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Der richtige Chronograph: 10 Dinge, die Sie beim Kauf beachten sollten

© ©Rolex/Jean-Daniel Meyer
Der Chronograph zählt zu den beliebtesten Komplikationen. Doch was zählt beim Kauf eines Chronographen? Die folgenden 10 Punkte sollten Sie bei der Suche nach dem richtigen Chronographen beachten.
© Rolex

Der richtige Chronograph Tipp #1: Was man alles tun kann

Verkäufer: „Wofür wollen Sie Ihren Chronographen benutzen?“ Kunde: „Ihn benutzen? ­Daran habe ich noch gar nicht gedacht.“ Dieses Gespräch ist durchaus denkbar. Dabei dient ein Chronograph nicht nur für die Zeitmessung von Rennen, sondern bietet zahlreiche weitere Nutzungsmöglichkeiten, auch für weniger sportliche Zeitgenossen: Nudeln kochen, Parkzeiten im Blick behalten, die garantierte Pizzalieferzeit überwachen und vieles mehr. Mit einem Chronographen können Sie den kürzesten Weg zur Arbeit ermitteln oder herausfinden, wie lange ein Sofortservice tatsächlich dauert. Oder versuchen Sie dies: Wenn Ihre Frau sagt, sie sei in fünf Minuten fertig, drücken Sie den Startknopf …Rechtsanwälte und andere Berufe, die nach Zeiteinheiten bezahlt werden, können die Stunden, die sie abrechnen können, messen. Oder Sie messen Sie einmal die Zeit, die Sie auf der Straße im Stau zugebracht haben, wie lange Sie TV-Werbungen ansehen müssen oder auf den Arzt warten. Dann vergeht die Zeit bestimmt viel schneller.Noch interessanter wird es, wenn Sie gar keine Zeitintervalle messen wollen. Sie können zum Beispiel bei einem Gedankenblitz den Chronographen starten; wenn Sie später feststellen, dass er läuft, werden Sie sich an diese Idee erinnern – sofern sie gut war. Andere Einsatzzwecke erfordern, dass die Uhr bestimmte Funktionen aufweist. Zum Beispiel können viele Chronographen nicht unter Wasser genutzt werden oder nur kürzere Zeiträume messen. Manche Chronographen sind so konstruiert, dass sie kontinuierlich laufen, andere nicht (mehr dazu später). Wählen Sie sorgfältig und stellen Sie sicher, dass diese Funktionen Ihren Vorstellungen entsprechen.

Der richtige Chronograph Tipp #2: Augen auf!

Eine gute Ablesbarkeit der gestoppten Zeit ist nicht mehr selbstverständlich. Früher musste man sich in Ermangelung elektronischer Hilfsmittel auf seinen Kurzzeitmesser verlassen können, und Uhrenhersteller hielten diesen Anspruch in Ehren. Heute fällt die Lesbarkeit jedoch oft Modetrends zum Opfer.
TAG Heuer: Carrera Calibre Heuer 02T Tourbillon Nanograph © TAG Heuer
Wenn Sie mit Ihrem Chronographen also ernsthafte Zeitmessung betreiben wollen, sollten Sie auf eine gute Ablesbarkeit achten. Dazu gehören kontrastreiche Zifferblätter, durchgängige Skalen und für den einen oder anderen Einsatz auch Leuchtmasse. Wenn Sie den Chronographen auch im Dunkeln ablesen wollen, müssen Sie noch sorgfältiger wählen, da sehr wenige Chronographen diese Anforderung erfüllen.
Maurice Lacroix: Aikon Chronograph Automatic Titanium © PR

Der richtige Chronograph Tipp #3: Massenware oder Manufaktur-Chronograph?

