Wie die kleine Sekunde in das Uhrwerk integriert ist

Eine eigene Bühne für die Sekunde

Unter einer kleinen Sekunde versteht man die dezentrale Anordnung der Anzeige dieser Zeiteinheit auf einem sogenannten Hilfszifferblatt. Die Konstruktion geht auf die Entwicklung der Taschenuhrwerke zurück, bei denen die Räderwerke so konzipiert waren, dass sich das Sekundenrad nicht im Zentrum des Uhrwerks drehte. Man unterscheidet dabei Lépine-Werke, bei denen die kleine Sekunde in einer Linie mit der Aufzugswelle liegt, und Savonette, bei denen sich die Sekundenanzeige im rechten Winkel zur Aufzugswelle befindet. Traditionsbewusste Uhrenhersteller sprechen noch heute in Betrachtung der kleinen Sekunde von der „klassischen” Anzeige.

Jaeger-LeCoultre: Reverso Tribute Duoface
Die Jaeger-LeCoultre Reverso Tribute Duoface mit kleiner Sekunde bei sechs Uhr

Die ersten Uhren mit Sekundenanzeige tauchten gegen Mitte/Ende des 17. Jahrhunderts auf. Zuvor zeigten die Zeitmesser lediglich Stunden und Minuten an. Eine Uhr von John Fitter, etwa 1665, stellte eine kleine Sekunde auf der Werkrückseite dar, ein Modell von Benjamin Bell, etwa 1690, selbige auf dem Zifferblatt bei sechs Uhr. Auch die ersten Armbanduhren zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren mit einer kleinen Sekunde ausgestattet, sofern sie überhaupt eine solche Anzeige besaßen. Erst in den 1940er-Jahren setzte sich die Sekundenanzeige aus der Mitte durch. Ganz klar hatte das oben Genannte historischen Grund. Denn obwohl die dezentrale Sekundenanzeige wie eine kleine Komplikation anmutet, ist ihr konstruktiver Aufwand geringer als bei einer Zentralsekunde.

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Die kleine Sekunde: Hier im modernen Uhrwerk 4400 von Vacheron Constantin in der Patrimony. Zu erkennen ist, wie die Sekundenradwelle durch die Grundplatte des Uhrwerks bis auf das Zifferblatt geführt wird.
Die kleine Sekunde: Hier im modernen Uhrwerk 4400 von Vacheron Constantin in der Patrimony. Zu erkennen ist, wie die Sekundenradwelle durch die Grundplatte des Uhrwerks bis auf das Zifferblatt geführt wird.

Egal, wo das Sekundenrad im Uhrwerk sitzt, prinzipiell muss dessen Welle nur verlängert, durch das Zifferblatt hindurchgeführt und ein Zeiger aufgesteckt werden. Für die Anzeige einer Zentralsekunde, ausgehend von klassischen Taschenuhrwerk Konstruktionen, muss die Kraft des Sekundenrades erst noch über ein Zwischenrad bis ins Zentrum umgelenkt werden. In diesem Falle spricht man von einer indirekten Zentralsekunde, weil sich die Anzeige der Sekunde nicht mehr direkt im Kraftfluss des Räderwerkes befindet. Im Gegensatz dazu sind zahlreiche moderne Armbanduhrwerke von vornherein so konstruiert, dass die zentrale Sekundenanzeige im direkten Kraftfluss des Räderwerkes steht. Das Sekundenrad dreht sich also in der Mitte des Uhrwerks. Seine Welle wird durch die hohle Achse des Minutenrades – daher auch als Minutenrohr bezeichnet – bis aufs Zifferblatt geführt, wo sich der Sekundenzeiger dreht. Auch diese Konstellation ist etwas komplizierter als die kleine Sekunde und entwickelte sich daher später. MaRi

Produkt: Download: Hublot Big Bang Meca-10 im Test
Download: Hublot Big Bang Meca-10 im Test
Die Hublot Big Bang Meca-10 scheint geradewegs aus der Zukunft zu kommen. Bietet die Manufakturuhr auch technisch zukunftsweisendes? Chronos testet die Meca-10.

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