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Rolex vs. Tudor: Modelle im direkten Vergleich

Rolex: GMT Master II Pepsi
© PR
Die zu Rolex gehörende Marke Tudor durfte früher sogar die Gehäuse der älteren Schwester tragen. Heute zeigt sie sich eigenständiger und holt mehr und mehr auf. Sie bietet aber immer noch im Design ähnliche Rolex-Alternativen.Tudor ist die günstigere Alternative zu Rolex. So hat die Marke schon der Gründer Hans Wilsdorf positioniert und unter diesem Namen ab 1947 Rolex-Oyster-Gehäuse mit Eta-Werken statt mit Manufakturkalibern ausgestattet, um mit dem niedrigeren Preis eine breitere Käuferschicht anzusprechen. Der Preisunterschied blieb bestehen, aber Tudor hat mit mehr Eigenständigkeit, coolen Modellen und einer eigenen Werkeschmiede den Abstand zur großen Schwester deutlich verringert. Ist sie eine gute Alternative zu den schlecht verfügbaren Rolex-Modellen? Wir haben passende Modelle verglichen.Inhalt:

Die GMT-Uhren von Rolex und Tudor

Die GMT-Master II von Rolex ist eine äußerst beliebte Ikone, die gerade in Stahl und mit der „Pepsi“ genannten Lünette in Blau-Rot kaum beim Konzessionär zu bekommen ist. Schon bei ihrer Vorstellung 1955 kam die GMT-Master in dieser Farbkombination auf den Markt. Seit 1982 führt sie als Namenszusatz die römische Zwei, die auf eine wichtige funktionale Verbesserung hinweist: Der Zwölf-Stunden-Zeiger lässt sich nun unabhängig vom 24-Stunden-Zeiger verstellen.
Geblieben ist die drehbare 24-Stunden-Lünette, bei der die blaue Hälfte die Nachtstunden, die rote Hälfte die Tagstunden kennzeichnet. Heute besteht die Lünettenskala aus kratzfester Keramik. Mit dem Kaliber 3285 der neuesten Rolex-Generation kommt die Uhr auf 70 Stunden Gangreserve, und dank Parachrom-Spirale und Paraflex-Stoßsicherung hält sie auch Schlägen und Magnetfeldern stand. