Junghans: Der historische Terrassenbau erstrahlt in neuem Glanz
Neues Uhrenmuseum in Schramberg
Deutschland hat ein neues, beeindruckendes Uhrenmuseum: In Schramberg eröffnete das Junghans Terrassenbau Museum. Der Besuch lohnt sich: Das Museum befindet sich an einem sehenswerten Ort und besitzt eine zum Staunen anregende Sammlung.

Schon vom architektonischen Gesichtspunkt her ist das Museum eine Reise wert: Der historisch bedeutsame Terrassenbau in der Schramberger Geißhalde besteht aus neun terrassenförmig angelegten Stockwerken, die in den Nordhang hinein gebaut sind. So hatten die Uhrmacher, die hier einst arbeiteten, viel Tageslicht. Und Junghans brauchte einst Mengen an Uhrmachern, war das Unternehmen doch vor dem Ersten Weltkrieg der größte Uhrenhersteller der Welt. Weitere spannende Fakten über die deutsche Uhrenmarke Junghans finden Sie hier.
1911 fertigte Junghans 4,2 Millionen Zeitmesser, das große Firmengelände gleich mit über 100 Gebäuden einer Stadt in der Stadt. 1918 wurde der Terrassenbau eingeweiht. Doch zuletzt stand er jahrzehntelang leer. 2012 übernahm die Schramberger Familie Steim, der auch Junghans gehört, nicht nur die zwei Gebäude, in denen Junghans fertigt, sondern auch den Terrassenbau. Er wurde komplett renoviert und wird nun für das Museum genutzt. Dieses betritt man auf der Höhe der untersten Terrasse und fährt dann mit einem außen angebrachten Schrägaufzug ins oberste Geschoss. Von dort durchläuft man die neun Terrassen von oben nach unten.
Den Kern des Museums bildet eine Sammlung von alten Schwarzwalduhren, die Dr. Hans-Jochem Steim von einem norddeutschen Sammler erwarb, ergänzt durch Uhren aus der Junghans-Geschichte. Alte Holzräderuhren und Kuckucksuhren künden von der Handwerkskunst Schwarzwälder Uhrenbauer und zeigen, was man aus dem in Hülle und Fülle vorhandenen Werkstoff Holz alles zu machen im Stande war. Vor allem die auf vielfältige Weise verzierten Lackschilduhren aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entführen uns ihren Biedermeier-Motiven in eine vorindustrielle Zeit, die unserer heutigen so ganz fremd ist.
Neben frühen Schwarzwalduhren und den Junghans-Zeitmessern widmet sich das Museum auch einem wichtigen Sektor unter den Zulieferbetrieben der Uhrenindustrie: den Federnherstellern. Das war nicht nur ein Anliegen von Dr. Hans-Jochem Steim, dessen Firmengruppe Kern-Liebers heute einer der größten Federnhersteller der Welt ist, sondern ist auch inhaltlich sinnvoll, da tragbare Uhren erst durch diese kleinen Bestandteile, die die Unabhängigkeit vom Pendel brachten, ermöglicht wurden. Und so, wie in den meisten Museen am Ende ein Shop steht, ist es auch bei Junghans: Kurz vor dem Ausgang hat man die Gelegenheit, aktuelle Uhren der Junghans-Kollektion zu erwerben. Unterm Strich erlebt der Besucher eine Zeitreise durch zwei Jahrhunderte an einem Ort, der nicht nur Produktionsstätte war, sondern auch ein sehenswertes industriearchitektonisches Denkmal darstellt.

Das Junghans Terrassenbau Museum ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet, letzter Einlass ist um 17 Uhr. Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 4 Euro. Gruppenführungen sind nach vorheriger Anmeldung möglich. buc
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