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Rolex vs. Omega: Wer baut die besten Taucheruhren?

Rolex vs. Omega: Wer baut die besten Taucheruhren?
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Die Taucheruhr Submariner ist seit Jahren das beliebteste Modell von Rolex, und auch Omega verkauft mehr Taucheruhren der Seamaster-Linie als Exemplare seiner Ikone Speedmaster Professional Moonwatch. Insgesamt bringt Rolex deutlich mehr Uhren als Omega an den Mann, aber die Bieler wollen aufholen. Wo können sie bei den Taucheruhren den Platzhirsch schlagen?

Taucheruhren-Historie von Rolex und Omega

Bei beiden Marken reicht die Geschichte ihrer Taucheruhren weit zurück. Rolex brachte 1927 mit der patentierten verschraubten Krone die erste wasserdichte Armbanduhr. Mit dem Namen „Oyster“ (Auster) erhielt sie auch gleich eine geniale Bezeichnung. Und Rolex inszenierte die Oyster medienwirksam: Bei dem über 15 Stunden langen Rekordversuch von Mercedes Gleitze, den Ärmelkanal zu durchschwimmen, hatte die englische Sekretärin eine wasserdichte Rolex dabei, die dem nassen Element trotzte. Rolex buchte für eine Anzeige über dieses Ereignis die Titelseite der Londoner Tageszeitung Daily Mail, was den Uhren einen großen Popularitätsschub brachte.
Omega Marine von 1936 © Omega
Etwas später, 1932, stellte Omega seine erste wasserdichte Uhr vor. Die rechteckige Marine schirmte ihr Werk mit einem zusätzlichen Übergehäuse vom Wasser ab und wurde damals sogar schon von Tauchern genutzt. 1948 folgte die erste Omega Seamaster als wasserdichte, aber recht elegante Uhr ohne Drehlünette.Die typische Taucheruhr mit drehbarem Ring für die Tauchzeit kam dann 1953 von Rolex. Wie Blancpains im gleichen Jahr vorgestellte Fifty Fathoms gehörte sie zu den ersten Taucheruhren mit Drehlünette.
Erste Rolex Submariner 1953 © Rolex/Jean-Daniel Meyer
Zuerst war die Rolex Submariner bis 100 Meter wasserdicht, doch schon 1954 erhöhte Rolex die Druckfestigkeit auf 200 Meter. Ab 1955 nutze die englische Royal Navy und im Jahr darauf auch die Royal Canadian Navy die Submariner für ihre Taucher.Auch hier lag Omega hinter Rolex: 1957 baute die Marke mit der Seamaster 300 die erste Taucheruhr – mit drehbarem Minutenring und 200 Metern Wasserdichtheit. Später nutzte sie unter anderem der Tauchpionier Jacques-Yves Cousteau.
Die 1950er und 1960er Jahre waren die Zeit der Entdecker, Erforscher und Eroberer. Der Mensch setzte einen Fuß auf den höchsten Berg der Welt und sogar auf den Mond. Am 23. Januar 1960 erreichten Jacques Piccard und Don Walsh mit dem Tauchboot Trieste die mit 10916 Metern tiefste Stelle des Meeres. Bei diesem Ausflug in das Challengertief des Marianengrabens befand sich außen am Tauchboot eine von Rolex speziell für diesen Anlass entwickelte Uhr. Die Deep Sea Special hielt mit ihrem halbkugelförmigen Glas dem unglaublichen Druck in elf Kilometern Tiefe stand. Auch wenn nur einige Prototypen dieser Uhr entstanden, festigte sie doch Rolex’ Ruf als professioneller Ausrüster.
