Der Kettenantrieb bei A. Lange & Söhne

Kettenreaktion

Sie ist 15 Zentimeter lang, einen halben Millimeter breit, wiegt gerade einmal 0,12 Gramm und hält einer Zugbelastung von zwei Kilogramm stand. Die Rede ist von der feingliedrigen Kette im Lange-Kaliber L133.1 von A. Lange & Söhne, welche die Kraft vom Federhaus auf die Schnecke überträgt und damit für einen konstanten Antrieb über die gesamte Gangdauer des Uhrwerks sorgt. Konstante Kraft in einem Uhrwerk heißt, dass unabhängig vom Ladezustand des Federhauses immer die gleiche Kraft an der Unruh ankommt und damit die Amplitude und der Gang stabil bleiben.

Kette und Schnecke sorgen für einen konstanten Betrieb der Uhr.
Kette und Schnecke sorgen für einen konstanten Betrieb der Uhr.

Über Kette und Schnecke funktioniert das so: Die Kette gibt die Antriebskraft über einen Konus – die Schnecke – an das Räderwerk weiter und sorgt so für ein konstantes Drehmoment. Beim Ablaufen der Uhr – und damit dem Nachlassen des Drehmoments – wickelt sich die Kette um das Federhaus und zieht dabei am kontinuierlich größer werdenden Umfang der Schnecke.

Anzeige

Im Ergebnis bleibt das Drehmoment an der Welle der Schnecke über die gesamte Laufzeit konstant und damit auch die Amplitude der Unruh und der Gang der Uhr. Das hoch komplizierte Lange-Handaufzugkaliber L133.1 besteht aus 684 Teilen, wenn man die Kette als eine einzige Komponente zählt. Aber sie allein hat fast genauso viele Einzelteile wie das gesamte Uhrwerk.

Mikroskopisch kleine Glieder, Haken und Stifte.
Mikroskopisch kleine Glieder, Haken und Stifte.

Die Kette im Lange-Kaliber L133.1 besteht aus 636 mikroskopisch kleinen Gliedern, Haken und Stiften, die mithilfe computergesteuerter Drahterodiermaschinen und Drehautomaten auf den Tausendstelmillimeter genau gefertigt und dann vom Uhrmacher in einem aufwändigen Prozess minutiös von Hand zusammengefügt werden. Zur Verbindung von Federhaus und Schnecke werden am Anfang und am Ende der Kette spezielle Haken montiert, mit denen sie in die beiden Teile eingehängt wird. Dann ist der Kraftfluss geschlossen. Ein Abschaltniet im ersten Drittel der Kette sorgt dafür, dass das Sperrrad der Uhr kurz vor Vollaufzug blockiert wird. Die Abschaltvorrichtung verhindert ein versehentliches Überspannen der Kette. Im Inneren der Schnecke sorgt ein winziges Planetengetriebe dafür, dass der Kraftfluss beim Aufziehen der Uhr nicht unterbrochen wird.

MaRi

Produkt: Download: Tutima M2 Pioneer Chronograph im Test
Download: Tutima M2 Pioneer Chronograph im Test
Das UHREN-MAGAZIN testet den Einsatzzeitmesser M2 Pioneer Chronograph von Tutima. Kann er die Nachfolge der legendären Bundeswehr-Pilotenuhr von 1984 antreten?

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Es ist immer wieder faszinierend, wie detailverliebt die Firma Lange ihre Uhrwerke entwickelt. Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus, nachdem man die Lektüre Ihres Beitrages beendet hat! Ganz großes Kino!

    Auf diesen Kommentar antworten

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Das könnte Sie auch interessieren