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Hands-on: Tudor Black Bay Ceramic

Tudor: Black Bay Ceramic
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Die neue Black Bay Ceramic zeigt die technische Expertise und die Eigenständigkeit von Tudor. Erstmals ist ein Modell der Schweizer Marke als Master Chronometer zertifiziert und besteht in Teilen aus schwarzer Keramik. Das entsprechend geschwärzte Manufakturkaliber ist durch einen Saphirglasboden zu sehen. Wir testen die moderne Sportuhr im ganz normalen Alltag.
Das ist ein Paukenschlag und eine gelungene Überraschung zugleich: Auf leisen Sohlen und ohne großes Aufsehen zu erregen, adelt Tudor die Black Bay scheinbar »einfach mal so« zum Master Chronometer. Damit entspricht der klassische Zeitmesser einem der höchsten in der Uhrenindustrie existierenden qualitativen und technologischen Standards. Zugleich unterstreicht die neue Black Bay Ceramic das Ansinnen des renommierten Uhrenhauses, Tudor nicht (mehr) als die »kleine Schwester« von Rolex zu betrachten.Mit der Zertifizierung von Master Chronometern hat sich Tudor endgültig emanzipiert, geht in strikter Konsequenz einen eigenständigen Weg und hebt sich in der Branche ab. Denn Tudor ist nach Omega erst die zweite Marke, die Uhren in Master Chronometer-Qualität auf den Weg bringt. Und während Omega mittlerweile fast die gesamte Kollektion zertifiziert, hat auch Tudor schon – wie die Swatch Group-Marke – eine eigene Teststrecke im Unternehmen installiert und prüft unter Aufsicht des unabhängigen Zertifizierungsinstituts METAS (Eidgenössischen Institut für Metrologie) vor Ort.
Woraus sich unweigerlich schließen lässt, dass die Black Bay Ceramic ganz sicher nicht die einzige Uhr von Tudor bleiben wird, die als Master Chronometer das Haus verlässt. Aber was heißt Master Chronometer für Tudor und die Black Bay Ceramic? Zunächst einmal, dass die Uhr »Swiss Made« und das Uhrwerk vom Schweizer Prüfinstitut Contrôle Officiel Suisse des Chronomètres (COSC) als Chronometer zertifiziert ist. Die Präzision wird dabei in sechs unterschiedlichen Positionen, bei zwei verschiedenen Temperaturen und zwei verschiedenen Ladezuständen des Federhauses – 100 und 33 Prozent – ermittelt. Die Anforderungen der METAS gehen allerdings weit darüber hinaus. Um sich zu qualifizieren, darf die Uhr nicht im Minus laufen und maximal fünf Sekunden am Tag vorgehen. Das sind fünf Sekunden weniger Toleranz als die COSC zwischen minus vier und plus sechs Sekunden zulässt, und zudem noch eine Sekunde weniger als der interne Standard von Tudor für Modelle mit einem Manufakturkaliber zwischen minus zwei und plus vier Sekunden erlaubt. Getestet wird neun Tage lang unter simulierten Tragebedingungen und bei Temperaturen von 23 und 33 Grad Celsius.

Master Chronometer bedeutet höchste Gangpräzision

Bei unseren Gangprüfungen stellen wir fest, dass die Black Bay Ceramic bei Vollaufzug 4,1 Sekunden und nach 24 Stunden Gangdauer ohne zwischenzeitlichen Aufzug 3,9 Sekunden im Schnitt vorgeht. Damit erfüllt sie die Bedingungen der METAS und liegt bei Vollaufzug nur eine Zehntelsekunde über der strengen, hauseigenen Vorgabe. Am Handgelenk geht die Black Bay Ceramic genau vier Sekunden am Tag vor.