Anfang der 1960er Jahre etablierte sich das Sättigungstauchen. Dabei nutzen Tauchfirmen fürs Arbeiten in der Tiefe den Umstand, dass sich nach 24 Stunden unter Druck kein zusätzlicher Stickstoff im Körper mehr löst und sich daher die Dekompressionszeiten nicht weiter erhöhen. Berufstaucher leben einige Tage in einer Druckkammer, die mit einem Helium-Stickstoff-Sauerstoff-Gemisch gefüllt ist, und arbeiten jeden Tag in der Tiefe. Ist die Aufgabe erledigt, wird der Druck langsam wieder auf Normalniveau gesenkt. Dabei ploppten immer wieder die Gläser der Taucheruhren aus den Gehäusen, da das eingedrungene Helium nicht entweichen konnte. Die Lösung erarbeitete Rolex zusammen mit den französischen Tauchspezialisten von Comex. Ein in die Gehäuseflanke integriertes Überdruckventil lässt das Helium sicher entweichen, wenn der Druck im Innern zu groß wird. Dabei bleiben die Wasserdichtheit und Druckfestigkeit erhalten. Zur Erprobung lieferte Rolex Mitte der 1960er Jahre speziell umgerüstete Submariner-Modelle mit Heliumventil an Comex. Diese Uhren mit der Referenz 5514 sind heute ebenso selten wie teuer. 1967 kam dann mit der Sea-Dweller das Heliumventil in eine Serienuhr. Zudem hielt das neue Modell dem Druck bis in 610 Meter Tiefe stand.Auch Omega widmete sich den Berufstauchern: 1970 stellte die Marke die Seamaster Professional 600m, genannt Ploprof (für französisch „plongeur professionnel“) vor. Mit dem roten Sicherheitsdrücker zum Verriegeln der Drehlünette und einem verschraubbaren Kronenschutz, der die Krone ans Gehäuse drückte, war sie bis 600 Meter wasserdicht. Das einteilige Gehäuse sollte sich auch ohne Heliumventil zum Sättigungstauchen eignen.1971 konnte Omega mit der Seamaster Professional 1000m eine bis 1.000 Meter wasserdichte Taucheruhr vorstellen und damit Rolex übertrumpfen. Noch entscheidender war im Folgejahr 1972 die Seamaster Automatik 120m. Bei diesem Taucherchronographen von Omega konnten die Drücker unter Wasser betätigt werden. Als der Freitaucher Jacques Mayol 1981 als erster Mensch mit einem Atemzug tiefer als 100 Meter tauchte, trug er am Arm eine Omega Seamaster 120m mit Quarzwerk.In der Geschichte hatte Rolex also meist die Nase vorn und konnte mit der Erfindung des Heliumventils und der Uhr an der tiefsten Stelle des Meeres auch die spektakulärsten Erfolge für sich verbuchen. Omega zog aber oft schnell nach und besetzte mit dem unter Wasser bedienbaren Tauchchronographen auch Felder, die Rolex nicht bediente.1:0 für Rolex

