Die kleinen Komplikationen: Drehlünette

Alles was Sie über die Drehlünette wissen sollten

Die Drehlünette ist eine sehr nützliche Zusatzfunktion mit der sich verschiedene Dinge ablesen lassen, obwohl sie keine werktechnische Komplikation darstellt. Diese „Gehäusefunktion“ lässt sich für diverse Uhrentypen nutzen. Eine Auswahl davon stellen wir hier vor.

Livebild: So sieht die neue Rolex GMT-Mater II am Handgelenk aus
Wristshot der neuen Rolex GMT-Mater II mit Krone und Datum links und grün-schwarzer Lünette (10.300 Euro)

Die Drehlünette bei GMT-Uhren

Bei Uhren mit zweiter Zeitzone wird diese manchmal über eine 24-Stunden-Skala auf deren Lünette angezeigt. Ein Beispiel dafür ist die Rolex Oyster Perpetual GMT-Master II.

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Die Lünette der neuen GMT-Master II mit Krone und Datum links besteht aus kratzfester Keramik und ist beidseitig drehbar. Mithilfe der Lünette und des grünen zentralen Zeigers, kann der Träger eine zweite Zeitzone ablesen.

Die Drehlünette bei Taucheruhren

Am häufigsten findet sich der Drehring bei Taucheruhren, wo er sich meist nur in eine Richtung bewegen lässt. Das liegt daran, dass der Taucher auf der Drehlünette die verbleibende Tauchzeit abliest. Vor dem Abtauchen stellt der Taucher den Leuchtpunkt der Tauchlünette auf den Minutenzeiger. So kann er während des Tauchgangs ablesen, wie lange er bereits unter Wasser ist.  Ist die Lünette nur in eine Richtung drehbar, ist sichergestellt, dass die Tauchzeit sich, wenn der Taucher aus Versehen gegen etwas stößt, nur verkürzen, aber nie verlängern kann. Idealerweise ist dieser Drehring so griffig, dass er sich auch mit Handschuhen verstellen lässt, und besitzt für die Ablesbarkeit unter Wasser einen Leuchtpunkt sowie eine durchgehende Minutenteilung.

Taucheruhrenspecial 2021: Longines Legend Diver Watch
Longines Legend Diver Watch (2.600 Euro)

Bei der Legend Diver Watch von Longines wird der innenliegende Drehring mit der Skala für die Tauchzeit über die zweite Krone gesteuert.

Sinn: T1 mit schwarzem Silikonarmband (3.140 Euro)

Bei der T1 der Frankfurter Uhrenmarke Sinn muss man die Lünette an zwei gegenüber liegenden Punkten herunterdrücken, bevor man sie drehen kann. Sinn nennt seinen Drehring unverlierbar. Er ist nicht wie üblich nur aufgesteckt, sondern durch seitliche Schrauben gesichert, sodass er bei einem Stoß nicht abspringen kann.

Tutima: M2 Seven Seas S 40mm mit rotem Degradé-Zifferblatt
Tutima: M2 Seven Seas S 40mm mit rotem Degradé-Zifferblatt (1.700 Euro)

Die hier gezeigte Tutima M2 Seven Seas S in 40 Millimeter verfügt über eine klassisch einseitig drehbare Lünette mit Tauchzeitskala.

Eine Besonderheit weist die Taucheruhr Black Bay P01  von Tudor auf. Die Edelstahluhr besitzt eine beidseitig drehbare Lünette mit 12-Stunden-Einteilung und einem speziellen Blockiersystem.

Tudor: Black Bay P01
Tudor: Black Bay P01 (4.150 Euro)

Dieses befindet sich zwischen den beweglichen Bandanstößen, die das Leder-Kautschukband mit dem Gehäuse verbinden. Ein klappbares Edelstahlelement bei zwölf Uhr fixiert nach dem Einstellen die Lünette und verhindert deren verdrehen.

