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Die Geschichte von Rado

Rado: Captain Cook
© PR
Die Rado-Historie ist eine Geschichte des ständigen Strebens nach Qualität und Innovation. Daraus entstand eine Marke, die Maßstäbe in der Beherrschung von Materialien und im Design gesetzt hat.
Die Anfänge waren bescheiden: Auf dem Dachboden ihres Elternhauses in Lengnau bei Biel begannen die Brüder Friedrich (1883–1951), Ernst (1887–1958) und Werner (1895–1970) Schlup 1917 mit der Fertigung von Uhrwerken mit Ankerhemmung. Wie damals üblich, wurde das Unternehmen nach seinen Besitzern benannt und hieß also schlicht »Schlup & Co.«. Die Schlups profitierten zum einen von der hohen Qualität ihrer Uhrwerke, zum anderen von einem rasch wachsenden Exportgeschäft: Schon früh bauten sie internationale Handelsbeziehungen auf und bewarben ihre Produkte mit dem Hinweis, »in alle Länder« zu liefern.Die USA wurden zum mit Abstand wichtigsten Absatzmarkt. Bereits in den 1920er-Jahren tauchte auf manchen Werken der Kunstname »Rado« auf, der wahrscheinlich aus dem Esperanto stammt und dort »Rad« bedeutet – die wichtigste Komponente im Uhrwerk. 1928 registrierten die Schlups »Rado« als Markennamen. Im darauf folgenden Vierteljahrhundert sollte der allerdings noch keine große Rolle spielen.
Captain Cook: Die Ikone von 1962 erscheint 2021 zum ersten Mal komplett in Hightech-Keramik. © Rado
Wirtschaftlich schwierige Rahmenbedingungen führten mehrfach dazu, dass die Schlups ihre Produktstrategie anpassen mussten. So ergänzten sie bereits in den 1920er-Jahren ihr Angebot an Werken um fertige Uhren. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war die Belegschaft mit 200 Angestellten rund zehnmal so groß wie 20 Jahre zuvor. Doch der Erfolg wurde bedroht, als eine wachsende Konkurrenz aus den USA spürbar wurde und vor allem die Nachfrage nach Automatikwerken immer weiter anstieg, während Schlup & Co. nach wie vor auf Handaufzugskaliber spezialisiert war. Der damalige leitende Manager Paul Lüthi stellte daraufhin die Werkeproduktion komplett ein und setzte fortan ganz auf den Verkauf von Fertiguhren sowie deren internationale Vermarktung. Diese wegweisende Entscheidung war kennzeichnend für die Unternehmensgeschichte von Rado: Immer dann, wenn sich neue Bedingungen und damit auch neue Herausforderungen ergaben, erkannten die Verantwortlichen die darin liegenden Chancen für die Zukunft und richteten ihr Handeln danach aus. Zur damaligen Zeit entstand auch der Leitspruch, der Rado bis heute prägt: »If we can imagine it, we can make it. And if we can make it, we will!«
Hightech-Keramik: Wie keine zweite Marke steht Rado für die Verwendung und das Know-how dieses kratzfesten und hautfreundlichen Materials. © Rado