Auswahl an Taucheruhren von Rolex und Omega

Rolex hat lediglich drei Taucheruhren im Programm. Zählt man die Submariner ohne Datum als eigenes Modell, kommt man auf vier. Zudem gibt es nur wenige Varianten: Die Deepsea ist mit zwei verschiedenen Zifferblättern erhältlich, die Submariner immerhin neben Stahl auch in Gold und in einer Mischung aus beidem, sowie in unterschiedlichen Zifferblatt- und Lünettenfarben. Insgesamt zählt die Taucheruhrenkollektion also zehn Varianten. Bandvarianten oder Funktionen über Zeit, Datum und Drehlünette hinaus sucht man bei den Rolex-Taucheruhren vergeblich.
Da bietet Omega deutlich mehr Auswahl: 148 Taucheruhrenvarianten listet die Homepage momentan. In den vier Kollektionen Seamaster Diver 300m, Seamaster 300, Planet Ocean und Ploprof finden sich unterschiedliche Gehäusegrößen, Materialien, Bandvarianten, Farben, aber auch weitere Funktionen. Neben den Stahl- gibt es auch Titangehäuse und sogar welche aus Keramik in unterschiedlichen Farben.1:1 Gleichstand

Einstiegsmodelle von Rolex und Omega

Den Einstieg in die Taucheruhrenkollektion stellt bei Rolex die Submariner ohne Datum für 6.800 Euro dar.
Günstiger kommt man bei Omega an eine Taucheruhr: Die neue Seamaster Diver 300m kostet mit Kautschukband 4.400 Euro, mit Edelstahlband 4.500 Euro. Allerdings kann man die Rolex nahezu ohne Wertverlust wieder verkaufen.2:2 Gleichstand
Direkt vergleichen kann man die Planet Ocean und die Submariner Date. Beides sind Uhren, die man täglich tragen kann.
Während die Omega bei 5.800 Euro anfängt, muss man bei Rolex mit 7.750 Euro fast 2.000 Euro mehr bezahlen. Die Wasserdichtheit liegt bei der Omega bei 600 Metern, Rolex bescheidet sich mit 300 Metern. Bei Omega erhält man zudem noch ein Heliumventil und das Manufakturkaliber 8900, das selbst stärksten Magnetfeldern trotz Glasboden trotzt.
Hier bietet Omega also das deutlich bessere Preis-Leistungs-Verhältnis. Allerdings kann Rolex mit dem besseren Werterhalt den Preisvorteil von Omega relativieren.3:3 Gleichstand

Die Profi-Taucheruhrenmodelle von Rolex und Omega

Bei den besonders druckfesten Uhren konkurrieren die Rolex Sea-Dweller und die Omega Seamaster Ploprof miteinander.
Die Omega hält dem Druck bis 1.200 Meter Wassertiefe stand, die Rolex bis 1.220 Meter. Die Ploprof kostet 7.800 Euro in Stahl und 10.400 in Titan.
Bei Rolex muss man für die Stahluhr mit 10.350 Euro ähnlich viel bezahlen wie für das Titanmodell von Omega. Mit der nur 850 Euro teureren gerade überarbeiten Deepsea hat Rolex noch ein Ass im Ärmel. Sie ist bis 3.900 Meter Tiefe druckfest. Dafür hat die Marke mit der Krone ein ganz neues Gehäuse entwickelt, bei dem ein Ring aus besonders hartem, stickstofflegiertem Edelstahl den Druck aufnimmt. So konnte ein Gehäuse realisiert werden, das trotz der enormen Druckfestigkeit relativ flach baut. Bei den extremen Uhren hat also Rolex die Nase vorn.4:3 für Rolex

Die Sondermodelle

Bei den Sondermodellen kann Omega aus dem Vollen schöpfen: Zahlreiche limitierte Uhren für Olympia, das Segelteam Emirates Team New Zealand, den Schwimmer Michael Phelps oder James Bond legte die Marke auf.
Rolex baut die Submariner mit grüner Lünette und grünem Zifferblatt sowie die Deepsea mit Farbverlauf auf dem Zifferblatt. Bei diesen Modellen übersteigt die Nachfrage das Angebot, limitiert sind sie aber nicht. Wer seltene Varianten einer Taucheruhr haben möchte, muss bei Rolex zu extrem teuren historischen Stücken greifen. Hier bietet Omega also mehr.4:4 Gleichstand

