Lieblingsuhr: Kuratorin Nathalie Marielloni
Die Vizekuratorin des Musée international d’horlogerie in La Chaux-de-Fonds über besondere Uhren
Das Musée international d’horlogerie mit Sitz in La Chaux-de-Fonds ist eine Schatzkammer der Zeitmessung – von den Ursprüngen bis in die Gegenwart. Mit über 10.000 Exponaten, von denen etwa 3.000 ausgestellt sind, und Maschinen sowie Werkzeugen beherbergt es die weltweit größte Sammlung zu diesem Thema.

Das Museum verfügt über drei Bereiche: Ausstellungen, Dokumentation und Recherche sowie Restaurierung antiker Zeitmesser. “Als Kuratoren fällt es uns schwer, einen “Liebling” zu benennen, denn sobald ein neues Exponat in die Sammlung aufgenommen wird, behandeln wir es mit der gleichen Sorgfalt und Aufmerksamkeit wie alle anderen.
Manchmal haben wir jedoch das Privileg, eine Perle unserer Sammlung eingehender zu studieren. Zum Beispiel das Le Grand Planétaire de François Ducommun (1767 – 1837) aus dem Jahr 1817, mit dem wir uns kürzlich im Rahmen einer zweijährigen Forschungsarbeit und Restaurierung eingehend beschäftigt haben. Das Le Grand Planétaire ist kein Zeitmesser im klassischen Sinne, sondern ein Planetarium, das das Sonnensystem so darstellt, wie es zu Ducommuns Lebzeit erforscht war.

Wenn man das Innere betrachtet, erspäht man in der Mitte den aus Messing gefertigten Mechanismus, auf dem die Sonne thront. Dort sind schlanke Metallstangen unterschiedlicher Länge mit jeweils mehreren kleinen Silberkugeln angebracht. Diese symbolisieren die Planeten und ihre Satelliten. Drehte Ducommun einst einen Griff, wurde der Mechanismus in Gang gesetzt und erweckte das Ensemble gleich eines Karussells zum Leben. Im Schnellverfahren veranschaulichte es mit hoher Präzision die Bewegung der Planeten um die Sonne, die in Wirklichkeit ein Jahr in Anspruch nimmt. Damit diese faszinierende Mechanik kunstvoll präsentiert wurde, engagierte Ducommun den berühmten zeitgenössischen Maler und Kupferstecher Charles Girardet. Bei genauer Betrachtung erkennt man die Tierkreiszeichen, die der Künstler auf der Innenkante verewigt hat. Es gibt keinen anderen Globus mit solch feinen Dekorationen.

Mit der Kombination aus Mechanik und Kunst hatte Ducommun sowohl ein pädagogisches, als auch ein gemeinnütziges Ziel vor Augen. Bei Vorführungen vor zahlendem Publikum sammelte er Geld für Bedürftige. Anschließend wurde das Planetarium in einem Mädchenheim ausgestellt. Dieses Faible zur Philanthropie lag in der Familie: Ducommun war ein Vorfahr von Elie Ducommun, der 1902 den Friedensnobelpreis erhielt.”
Seit Februar 2018 ist Nathalie Marielloni Vizekuratorin des MIH. Vorher arbeitete sie im Patek-Philippe-Museum in Genf und bei Sotheby’s in London.
Gibt es eigentlich ein Buch oder Ähnliches vom Museum in La Chaux-de-Fonds?
Guten Tag, bitte wenden Sie sich doch direkt an das Uhrenmuseum https://www.j3l.ch/de/P33465/internationales-uhrenmuseum
Hier kann man Ihnen sicherlich weiterhelfen. Beste Grüße, Ihr Watchtime.net-Team