Die kleinen Komplikationen: Mondphase
Die Mondphasenanzeige – eine Komplikation, zahlreiche Darstellungen
Der folgende Artikel erklärt, wie die Mondphasenanzeige funktioniert und was der Mechanismus kann. Dazu zeigen wir aktuelle Modelle von A. Lange & Söhne, Meistersinger, IWC, Patek Philippe und weiteren spannenden Marken. Sie möchten wissen, wann der nächste Vollmond ist und wie Sie die Mondphasenanzeige Ihrer Uhr richtig einstellen? Kein Problem, auch diese Fragen werden geklärt.
Inhalt:
- Wie bestimmt der Mond unsere Zeit?
- Seit wann gibt es die ersten Mondphasenuhren?
- Wie funktioniert eine Mondphasenuhr?
- Was ist eine präzise Mondphasenanzeige?
- Mondphasenanzeige mit Quarzantrieb
- Mondphasenuhr mit Anzeige der südlichen und nördlichen Hemisphäre
- Aktuelle Mondphasenuhren
- Wie stellt man die Mondphasenanzeige einer Uhr ein?
- Aktueller Vollmondkalender

Wie bestimmt der Mond unsere Zeit?
Der Mond übt als erdnächster Himmelskörper eine ganz besondere Anziehungskraft auf uns aus. Schon in alten Kulturen spielte er eine religiöse und mythologische Rolle, inspirierte Dichter, bescherte Liebenspaaren romantische Nächte und beförderte den Mondglauben und Regeln wie: Haare schneiden lassen bei abnehmendem Mond, Bäume pflanzen bei zunehmendem Mond. Der Mond ist ein natürlicher Satellit der Erde. Nach der Sonne ist er mit Abstand das hellste Objekt am Himmel. Vermutlich war es aus diesem Grunde für den Menschen naheliegend, diesen Planeten erforschen zu wollen. In vielen alten Kulturen nahm der Mond eine religiöse oder mythologische Rolle ein. Wir wissen allerdings nicht nur von Ebbe und Flut, dass der Mond das Leben auf der Erde tatsächlich beeinflusst. Wissenschaftliche Studien ergeben, dass der Mond unser Leben auf der Erde so beeinflusst, dass eine Leben ohne ihn nicht möglich wäre. Seine Anziehungskraft bremst die Erdrotation. Gäbe es sie nicht, würde sich der Globus dreimal schneller um seine eigene Achse drehen. Der Tag wäre nur acht Stunden lang, und es gäbe Windbewegungen von 300 bis 500 Kilometern pro Stunde. Mehr noch: Ohne unseren blassen Nachbarn gäbe es große Temperatur- und Klimaschwankungen. Wieso? Die Schwerkraft des Mondes hält die Erde stabil. Ohne sie würde die Erdachse alle paar Millionen Jahre um bis zu 85 Grad kippen.
Die Menschen nutzten schon früh den regelmäßigen Zyklus des Mondes für die Bestimmung von Zeitspannen und als Basis erster Kalender. Etwa 4000 Jahre v. Chr. bis 700 Jahre n. Chr. zählte man die Zeit von einem Vollmond bis zum nächsten als einen Monat. Diese Zeit, die der Mond für einen Umlauf um die Erde, bezogen auf seine Stellung zur Sonne, benötigt, heißt Lunation (vom Lateinischen: Luna = Mond). Man spricht von einem synodischen Monat, nachdem der Mond wieder die gleiche Stellung zu Sonne und Erde erreicht. Wir nehmen diesen Monat als Periode der Mondphasen wahr. Sie entstehen durch die unterschiedlichen Stellungen des Mondes zur Erde und zur Sonne und den daraus resultierenden Beleuchtungswinkeln unseres Erdtrabanten durch die Sonne – und unterscheiden zwischen Neumond, zunehmendem Mond, Vollmond und abnehmendem Mond. Eine Lunation dauert etwa 29,531 Tage (29 Tage, 12 Stunden, 44 Minuten und 2,9 Sekunden). Bei Neumond liegt die erdabgewandte Seite des Mondes im Sonnenlicht, bei Vollmond ist es hingegen die sichtbare Hälfte, die immer dieselbe ist.

Seit wann gibt es die ersten Mondphasenuhren?
Bereits im frühen 16. Jahrhundert gaben die ersten Wanduhren den Stand des Mondes wieder. Mit der Quarzkrise in den 1970er-Jahren verlor die mechanische Uhr an Bedeutung und damit auch diese astronomische Komplikation. Erst im Jahr 1983 brachte Blancpain mit dem Kaliber 6395 die Mondphasenanzeige in die Welt der mechanischen Uhren zurück.