Chronographenwerke gibt es in den ­unterschiedlichsten Ausprägungen: selbst entwickelt oder zugeliefert, integriert oder modular. Doch für viele ist genau das entscheidend: Hauseigene Chronographenkaliber besitzen normalerweise eine integrierte Konstruktion. Manufakturwerke bieten meist eine feine, auf die Funktion ausgerichtete Veredelung, sorgfältige Regulierung und die daraus resultierende Qualität. Meist sind sie auch schön anzusehen. Die Inhouse-Produktion erlaubt den Marken einzigartige Konstruktionen und lässt ihnen die Kontrolle über jeden Schritt im Herstellungsprozess. All das erfordert natürlich Investitionen. Deshalb ist ein Manufaktur-Chronograph teuer in der Anschaffung und oftmals auch im Service. Letzterer findet meist bei der Marke selbst statt und nimmt viel Zeit in Anspruch.
Fein veredeltes Manufakturwerk: das Handaufzugskaliber L951.6 des A. Lange & Söhne Datograph Auf/Ab © A. Lange & Söhne
Standardwerke bieten andere Vorteile: Sie sind meist schon lang auf dem Markt, also ausgereift in der Technik und besonders verlässlich in der Funktion. Der Service ist nicht allzu teuer und kann meist direkt vom Juwelier erledigt werden, da Ersatzteile problemlos erhältlich sind. Diese Werke sind im Allgemeinen ziemlich robust und in der Lage, die Zeit perfekt zu stoppen. (Eta bietet mechanische Werke in verschiedenen Qualitätsstufen an; je höher das Niveau, um so besser die Qualität der Zeitmessung. Ganz oben befinden sich COSC-zertifizierte Werke.) Dafür muss der Kunde bei diesen massenhaft produzierten Werken auf Exklusivität und gleichzeitig auf eine große Auswahl verzichten. Außerdem ist die Werkveredelung meist weniger aufwendig als bei Manufakturkalibern: Die Komponenten sind oftmals gestanzt statt gefräst, um Produktionskosten zu senken und die Werke somit für einen breiten Kundenkreis attraktiv zu machen.

Der richtige Chronograph Tipp #4: Modular oder integriert?

Puristen bevorzugen integrierte Chronographen, da diese von Grund auf zur Kurzzeitmessung ­konstruiert wurden. Alle Komponenten sind für den speziellen Einsatzzweck optimiert und aufeinander abgestimmt. Das kann entscheidend sein, denn die Funktionen Start, Stopp und Nullstellung müssen sich mit wenig Kraftaufwand betätigen lassen. Wer eine schöne Ansicht des Chronographen durch den sichtbaren Gehäuseboden schätzt, liegt mit einem integrierten Uhrwerk genau richtig.
Audemars Piguet entwickelte für die Code 11.59 Kollektion das neue, voll integrierte Chronographenkaliber 4401 © Audemars Piguet
Ein Modul-Chronograph besteht aus einem Basiskaliber und einem – meist auf der Zifferblattseite – aufgesetzten Chronographenmechanismus mit separater Platine. Wer die schöne Aussicht auf die filigranen Komponenten des Stoppmechanismus genießen will, wird also mit einer Modulkonstruktion nicht glücklich werden. Andere Merkmale, die einen Modulchronographen enttarnen, sind eine tief unter dem Zifferblatt liegende Datumsscheibe, die Chronographenelemente sind nicht durch den Saphirglasboden erkennbar und eine Aufzugskrone, die näher am Handgelenk sitzt als die Drücker (auch wenn einige Marken versuchen, dies mit übergroßen Kronen, Drückern und seitlichen Schutzvorrichtungen zu kaschieren).

Der richtige Chronograph Tipp #5: Schaltrad- oder Kulissensteuerung?