Wie das Blockiersystem der Lünette funktioniert zeigt das Video:

Bei der neuen Taucheruhr RM 032 Voiles de Saint Barth von Richard Mille verfügt der Drehring über einen sehr effektiven Sicherungsmechanismus: Ein Verstellen ist nur möglich, wenn der Taucher gleichzeitig auf die großen Tasten bei null und 30 Minuten drückt.

Richard Mille: RM 032 Voiles de Saint Barth
Richard Mille: RM 032 Voiles de Saint Barth

Sie wollen mehr über den Tauchdrehring erfahren? Alle wichtigen Information zur Tauchdrehlünette erhalten Sie in diesem ausführlichen Artikel!

Die Drehlünette bei Fliegeruhren

Der zweithäufigste Uhrentyp mit Drehlünette ist die Fliegeruhr. Hier darf und soll der Ring in beide Richtungen beweglich sein. Vor allem Piloten, die nach Sichtflugregeln fliegen, nutzen die zusätzliche Minutenskala als Navigationshilfe: Beim Start wird der Nullpunkt auf den Minutenzeiger ausgerichtet, sodass die Lünette die Flugminuten zählt. Wenn die geplante Route beispielsweise nach 13 Minuten Richtungswechsel bei bestimmten Landmarken vorsieht, lässt sich auf der Lünette verfolgen, wann es Zeit ist, nach dem jeweiligen Autobahnkreuz oder Kirchturm Ausschau zu halten. Ein Chronograph kann diese Funktion nur unzureichend ersetzen, da sich der meist kleine Minutentotalisator viel schwerer ablesen lässt als der zentrale Zeiger einer Fliegeruhr.

Oris Paradropper LT Staffel 7 Limited Edition
Oris Paradropper LT Staffel 7 Limited Edition (3.850 Euro)

Das Modell Paradropper LT Staffel 7 Limited Edition hat Oris speziell für Piloten der Swiss Air Force Lufttransport Staffel 7 entwickelt, die Fallschirmjäger zu ihren Absprungzonen fliegen. Mit Hilfe der Skalen auf der Drehlünette kann der Pilot einstellen, wann er den Fallschirmjägern die entsprechenden Signale zur Vorbereitung und zum Absprung geben muss. Mit dem Chronographen kann der Pilot dann Landeareale berechnen.

IWC Pilot’s Watch Timezoner Top Gun Ceratanium
IWC Pilot’s Watch Timezoner Top Gun Ceratanium (19.200 Euro)

Die Fliegeruhr IWC Pilot’s Watch Timezoner Top Gun Ceratanium besitzt eine Weltzeitfunktion, die sich komfortabel einstellen lässt. Dazu wählt der Träger über die drehbare Lünette die Zeitzone aus; der Stundenzeiger und die 24-Stunden-Anzeige im Fenster stellen sich dann entsprechend ein.

Damasko: DC86/2
Damasko: DC86/2 (4.035 Euro)

Bei der Damasko DC86/2 dient die in beide Richtungen drehbare Lünette zur Anzeige einer zweiten Zeitzone.

Mit der Longines Spirit Zulu Time lassen sich sogar drei Zeiten ablesen. Wie das funktioniert erfahrt ihr im nachfolgenden Video:

Die Drehlünette zur Umrechnung von Einheiten

Besonders viele Uhren mit Fliegerlünette bietet Breitling an. Doch hier spielen Drehlünetten noch eine andere Rolle: Seit dem Chronomat aus dem Jahr 1941 und dem bis heute berühmten Navitimer von 1952 dient die Lünette zur Umrechnung von Einheiten.

Breitling: Chronomat, 1941
Mit höchstem Segen: Der Navitimer von 1952 mit dem Doppelschwingen-Logo der AOPA (Aircraft Owners and Pilots Association). Die drehbare Lünette ermöglicht komplexe Rechenoperationen

Für Piloten ist vor allem das Verhältnis von Kilometern zu nautischen Meilen interessant: Mit Hilfe der Rechenschieberlünette kann der Träger eine Größe auf dem äußeren Zahlenring auf eine feststehende Meilen-Markierung am linken Zifferblattrand einstellen. Bei einer weiteren feststehenden Markierung auf zwölf Uhr lässt sich nun auf dem Drehring dieselbe Größe in Kilometern ablesen.

