Hands-on: Tissot Heritage 1973

Der Retro-Rennsportchrono im Alltagstest

Beim Betrachten der neuen Tissot Heritage 1973 gehen Mechanikfans augenblicklich auf Zeitreise: Sie fühlen sich in ein Jahrzehnt versetzt, in dem echte Männer auf der Rennstrecke ihr Leben riskierten. Wir haben uns den für 1.990 Euro erhältlichen Rennsportchronographen in die Redaktion bestellt und genau unter die Lupe genommen.

Motorsport-Feeling vermittelt die Heritage 1973 von Tissot
Stimmungsmacher: Die Tissot Heritage 1973 erzeugt unweigerlich Motorsport-Feeling

Emotion pur

Niki Laudas  Tod im vergangenen Mai, der als Spätfolge seines schweren Unfalls im Jahr 1976 gelten kann, hat uns wieder in Erinnerung gerufen, welch verrückte Zeiten die siebziger Jahre im Rennsport waren. Es gab weitaus weniger Sicherheitsvorschriften als heute, und die Fahrzeugtechnik ließ dem Piloten mehr Raum für riskante Manöver – und für Fehler. Wer sich auf die Rennstrecke wagte, war nicht nur ein Sportler, sondern ein moderner Gladiator, dem die Massen zujubelten.

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All diese Emotionen weckt ein einziger Blick auf die Tissot Heritage 1973. Wie schafft die neue Uhr das? Die Antwort ist so einfach wie einleuchtend: durch eine attraktive Kombination aus Retro- und Rennsportelementen. Historisch inspiriert sind die ovale Gehäuseform, die farblich abgesetzten Hilfszifferblätter und die Pilzdrücker. Mit dem Rennsport stehen die Stoppfunktion, das gelochte Kalbslederband sowie die Tachymeterskala in Verbindung. Letztere ist ein analoges Hilfsmittel zur Ermittlung von Durchschnittsgeschwindigkeiten: Bei einer Streckenmarkierung startet der Träger den Chronographen und stoppt ihn nach einem Kilometer oder einer Meile. Der zentrale Chronographenzähler zeigt nun am Zifferblattrand die Geschwindigkeit in Stundenkilometern beziehungsweise Meilen pro Stunde an.

 

Historisches Vorbild: die Tissot Navigator aus dem Jahr 1973
Historisches Vorbild: die Tissot Navigator aus dem Jahr 1973

Diese Zusatzfunktion fand sich bereits bei der Tissot Navigator aus dem Jahr 1973, die für das heutige Modell Pate stand. Auch die farblich abgesetzten Hilfszifferblätter gab es schon damals; allerdings waren es nur zwei an der Zahl, da die Navigator einen zentralen Minutenzähler besaß. Von diesem stammt die markante orangefarbene Pfeilspitze, die Tissot bei der neuen Uhr kurzerhand auf den zentralen Stoppsekundenzeiger überträgt.

Sportlicher als je zuvor

Man kann es guten Gewissens sagen: Der Newcomer wirkt weitaus dynamischer als das historische Vorbild. Seine symmetrische Tricompax-Aufteilung mit drei Hilfszifferblättern gefällt ebenso wie die sportliche Kombination aus mattschwarzen und versilberten Flächen sowie orangefarbenen Chronographenzeigern. Die neue Gehäusegröße von 43 mal 46,5 Millimetern entspricht dem Zeitgeist, passt aber nicht unbedingt zu sehr schmalen Handgelenken.

An schmalen Handgelenken sieht die Tissot Heritage 1973 sehr groß aus
Großzügig dimensioniert: So sieht der markante Rennsport-Stopper am Handgelenk aus

Die Oberflächen der imposanten Stahlschale wurden sauber bearbeitet. Besonders gut machen sich die strahlenförmig satinierte Front, die polierten Facetten der Bandanstöße sowie ein schmaler polierter Streifen am unteren Rand des Gehäusemittelteils. So macht das Gehäuse einen rundum hochwertigen Eindruck, der nur von den scharfkantigen Unterseiten der Bandanstöße getrübt wird. Sie fallen beim Tragen nicht auf, machen sich aber beim Betasten der Uhr deutlich bemerkbar.

Der Gehäuseboden ist, wie fast immer bei Tissot, aufgedrückt statt verschraubt, was konstruktiv eine schlichte Lösung ist, aber die Wasserdichtheit bis 100 Meter nicht beeinträchtigt. Das Sichtfenster besteht aus Mineralglas und könnte so theoretisch verkratzen, würde die Uhrenrückseite nicht geschützt am – weichen – Arm liegen.

Schlichte Lösungen: Der Boden ist nur gedrückt, und die Sicherheitsfaltschließe kommt von der Stange
Schlichte Lösungen: Der Boden ist nur gedrückt, und die Sicherheitsfaltschließe kommt von der Stange

Solides Uhrwerk

Hinter dem Glasboden versieht das Eta-Automatikkaliber Valjoux 7753 seinen Dienst. Es handelt sich um eine Kalibervariante des 7750, die Hilfszifferblätter bei drei, sechs und neun Uhr vorsieht. Allerdings besitzt dieses Werk im Gegensatz zum 7750 keine Datumsschnellverstellung über die Krone. Stattdessen muss der Träger die Anzeige über einen versenkten Drücker in der linken Gehäuseflanke weiterschalten, was einen Korrekturstift oder ein zweckentfremdetes Hilfsmittel wie Kugelschreiber oder Zahnstocher nötig macht.

Verziertes Basiskaliber: Tissot verwendet das bewährte Valjoux 7753
Verziertes Basiskaliber: Tissot verwendet das bewährte Valjoux 7753

Die Bedienung der Krone und der Drücker lässt dagegen keine Wünsche offen. Außerdem ist das Werk ansprechend verziert. Leider geht das getestete Exemplar gut zehn Sekunden vor, wie sowohl die Prüfung auf der Zeitwaage als auch der Tragetest belegen. Des Weiteren steht der kleine Minutenzählzeiger in seiner Ruheposition nicht 100-prozentig senkrecht, sondern neigt sich ein winziges Stück nach links.

Kleine Imperfektion: Der Zeiger für die Stoppminuten bei drei Uhr steht nicht 100-prozentig senkrecht
Kleiner Makel: Der Zeiger für die Stoppminuten bei drei Uhr steht nicht 100-prozentig senkrecht

Mit dieser Imperfektion müssen Retro- und Sportuhrenfans klarkommen, wenn sie sich für die Heritage 1973 entscheiden. Vielleicht fühlen sie sich von ihr ja sogar an die wagemutigen Zeiten im Rennsport erinnert, als nicht die Technik, sondern Leidenschaft und Charisma zum Erfolg führten. ak

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Produkt: Download: Tissot PRS 516 Automatic Gent im Test
Download: Tissot PRS 516 Automatic Gent im Test
Das UHREN-MAGAZIN testete die sportliche Edelstahluhr PRS 516 Automatic Gent von Tissot.

Uhren von Tissot in der Datenbank von Watchtime.net

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