Um die Chronographen-Funktionen zu steuern, gibt es verschiedene Konstruktionen. Das traditionelle System, das von Puristen als essenziell angesehen wird, ist das Schalt- oder Säulenrad. Es wird so genannt , weil die Schlüsselkomponente wie ein Rad aussieht, das auf der Seite liegt und eine Reihe von kleinen, vertikalen Säulen hat, die von ihm aufragen. Jeder Druck des Start-Stopp-Drückers bewegt das Rad weiter, sodass die anliegenden Chronographenhebel entweder gegen eine Säule des Schaltrads gedrückt werden oder in einen Zwischenraum fallen, um die Funktionen Start und Stopp auszuführen (die Nullstellung wird nicht über das Schaltrad gesteuert). Säulenräder sind sehr traditionell, aber teuer in Herstellung, Montage und Service. Sie sehen schön aus und sorgen für einen leichtgängigen Start-Stopp-Drücker. Mit anderen Worten: Sie eignen sich perfekt für Luxus-Chronographen.
Schaltrad gegen Kulissensteuerung: das Manufakturkaliber 4130 von Rolex mit Schaltrad © Protected by copyright
Säulenrad-Konstruktionen waren einst allerorten zu sehen, aber dann eroberte der kostengünstig, gestanzte Schaltnocken die Chronographenwelt. Dieses System funktioniert ähnlich wie das traditionelle, wobei ein außenliegender Nocken (ein dünnes Metallstück mit einer unregelmäßigen Formgebung) das Säulenrad ersetzt. Nockenschaltwerke sind in der Regel günstiger in der Herstellung, leichter einzustellen, einfacher zu warten und sehen nicht so gut aus. Im tatsächlichen Gebrauch ist die Nocken- oder Kulissensteuerung genauso zuverlässig wie ein Schaltrad. So hat die NASA die Omega Speedmaster sowohl mit Schaltrad als auch mit Kulissensteuerung ins All geschickt, und das einfach konstruierte Chronographenkaliber Lemania 5100 wurde von vielen Ländern für den militärischen Einsatz zertifiziert. Ein weiteres berühmtes Werk mit Kulissensteuerung ist das besonders robuste Valjoux 7750, das heute in fast allen Großserienchronographen tickt.
Schaltrad gegen Kulissensteuerung: Großserienwerk Valjoux 7750 mit Kulissensteuerung von der Eta © PR
Wenn Sie eine widerstandsfähige und vergleichsweise günstige Tool-Watch suchen und wenig Wert auf die Optik des Werks legen,  dann ist ein Chronograph mit Kulissensteuerung das Richtige für Sie. Spielen Tradition, Werkästhetik und die Anerkennung von Kennern legen, dann sind Sie mit ­einem Schaltradchronographen besser beraten.

Der richtige Chronograph Tipp #6: Gut gekuppelt

Damit der Chronograph mit dem Kraftfluss des Uhrwerks verbunden ist, gibt es ebenfalls verschiedene Techniken. Das traditionelle System ist die horizontale Kupplung: Beim Betätigen des Startdrückers wird ein beweglich montiertes Rad, das mit dem Sekundenrad mitläuft, gegen das Chrono-Zentrumsrad geschoben, bis die Zähne ineinander greifen. Das Kupplungsrad verbindet nun das Sekundenrad mit dem Chrono-Zentrumsrad, sodass der Chronograph Kraft vom eigentlichen Uhrwerk erhält.Die horizontale Kupplung ist eine optisch ansprechende Lösung, weil sie dem Träger Einblick in den Kupplungsvorgang gibt. Allerdings können beim Einkuppeln Zähne des Kupplungs- und des Chrono-Zentrumsrads direkt aufeinandertreffen und schließlich mit erhöhtem Druck einrasten, sodass der Stoppsekundenzeiger beim Starten einen Sprung nach vorn macht. Außerdem können die unterschiedlichen Zahnprofile in Uhrwerk und Stoppmechanismus vorzeitigen Verschleiß der Räder begünstigen, sodass von einem durchgehenden Gebrauch des Chronographen abzuraten ist. Zu guter Letzt verbraucht der Stoppmechanismus schlichtweg viel Kraft, da durch die zwei Räderverbindungen eine hohe Reibung entsteht. Dies verändert nicht die Gangautonomie einer Uhr, vermindert aber die Unruhamplitude und damit die Ganggenauigkeit.
Drei Räder: Das Mitnehmerrad (links), Zwischenrad (Mitte) und Chrono-Zentrumsrad (rechts) bilden die horizontale Kupplung. © PR
Eindrucksvoll: Drei goldenen Räder im Patek Philippe Kaliber 29-535 stellen eine horizontale Kupplung dar. © Patek Philippe
Die wichtigste Alternative zur horizontalen ist die vertikale Kupplung. Hier sitzen Chrono-Zentrumsrad und Sekundenrad (beziehungsweise je ein Zwischenrad zu denselben) frei beweglich auf derselben Welle und sind jeweils mit einer Scheibe verbunden. Beim Betätigen des Startdrückers öffnet sich eine Zange, und die Scheiben werden von einer Feder zusammengedrückt. Durch die entstehende Reibung beginnt der Chronograph mitzulaufen.Während die vertikale Kupplung optisch weniger zu bieten hat, weil die Schaltvorgänge unsichtbar ablaufen, bietet sie aus funktionaler Sicht große Vorteile: Das System minimiert sowohl den Kraftverbrauch als auch den Verschleiß, sodass die Stoppfunktion problemlos ständig mitlaufen kann. Außerdem wird der berüchtigte Startsprung des Stoppsekundenzeigers vermieden. Der große Nachteil der vertikalen Kupplung ist die Tatsache, dass sie, wenn sie irgendwann doch einmal verschlissen ist, kaum repariert werden kann, sondern kostenintensiv ausgetauscht werden muss. Die Wahl zwischen horizontaler und vertikaler Kupplung ist also eine Wahl zwischen ansprechender Ästhetik und höchster Funktionalität. Zu Letzterer gehört die Möglichkeit, den Chronographen ohne Angst vor Schäden ständig mitlaufen zu lassen.
Vertikale Kupplung bei Montblanc: Die Räder der Stoppfunktion (oben) und des eigentlichen Werkes liegen auf derselben Welle; beim Starten des Chronographen wird eine Zange auseinander gezogen (rechts), sodass zwei Scheiben durch Reibung den Chronographen mit dem Uhrwerk verbinden © Montblanc
Die dritte Kupplungstechnik ist das Schwingtrieb, wie es beispielsweise im Valjoux 7750 Verwendung findet: Es handelt sich um eine kurze, vertikal im Werk stehende Welle mit je einem Trieb am oberen und am unteren Ende. Während das untere Trieb permanent mit dem Sekundenrad verbunden ist, kann das obere per Knopfdruck mit dem Chrono-Zentrumsrad in Eingriff gebracht werden; dafür wird die ganze Welle ein Stück gekippt.
TAG Heuer Kaliber 1887 mit Schwingtrieb © TAG Heuer
Erfahren Sie mehr zu Chronographenkupplungen:www.watchtime.net/nachrichten/chronographenkupplungen

