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Die kleinen Komplikationen: Das Datum

Nomos Glashütte: Tangente Update in Nachtblau mit patentierter Datumsanzeige
© NOMOS Glashuette
Auf der Suche nach einem praktischen Zeitmesser, der einem das tägliche Leben erleichtert? Eine Uhr mit Datumsanzeige steht uns in zahlreichen Alltagssituationen zur Seite. Funktionen wie diese oder die Anzeige einer zweiten Zeitzone werden zwar als kleine Komplikationen bezeichnet, was in Relation zu Komplikationen wie der Minutenrepetition oder dem ewigen Kalender auch berechtigt ist. Doch gerade die sogenannten kleinen Komplikationen haben ihre praktische Bedeutung.
Zur besseren Ablesbarkeit des Datums stattet Rolex seine Uhren mit der typischen Zykloplupe aus. Seit 2017 kommt auch die Oyster Perpetual Sea-Dweller mit dieser Datumslupe. © Rolex
Für sie spielt Rolex eine besonders wichtige Rolle, denn die Manufaktur hat im Lauf ihrer Geschichte immer wieder nützliche Zusatzfunktionen erdacht und weiterentwickelt. Aber auch Breitling, IWC oder A. Lange & Söhne haben sich um Datum, Gangreserveanzeige und Co. verdient gemacht. Watchtime.net stellt Ihnen die kleine Komplikation Datum anhand verschiedener Uhrenmodelle vor.Inhalt:
  1. Das Fensterdatum
  2. Das Zeigerdatum
  3. Wie funktioniert die Datumsanzeige einer Uhr?
  4. Das Großdatum
  5. Das retrograde Datum
  6. Welches Datum passt zu welcher Uhr?
  7. Auch eine Uhr mit Datumsanzeige kann unpraktisch sein
  8. Unterschiedliche Ausführungen der Datumsanzeige

Die verschiedenen Möglichkeiten der Datumsanzeige:

Das Fensterdatum

Das Datum ist die mit Abstand häufigste Zusatzfunktion von Armbanduhren überhaupt. Doch weil sich die Hersteller fast immer für ein Fensterdatum entscheiden, hat der Uhrenfreund die Vielfalt der möglichen Lösungen meist gar nicht vor Augen. Schon beim herkömmlichen Fensterdatum gibt es Wahlmöglichkeiten: Nutzt man beispielsweise bei einer Uhr mit schwarzem Zifferblatt eine weiße Datumsscheibe, die sich besser ablesen lässt? Oder haben gestalterische Überlegungen zur Folge, dass sich die Designer für eine schwarze, harmonisch ins Zifferblatt integrierte Scheibe entscheiden?
Erste Uhr mit Fensterdatum: Rolex Oyster Perpetual Datejust von 1945. Der Namenszusatz fehlt auf dem Zifferblatt. © Rolex
Etwas unbeholfen erscheinen in diesem Zusammenhang cremefarbene Zifferblätter mit weißem Datum; hier wirkt die abweichende Farbe der Zahlenscheibe oftmals störender als bei echten Kontrastfarben. Auch die Position des Datums ist entscheidend. Das klassische Fensterdatum fügt sich optisch nicht in jedes Zifferblatt gut ein. Im Falle dieser Girard-Perregaux passt es allerdings perfekt und auch die Farbe der Datumsscheibe ist dieselbe wie die des Zifferblatts.
Girard-Perregaux: Laureato 42 mm in Roségold © Girard Perregaux
Eine Vorreiterrolle in Bezug auf das Fensterdatum bei Armbanduhren übernahm Rolex mit der ersten Datejust von 1945. Heute ist diese Funktion in der Uhrenwelt selbstverständlich – und die häufigste Variante der Datumsanzeige. Typisch für Rolex ist auch die Datumslupe. Der Legende nach kam Rolex-Gründer Hans Wilsdorf auf die Idee, als im Badezimmer ein Wassertropfen auf das Glas seiner Uhr fiel und das Datum darunter vergrößerte. 1954 erschien die erste Rolex mit Lupe: eine Datejust.