Miniatur-Anker – von Anfang an Symbol der Automatikuhren

1957 kam es zur Gründung der Marke Rado. Die erste Produktlinie unter dem neuen Markennamen war die 1957 lancierte Green Horse – eine hübsche Dreizeigeruhr aus Stahl mit Datum. Auf ihrem Zifferblatt prangten zwei sich gegenüberstehende grüne Seepferdchen, die die Wasserdichtheit der Uhr symbolisierten. Diese war mit 120 Metern für die damalige Zeit recht hoch. Ein weiteres Detail auf dem Zifferblatt, das sich bis heute auf vielen Rado-Uhren findet, war der bewegliche Miniatur-Anker auf rotem Hintergrund: Er steht für ein im Innern verwendetes Automatikwerk. Die Green Horse zeigte bereits eine wichtige Facette der Rado-Identität: Qualität und Zuverlässigkeit, gepaart mit attraktiver Gestaltung und einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Doch das war erst der Anfang, bald sollte sich die Innovationskraft der Marke an immer neuen Herausforderungen bewähren.
1957: Green Horse – Präsentation der ersten Uhrenkollektion unter dem Markennamen Rado. © Rado
Durch seine ausgeprägte Reisetätigkeit erschloss Paul Lüthi wichtige neue Märkte in Südostasien, im Mittleren und Fernen Osten, später auch in Ostafrika und in Indien. Um 1960 war Rado bereits in über 60 Ländern aktiv. Mittlerweile fertigte die Firma viele Golduhren, was dazu führte, dass Kratzer auf den Gehäusen und die entsprechenden Beschwerden der Kunden ein immer größeres Thema wurden. Man begann, nach einem alternativen Gehäusematerial zu suchen. Fündig wurde man schließlich bei einem Werkstoff, der bis dato vor allem für die Produktion von Werkzeugen verwendet worden war: Hartmetall – genauer gesagt, kobaltimprägniertes Wolframcarbid.
1962: DiaStar 1 – das Original. Die erste kratzfeste Uhr – eine Revolution in der Geschichte. Gehäuse aus Wolframkarbid (Hartmetall) und Saphirglas. © Rado
Nicht minder sensationell als das Material war die Uhr dazu: Die 1962 vorgestellte DiaStar besaß eine große, breite ovale Lünette aus Hartmetall, die gleichzeitig die Befestigung des Armbands am Gehäuse überdeckte. Eine Lünette, die aussah wie prädestiniert für Kratzer. Doch genau dieses Problem sollte fortan bei Rado der Vergangenheit angehören. Die Dia-Star wurde als weltweit erste kratzfeste Uhr beworben. Nicht nur wegen des Gehäuses selbst: Über ihrem Zifferblatt wölbte sich ein Saphirglas, ebenfalls ein Novum in der Uhrenindustrie. Die Form der Uhr hatte sich aus dem gewählten Material ergeben, denn die Verwendung von Wolframcarbid setzte damals voraus, dass die Uhr keine scharfe Ecken und Kanten aufweist. Es war das erste Mal, dass die Verwendung eines im Uhrenbau neuen Werkstoffs Rado neue Möglichkeiten in der Gestaltung eröffnete. Weitere Beispiele sollten in den kommenden Jahrzehnten folgen.
1991: Coupole – erste Rado-Uhr, die aus weißer Hightech- Keramik hergestellt wurde. © Rado
Die DiaStar verkörperte all das, was Rado bis heute auszeichnet: Freude an Innovation, Meisterschaft in Sachen Material mit dem Schwerpunkt Kratzfestigkeit sowie den Mut zur besonderen Form. Letzterer zeigte sich erneut 1966, als Rado mit der Manhattan eine große, rechteckige Uhr herausbrachte, die – anders als die meisten Rechteckuhren – breiter als hoch war. In den 1970ern waren dann weniger neue Materialien das große Thema, sondern die sich rasant entwickelnde Quarztechnologie. Bereits 1970 hatte Rado auf der Basler Messe ein erstes Modell mit dem in der Schweiz entwickelten Quarzkaliber Beta 21 ausgestellt, die Rado Quartz 8192. Mitte des Jahrzehnts war es dann die Eta, die Quarzwerke serienmäßig liefern konnte. Diese wurden innerhalb weniger Jahre immer flacher, sodass man sie auch in elegantere Uhren einbauen konnte.
2002: V10K – erste in Serie produzierte Uhr aus Hightech-Dia- mant, um den Härtegrad von 10000 Vickers zu erreichen. Eine Schicht aus synthetischem nanokristallinem Diamant überzieht die härteste Uhr der Welt. © Rado