Der richtige Chronograph Tipp #7: Eine Frage des Tempos

Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen der Unruhfrequenz und den Sekundenbruchteilen, die ein Chronograph messen kann. Somit ist die Stoppgenauigkeit in den letzten Jahrzehnten, in denen die gängige Frequenz mehrmals erhöht wurde, ständig gestiegen. Die Frequenz eines Uhrwerks wird oft in Halbschwingungen pro Stunde oder A/h ausgedrückt. Dies bezieht sich auf die Geschwindigkeit der Schwingungen der Unruh. Von oben gesehen schwingt die Unruh nach links und nach rechts hin und her. Jede Schwingung nach links oder rechts entspricht einer Halbschwingung. Dabei bewegt sich der Sekundenzeiger um einen Schritt nach vorne.Die heutzutage üblichen 28.800 Halbschwingungen pro Stunde bedeuten, dass die Unruh viermal pro Sekunde hin und viermal zurück schwingt; der Stoppsekundenzeiger macht also acht Schritte, sodass der Chronograph auf die Achtelsekunde genau stoppt. Um zu berechnen, wie viele Schwingungen pro Sekunde auftreten, dividieren Sie Halbschwingungen pro Stunde durch 3.600, entsprechend der Anzahl der Sekunden in einer Stunde. Die Antwort ist acht, was bedeutet, dass das Uhrwerk die Zeit bis auf die 1/8 Sekunden messen kann. 21.600 Halbschwingungen pro Stunde bedingen eine Sechstelsekundengenauigkeit, und 18.000 Halbschwingungen eine Fünftelsekundengenauigkeit. Eine Uhr mit einer Frequenz von 36.000 A/h kann Zeitabstände auf die Zehntelsekunde genau timen.Freilich ist zu bezweifeln, dass jemand mit gestoppten Achtelsekunden mehr anfangen kann als mit Fünftel- oder Sechstelsekunden, zumal sich die Teilstriche herkömmlicher Chronographen mit bloßem Auge kaum ablesen lassen. Ausnahmen, die eher die Möglichkeiten der Mechanik demonstrieren als einen tatsächlichen Alltagsnutzen zu bieten, stellen die Hundertstel- und sogar Tausendstelsekundenchronographen von Zenith, TAG Heuer oder Montblanc dar. Für derartige Präzisionsleistungen müssen die Chronographenmechanismen von den Uhrwerken getrennt werden und mit einer deutlich höheren Frequenz agieren.
besitzt für die Zeitanzeige und die Chronographenfunktion jeweils voneinander unabhängig laufende Zeiger- und Räderwerke mit eigenen Regulierorganen © Zenit
Wenn Sie einen Chronographen wollen, der bestimmte Intervalle messen kann, zum Beispiel Zehntelsekunden, achten sie sowohl auf die Frequenz als auch auf den Sekundenzeiger des Chronographen auf dem Zifferblatt, um sicherzustellen, dass er ihren Anforderungen entspricht.

