Sportzeitmessung von Junghans: Ausstellung in Schramberg
Offizieller Zeitnehmer bei Olympia 1972 in München
Bei den Olympischen Sommerspielen 1972 fungierte Junghans als offizieller Zeitnehmer. Daran erinnert nun, exakt 50 Jahre danach, eine Ausstellung im Junghans Terrassenbau Museum auf dem Firmengelände in Schramberg.

Der offizielle Name der Ausstellung, “50 Jahre Sportzeitmessung”, ist dabei sogar eine Untertreibung. Denn als die Spiele in München begannen, blickte Junghans bereits auf eine jahrzehntelange Erfahrung in Sachen Sportzeitmessung zurück. Schon in den 1920er Jahren hatte das Unternehmen mit dem Modell J29 eine Stoppuhr gebaut, die in der Industrie und im Sport eingesetzt wurde. In den Fünfzigern folgte die sogenannte Dreikreis-Stoppuhr: Sie besaß drei Totalisatoren für Minuten, Sekunden und Zehntelsekunden. Ab 1965 gab es sie auch mit Hundertstelsekunde; zudem war es möglich, sie mit einem elektrischen Auslösegerät zu verbinden.

Parallel dazu tat Junghans sich in der Präzisionszeitmessung hervor. Seit den späten 1920er Jahren hatte man die von Léon Hatot erfundene elektrische ATO-Uhr weiterentwickelt und 1953 schließlich ein transistorgesteuertes ATO-Modell vorgestellt. Drei Jahre später war Junghans hinter Rolex und Omega der weltweit drittgrößte Hersteller von mechanischen Armbandchronometern. Und 1967 präsentierten die Schramberger der staunenden Öffentlichkeit mit der Astro-Chron die erste Quarzuhr für den privaten Gebrauch in Deutschland.
Bevor das Streben nach immer größerer Genauigkeit dann in den achtziger Jahren in die erste (Tisch-)Funkuhr mündete, stand aber Olympia 1972 in München an. Heute denkt man bei Olympia sofort an Omega, aber vor 50 Jahren war es der bekannteste deutsche Uhrenhersteller, dem das IOC die offizielle Zeitmessung anvertraute. Junghans war dort nicht der einzige Zeitnehmer, aber mit der Leichtathletik für die prestigeträchtigsten Wettbewerbe zuständig, dazu kamen Rudern, Reiten sowie Segeln in der Kieler Förde. Geleitet wurde das 70-köpfige Junghans-Team vom ehemaligen Olympiasieger und Weltrekordhalter über 110 Meter Hürden, Martin Lauer.

Das von Junghans entwickelte Equipment repräsentierte den neuesten Stand der Technik: Highlights waren die erste elektronische Startkontrollanlage – inklusive Trommelrevolver von Smith & Wesson –, die jedem Läufer ein akustisches Signal gab und einen Fehlstart der jeweiligen Bahn zuordnete, sowie am Ziel eine mit Digitalstoppuhren, Zielbildkamera und Farbdrucker gekoppelte Doppellichtschranke auf zwei verschiedenen Höhen. Diese Technik verhinderte, dass ein Läufer nur einen Arm ausstrecken musste, um sie auszulösen.

Bemerkenswert ist, dass fast alle diese Gerätschaften in knallorangen Gehäusen steckten – eine Farbe, die Junghans damals auch auf seinen Anzeigenmotiven nutzte und die ebenfalls beim von Designer Udo Schultheiss gestalteten Chronographen „olympic“ zum Einsatz kam. Dieser bildete auch die Inspiration für die 2022 vorgestellten Jubiläumschronographen 1972 Competition und 1972 Competition Edition.

Wer die Objekte von damals noch einmal hautnah erleben will, sollte sich die Ausstellung „50 Jahre Sportzeitmessung“ im Junghans-Museum auf dem Firmengelände in der Schramberger Geißhalde nicht entgehen lassen. Dort wird auch die gesamte Geschichte der Junghans-Sportzeitmessung nachgezeichnet – bis hin zum Engagement in der Formel 1 Ende der Siebziger und, nach einigen Jahren Pause, den heutigen Aktivitäten der Marke als Timing Partner bei den FIS Nordischen Ski-Weltmeisterschaften und der Rennrodel-WM.
Die Sonderausstellung “50 Jahre Sportzeitmessung” ist während der üblichen Öffnungszeiten des Junghans Terrassenbau Museums zu sehen: jeweils Dienstag bis Sonntag von 10 bis 16 Uhr.