Die Uhr war ein solcher Erfolg, dass auch viele andere Hersteller die Mondphasenanzeige in ihr Programm aufnahmen. Heute finden sich Mondphasenanzeigen in Uhren beinahe jeder Preiskategorie, allerdings mit unterschiedlicher Präzision. Ein vergleichsweise simpler Mechanismus ermöglicht die Darstellung. So können auch Basiskaliber um diese Anzeige ergänzt werden.
Wie funktioniert eine Mondphasenuhr?
Die Mondphase dauert astronomisch betrachtet genau 29 Tage, 12 Stunden, 44 Minuten und 2,9 Sekunden. Die klassische Mondphasenkonstruktion wird auf 29,5 Tage abgerundet. Ein halber Tag lässt sich jedoch nur schwer in ein mechanisches Räderwerk übersetzen. Deshalb benutzt man bei der einfachen Art der Mondphasenanzeige ein Räderwerk mit 59 Zähnen für zweimal 29,5 Tage. Auf der Mondscheibe befinden sich zwei gegenüberliegende Monde, von denen immer nur einer auf dem Zifferblatt zu sehen ist. Das Räderwerk bewegt die Scheibe automatisch einmal pro Tag um einen Zahn weiter, um die Mondphase korrekt darzustellen. Die Schaltung erfolgt zumeist um Mitternacht. Diese Art der Mondphasenanzeige geht jährlich rund 8 Stunden oder in drei Jahren einen ganzen Tag falsch. Dann muss man sie korrigieren. Dank mitgeliefertem Korrekturmechanismus lässt sich die Anzeige mit einem kleinen Knopfdruck korrigieren.
Meistersinger stellt mit der Stratoscope eine Einzeigeruhr mit hochpräziser Mondphasenanzeige. Die fotorealisitische Mond auf dem Zifferblatt leuchtet zudem im Dunkeln. Im Video erklären wir die Mondphasenuhr im Detail:
Was ist eine präzise Mondphasenanzeige?
Natürlich geht es auch präziser: Spannend wird es, wenn Uhrmacher und Ingenieure besonders präzise Mondphasen entwickeln. Bei komplizierteren Mechanismen muss die Mondphasenanzeige erst nach über hundert oder mehreren hundert Jahren um einen Tag korrigiert werden. Hier spricht man von einer präzisen Mondphasenanzeige.

Sie weicht bei der IWC Portugieser Ewiger Kalender die Anzeige erst in 577,5 Jahren nur um einen Tag vom tatsächlichen Mondumlauf ab. Mit der doppelten Mondphase für die Nord- und Südhalbkugel zeigt die Uhr den Planeten exakt so an, wie er am Himmel erscheint. Möglich macht dies das automatische Manufakturkaliber 52615.
Die 2014 vorgestellte Richard Lange Ewiger Kalender “Terraluna” von A. Lange & Söhne besitzt eine sogenannte orbitale Mondphasenanzeige auf der Gehäuserückseite. Dabei zeigt das astronomische Miniaturschauspiel nicht nur die einzelnen Mondphasen, sondern über drei rotierende Scheiben auch die Konstellation des Mondes zur Erde und zur Sonne. Die Positionen des Mondes und die Entstehung der Mondphasen sind somit exakt nachvollziehbar. Im Zentrum der Anzeige befindet sich die Erde, die sich täglich einmal gegen den Uhrzeigersinn um ihre eigene Achse dreht. Die Unruh fungiert als Sonne, auf dieser Seite ist es also Tag. Die Mondphasenanzeige muss erst in 1.058 Jahren um einen Tag korrigiert werden.
Den Rekord hält jedoch Andreas Strehler: Seine aus vier Komponenten bestehende Mondphasenanzeige hat eine Fehlerquote von einem Tag in zwei Millionen Jahren. Dazu kombiniert er bei der Sauterelle à heure mondiale noch eine Weltzeitfunktion. Ob eine solche Präzision notwendig ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Eine uhrmacherische Höchstleistung ist es in jedem Fall. Häufig stehen präzise Mondphasen im Zusammenhang mit Komplikationen wie einem Ewigen Kalender und werden von Uhrenmanufakturen angeboten.

Inhalt:
- Wie bestimmt der Mond unsere Zeit?
- Seit wann gibt es die ersten Mondphasenuhren?
- Wie funktioniert eine Mondphasenuhr?
- Was ist eine präzise Mondphasenanzeige?
- Mondphasenanzeige mit Quarzantrieb
- Mondphasenuhr mit Anzeige der südlichen und nördlichen Hemisphäre
- Aktuelle Mondphasenuhren
- Wie stellt man die Mondphasenanzeige einer Uhr ein?