Das Zeigerdatum

Als Alternative kommt das Zeigerdatum zum Einsatz. Die Nutzerfreundlichkeit hängt hier jedoch stark von der Ausführung ab: Die beste Ablesbarkeit ist gegeben, wenn der Datumszeiger aus der Mitte kommt und die Skala am Zifferblattrand liegt. Auf diese Weise indiziert auch die Oris Roberto Clemente Limited Edition das Datum. Für den Antrieb sorgt das Automatikwerk Sellita SW 200.
Oris: Roberto Clemente Limited Edition © PR
Wird das Datum über ein Hilfszifferblatt als kleines Zeigerdatum angezeigt, benötigt der Träger dafür allerdings schärfere Augen. Bei der Nautilus Travel Time Chronograph von Patek Philippe befindet sich das Hilfszifferblatt für das Datum bei zwölf Uhr. Hier sind nur die ungeraden Ziffern ausgeschrieben, was das Ablesen etwas erleichtert.
Patek Philippe Nautilus Travel Time Chronograph in Rotgold (Ref. 5990/1R) © PR
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Wie funktioniert die Datumsanzeige einer Uhr?

Die technische Umsetzung des Fensterdatums ist schwieriger zu realisieren als das Zeigerdatum. Beide bauen auf der gleichen Grundlage, dem Minutentrieb in der Mitte des Uhrwerks, auf. Das Umspringen des Datums geht also von einer Komponente mit geringem Durchmesser aus, deren Bewegung auf die Datumsanzeige am Rande des Uhrwerks, also auf einen weitaus größeren Durchmesser transferiert werden muss. Hierbei müssen Winkelfehler und Schwierigkeiten beim Umspringen des Datums bewältigt werden. Und schließlich liegt bei der Fensteranzeige im Vergleich zur Zeigervariante durch die höhere Reibung und das zusätzliche Gewicht der Datumsscheibe ein höherer Energieverlust vor. Dementsprechend sind auch bei der Produktion des Fensterdatums wesentlich mehr und anspruchsvollere Arbeitsgänge erforderlich – sei es bei der Herstellung der Teile unter Einhaltung geringer Toleranzen oder bei der Sorgfalt in der Montage.In unserem Video zeigen wir Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie das Datum Ihrer mechanischen Uhr einstellen:

Das Großdatum

In Sachen Ablesbarkeit ungeschlagen ist und bleibt die Uhr mit Großdatum. Stilbildend war diese Funktion vor allem bei der sächsischen Manufaktur A. Lange & Söhne: Besonders die legendäre Lange 1, aber auch viele weitere Modelle wären ohne die zwei Fenster sicher nicht so berühmt geworden, wie sie es heute sind. Einerscheibe und Zehnerkreuz der Lange’schen Datumsanzeige stehen in einem minimalen Höhenunterschied zueinander. Um diesen zu verdecken, erscheint das Großdatum in einem Fenster mit Sprosse.
Jubiläumsmodell anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Lange 1: Große Lange 1 „25th Anniversary“   (41 mm, 43.700 Euro, 25 Stück) © A. Lange & Söhne
Girard-Perregaux wollte auf solch eine Sprosse verzichten und dennoch den Höhenunterschied kaschieren. Daher entwickelte die Schweizer Manufaktur ein Großdatumssystem, bei der die Einerscheibe transparent ist und die Zehnerscheibe überlagert.
Girard-Perregau: 1966 Großdatum und Mondphase © Girard Perregaux
Ohne Höhenunterschied oder Überlappung der beiden Zahlenkreise kommen die Konstruktionen von Pequignet und Glashütte Original aus. Sie bestehen aus zwei ineinander liegenden Ringen. Dieses System kommt beispielsweise bei der Glashütte Original SeaQ Panoramadatum zum Einsatz.
Glashütte Original: SeaQ Panoramadatum in Schilfgrün © Glashütte
Das Großdatum ist also eine schöne und funktionale Lösung. Es sorgt nicht nur für eine bessere Ablesbarkeit, sondern ist auch ein eigenständiges Designmerkmal sowie eine bemerkenswerte technische Komplikation.nach oben

Welches Datum passt zu welcher Uhr?

Ob Fenster-, Zeiger oder ein Großdatum − die Entscheidung, in welcher Form das Datum auf dem Zifferblatt zur Anzeige kommt, hängt heute nicht mehr von konstruktiven Bedingungen ab. Eta-Kaliber können günstig eingekauft werden und Manufakturen orientieren sich bei der Konzeption des Datums zumeist an markenphilosophischen Grundsätzen. Das Design spielt außerdem eine wichtige Rolle, weshalb Hersteller mitunter auch verschiedene Optionen anbieten. Letztendlich muss der Träger entscheiden, welche Darstellungsform ihn am meisten anspricht.
Nomos Glashütte: Tangente Update in Nachtblau (3.200 Euro) © NOMOS Glashuette
Die Tangente Update in Nachtblau erhält das von Nomos Glashütte völlig neu gedachte Datum. Bei diesem rahmt eine patentierte Anzeige am durchbrochenen Zifferblattrand über lang gestreckte Ausschnitte hindurch den jeweils aktuellen Tag. In der Version der Tangente Update Nachtblau ist diese besondere Anzeige zudem mit grüner Leuchtfarbe belegt, wodurch die Datumsanzeige auch bei Dunkelheit erkennbar ist. Der patentierte Datumsmechanismus lässt sich vorwärts und rückwärts schalten und gehört zum automatischen Nomos-Manufakturkaliber DUW 6101, das in die klassische Tangente von 41 Millimetern Durchmesser passt.