Uhr und Werk widerstehen alltagsrelevanten Magnetfeldern

Über diese Präzision hinaus garantiert die METAS-Zertifizierung auch die gleiche Ganggenauigkeit nach einer Magnetfeldbelastung von 15000 Gauß. Der Magnetfeld-Test verläuft in einer Tudor-eigenen Prüfstrecke mit entsprechend starken Magneten. Zunächst wird nur das Uhrwerk in zwei verschiedenen Lagen (flach und hängend) geprüft, dann der ganze Zeitmesser. Mithilfe eines Mikrofons erfolgen Kontrollen auf störungsfreie Funktion des Uhrwerks und der Uhr, während sie dem Magnetfeld von 15000 Gauß ausgesetzt sind. Nach Einfluss des Magnetfelds dürfen Uhrwerk und Uhr keine Abweichungen in der Präzision aufweisen. Hierzu ermitteln Tudor und METAS in den eigens dafür eingerichteten Prüfräumen die mittlere Abweichung der Uhr zwischen dem zweiten und dem dritten Tag nach der Magnetfeldbelastung. Ein Magnetfeld von 15000 Gauß können wir in unserem Testlabor in diesem Falle nicht aufbauen. Mehrfache alltagsrelevante Belastungen mit verschieden starken Haushaltsmagneten bleiben sowohl während der Magnetisierung als auch unmittelbar danach ohne messbare Abweichungen auf der Zeitwaage.

Tudor Manufakturkaliber MT5602-1U

Das Automatikwerk zeigt Stunden, Minuten und Sekunden an. Im typischen Tudor-Stil gehalten, ist es geschwärzt und mit nicht magnetisierbaren Teilen ausgestattet, so dass es als Master Chronometer zertifiziert werden kann.Die METAS-Zertifizierung zum Master Chronometer deckt zudem Prüfungen auf Wasserdichtheit und Gangreserve ab. Diese garantieren für die Black Bay Ceramic eine Wasserdichtheit von 200 Metern – gemäß ISO 22810:2010, nicht nach ISO 6425 für Taucheruhren – und eine Gangautonomie von zeitgemäßen 70 Stunden, wie sie bei den neuen Tudor-Kalibern üblich ist. Wir machen den berühmten Wochenend-Test und legen die Black Bay Ceramic am Freitagabend ab, um sie am Montagmorgen wieder anzulegen, ohne sie zwischenzeitlich aufzuziehen. Auf der Zeitwaage stellen wir fest, dass sie mit drei Sekunden Abweichung gut in dem von der METAS vorgegebenen Toleranzbereich bleibt.Um den strengen Anforderungen der METAS gerecht zu werden, mussten starke Eingriffe am Ausgangsuhrwerk MT 5602 zum Kaliber MT 5602-1U vorgenommen werden, wobei das »U« symbolisch für einen Magneten steht, gegen den die Black Bay Ceramic resistent ist. Über Technologien und konstruktive Maßnahmen hüllt Tudor erwartungsgemäß den Mantel des Schweigens. Einzig bekannt ist die Unruhspirale aus Silizium. Für die Unruh mit variabler Trägheit nutzt Tudor ebenfalls einen amagnetischen Werkstoff, dessen Legierung nicht bekanntgegeben wird. Um die hohe Magnetfeldresistenz von 15000 Gauß zu sichern – das zeigen unsere Testerfahrungen mit Omega – müssen allerdings noch weitere Komponenten aus amagnetischen Werkstoffen bestehen, die Teile der Hemmung zum Beispiel, wie der im MT 5602-1U mit Steinpaletten bestückten Anker und das Ankerrad, gegebenenfalls einzelne Wellen und weitere Räder. Der skelettierte, beidseitig aufziehende Rotor besteht aus einem Wolfram-Block und ist sandgestrahlt und satiniert. Möglicherweise kommt auch zur Herstellung des Rotor-Kugellagers amagnetisches Material zum Einsatz.