Die Uhrwerke der Taucheruhren

Bei Rolex kommen lediglich drei unterschiedliche Manufakturwerke zum Einsatz: bei der Submariner das 3130 ohne Datum und das 3135 mit Datum, beide mit 48 Stunden Gangautonomie, sowie in der Sea-Dweller und der Deepsea das neue Kaliber 3235 mit 70 Stunden Gangdauer.
Das neue Manufakturkaliber 3235 der Rolex Sea-Dweller © PR
Omega setzt meist Kaliber der 8000er-Linie und Chronographenwerke der 9000er-Reihe ein. Sie verfügen über die effektive Co-Axial-Hemmung und 60 Stunden Gangautonomie. Die Rolex-Kaliber haben sich als äußerst robust und präzise herausgestellt, bei Omega haben wir in den letzten Tests aber sogar noch bessere Gangwerte ermittelt. Zudem hat Omega immensen Aufwand getrieben, um einen weitreichenden Magnetfeldschutz ohne Weicheisenkäfig zu realisieren. Durch amagnetische Werkteile können Magnetfelder die Ganggenauigkeit nicht beeinträchtigen, ein Glasboden ist möglich und bei Omega fast immer verbaut.
Omega-Kaliber: 8806, Dreizeigeruhr © Omega
Auch Rolex verbessert seine Werke ständig. Hier liegen beide auf einem gleichhohen Niveau.5:5 Gleichstand

Aktuelle Projekte

Rolex unterstützte 2010 die Expedition „Under the Pole“, bei der Taucher das Meer unter der polaren Eiskappe erforschten. 2012 beteiligte sich Rolex an der Deepsea Challenge. Der Filmemacher James Cameron erreichte dabei als erster Mensch nach der Expedition von 1960 den tiefsten Punkt der Meere.
2012 begleitete die Sea-Dweller Deepsea Challenge den Regisseur James Cameron in 10.898 Metern Tiefe. © Rolex
Außen am U-Boot befand sich wieder eine speziell für diesen Anlass entwickelte Rolex-Konzeptuhr: die bis 12.000 Meter druckfeste „Deepsea Challenge“. Sie konnte auf das Ringlock-System des Modells Deepsea zurückgreifen und erreichte so tragbare Ausmaße mit 51,4 Millimetern Durchmesser und 28,5 Millimetern Höhe.Omega unterstützt die GoodPlanet Foundation bei Naturschutzprojekten in Indonesien und war auch am viel beachteten Dokumentationsfilm Planet Ocean von Yann Arthus-Bertrand beteiligt. Zudem ist die Marke offizieller Zeitnehmer der Olympischen Spiele und Partner von Sportlern wie dem Ausnahmeschwimmer Michael Phelps. Während sich also Omega für die Nachhaltigkeit und den Schutz der Meere einsetzt, kann Rolex die abenteuerlicheren Aktionen vorweisen. Vor allem durch den Rekord des Modells Deepsea Challenge geht dieser Punkt an Rolex.6:5 für Rolex

James Bond trägt Omega und Rolex

Autor Ian Fleming hatte seinem Geheimagenten James Bond in den Büchern die Rolex Submariner an den Arm geschrieben, und auch in den ersten sieben Filmen trug der Doppelnull-Agent die Taucheruhr mit der Krone. Nach einem Seiko-Zwischenspiel mit damals hochmodernen LCD-Uhren kehrte Bond in „Lizenz zum Töten“ (1989) noch einmal zur Submariner zurück. In den acht 007-Filmen danach wurde Omega Partner der Reihe, und James Bond begleiteten verschiedene Seamaster-Taucheruhren. Zusätzlich steigerte Omega mit vielen Anzeigen die Aufmerksamkeit für die Verbindung der Marke mit James Bond. Hier hat Omega es geschafft, in die Fußstapfen von Rolex zu treten.6:6 Endergebnis

Fazit

Insgesamt besitzt also jede Marke ihre eigenen Stärken. Rolex hat historisch mit der Erfindung des Heliumventils und der Reise seiner Uhren zur tiefsten Stelle des Meeres mehr geleistet. Aber Omega konnte in den letzten Jahren vor allem mit den Co-Axial-Werken mit eingebautem Magnetfeldschutz einiges an Boden gutmachen. Dazu kommt der Imagegewinn für Omega durch die Übernahme von James Bond. Während Rolex heute mit der besonders druckfesten und raffiniert konstruierten Deepsea beeindruckt, bietet Omega eine enorme Modellvielfalt. Dass es in diesem Taucheruhrenvergleich keinen klaren Gewinner gibt, ist vielleicht die größte Überraschung. jk

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