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Wie entsteht ein Kautschukarmband?

Kautschukarmbänder Uhren, Hublot, Audemars Piguet
© PR, Collage Watchtime
Moderner und markanter in der Ausstrahlung als Leder oder Metall ist ein Armbandmaterial, das mit hartem Edelstahl wenig gemeinsam hat: Kautschuk. Das biegsame Material ist hautverträglich, wasserdicht, lichtecht, dehnbar und widerstandsfähig gegenüber mechanischen Einwirkungen. Heute wird das exotische Material ganz selbstverständlich mit Luxusuhren und Edelmetallen kombiniert. Wir haben uns die Vor- und Nachteile näher angeschaut.Kautschukarmbänder werden aus elastischen Polymeren hergestellt, aus denen Gummi besteht. Dieses Material kann entweder natürlich gewonnen oder synthetisch aus petrochemischen Zusammensetzungen hergestellt werden. Kautschukarmbänder sind sowohl elastisch als auch robust und erfordern keine aufwendige Pflege. Diese Eigenschaften machen das Material strapazierfähig genug für den täglichen Gebrauch. Naturkautschuk wird aus Pflanzen gewonnen und als Polymer eingestuft. Es ist ein wesentlicher Rohstoff für die Herstellung von tausenden Produkten, wie medizinische Geräte, chirurgische Handschuhe, Flugzeug- und Autoreifen, Spielzeug usw. verwendet. Grundstoff für natürliche Kautschukbänder ist eine weiße Emulsion, das Latex, welches vor allem der südamerikanische Baum Hevea brasiliensis absondert, wenn sein Stamm beschädigt wird.

Kautschuk-Armbänder herzustellen ist eine Herausforderung

Kautschuk bezeichnet den Zustand von Latex, dem bereits das Wasser entzogen ist, und bildet den Ausgangsstoff für die Herstellung von Elastomeren (Gummi). Allerdings ist das Naturprodukt recht störrisch: Latex gerinnt sehr schnell. Der daraus gewonnene Kautschuk ist zwar sehr elastisch und lässt sich bei höheren Temperaturen oder durch Druck verformen, bleibt jedoch klebrig, wird bei Wärme weich und bei Kälte brüchig.Im 19. Jahrhundert wurden zwei Verfahren entwickelt, die Latex nutzbar machen: Bei der Vulkanisation wird gelöster Kautschuk mit Schwefel vermischt, sodass er beim Erwärmen jegliche Klebrigkeit verliert und nicht mehr so empfindlich auf Temperaturveränderungen reagiert. Zu einem weiteren Grundpfeiler der Gummiindustrie wird die sogenannte "Mastifikation", welche den zähen Kautschuk durch mechanische Behandlung plastisch und leicht verformbar macht. Rotierende Rollen walzen und kneten das Material, wodurch es leichter zu verarbeiten ist. Heute wird dieses Verfahren unter Beimengung von verschiedenen Chemikalien durchgeführt.
Umrühren: Die Mischung eines Kautschuk-Produkts wird bei der Firma Bayer mithilfe einer Maschine namens "Stockblender" verfeinert. (Foto: Bayer Polymers) © Bayer-AG
Zu Anfang des 20. Jahrhunderts begannen Forscher außerdem, an der synthetischen Herstellung von Kautschuk zu arbeiten. 1909 gab es das erste Patent auf die Erzeugung von synthetischem Kautschuk. In den folgenden Jahrzehnten nahm die Produktion einen gewaltigen Aufschwung. Denn synthetischer Kautschuk beziehungsweise Siliconkautschuk ist von konstanter Qualität, lässt sich kostengünstig produzieren, vielseitig einsetzen und hat nahezu die gleichen optischen und haptischen Eigenschaften wie das Naturprodukt. Dennoch ist natürlich gewonnenes Latex bis heute für verschiedene Produkte unverzichtbar. Zu erkennen ist Naturkautschuk an der internationalen Bezeichnung NR, was für "natural rubber" steht. Streng genommen ist NR jedoch ein halbsynthetischer Werkstoff, da er intensiv bearbeitet ist. Sowohl synthetischer als auch Naturkautschuk lässt sich problemlos einfärben. Dies findet meist vor der Formgebung durch Zumischung von Acrylfarben oder pulverisierten Farbpigmenten statt.
Audemars Piguet Royal Oak Concept Split Second Chronograph GMT Großdatum mit Kautschukarmband © Audemars Piguet
Den Siegeszug in die Welt der Uhren trat Kautschuk 1980 an, als Hublot es wagte, eine goldene Luxusuhr mit dem "Plastikband" zu kombinieren. Heute ist ein luxuriöser Zeitmesser mit Kautschukband ein selbstverständlicher Bestandteil der Kollektion fast jeder anspruchsvollen Uhrenmarke.
Keiner mischt farbenfrohe Keramik und Katschuk so wie Hublot, z.B. Spirit of Big Bang Yellow Magic (36.200 Euro) © Hublot

Uhren mit Kautschukarmbänder – was sind die Vorteile und Nachteile?