Pionierarbeit – vom Hartmetall zur Hightech-Keramik

Das Thema Kratzfestigkeit allerdings hatte die Rado-Verantwortlichen auch in den 1970er- und frühen 1980er-Jahre nie losgelassen. Im Hintergrund hatten sie nach weiteren Möglichkeiten Ausschau gehalten, über die Verwendung von Hartmetall hinaus Lösungen für absolut kratzfeste und gleichzeitig formschöne Gehäuse zu finden. 1986 war es soweit: Rado lancierte eine Uhr, deren Bandglieder aus Hightech-Keramik bestanden – die Integral. Sie war die erste Rado, bei der dieses Material zum Einsatz kam. Gleichzeitig besaß sie ein von Rand zu Rand verlaufendes gewölbtes Saphirglas, das unsichtbar befestigt war. Noch einen Schritt weiter bei Design und Material ging Rado 1990 mit der Ceramica. Bei ihr bestanden nicht nur Gehäuse und Band aus schwarzer Hightech-Keramik – beide bildeten auch eine optische Einheit. Sie war weniger eine Uhr, die mit einem Band am Handgelenk befestigt wurde als vielmehr ein Armband, in das nahtlos eine Uhr integriert war –Schmuckstück, Zeitmessgerät und Designobjekt in einem.
2009: Rado r5.5 – designt von Jasper Morrison. Das Gehäuse weist erstmals Bandanstöße mit konkaven Oberflächen auf. © Rado
Hightech-Keramik ist seit 1986 eines der bestimmenden Themen bei Rado. Keine andere Marke hat dieses Material so früh, so dauerhaft und so umfassend für ihre Uhren verwendet. Es unterscheidet sich von konventioneller Keramik unter anderem dadurch, dass besonders feine und reine Pulver verwendet werden. So entsteht am Ende ein nicht poröses, vollkommen dichtes und damit kratzfestes Material, das zugleich relativ bruchresistent ist. Dass Rado dieses Material heute in all seinen Facetten beherrscht, verdankt die Marke aus Lengnau auch ihrer Muttergesellschaft, der Swatch Group. 1986, im Jahr der Integral-Lancierung, kam Rado unter die Fittiche der damals von Nicolas G. Hayek geführten Gruppe, die seinerzeit noch SMH hieß. Seitdem hat Rado direkten Zugang nicht nur zu den Werken der Eta, sondern zum gesamten Fachwissen der über 150 Swatch-Group-Unternehmen – darunter der Firma Comadur, mit der zusammen Rado die Komponenten aus Hightech-Keramik entwickelt und fertigt.
2011: True Thinline – weniger als fünf Millimeter, Uhrwerk weniger als ein MiIlimeter hoch. Keramik-Monobloc-Gehäuse. © Rado
Durch die fortgesetzte Forschungs- und Entwicklungstätigkeit rund um diesen Werkstoff blieb es nicht bei der schwarzen Hightech-Keramik der Ceramica. Schon 1991 stellte Rado mit der Coupole eine Uhr vor, die aus weißer Hightech-Keramik bestand. 1993 folgte die Sintra: Für sie wurde erstmals ein Verbundwerkstoff auf Basis von Titancarbid verwendet – ein Material, mit dem man verstärkt organische Formen und zusätzliche Farbschattierungen realisieren konnte. Noch mehr Farbe ins Spiel kam 2017 mit der True Thinline Colours. Zunächst präsentierten sich die Uhren dieser Linie in den Tönen Blau, Braun und Grün, bevor Rado sie 2021 im Rahmen einer Kooperation mit Les Couleurs Le Corbusier – der berühmte Schweizer Architekt hatte einst eine Palette aus 63 Farben entworfen – um einige Farben erweiterte. Das Spektrum der verwendeten Farben wurde damit von eher gedeckten um leuchtendere Töne wie Gelb, Blau und Orangerot ergänzt, die technisch schwieriger herzustellen sind. Ein aktuelles Modell der True Thinline Linie entdecken Sie hier.
2017: True Thinline Colours – erste Hightech-Keramikuhren und - armbänder mit charakteristischer Farbgebungen, 2021 erweitert. © Rado
Auch jenseits der Farben förderten die stetigen Aktivitäten in Forschung und Entwicklung immer wieder neue Materialvarianten zutage. So führte Rado 1998 in der Ceramica-Linie die Plasma-Hightech-Keramik ein, die den Uhren einen metallischen Glanz verleiht, obwohl bei der Fertigung keinerlei Metall verwendet wird. 2002 bewarb die Marke dann »die härteste Uhr der Welt«: V10K. Der Name spielte auf ihre Härte von 10.000 Vickers an, erreicht durch eine Hochglanzschicht aus synthetischem nanokristallinem Diamant.2011 folgte der nächste große Meilenstein. Bis dahin hatte die Herstellung von Keramik-Uhrengehäusen immer um einen inneren Stahlkern herum erfolgen müssen. Durch die neue Spritzgusstechnik, die bei der True Thinline und ein Jahr später auch bei der Hyperchrome zum Einsatz kam, ist das nun nicht mehr zwingend erforderlich.Wie so oft in der Geschichte von Rado bedeutete auch diese technische Innovation mehr Freiheit im Design: Durch die Möglichkeit, mittels Spritzguss eine Monobloc-Schale aus Hightech-Keramik zu fertigen, können die Uhrengehäuse viel flacher und noch einmal leichter ausfallen. Die True Thinline etwa ist nicht einmal fünf Millimeter hoch.Mehr über den Einsatz von Keramik bei Rado lesen Sie in diesem Artikel: )
2021: Captain Cook – zum ersten Mal in Hightech-Keramik. Im 43 Millimeter großen Gehäuse tickt das Rado-Kaliber R734 mit Nivachronspirale. © Rado

Moderne Materialien – in Retro-Design gekleidet

Bemerkenswert ist, dass Rado bei so viel avantgardistischem Spirit auch das Thema Retro-Design beherrscht. 2019 ließ man die 1962 eingeführte Taucheruhr Captain Cook wieder aufleben. Zunächst kam sie in Stahl und Bronze. Ermutigt durch den großen Erfolg beim Publikum, folgten weitere Modelle. Im Frühjahr 2021 kam eine Variante in Hightech-Keramik heraus, und im Jubiläumsjahr 2022 führte Rado sogar eine Vollkeramik-Version ein. Damit hat die Marke, die so sehr für zukunftsweisende Gestaltung und Materialien steht, die Brücke zu ihren Wurzeln geschlagen und sich auf ein noch breiteres Fundament gestellt. bucEbenfalls interessant: )

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