Schauspieler Hannes Jaenicke: „Uhren sind ein schöner Kult“
„Unsere Meere müssen stärker geschützt werden”, lautete ein Fazit am World Oceans Day, dem Welttag der Meere. An diesem Tag machte Jaeger-LeCoultre gemeinsam mit dem deutschen Schauspieler und Umweltaktivisten Hannes Jaenicke auf den Erhalt der 47 auf der Welterbeliste geführten maritimen Naturschutzgebiete aufmerksam. Bereits seit 2008 arbeitet die Schweizer Uhrenmanufaktur mit der UNESCO auf diesem Gebiet zusammen. Hannes Jaenicke spielte unter anderen in den Filmen »Abwärts«, »Bandits« und »Knockin’ On Heaven’s Door« mit. Seit 2008 ist er im ZDF in der Doku-Reihe »Im Einsatz für…« zu sehen. In diesen Filmen setzt er sich für vom Aussterben bedrohte Tiere ein. Doch was haben Umweltschutz und Luxusuhren gemeinsam? Darüber und über seinen persönlichen Uhrengeschmack sprach Melanie Feist, verantwortliche Online-Redakteurin von Watchtime.net, mit Hannes Jaenicke.

Watchtime.net: Herr Jaenicke, in einigen Filmen von Ihnen erkennt man Uhren von Jaeger-LeCoultre an Ihrem Handgelenk. Heißt das, Sie tragen Ihre privaten Uhren oder sind das Filmuhren?
Hannes Jaenicke: Ja, das sind meine privaten Uhren und das hat einen ganz einfachen Grund. Ich möchte wirklich nicht über Kostümbildnerei schimpfen, aber was dort teilweise an Uhren angeboten wird, ist so hässlich, dass ich einfach ‚Nein’ sagen muss. Ich überlege mir natürlich, was zur Rolle passt. Wenn ich einen Bauarbeiter spiele, werde ich keine Jaeger-LeCoultre tragen, weil es einfach nicht glaubwürdig ist. Aber bei vielen Figuren, die ich spiele, passen die Uhren. Außerdem sind die Spieluhren meist kaputt. Ich möchte aber auch beim Drehen wissen, wie lange wir schon gedreht haben, wie lange wir noch drehen und vor allem, wann die Mittagspause ist. (lacht)
Watchtime.net: Welche Uhren tragen Sie am liebsten? Bevorzugen Sie bestimmte Materialien oder Funktionen?
Hannes Jaenicke: Mir sind zwei Dinge bei Uhren wichtig: Ich mag keine protzigen Uhren, sondern schlichtes und diskretes Design und sie müssen hundertprozentig zuverlässig laufen. Deshalb trage ich Uhren von Jaeger-LeCoultre. Ich bin einfach kein Mensch, der laute Statussymbole liebt. Das ist nicht mein Ding.

Watchtime.net: Welche Uhren nennen Sie Ihr Eigen?
Hannes Jaenicke: Normalerweise trage ich die große Taucheruhr (Master Compressor Diving Chronograph, Anm. d. Redaktion) von Jaeger-LeCoultre. Ich bin viel unterwegs, das heißt, die Uhr muss einiges aushalten und besonders nachts ablesbar sein. Gerade bei Langstreckenflügen muss sie so stark leuchten, dass ich ohne Probleme sehen kann, wie spät es ist.

Watchtime.net: Wie wählen Sie morgens aus, welche Uhr Sie tragen?
Hannes Jaenicke: Im letzten halben Jahr habe ich nur noch die Taucheruhr getragen, weil ich seit Januar den ZDF-Film „Im Einsatz für Orcas und Delfine“ gedreht habe. Zuletzt waren wir im Nürnberger Delfinarium auch im Wasser mit diesen armen Tieren, die sich mehrfach täglich präsentieren müssen. Aber wenn man schon Delfine hält, dann bitte so wie in Nürnberg, die geben sich große Mühe.
Watchtime.net: Das heißt, es ist Zeit für etwas Abwechslung am Handgelenk?
Hannes Jaenicke: Ja, jetzt würde ich mal wieder etwas Anzugtaugliches tragen, zum Beispiel meinen Chronographen (Master Compressor Chronograph, Anm. d. Redaktion).

Watchtime.net: Sie sprachen es gerade an, bei ihrem letzten Filmprojekt im Rahmen von „Im Einsatz für…“ ging es um Orcas und Delfine. Wann wird die Dokumentation zu sehen sein?
Hannes Jaenicke: Der Film wird Anfang August im ZDF ausgestrahlt und danach gehe ich wieder als Schauspieler arbeiten. Ich muss ab und zu auch mal Geld verdienen. (lacht)
Watchtime.net: Ist bereits ein nächstes Film-Projekt geplant? Welche Tiere sollten ebenfalls geschützt werden?
Hannes Jaenicke: Wir sind leider wie alle Fernsehmacher quotenabhängig. Das heißt, wenn die Quote gut ist, was sie bei den letzten Filmen immer war, setzen wir uns zeitnah mit der Redaktion zusammen und entscheiden, wie wir weiter machen. Die Liste der Tiere, die in Frage kommen, ist überschaubar. Nashörner ist ein Riesenthema. Da gibt es gerade vom weißen Nashorn nur ganz wenige Exemplare. Diese Tiere werden wegen ihres Horns gejagt, weil Asiaten es für ein Potenzmittel halten. Ich würde aber auch gerne etwas über unsere einheimischen aussterbenden Tierarten machen. Kein Deutscher weiß, dass 25 Prozent unserer heimischen Tiere aussterben. Zum Beispiel sind der Feldhase, der Kuckuck und der Fasan vom Aussterben bedroht.