- Aktueller Vollmondkalender
Mondphasenanzeige mit Quarzantrieb

Uhrmacher und AHCI-Mitglied Paul Gerber hat eine Mondphasenanzeige mit Quarzantrieb entwickelt. Die von ihm entwickelte Micro-Mondphase EPR 52 wird in das Armband der Uhr integriert und verbindet damit die mechanische Mondphasenanzeige und den elektromagnetischen Antrieb. Denn ohne Anschluss an die “Mutteruhr” braucht die Mondphasendarstellung eine eigene Zeitquelle beziehungsweise einen eigenen Antrieb. Die Micro-Mondphase hat eine Gangdauer von ungefähr drei Jahren, was in etwa der Lebensdauer eines normal beanspruchten Lederarmbandes entspricht. So kann der Austausch von Band und Batterie in einem Abwasch erfolgen. Die fällige Korrektur der auf etwa zweieinhalb Jahre genau gehenden Mondphasenanzeige wird dabei vom Uhrmacher gleich mit erledigt.
Mondphasenuhr mit Anzeige der südlichen und nördlichen Hemisphäre

Uhren, die gleichzeitig die Mondphasen der südlichen und der nördlichen Hemisphäre anzeigen sind höchst selten. Eine dieser Mondphasenuhren ist die 2019 vorstellte Hermès Arceau l’heure de la lune. Das Modell besitzt nicht wie üblich ein Hilfszifferblatt für die astronomische Anzeige, stattdessen kreisen auf dem Zifferblatt zwei Mondscheiben für die beiden Hemisphären. Über ihnen liegen eine Scheibe für die Uhrzeit- beziehungsweise eine für die Datumsanzeige. Durch die langsame Bewegung der oberen über den unteren Scheiben verändern sich die Ausschnitte, die man von den beiden Monden sieht: mal ist er Sichel, mal Halbmond, mal freiliegender Vollmond. Das bewegliche Gestell schwebt in 59 Tagen einmal über das Zifferblatt. Möglich macht die Funktion das Manufakturkaliber H1837 mit Handaufzug. Die Arceau l’heure de la lune war auf 100 Exemplare limitiert.
Aktuelle Mondphasenuhren
Doch auch wer nach einer Uhr mit klassischer Mondphasenanzeige sucht, hat eine große Auswahl. Neben der traditionellen Anzeige in einem halbmondförmigen Fenster bleiben gestalterisch kaum Wünsche offen, wie die hier gezeigten Modelle verdeutlichen.
Wie stellt man die Mondphasenanzeige einer Uhr ein?
Die Mondphasenanzeige der Uhr wird entweder über einen eigenen Drücker oder über die Krone eingestellt. So unterscheidet sich auch das jeweilige Vorgehen zum Einstellen der Mondphasenanzeige. Die Verfahren können auch bei den einzelnen Uhrenherstellern variieren.
Einstellen der Mondphasenanzeige mit separatem Drücker:
- Betätigen Sie den Drücker so oft bis der Vollmond in der Anzeige erscheint.
- Finden Sie anschließend heraus, an welchem Tag der letzte Vollmond war.
- Zählen Sie die vergangenen Tage seit dem letzten Vollmond und betätigen Sie der Anzahl entsprechend den Drücker. Nun ist die Mondphasenanzeige richtig eingestellt.
Beispiel: Sie wollen am 14. September 2017 die Mondphase Ihrer Uhr richtig einstellen. Der letzte Vollmond war am 6. September 2017, er liegt folglich 8 Tage zurück. Das heißt, Sie müssen den Drücker 8 Mal betätigen bis die Mondphasenanzeige der Uhr mit der aktuellen Phase des Mondes übereinstimmt.
Einstellen der Mondphasenanzeige über die Krone:
- Ziehen Sie die Krone auf die erste Position heraus. Bei den meisten Uhren ist die halb herausgezogene Krone für das Einstellen von Datum und/oder Mondphase zuständig. Diese Einstellung kann jedoch von Hersteller zu Hersteller variieren.
- Drehen Sie die Krone solange im Uhrzeigersinn bis das Datum mit dem des letzten Vollmonds übereinstimmt.
- Stellen Sie jetzt wieder das aktuelle Datum ein. Die Mondphasenanzeige ist nun richtig eingestellt.
Aktueller Vollmondkalender 2023:
Samstag, 7. Januar 2023
Sonntag, 5. Februar 2023
Dienstag , 7. März 2023
Donnerstag, 6. April 2023
Freitag, 5. Mai 2023
Sonntag, 4. Juni 2023
Montag, 3. Juli 2023
Dienstag, 1. August 2023
Donnerstag, 31. August 2023
Freitag, 29. September 2023
Samstag, 28. Oktober 2023
Montag, 27. November 2023
Mittwoch, 27. Dezember 2023
Fortlaufend aktualisierter Artikel, ursprünglich online gestellt im April 2011.
