema Innovation essenziell.

Was heißt das konkret? Für uns ist es entscheidend, die Innovationskraft aufrechtzuerhalten. Man braucht im Bereich Forschung und Entwicklung die richtigen Strukturen, und muss vor allem effizient sein. Gerade durch technisch anspruchsvolle Neuentwicklungen kann man eine Nachfrage schaffen, aber auch hier muss man auf den Markt hören.
Können Sie ein Beispiel geben? Wir arbeiten zurzeit stark im Bereich der Hemmung und suchen dort nach neuen Wegen – auch, was neue Materialien angeht. Wir arbeiten seit Jahren mit Siliziumbestandteilen sowie mit Mikromagneten im Uhrwerk. In unseren Tourbillons setzen wir Bauteile aus Titan ein. Wir sind nicht innovativ, um nur innovativ zu sein, sondern um den Nutzen des Uhrenkäufers zu erhöhen. Und nicht nur das: Von manchen Entwicklungen profitiert am Ende die gesamte Uhrenbranche.

Sie sprechen die Mikromagnete an: Ist es nicht schwierig, den Uhrenkäufer für solche von außen unsichtbaren technischen Innovationen zu begeistern? Gerade die Breguet-Kunden interessieren sich sehr für technische Innovationen und sie erwarten auch gerade das von der Marke. Was das Äußere angeht, glaube ich allerdings nicht so sehr daran, auf Teufel komm raus neue Materialien zu verwenden. Wir bei Breguet werden uns mehr an den klassischen Werkstoffen orientieren, das passt auch besser zur Marke.
Sie haben aber zuletzt auch verstärkt mit Titan gearbeitet. Ja, für unsere neue Marine-Kollektion. Titan ist da interessant wegen der erhöhten Korrosionsbeständigkeit, gerade gegenüber Salzwasser. Man muss auch an Märkte wie Südostasien denken, wo die Luftfeuchtigkeit generell sehr hoch ist. Für die Kollektion Marine ist Titan daher gut geeignet. Und trotzdem ist die Verwendung von Titan bei Breguet eher eine Ausnahme.

Wie setzen Sie die Schwerpunkte zwischen großen Komplikationen auf der einen Seite und Dreizeigeruhren bzw. Einsteigermodellen auf der anderen? Die komplizierten Uhren sind sehr wichtig für das Image der Marke und erfüllen daher auch die Funktion, die Marke insgesamt schärfer zu profilieren, sodass alle Uhren davon profitieren. Daher werden wir uns auch künftig weiterhin der Entwicklung von Uhren mit mehreren Komplikationen widmen.
Wie geht es weiter mit der Type XX? Wir haben bei der Type XXI gerade eine Limited Edition von 111 Exemplaren vorgestellt. In Erinnerung an Louis Breguet, den Flugpionier. Er entwickelte den ersten Hubschrauber vor 111 Jahren. Auch diese Linie wird weiter ausgebaut werden. buc
Sie möchten mehr über Breguet erfahren? Hier lesen Sie das Wichtigste über die Manufaktur aus der Schweiz.

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Uhren von Breguet in der Datenbank von Watchtime.net