Watchtime.net: Wie passen Luxusuhren und Umweltschutz zusammen?
Hannes Jaenicke: Ich habe da eine sehr eigene Haltung. Man sollte einmal im Leben für eine Uhr, einen Ski-Anorak oder auch für eine Jeans richtig Geld ausgeben. Ganz ehrlich, das lohnt sich. Ich kann mir 50 T-Shirts bei Primark holen oder einmal ein richtig gutes von Patagonia. Ich habe Patagonia-Klamotten, die sind schon 20 Jahre alt. Die habe ich wahrscheinlich 300-mal gewaschen und trage sie immer noch. Ich finde diese Denkart ‚Das ist billig und deswegen geil’ ganz furchtbar. Und bevor ich mir für eine Uhrensammlung zehn Billiguhren zulege, hole ich mir lieber eine richtig schöne und teure. Lieber wenig und hochqualitativ anstatt ständig neu und billig. Das ist für mich nicht nachhaltig. Bei einer Uhr wie von Jaeger-LeCoultre weißt du, wo und wie sie produziert wird. Ich will jetzt keine Marken nennen, aber bei anderen weißt du sehr wohl, dass sie irgendwo in Asien unter fürchterlichen Arbeitsbedingungen produzieren. Das sind Dinge, die sollte man als Konsument im Kopf haben.
Watchtime.net: Chopard hat sich vor drei Jahren beispielsweise dem “Fairmined Gold”, also dem nachhaltig gewonnenem Gold, verschrieben. Was halten Sie von solchen Ansätzen?
Hannes Jaenicke: Eine sehr gute Idee. In Südamerika wird zur Goldgewinnung in offenen Flüssen mit Quecksilber gewaschen, und drei Kilometer weiter unten trinken die Dorfbewohner genau dieses Wasser. Da muss etwas passieren. Das gilt auch für alle Edelsteine. Ich habe mal auf Madagaskar gedreht. Dort bohren sie die Edelsteintunnel so groß, dass nur kleine Kinder reinpassen. Und ein Drittel dieser Kinder kommt in den Tunneln um. Auch Blutdiamanten sind nicht umsonst ein Thema. Aus meiner Sicht sind die Konzerne in der Pflicht. Und es gibt viel zu wenige, die sich wirklich engagieren.
Watchtime.net: Können Sie sich noch an Ihre erste Uhr erinnern?
Hannes Jaenicke: Das war eine alte Kienzle-Uhr meines Großvaters. Er verstarb und mein Vater schenkte sie mir, glaube ich, zum achten Geburtstag. Das war ein Familienerbstück.
Watchtime.net: Und das haben Sie heute noch?
Hannes Jaenicke: Nein. Ganz ehrlich, ich weiß nicht, wo die hingekommen ist.
Watchtime.net: Wie finden Sie Vorstellung, eine Uhr an die nächste Generation weiterzugeben? Ist es das, was die Faszination mechanische Uhr ausmacht?
Hannes Jaenicke: Ja, das ist faktisch so. Es gibt einen Markt für antike und gebrauchte Uhren, der ist irre. Ich habe mal eine Messe für historische Uhren besucht, das war faszinierend. Wie viele Leute es zu schätzen wissen, dass es noch ganz viele alte Uhren gibt, das finde ich toll. Neu ist ja nicht automatisch gut. Die Reverso von Jaeger-LeCoultre gibt es jetzt seit 85 Jahren und das ist eine wunderschöne, völlig zeitlose Uhr im Art-déco-Design. Warum sollte man daran etwas verändern?

Watchtime.net: Welche Uhr folgte auf die Kienzle-Uhr?
Hannes Jaenicke: Ich habe mir irgendwann von meinem allerersten Theatergeld eine Swatch gekauft. Da wusste ich noch nicht, dass Batterien nicht in Uhren gehören. Danach besaß ich eine Certina. Die ist mir leider beim Drehen geklaut worden. Und danach habe ich mit Jaeger-LeCoultre angefangen. Ich hatte einen Freund, der besaß eine Reverso und die fand ich total schön.
Watchtime.net: Gibt es neben Jaeger-LeCoultre noch andere Uhrenmarken, die Sie schätzen?
Hannes Jaenicke: Unter dem Gesichtspunkt Robustheit war die Certina wirklich toll. Ich habe vor Jahren drei Monate in der Sahara gedreht. Weil es keine Hotels gab, wohnten wir in Lehmhütten. Ich teilte das Haus mit einem Maskenbildner und wir mussten Sachen an die Wand nageln, hatten aber kein Werkzeug. Also habe ich die Certina dafür benutzt. Und das hat die Uhr echt ausgehalten. Aber das Design gefällt mir heute nicht mehr. Trotzdem eine schöne Marke, die dezent, nicht laut, nicht Rolex ist. Ein Freund hat mir vor Kurzem etwas geschickt: ‘Egal, wie teuer deine Rolex ist, du hast trotzdem nicht mehr Zeit.’ Guter Satz, oder? Zeit ist der Stoff, aus dem dein Leben ist und man sollte damit bewusst umgehen. Deswegen finde ich, dass Uhren ein schöner Kult sind.