Lieblingsuhr: Uhrensammler Michael Hickcox

Warum der Uhrensammler so von der Lange 1 begeistert ist

Als Teenager lernte Michael Hickcox einen Mann kennen, der ihn für die feine Uhrmacherkunst begeisterte. Der Multimillionär vererbte dem Headhunter aus San Francisco seine Uhrenkollektion. Hickcox ist heute selbst ein bedeutender Sammler, vor allem von A.-Lange-&-Söhne-Zeitmessern. Seine Lieblingsuhr zu bestimmen, fiel ihm angesichts der großen Auswahl gar nicht so leicht.

Uhrensammler Michael Hickcox
Seit jungen Jahren bewundert er die Uhren von A. Lange & Söhne: Michael Hickcox im Januar 2019 am Stand des Herstellers auf dem Uhrensalon SIHH.

Als Kind verbrachte Michael Hickcox die Sommer mit seinen Eltern im Norden des amerikanischen Bundesstaats Vermont, unmittelbar an der Grenze zu Kanada. Ihr Nachbar war Michael H. Dunn, ein erfolgreicher Investor und Börsenhändler, der eine große Kunst- und Uhrensammlung besaß. Hickcox und Dunn wurden enge Freunde. »Er war wie ein zweiter Vater für mich. Und ich war für ihn wie der Sohn, den er nie hatte«, so Hickcox. Über Dunn entdeckte Hickcox die Welt der Uhren. Zum Abschluss seines Wirtschaftsstudiums schenkte der Mentor seinem Schützling eine Patek Philippe Calatrava, Ref. 3468. »Als die Uhr in die Reparatur musste, gab er mir als Ersatz eine Rolex GMT-Master II, Ref. 16760.« Sie wurde in den 1980er-Jahren produziert und erhielt von Fans aufgrund ihres rot-schwarzen Gehäuses den Beinamen »Coke«. Wegen ihrer üppigen Proportionen wurde sie auch »Sophia Loren« und »Fat Lady« genannt.

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Hickcox nahm die Uhr mit nach Italien, wo der frischgebackene Unternehmensberater einen Job hatte: »Sie war die perfekte Uhr für einen Sommer in Italien«, erinnert er sich. Als die Patek-Uhr vom Service zurückkam, bot ihm der väterliche Freund an, beide Zeitmesser zu behalten. Gemeinsam bereisten die Uhrenliebhaber Ende der 1990er-Jahre Europa, besuchten die Manufakturen von IWC und Patek Philippe und fuhren nach Glashütte. Von der Uhrmacherkunst, die bei A. Lange & Söhne gepflegt wurde, war Hickcox so beeindruckt, dass er sich im Jahr 2000 auf einer Reise nach Singapur eine Lange 1 in Roségold kaufte. »Das war meine teuerste Uhr, nachdem ich bis dahin Zeitmesser von Omega, Jaeger-LeCoultre und IWC besaß«, sagt er. Er erwarb eine weitere Lange 1, eine Ref. 101.026 in Edelstahl aus der Zeit um 1998, die er einem anderen Sammler verkaufte — nicht ahnend, dass der sie auf einer Auktion bei Christie’s 2016 für 238.000 Dollar versteigern würde. Zu seinen Favoriten gehören aber auch der Datograph in Platin und die Langematic mit ewigem Kalender in Roségold. Sie steht aktuell auf seiner Wunschliste. Eine Lieblingsuhr zu bestimmen, fällt ihm aufgrund der großen Auswahl nicht leicht. Er entscheidet sich für die 1994 lancierte Lange 1 in Gelbgold, Ref 101.022. Die Lange 1 mit ihrem assymetrischen Zifferblatt und dem Großdatum imponiert ihm durch ihr »bahnbrechendes Uhrwerksdesign«.

A. Lange & Söhne: Lange 1
Eine der Lieblingsuhren des Sammlers: A. Lange & Söhne, Lange 1, Ref. 101.022, in Gelbgold, mit typischem Großdatum, Handaufzug, 72 Stunden Gangreserve und Zifferblatt aus massivem Silber.

Hickcox traf immer auch auch die Macher hinter der Marke. Er selbst arbeitete zuerst in San Francisco und erlebte dort den Aufstieg der Internetgiganten. Er erinnert sich daran, dass Günter Blümlein, Doyen der Wiedergeburt der Glashütter Manufaktur, schon damals die Bedeutung des Internets für die Uhrenbranche erkannte. Auf einer Reise zu einem Lange-Event starb 2007 überraschend Michael H. Dunn mit nur 65 Jahren. Er vererbte Michael Hickcox seine Uhren. Der Erlös aus dem Verkauf der Kunstsammlung ging in einer medial vielbeachteten Schenkung an das New Yorker MoMA. Michael Hickcox besaß nun selbst eine stolze Uhrenkollektion mit Zeitmessern von A. Lange & Söhne, Rolex, Patek Philippe, IWC, Minerva und vielen anderen traditionsreichen Namen.

Über seine Uhreninteresse stieß der Jungsammler nebenbei auf die nächste berufliche Chance. Bei einem monatlich stattfindenden Lunch amerikanischer Sammler in der Bay Area von San Francisco kam er mit dem Chef einer Personalberatung für Technologie-Fachleute ins Gespräch, der ihm eine lukrative Position anbot. Acht Jahre arbeitete er für dieses Unternehmen als Headhunter, bevor er 2015 nach London zog und dort seine eigene Headhunting-Firma aufbaute.

Kari Voutilainen: Auftagsuhr Michael Hickcox
Auftragsuhr: Sechs Sammler aus Kalifornien gaben bei dem in der Schweiz lebenden finnischen Uhrmacher Kari Voutilainen einen Chronographen in Auftrag, jeder bekam seine eigene Gehäuse-Zifferblatt-Kombination. Die abgebildete Version ist die von Michael Hickcox. Foto: Gary Getz (Bild: Gary Getz)

Außer den feinmechanischen Kunstwerken aus Glashütte schätzt der heute 46-Jährige Zeitmesser unabhängiger Uhrenmarken wie Kari Voutilainen, Philippe Dufour und F.P. Journe. Oft trägt er am Handgelenk Kari Voutilainens Master Chronograph II, ein Unikat aus einer auf zehn Stück limitierten Edition aus Platin mit schwarzem Zifferblatt, das er mit Freunden bei dem gebürtigen Finnen in Auftrag gegeben hatte. »Einer in unserer Gruppe von sechs Sammlern aus San Francisco fragte Kari, ob er etwas Neues ausprobieren würde. Kari fragte, ob wir an dem Stück interessiert wären. Er entwarf es, dann suchten sich alle sechs individuelle Gehäuse-Zifferblatt-Kombinationen aus. Vier weitere Varianten verkaufte er unabhängig von uns«, erläutert der Sammler. Kürzlich sicherte sich Hickcox eine Monolith 1706 der jungen Marke Ming, welche es in die Vorauswahl des Grand Prix d’Horlogerie de Genève geschafft hat sowie einen Minerva-Chronographen, Baujahr 1974, mit dem Chronographenkaliber Valjoux 7734.

Ein positiver Nebeneffekt des Uhrensammelns sind für ihn die inspirierenden Menschen, die man kennenlernt und die Freundschaften die dadurch entstehen. Auch sonst haben Uhren für ihn viel mit dem Leben zu tun. Er sagt: »Zeit ist ein Maß unseres Leben. Sie bestimmt, wie wir es organisieren. Uhren sind also auf mechanischer Ebene Beobachter des Lebens.« hc

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