Montblanc Bohème: Tickendes für Frauen

Der Ewige Kalender kostet 19.900 Euro.
Der Ewige Kalender kostet 19.900 Euro.

„Das Ticken der mechanischen Uhr ist der Herzschlag der menschlichen Kultur.“ Diese weise Erkenntnis des amerikanischen Psychologen Robert Lewin traf auf das, was die Uhrenindustrie in den 1980ern und 1990ern, aber auch noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts expressis verbis für Damen präsentierte, vielfach nicht zu. Die dem zarten Geschlecht zugedachten Armbanduhren funktionierten in erster Linie mit schwingenden Quarzen und elektronischen Chips, wobei Ausnahmen wie immer die Regel bestätigen. Frauen, so dachten und sagten Uhrenfabrikanten, deren Produktgestalter sowie Marketingspezialisten, zögen Präzision und Bequemlichkeit vor. Da sie Abwechslung am Handgelenk liebten, sei es doch viel komfortabler, wenn Batterien für monatelange Kontinuität beispielsweise beim Warten im Tresor sorgten. Regelmäßiges Aufziehen und Richten von Zeiger und Datum könne und wolle man dieser Klientel tunlichst ersparen. Weil selbstbewusste Frauen ganz anders dachten, agierten sie nach dem Motto: „Seine Uhr für mich!“ somit fanden mehr und mehr maskuline Mechanikboliden an weibliche Handgelenke. Nicht zuletzt durch diesen widerborstigen Aktionismus entdeckte die Uhrenindustrie den Hedonismus des weiblichen Geschlechts und dessen Verlangen, den eingangs apostrophierten „Herzschlag menschlicher Kultur“ in adäquaten Ausprägungen bei sich tragen zu dürfen. Teils mit manuellem, meist jedoch mit automatischem Aufzug. Auch das Thema Komplikationen, also hilfreiche Zusatzfunktionen, blieb nicht außen vor.
Genau nach diesem Prinzip handelten Jérôme Lambert und die vom ihm seit Mitte 2013 geleitete Uhrenmanufaktur Montblanc. Die Früchte intensiver, von ausgesprochener Liebe selbst zu scheinbar marginalen Details kündender Arbeit waren am 28. August 2014 in Shanghai erstmals öffentlich zu sehen. Hier präsentierten der CEO und sein Team die neue, facettenreiche Damenuhrenlinie „Bohème“. Das Spektrum der Mechanikmodelle beginnt bei Automatikmodellen mit 30 Millimetern Durchmesser, ausgestattet mit dem bewährten Kaliber Eta 2671. Zu haben in Edelstahl oder Rotgold sowie mit unterschiedlichem Edelstahlbesatz. Für 2.350 Euro gibt es die Version mit acht Diamanten am Zifferblatt.
Apropos Zifferblatt: Hier verwendete Montblanc viel Zeit auf das Design. Bekannte Elemente sind die Stundenziffern, welche an die 1997 vorgestellte Star-Linie erinnern, jedoch eine modifizierte Typografie erhielten. Übrigens wecken auch die Zeiger (ganz bewusst zur Wahrung der Markenidentität) gewisse Star-Assoziationen. Das Zifferblattzentrum kennzeichnet bei den 30-Millimeter-Armbanduhren ein feines Guilloche-Muster mit insgesamt 90 Strahlen. Ein besonderes Augenmerk sollte, ja muss bei diesem Part der Bohème-Kollektion dem Fensterdatum oberhalb der „6“ gelten. Naturgemäß schränken nur 17,2 Millimeter Durchmesser des Automatikkalibers Eta 2671 die Größe dieser auch für die Geschäftsfrau von Welt wichtigen Indikation ein. Durch die spitzovale Gestalt des Fensters optimierte Montblanc die Ablesbarkeit beträchtlich.
Nach oben geht es bei der 30-Millimeter-Linie übrigens mit Stahl und Diamantlünette (3.990 Euro), Bohéme Bleue in Stahl mit Diamantlünette (4.090 Euro), Rotgold mit Diamantlünette (8.500 Euro) sowie Rotgold mit Diamantlünette und edelsteinbesetztem Zifferblatt-Zentrum (12.900 Euro). Das Zeug zum Trendsetter besitzt Montblanc bei den Modellen mit zwei farblich unterschiedlichen Teilen des Lederbands.
Unangefochtenes Top-Modell ist mit einem Preis von 19.900 Euro die 36 Millimeter große Rotgold-Bohème mit dem flachen Automatikkaliber Sellita SW 300 und der sorgfältig finissierten Kadratur des ewigen Kalenders samt Mondphasenindikation von Dubois-Dépraz. Auch hier erkennt man den Fokus auf gestalterische Details mit nur wenigen Blicken. Im Gegensatz zu den 30-Millimeter-Uhren besitzt das Rotgoldgehäuse bombierte Flanken. Die Guilloche mit nur 60 Strahlen beugt einer gestalterischen Überfrachtung des Zifferblatts vor. Spezielle Federstege und dazu passende Armbänder gestatten einen fingernagelschonenden Wechsel quasi in Minutenschnelle. Und die Krone dieses Modells ziert ein beachtlich großer Diamant im typischen Montblanc-Schliff. Für die Tatsache, dass Montblanc den ewigen Kalender, anders als bei der Heritage-Kollektion nicht mit Edelstahlgehäuse offeriert, gibt es einen nachvollziehbaren Grund: Dubois-Dépraz ist bei der Produktion der aufwändigen Kalenderwerke derzeit am Ende der Fahnenstange angelangt. Der Erfolg des femininen Newcomers scheint außer Frage zu stehen. Im Juli lieferte Montblanc die ersten vier Exemplare der Bohème-Linie sozusagen „undercover“ an die Flagship-Boutique in Hongkong. Einen Tag später waren alle verkauft. Auch der Nachschub fand ohne PR und Werbe-Tamtam zügig an die Handgelenke diskret zum Kennenlernen eingeladener Kundinnen. Womit bewiesen wäre, dass Jérôme Lambert und sein Team mit der „Bohème“-Linie den richtigen Riecher und ein gutes Gespür für die Wünsche anspruchsvoller Frauen hatten. glb

Die rotgoldene Automatikversion kostet 8.500 Euro.
Die rotgoldene Automatikversion kostet 8.500 Euro.

Mit Diamantbesatz kostet die Bohéme 12.900 Euro
Mit Diamantbesatz kostet die Bohéme 12.900 Euro
Produkt: Download Chronos Special: Longines
Download Chronos Special: Longines
Erfahren Sie im Chronos Special Longines alles über die Uhrenmarke.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Das könnte Sie auch interessieren