Richard Mille: Design der Zukunft
Das Avantgarde-Design von Richard Mille
Die meisten Uhrenhersteller setzen bei der Gestaltung auf Tradition, Kontinuität und die Pflege bekannter Modelllinien. Einige wenige Marken wie Richard Mille stemmen sich jedoch mit einem gänzlich neuen Design gegen die allgemeine Zurückgewandheit.

Richard Mille gründete seine Marke erst im Jahr 1999. Daher muss er keine Rücksicht auf bisherige Modelllinien nehmen und kann auf ein neuartiges Design setzen. Richard Mille gestaltet seine Modelle oft tonneauförmig. Besonders geformte sichtbare Schrauben halten die Gehäuseteile zusammen, was für einen technischen Look sorgt. Das mechanische Werk entfernt sich ebenfalls deutlich von einem klassischen Aufbau und den üblichen Materialien der Uhrmachertradition. Es erinnert eher an Motoren oder moderne Architektur.

Das Gehäuse ist aufgrund seiner Komplexität schwer herzustellen. Neben den Flanken wölbt sich die Uhrenschale auch im Profil, was bedeutet, dass die Teile nicht wie üblich kostengünstig gedreht werden können. Bei einem normalen Richard-Mille-Gehäuse sind allein 68 Präge- und Stanzvorgänge nötig, um Lünette, Mittelteil und Boden aus Metall vorzuformen. Danach beginnen Fünf-Achsen-Fräsmaschinen ihre langwierige Arbeit. Alle Schrauben besitzen ein eigenes Design und werden speziell für die jeweilige Uhr entwickelt und angefertigt. Schraubenköpfe mit Außenkeilprofil wurden noch nie zuvor bei Armbanduhren eingesetzt. Sie sehen nicht nur attraktiv aus, man kann mit dem Werkzeug auch nicht so leicht abrutschen wie bei Schlitzschrauben. Außerdem können sie mehr Drehmoment übertragen. Gerade solche ungewöhnlichen Schraubenköpfe sorgen für ein dezidiert technisches Aussehen.

Das technische Design ist bei Richard Mille aber nicht auf das Gehäuse beschränkt: Fast immer verzichtet die Marke auf ein Zifferblatt; die dadurch sichtbaren Werke sind so konstruiert, dass ein besonders technischer Eindruck entsteht. Richard Mille hat auch das erste Werk der Welt realisiert, das aus Röhren statt aus Brücken und Platinen besteht.

Da es kein klassisches Zifferblatt gibt und man das Werk von vorn sehen kann, muss es das Gehäuse immer ganz ausfüllen, was einen deutlich höheren Entwicklungsaufwand voraussetzt. Auch ungewöhnliche Materialien sorgen für ein technisches Aussehen. Diesen Effekt kann schon dunkles Titan hervorrufen, erst recht aber Magnesiumlegierungen oder Aluminium-Keramik. Mit einem Gehäuse aus KFK (kohlefaserverstärktem Kunststoff) gelang Richard Mille ein Rekord: Die RM 027 Tourbillon Rafael Nadal wog weniger als 20 Gramm und war somit für den Tennis-Champion kaum spürbar.

Beim Tourbillon RM 56-02 Sapphire besteht das Gehäuse aus Saphirglas. Allein 40 Tage muss gefräst werden, um die endgültige Form zu erhalten, denn das Material ist eines der härtesten der Welt. Sogar das Armband und die Dichtungen sind durchsichtig. Das Werk ist an einem Kabel im Saphirgehäuse aufgehängt; der Draht wird zum Schluss gespannt. Auch einige Brücken des Werkes bestehen aus Saphir.

Das komplexe Design kostet in der Produktion viel Geld und muss vom Kunden bezahlt werden. Waren davor vor allem Edelmetall als Gehäusematerial sowie der Grad der Komplikation und Verzierung des Werkes die wertbestimmenden Faktoren einer Uhr, so kostet das Einstiegsmodell bei Richard Mille in Titan und ohne Komplikationen schon über 80.000 Euro. jk
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Uhren von Richard Mille in der Datenbank von Watchtime.net