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Guten Tag, bei meiner Certina DS-8 Precidrive habe ich nicht herausgefunden, wie die Mondphase einzustellen ist. Können Sie mir einen Tipp geben?
Freundliche Grüsse
Otto Bruggmann
Guten Tag Herr Bruggmann,
auf der Certina-Seite können Sie zu Ihrem Modell die Gebrauchsanleitung herunterladen. Hier wird alles im Detail beschrieben: https://www.certina.com/de/customer-service?serial=C0334501635100#manual-finder
Beste Grüße, Ihr Watchtime.net-Team
Hallo,
“Drehen Sie die Krone solange im Uhrzeigersinn bis das Datum mit dem des letzten Vollmonds übereinstimmt.
Stellen Sie jetzt wieder das aktuelle Datum ein. Die Mondphasenanzeige ist nun richtig eingestellt.”
Können Sie mir bitte eine Beispiel nennen?
Vielen Dank!
Spannend wird es, wenn Uhrmacher und Ingenieure besonders präzise Mondphasen entwickeln. Bei komplizierteren Mechanismen muss die Mondphasenanzeige erst nach über hundert oder mehreren hundert Jahren um einen Tag korrigiert werden. Hier spricht man von einer präzisen Mondphasenanzeige.
Ich wollte ein wenig mehr zur Genauigkeit der Certina DS-8 Chronograph Moon Phase (bzw. deren ETA-Kaliber) wissen. Der Certina-Kundendienst war sich dafür nicht zu schade, was mich vor allem ob dem Detailierungsgrad sehr erfreute:
„Das verwendete Werk ist ein G10.962 mit Thermokompensation (PrecidriveTM), das programmierbar ist. Damit ist die Mondphase unabhängig von der Anzeige der Stunden und Minuten, da sie über einen eigenen Motor gesteuert wird, der aber die gleiche Zeitbasis verwendet. Da dieses Werk auch noch über die PowerdriveTM Technologie verfügt, können die einzelnen Motoren nicht nur sehr schnell (bringt im Falle der Mondphase nicht viel) sondern mit einer sehr feinen Auflösung (Schritte) positioniert werden. Für die zwei Zyklen der Mondphase werden 1440 Schritte verwendet. Der Mondzyklus von 29 Tagen, 12 Stunden, 44 Minuten und 2.9 Sekunden wird durch das Werk auf 29 Tagen, 12 Stunden, 44 Minuten und 3 Sekunden gerundet. In Schritten heisst das pro Mondzyklus:
– 719 Schritte mit einen Intervall von 59 Minuten und 4 Sekunden
– 1 Schritt (der letzte) nach 55 Minuten und 7 Sekunden
Damit haben wir pro Zyklus eine Abweichung von 0.1 Sekunden, was einer Jahresabweichung von 1.236 Sekunden entspricht. Da das Werk selber eine Jahresgenauigkeit von +/- 10 Sekunden hat, ist dies vernachlässigbar.
Beim Einstellen ist die Krone in die äusserste Position zu ziehen und mittels der Drücker kann die Scheibe vorwärts oder rückwärts gedreht werden. Entweder pro Schritt (kurzes Drücken) oder bei längerem Drücken beschleunigt sich die Drehbewegung.“
Der Vorteil einer präzisen Mondphasenmechanik liegt darin, das die Mondphase mehrere Generationen lang keiner Korrektur bedarf, vorausgesetzt die Uhr hält so lang durch. Sie macht aber wirklich nur da Sinn, wenn es sich um ein dreidimensionales Abbild der realen Mondphase handelt, also wo der Mond als Kugel und nicht als Kreisscheibe ausgeführt ist. Denn die Sichelform des Mondschattens lässt sich zweidimensional prinzipiell nicht darstellen.
Ich möchte auf einen mehrfach aufgetretenen Fehler in der allgemeinen Beschreibung zum Mond hinweisen: Ein Mond ist kein Planet, sondern ein Himmelskörper, der um einen Planeten (hier die Erde) dreht. Und beide drehen in Kombination um einen Stern (hier die Sonne).
Es wäre sehr schön und auch an der Zeit, bei der Mondphasenanzeige auch die Uhrenmodelle anzuführen, die wie in der Realität den Mond dreidimension darstellen. Und auch sehr interessant wäre mal die Getriebedarstellung von präzisen Mondphasenanzeigen!