Wie das genau funktioniert erfahrt ihr hier in unserem Video:

Auch andere Berechnungen sind mit Hilfe des Dreisatzes möglich, wenn man die Umrechnungsformel kennt. Wenn beispielsweise eine Währung das 1,7-Fache einer anderen wert ist, kann man auf dem äußeren Ring die 17 auf die innere 10 drehen und bekommt nun rund um das Zifferblatt alle Preise umgerechnet.

Breitling: Exospace B55 Yachting
Breitling: Exospace B55 Yachting (7.010 Euro)

Eine weitere Funktion, die auf Drehlünetten von Breitling und anderen Marken Verwendung findet, ist die Richtungsanzeige über eine 360-Grad-Skala. So trägt zum Beispiel die Breitling Exospace B55 Yachting auf der Lünette Markierungen für die vier Haupthimmelsrichtungen und die dazwischen liegenden Winkelgrade.  Damit lassen sich Berechnungen zu Windrichtung, Segelwinkel und Startposition vornehmen.

Uhren mit Rechenschieberlünette gibt es jedoch nicht nur bei Breitling. Hamilton hat mit der Khaki Aviation Converter GMT Auto ein deutlich günstigeres Modell mit solch einer Lünette im Repertoire. Die Uhr kombiniert sogar ein Umrechnungsinstrument mit einer zweiten Zeitzone.

Hamilton: Khaki Aviation Converter mit GMT- und Rechenschieber-Funktion für 1.295 Euro
Die Hamilton Khaki Aviation Converter besitzt eine GMT- und Rechenschieber-Funktion (1.625 Euro)

Die Drehlünette als Countdown-Lünette

Zu guter Letzt gibt es Countdown-Lünetten mit rückwärts laufender Minutenskala. Ein solches Herunterzählen bis zu einem vorbestimmten Nullpunkt wird vor allem bei militärischen Aktionen praktiziert. Der Neuauflage des Air Command Chronographen von Blancpain verfügt wie schon die Ur-Version, die Ende der 1950er-Jahre für militärische Zwecke konzipiert wurde, über eine gezahnte Countdown-Drehlünette.

Live-Bild des Blancpain Air Command Chronograph
Live-Bild des Blancpain Air Command Chronograph (21.100 Euro)

Doch es gibt auch Uhren, wie die hier gezeigten, auf deren Einsatz die Countdown-Lünette abgestimmt ist.

Mühle Glashütte Seebataillon GMT
Mühle Glashütte Seebataillon GMT (2.890 Euro)

Die Seebataillon GMT von Mühle-Glashütte wurde speziell für die deutsche Marine-Eliteeinheit entwickelt. Mit Hilfe ihrer beidseitig drehbaren Lünette lassen sich jegliche Aktionen genau timen, denn sie besitzt eine Countdown-Einteilung. Auch lässt sich so schnell die verbleibende Tauchzeit ablesen. Zuletzt ist als ziviler Einsatzzweck natürlich auch etwas Alltägliches, wie das Nudelkochen denkbar – oder das Warten auf die Liebste, die ihr Erscheinen in einer halben Stunde angekündigt hat.