Den Herausforderungen des »ganz normalen« Alltags gewachsen

Das im typischen Tudor-Stil gehaltene Manufakturkaliber ist zum größten Teil geschwärzt, was die besondere Funktionalität, Leistung und Robustheit, wofür es konstruiert wurde, hervorheben soll. Zur Stabilität trägt auch die Lagerung der großen Unruh unter einer Brücke mit beidseitiger Befestigung bei. Brücken und Platine sind abwechselnd mit sandgestrahlten und polierten Oberflächen sowie Laser-Verzierungen versehen.
Das Kaliber MT 5602-1U steckt in einem reichlich 41 Millimeter großen und bis zu 20 Bar druckfesten Gehäuse. Obwohl die Black Bay Ceramic in der Taucheruhrentradition der Marke steht, wird sie nicht ausdrücklich als Taucheruhr ausgewiesen. Das Gehäuse macht dem Namen Black Bay alle Ehre, denn es ist wirklich durch und durch schwarz. Sein Monoblock-Mittelteil besteht aus Keramik – ebenfalls ein Novum bei Tudor. Zu den sandgestrahlten Oberflächen bieten abgeschrägte und auf Hochglanz polierte Kanten einen markanten und modellprägenden Kontrast.Der Saphirglasboden besteht aus PVD-beschichtetem Edelstahl 316L, ebenso die verschraubbare Krone, die in einem Tubus aus kreisförmig satiniertem Edelstahl geführt wird und auf ihrem »Kopf« ein erhabenes Relief der Tudor-Rose trägt. Die seitlich gerändelte Krone lässt sich hervorragend aus der Verschraubung lösen, springt einem zur Bedienung regelrecht entgegen und setzt einen leichten Federwiderstand der erneuten Verschraubung entgegen. Perfekt. Ebenso große Freude macht die Benutzung der nur in eine Richtung drehbaren Lünette, die ebenfalls aus Edelstahl 316L mit schwarzer PVD-Beschichtung besteht. Darin ist eine Zahlenscheibe aus schwarzer Keramik eingelegt. Der dank seiner feinen seitlichen Rändelung gut greifbare Ring trägt mit Ziffern und Index-Strichen eine Fünf-Minuten-, die erste Viertelstunde sogar eine minutengenaue Skalierung. Er rastet äußerst präzise im Minutenschritt und wiese damit die Black Bay Ceramic als professionelle Taucheruhr aus, würde ihm nicht der beleuchtete Orientierungspunkt zur Einstellung einer Tauchzeit fehlen. Die satinierte Oberfläche der Keramikeinlage ist mit einem Radialschliff versehen, der vom Zifferblatt aufgenommen wird.

Black Bay Ceramic setzt Maßstäbe in der Branche

Last but not least ist schließlich auch der Zifferblattgrund der Black Bay Ceramic komplett schwarz. Selbst Minuterie und Schriftzüge erscheinen in einer dunklen Nuance von Grau nur geringfügig heller. Geprägt ist das Blatt jedoch von den markentypischen Index-Appliken in geometrischen Balken-, Dreieck- und Kreisformen sowie den »Snowflake«-Zeiger, die erstmals 1969 auftauchten und seitdem als Markenzeichen der Tudor-Taucheruhren gelten. Sie sind üppig mit Superluminova gefüllt, so dass sie bei Dunkelheit in kräftigem Grün lange nachleuchten und für beste Ablesbarkeit sorgen. Bei Tageslicht erfüllen die starken Kontraste diesen Anspruch. Getragen wird die Black Bay Ceramic an einem Hybrid-Armband aus Leder und Kautschuk – natürlich in Schwarz – mit »Snowflake«-Motiven auf den Innenseiten und beigen Kontrastnähten, die den Farbton der Indizes und Zeiger vom Zifferblatt aufnehmen. In der einseitig klappenden Faltschließe aus schwarz PVD-beschichtetem Edelstahl 316L wird das eine Bandende über einen Dorn fixiert. Der Sicherheitsbügel, der die Schließe optisch zum Tudor-Wappen vervollständigt, komplettiert auch das gute Tragegefühl am Handgelenk. Im Lieferumfang enthalten ist zudem noch ein schwarzes Textilarmband mit cremefarbenem Streifen und Stiftschließe. So wird die Black Bay Ceramic zu einer subtilen Mischung aus traditioneller Ästhetik und moderner Uhrmacherei und stellt viel mehr als nur die Neuauflage eines Klassikers dar, der fast 70 Jahre Tudor-Taucheruhrengeschichte reflektiert. Technologie, Wertigkeit und Präzision gehen weit darüber hinaus und setzen Maßstäbe für die Marke selbst und in der ganzen Uhrenbranche.MaRi

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