Peter Stas: „Der Preis ist Teil unserer Strategie”
Im Gespräch mit dem UHREN-MAGAZIN äußerte sich Peter Stas, CEO von Frédérique Constant und Alpina, zur Unabhängigkeit seiner Marken, das Denken in großen Stückzahlen und erschwinglichen Luxus.

UHREN-MAGAZIN: Mitten in Europa bieten Sie in einem Hochlohnland vergleichsweise preiswerte Uhren an, wie gelingt Ihnen das?
Peter Stas: Wir sind ein junges Team und extrem bemüht, die Kosten gering zu halten. So ist es auch mitten in Europa möglich, ein Produkt zu einem vernünftigen Preis zu machen. In den letzten Jahren ist das mit den Werken von der Swatch Group allerdings immer schwieriger geworden. Aber wir haben uns dann mit anderen Lieferanten zusammengetan, um größere Stückzahlen zu erreichen. Das ist eine Methode, wie ich sie aus meiner Vergangenheit in der Elektronikindustrie kenne, wo man mehr in Volumen denkt. Je größer die Stückzahl desto geringer der Preis je Stück.
Viele Manufakturen fertigen ja Uhren in Stückzahlen mit 25 oder 50 Stück, scheitern aber an der Industrialisierung ihrer Produktion. Was machen Sie anders?
Man kann sagen, wir sind die kleinste industrialisierte Manufaktur. Das war schon ein Riesenprojekt, um mit all den Lieferanten dieses Manufakturwerk zu entwickeln. Wir waren ja damals schon bei 3000 Werken im Jahr angelangt. Nun haben wir letztes Jahr das gleiche Werk in der Regulator-Ausführung bei Alpina eingeführt und können diese Uhr entsprechend preiswert anbieten. Aber der Preis ist einfach Teil unserer Strategie. Und dafür wollen wir das beste Produkt anbieten, das möglich ist. Und natürlich möglichst viele verkaufen. Das muss klar sein, denn wenn es nur 50 oder gar 1000 Stück sind, dann geht die Rechnung nicht auf.
In welchen Größenordnungen bewegt sich Ihre Produktion?
In naher Zukunft wollen wir bei Frédérique Constant 100 000 Stück erreichen und bei Alpina 9000 Stück. Bei Alpina ist fast alles mechanisch, wir haben nur 500 Quarzuhren, das ist nicht viel. Bei Frédérique Constant haben wir noch immer 55 000 Quarzuhren. Im mechanischen Bereich haben wir ungefähr 40 000 Stück.
Wie unabhängig sind Sie in Ihrer Produktion?
Bei unseren mechanischen Werken sind wir natürlich bei der Hemmungsgruppe auf Nivarox angewiesen. Bei unseren Tourbillons nicht, da haben wir eine eigene Hemmung aus Silizium. Aber in unserem Preissegment kann es nicht das Ziel sein, alles selbst zu machen. Aber durch unsere Vielzahl an Lieferanten und unsere eigenen Manufakturwerke haben wir eine ziemlich große Unabhängigkeit von der Swatch Group erreicht.

Sie sind eine sehr junge Marke. Haben Sie keine Angst, dass in wirtschaftlich schwächeren Zeiten die Kunden sich den Marken mit langer Tradition zuwenden?
Es geht nicht in erster Linie um die Marke, sondern um das Produkt. So haben wir unsere Strategie aufgebaut. Der Kunde soll ein hochwertiges Produkt zu einem vernünftigen Preis erhalten. Um diese Idee herum haben wir in wirtschaftlich guten Zeiten unsere Marke aufgebaut, und das wird auch in wirtschaftlich schwächeren Zeiten Bestand haben. Und wir bewegen uns im erschwinglichen Luxusbereich. Wer kein Geld mehr hat, 8000 oder 12 000 Euro auszugeben, der wird an einer 2000 Euro teuren Mechanik-Uhr aus Genf genauso Freude haben. Und das bestätigen uns unsere Juweliere auch. Die gesamte Aufmerksamkeit der Kunden wendet sich diesem Preisbereich zu.
Wie sieht die Situation im deutschen Markt aus?
Wir haben 130 Verkaufsstellen. Wir arbeiten auch eng mit den Wempe und Christ 1863-Geschäften zusammen, und die verkaufen sehr gut. Das ist auch logisch, weil unsere Klientel sehr gut zu diesem offenen, sympathischen Auftritt passt. Um uns eine ausreichende Präsenz zu sichern, werden wir auf 150, vielleicht sogar 180 Verkaufsstellen erhöhen, um bei den Kunden die nötige Aufmerksamkeit zu erreichen.
Herr Stas, herzlichen Dank für das Gespräch.