Patek Philippe: Entstehung der Henry Graves Supercomplication

Über extreme Antiquitätensammler in den USA wurde schon viel geschrieben. Dieser Tage erregt die Versteigerung der Patek Philippe Henry Graves Supercomplication zum Preis von umgerechnet 19,3 Millionen Euro verhältnismäßig großes öffentliches Interesse. Die Entstehung der Uhr ist dem Wettstreit von zwei ganz besonderen Sammlern zu verdanken: James Ward Packard (1863-1928) und Henry Graves jr. (1867-1953). Sie wurden zu Konkurrenten in ihrer großen Leidenschaft, dem Sammeln einzigartiger Meisterwerke von Patek Philippe.

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Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis weit ins 20. Jahrhundert erlebten die USA ihre Umwandlung von einem Agrarstaat zur weltweit führenden Industriemacht. Während dieser Periode konnten nicht wenige Geschäftsleute kolossale Privatvermögen akkumulieren: Die Kaufkraft mancher superreicher Amerikaner entsprach etwa derjenigen eines europäischen Königshauses. Sie verbrachten ihre Zeit nicht nur in Palästen und auf Jachten, sondern sammelten auch alles, was selten und teuer war – nicht zuletzt jede Menge antiker Uhren.

James Ward Packard (1863-1928)
James Ward Packard (1863-1928)

Henry Graves jr. (1867-1953)
Henry Graves jr. (1867-1953)

James Ward Packard und Henry Graves jr. interessierten sich nur margial für Antiquitäten. Ihr Hauptaugenmerk galt neuen, möglichst komplizierten Uhren, und sie waren bereit, für die Anfertigung solcher Kostbarkeiten viel Geld zu bezahlen. Für die Verwirklichung ihres Traums wendeten sich beide Sammler an die bestmögliche Adresse: Patek Philippe, Genève. Und ihnen wurde gerne geholfen: Sowohl Packard als auch Graves wurde das Erfolgserlebnis beschert, 1916 beziehungsweise 1933 die komplizierteste Uhr ihrer Zeit zu besitzen.

1916: Packard besitzt die komplizierteste Uhr der Welt

Zu den Uhren, die Packard für sich persönlich anfertigen ließ, gehört eine Mond- und Kalenderuhr mit Achttagewerk, die für jeden Tag des Jahres die Zeit des Sonnenauf- und -untergangs angibt – natürlich für den Breitengrad von Warren, Ohio, Packards Geburtsstadt. Schon 1916 erhielt Packard von Patek Philippe die mechanisch aufwändigste Uhr seiner Sammlung, No. 174 129 mit insgesamt 16 Komplikationen. Abgesehen von den oben aufgezählten Kalender-, Chronographen- und Schlagwerkfunktionen verfügte die Packard von 1916 über eine Seconde foudroyante, eine der schwierigsten Komplikationen überhaupt. Bei dieser “blitzenden Sekunde” macht der Sekundenzeiger eine Umdrehung pro Sekunde, die in vier oder fünf Sprünge aufgeteilt ist.

Patek Philippe: Grande Complication No. 198 023
Patek Philippe: Grande Complication No. 198 023

Die 1922 bei Patek Philippe in Auftrag gegebene Grande Complication umfasste “nur” zehn Komplikationen, sie war aber ganz auf Packard beziehungsweise seine Heimatstadt Warren ausgerichtet. Geliefert wurde die Taschenuhr No. 198 023 erst 1927, ein knappes Jahr vor Packards Tod. Das floral ziselierte Goldgehäuse beherbergt ein außerordentlich kompliziertes, nur 19-liniges Werk mit Anzeige der Differenz zwischen mittlerer Sonnenzeit und lokaler Sonnenzeit (Zeitgleichung), Auf- und Untergang der Sonne in Warren, Mondphase, Mondalter, Monat, Wochentag, Datum (natürlich mit ewigem Kalender) sowie Minutenrepetition. Auf der Rückseite des Gehäuses ist unter einem Sprungdeckel ein Sternenhimmel mit über 500 Sternen in sechs Größen dargestellt, berechnet für den Breitengrad von Warren.

Hier geht es weiter mit Graves’ Antwort auf die Packard-Uhr von 1916.

Produkt: UHREN-MAGAZIN 2/2019
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