Das retrograde Datum

Beim retrograden Datum läuft der Zeiger von der 1 bis zur 31 und springt dann um 24 Uhr am letzten Tag des Monats wieder zur 1 zurück. Aktuelles Beispiel: die Masterpiece Triple Rétrograde von Maurice Lacroix. Zur besseren Ablesbarkeit werden hier nur die ungeraden Ziffern ausgeschrieben.
Maurice Lacroix: Masterpiece Triple Rétrograde mit anthrazitfarbenem Zifferblatt © Maurice Lacroix

Datum mit Doppelskala von Jean Marcel

Jean Marcel stattet sein Modell Optimum Automatik mit einer besonderen Datumsanzeige aus. Zum Einsatz kommt ein großes Fenster mit Doppelskala. Wie diese Anzeige funktioniert, erfahren Sie im Video:

Auch eine Uhr mit Datumsanzeige kann unpraktisch sein

Deutlich problematischer als das Großdatum mit seiner ersten Stelle ist jedoch das Datum im vergrößerten Fenster, in dem auch die vorhergehenden und nachfolgenden Tage erscheinen. Hier kann sich der Träger je nach Breite des Fensters ziemlich schwertun, die richtige Zahl zu finden. Zudem wird beispielsweise am 30. April ein nicht vorhandener 31. als Folgetag angezeigt. Bei dieser IWC-Uhr hilft ein Pfeil.
Ein langes Datumsfenster kann die Lesbarkeit des Datums erschweren. © PR
Wie Sie das Datum Ihrer Uhr richtig einstellen und was es dabei zu beachten gibt, erfahren Sie hier.

Unsere folgende Galerie zeigt Uhren mit unterschiedlicher Ausführung der Datumsanzeige:

Bei der TAG Heuer Aquaracer Professional 300 GMT befindet sich das Datum unter einer Lupe © PR
Mühle-Glashütte: S.A.R. Mission-Timer © Mühle-Glashütte
Bei der Meistersinger Primatic zeigt sich die Datumsscheibe im Grün des Zifferblatts © Meistersinger
Und auch bei der Oris Divers Sixty-Five 12H Calibre 400 besitzen Zifferblatt und Datum dieselbe Farbe © Oris
Nomos Glashütte: Autobahn Limitierte Edition A3. Bei sechs Uhr öffnet sich das lange Fenster des patentierten Datums, bei dem der Betrachter stets drei Tage im Blick hat. © NOMOS Glashuette
Beim Averin Chronograph von Union Glashütte wird die Datumsanzeige über einen unkonventionellen Dreifach-Zeiger realisiert. Mit seinen unterschiedlich langen Armen steuert er die Datumsziffern in drei Ebenen an, die im silberfarbenen Teil des Zifferblattes untergebracht sind. © Union Glashütte
Die Datumsscheibe der Fortis Flieger F-43 Bicompax sitzt bei sechs Uhr und besitzt dieselbe Farbe wie das Zifferblatt. Die Zahlen sind in Orange aufgedruckt. © PR
Die Adamavi Vollkalender von Carl F. Bucherer besitzt ein Zeigerdatum © PR
Minase: 5 Windows midsize Stahl mit mehrteiligem Datumsfenster © PR
Ein weiteres Modell mit Zeigerdatum ist die Blancpain Villeret Quantième Complet. © Blancpain
nach obenSie wollen noch mehr über die verschiedenen Komplikationen und Funktionen einer Uhr wissen? Weitere Themen unserer Reihe "Uhren-Komplikationen" finden Sie hier:
  • Die kleinen Komplikationen: Wochentag
  • Die kleinen Komplikationen: Mondphase
  • Die kleinen Komplikationen: Zweite Zeitzone
  • Die kleinen Komplikationen: Gangreserveanzeige
  • Die kleinen Komplikationen: Drehlünette
  • Chronograph
  • Chronograph mit Flyback-Funktion
  • Chronograph Foudroyante
  • Chronograph Rattrapante
Dieser Artikel wird fortlaufend aktualisiert

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