1. Vorteile von Kautschukarmbändern

  • Elastizität und Komfort: Kautschukarmbänder sind elastisch und flexibel. Sie passen sich gut an das Handgelenk an und bieten einen hohen Tragekomfort.
  • Strapazierfähigkeit: Kautschuk ist ein robustes Material, das langlebig ist, widerstandsfähig gegenüber Stößen, Kratzern und Abnutzung ist und damit dem täglichen Gebrauch gut standhält.
  • Pflegeleicht: Kautschukarmbänder erfordern nur eine minimale Pflege. Sie können mit Wasser und Seife gereinigt werden, um Schmutz oder Ablagerungen zu entfernen.
  • Wasserdichtigkeit: Kautschuk ist von Natur aus wasserbeständig, wodurch die Armbänder ideal für den Einsatz in feuchten Umgebungen oder beim Wassersport sind. Sie können bedenkenlos beim Schwimmen, Duschen oder Tauchen getragen werden.
  • Gut geeignet auch im Sommer: Armbänder aus Kautschuk sind im Hinblick auf Hitze und Feuchtigkeit deutlich besser und leichter zu reinigen als vergleichbare Lederarmbänder.
  • Vielfältiges Design: Kautschukarmbänder bieten eine breite Palette an Designs, Farben und Stilen und können gut mit anderen Materialien wie Edelstahl, Silber oder Gold kombiniert werden.
  • Kautschukarmbänder besitzen in der Regel einen Verschluss, der ein einfaches An- und Ausziehen ermöglicht.

2. Nachteile von Kautschukarmbändern:

  • Allergische Reaktionen: Obwohl im Grund gut hautverträglich, können manche Menschen allergisch auf Kautschuk reagieren. Es ist wichtig zu prüfen, ob eine Allergie vorliegt, bevor man in ein Kautschukarmband investiert.
  • Geruch: Neue Kautschukarmbänder können anfangs einen bestimmten Geruch aufweisen, der für manche Menschen unangenehm sein kann. Dieser Geruch verflüchtigt sich normalerweise mit der Zeit.
  • Hitzeempfindlichkeit: Kautschuk kann bei extremer Hitze empfindlich sein und sich verformen oder beschädigen. Es ist ratsam, Kautschukarmbänder vor direkter Sonneneinstrahlung oder Hitzequellen zu schützen.
  • Begrenzte Anpassungsmöglichkeiten: Im Vergleich zu Armbändern aus Metall oder Leder bieten Kautschukarmbänder möglicherweise weniger Möglichkeiten zur individuellen Anpassung. Das Material kann schwierig zu gravieren oder zu modifizieren sein.
  • Reduzierung auf Sportivität: Obwohl Kautschukarmbänder in vielen Designs erhältlich sind, werden sie oft als informeller oder sportiver betrachtet und passen möglicherweise nicht zu allen formellen oder eleganten Anlässen.

Kautschuk-Armbänder sind ein Luxus

Kosten Kautschukarmbänder von Haus aus weniger? In der Regel handelt es sich keineswegs um eine per se kostengünstige Alternative: Laut Hublot ist das Kautschukband in der Herstellung teurer als so manches Band aus Krokodilleder. Denn es entsteht nicht nur dank kostspieliger Innovationen, sondern auch durch anspruchsvolle und aufwändige Verarbeitung. Aktuelles Beispiel ist die Classic Fusion Original von Hublot, die den frühen Hublot-Modellen aus den 1980er Jahren noch ähnlicher sieht als die reguläre Classic Fusion. Und ab 6.800 Euro beginnt.Wer nicht nur auf Kautschuk setzen möchte, könnte auch wie Roger Dubuis auf eine Materialkombination setzen, zum Beispiel bei der Excalibur Spider MB Pink Gold mit einem Bi-Material-Armband mit schwarzer Kautschukbasis und grauer Kalbsledereinlage.
Roger Dubuis Excalibur Spider MB Pink Gold 45 mm © Roger Dubuis
Ein völlig anderes Tragegefühl als ein Kautschuk-Armband bieten Uhrenarmbänder aus Metall. Wie sie hergestellt werden, erfahren Sie hier.Sie wollen keine neuen Uhren mehr verpassen? Dann melden Sie sich für unseren Newsletter an:Damit Sie stets rund um das Thema mechanische Uhr informiert sind, gibt Ihnen der Watchtime.net-Newsletter mehrmals wöchentlich den Überblick. Jetzt anmelden und keine wichtige Uhren-Neuheit mehr verpassen.

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