Der richtige Chronograph Tipp #8: Funktionale Extras

Die bekanntesten Extras unter den Chronographenfunktionen sind die Flyback-Schaltung und der Schleppzeigermechanismus. Ein Flyback-Chronograph ermöglicht das Stoppen, Nullstellen und Neustarten ­einer Kurzzeitmessung „aus dem Fluge“, also mit nur ­einem Druck (meist auf den unteren Drücker). Der Nachteil des Flybacks liegt darin, dass der Rücksetzmechanismus es erschwert, die ermittelte Zeitspanne präzise abzulesen, denn wenn Sie den Drücker wieder loslassen, stoppt der Sekundenzeiger des Chronographen nicht, sondern springt sofort auf null zurück. Wenn Sie zum Beispiel auf eine Ziellinie schauen, um zu sehen, wann Sie den Drücker betätigen müssen, können Sie nicht gleichzeitig auf die Uhr schauen, um die gemessene Zeit abzulesen. Der Flyback ist viel nützlicher, wenn keine Sekundenbruchteile gemessen werden müssen. Diese Funktion ist zum Beispiel für Hobbypiloten hilfreich, die nach einem gewissen Zeitintervall nach einem Geländepunkt Ausschau halten müssen. Wenn sie diesen Navigationspunkt überfliegen, genügt ein einziger Druck, um die nächste Flugetappe zu timen. Aber: Auch Flyback-Chronographen lassen sich auf herkömmliche Weise nutzen. Einfach die Zeitmessung wie gewohnt mit dem oberen Drücker beenden, die Zeit ablesen und mit dem unteren Drücker nullstellen.
Ein Paradebeispiel für den eleganten Flyback-Chronographen ist der Datograph Auf/Ab von A. Lange & Söhne © A. Lange & Söhne
Die andere exotische Option ist der Schleppzeiger-Chronograph, der auch als Rattrapante-Chronograph oder Split Seconds Chronograph bekannt. Rattrapante bedeutet auf Französisch „aufholen“ oder „wieder einfangen“. Er bietet mithilfe eines zweiten, „mitgeschleppten“ Stoppsekundenzeigers die Möglichkeit zur Zwischenzeitmessung: Betätigt der Träger einen zusätzlichen Drücker – meistens bei zehn oder acht Uhr –, so hält der Zusatzzeiger an, und man hat Zeit, die Zwischenzeit abzulesen und zu notieren. Nach einem weiteren Druck schließt der Zusatzzeiger wieder auf den eigentlichen Stoppzeiger auf und ist somit bereit für eine erneute Zwischenzeitnahme. Bei einem 100-Meter-Sprint können Sie beispielsweise den Chronographen starten, den Drücker bei 8 oder 10 Uhr betätigen, wenn der erste Läufer die Ziellinie überquert, und sobald ein zweiter Läufer ins Ziel einläuft den anderen Drücker bei 2 Uhr. Die zwei Sekundenzeiger des Chronographen zeigen die Zeiten der beiden Läufer an. Durch erneute Betätigung des Rattrapante-Drückers holt der Rattrapante-Zeiger den Sekundenzeiger des primären Chronographen ein, sodass Sie einen längeren Zeitraum splitten können. Geht das Rennen über einen Kilometer, kann man zum Beispiel den Rattrapante-Drücker immer dann betätigen, wenn der Läufer eine 100-Meter-Markierung passiert und die Zeit für diesen Split anzeigt. Nachdem Sie die Zeit abgelesen haben, können Sie den Rattrapante-Drücker erneut betätigen, um die beiden Sekundenzeiger wieder zusammenzuführen, bis die nächste 100-Meter-Markierung erscheint.
Vacheron Constantin: Traditionnelle Split-Seconds Chronograph Ultra-Thin Collection Platine © Vacheron Constantin
Die Einschränkung liegt darin, dass der Rattrapante-Zeiger keinen eigenen Minutenzeiger hat. Sie können also immer nur zwei Ereignisse oder Splits innerhalb eines längeren Events messen, solange der Rattrapante-Zeiger nicht mehr als eine Minute messen muss. Um dies auszugleichen, können Sie entweder eine kostengünstige Quarz-Stoppuhr oder einen der anspruchsvollsten Chronographen kaufen, der jemals produziert wurde: die A. Lange & Söhne Triple Split. Damit lassen sich Additions- und Vergleichszeiten bis zu einer Dauer von zwölf Stunden messen.