Die Drehlünette als Kompass-Lünette

Seiko: Prospex LX SNR025, 5.100 Euro
Seiko: Die Prospex LX SNR025 besitzt eine Kompasslünette (5.100 Euro)

Die Prospex LX von Seiko ist mit einer Kompass-Lünette ausgestattet, um die Himmelsrichtung zu bestimmen. Dazu nimmt man die fast 45 Millimeter große Titanuhr am besten direkt in die Hand, denn das Zifferblatt muss eben gehalten werden. Dann die Uhr solange drehen, bis der Stundenzeiger auf die Sonne zeigt. Nun die Kompasslünette bewegen und zwar so, bis die Markierung für Süden mittig zwischen der Zwölf-Uhr-Position und dem Stundenzeiger steht. Jetzt lassen sich alle Himmelsrichtungen korrekt ablesen. Praktisch an der Uhr ist, dass diese Funktion auch Wassersportler nutzen können, denn die Prospex bleibt bis 200 Meter wasserdicht. Die Ausführung mit dieser in der Uhrenwelt eher selten zu findenden Kompass-Lünette eignet sich für außergewöhnliche Outdoor-Aktivitäten. Die Prospex LX SNR025 aus hartbeschichtetem Titan arbeitet mit dem Spring Drive GMT Kaliber 5R66, das über 72 Stunden Gangautonomie und eine moderne Zeitzonenfunktion verfügt.

Weitere Modelle mit unterschiedlicher Funktionsweise der Drehlünette sehen Sie hier:

Die klassische Bicompax-Aufteilung mit Stoppminute bei drei Uhr und kleiner Sekunde bei neun Uhr findet man beim Certina-Modell DS Chronograph Automatic 1968.
Die Iron Walker Tide von Wempe zeigt mithilfe der innenliegenden Drehlünette die Zeit bis zur nächsten Flut und der nächsten Ebbe an.
Die neue Audemars Piguet Royal Oak Offshore Diver in Grün mit innenliegender Drehlünette
Die Titoni Seascoper 600 mit einseitig drehbarer Tauchlünette
Einseitig drehbare Lünette zur Einstellung der zweiten Zeitzone: Omega Seamaster Planet Ocean Master Chronometer GMT
Die Lünette der Fliegeruhr Junghans Meister Pilot lässt sich in beide Richtungen verstellen
Die TAG Heuer Carrera Heuer 02 GMT zeigt mit dem zentralen Zeiger für die zweite Zeitzone auf die 24-Stunden-Skala auf der Lünette
Breitling: Navitimer B02 Chronograph 41 Cosmonaute Limited Edition mit Drehlünette zur Umrechnung von Einheiten

Weitere Themen unserer Reihe “Uhren-Komplikationen” finden Sie hier:

Fortlaufend aktualisierter Artikel, ursprünglich online gestellt im Februar 2011.

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Produkt: Download: Oris Big Crown Propilot Worldtimer im Test
Download: Oris Big Crown Propilot Worldtimer im Test
Chronos testet die Big Crown Propilot Worldtimer von Oris mit zweiter Zeitzone. Wie schlägt sich die Fliegeruhr in der Praxis?

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Wow!
    Lade ab und an einen Bericht von ihrer Seite herunter. Kostenpflichtig und mit Wert!
    Das lesen auf dem Tablett und die leuchtenden Uhrenfotos sind wie geschaffen dafür. Hier begeistert mich nun die umfangreiche und kompetente Info über Drehlünetten.
    Einiges gewusst, vieles ist Neu. Bravo!
    Grüsse aus der Schweiz
    Roger B.

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  2. Danke für diesen Interessanten Artikel.
    Als Taucher der tatsächlich für die Berechnung von Dekompressionszeiten vor langer Zeit seine Taucheruhr, den Tiefenmesser mit Schleppzeiger und Dekompressionstabellen genutzt hat, muss ich Ihrer Aussage am Anfang des Artikels widersprechen. Die Lünette ich nur in eine Richtung drehbar, damit sich, wenn sich durch irgend ein Ereignis die Lünette verdreht, die Tauchzeit nur VERLÄNGERT. Dadurch ist man bei der Berechnung der Dekompressionszeiten auf alle Fälle auf der sicheren Seite. Eine Verkürzung der Tauchzeit wäre in diesem Fall fatal, da die Dekompression zu kurz berechnet würde, was zu einem Dekompressionsunfall, mit möglicherweise schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen führen würde.

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