Der richtige Chronograph Tipp #9: Stoppen ohne Datum

Es ist eine harte Tatsache, dass einige der schönsten und begehrtesten Chronographen unserer Zeit und viele klassische Vintage-Modelle keine Datumsanzeige besitzen. Prominente Beispiele sind die Rolex Daytona, Omega Speedmaster Professional, IWC Portugieser sowie Vintage-Chronographen von Rolex, Patek Philippe, Breitling und vielen anderen Herstellern. ­Dabei ist das Datum für viele Uhrenliebhaber die wichtigste Zusatzinformation überhaupt. Dem funktionalen Mangel steht ein ästhetischer Vorteil gegenüber: Ohne Datumsfenster lassen sich besonders ausgewogene, symmetrische Designs realisieren. Also: Entweder Sie besitzen bereits Uhren ohne Datum und empfinden dabei keinen Mangel. Oder Sie ergänzen Ihre Sammlung, die aus lauter Uhren mit Datum besteht, um einen einzigen, besonders schönen Chronographen ohne Datumsanzeige.
Besonders ausgewogen ohne Datum: die Omega Speedmaster CK2998 Pulsometer Limited Edition mit Pandazifferblatt © Omega

Der richtige Chronograph Tipp #10: Halt, es gibt noch mehr!

Vom Stoppsekundenzeiger lassen sich weitaus mehr Informationen ablesen als die Stoppzeit. Die häufigste Zusatzfunktion ist eine Tachymeterskala. Sie hilft, anhand von Entfernungen und der gestoppten Zeit Durchschnittsgeschwindigkeiten zu ermitteln: Bei einer Streckenmarkierung startet ein Autofahrer den Chronographen und stoppt ihn nach einem Kilometer. Der Sekundenzeiger zeigt nun die Durchschnittsgeschwindigkeit in Stundenkilometern an. Dasselbe funktioniert auch mit anderen Längeneinheiten wie Meilen; das Ergebnis ist dann eine Geschwindigkeitsangabe in Meilen pro Stunde. Die Skala endet normalerweise mit der 60, denn dann hat der Zeiger das Zifferblatt einmal umrundet. Es gibt aber schneckenförmige oder konzentrische Skalen – meist im Zifferblattzentrum –, die geringere Geschwindigkeiten anzeigen.
Hanhart Pioneer TachyTele mit schneckenförmiger Tachymeterskala im Zifferblattzentrum © Hanhart
Die Pioneer TachyTele von Hanhart besitzt zusätzlich zur Tachymeterskala im Zifferblattzentrum noch eine Telemeterskala am Zifferblattrand. Sie hilft, Distanzen zu ermitteln: Man startet den Chronographen bei einem Blitz oder, im militärischen Einsatz, beim Aufleuchten eines Mündungsfeuers in großer Entfernung. Er wird gestoppt, wenn man den zugehörigen Donner oder Gewehrschuss hört. Der Stoppzeiger weist nun auf eine Distanz von maximal 20 Kilometern.
Der Asthmometer-Pulsometer Chronograph von Longines bietet gleich zwei medizinische Zusatzanzeigen © Longines
Neben Tachy- und Telemeter gibt es weitere historisch überlieferte Zusatzfunktionen: Die Pulsometerskala dient der Feststellung der Pulsfrequenz, ohne dass der Uhrenträger eine volle Minute abwarten muss. Nach einer gewissen Anzahl von Pulsschlägen zeigt der Chronograph die Pulsfrequenz pro Minute an. Meist ist die Skala auf 30 Schläge geeicht, wie sich am Zifferblattrand ablesen lässt. Deutlich seltener ist die Asthmometerskala, die die Atemfrequenz schon nach wenigen Atemzügen anzeigt. Diese Funktion bietet beispielsweise der Asthmometer-Pulsometer Chronograph von Longines, dessen Skala auf fünf Atemzüge berechnet wurde. Man startet den Chronographen und stoppt ihn, wenn die angegebene Anzahl Atemzügen gezählt wurde. Der Sekundenzeiger zeigt auf die Anzahl der Atemzüge pro Minute auf der Skala.Fortlaufend aktualisierter Artikel, ursprünglich online gestellt im Mai 2014.

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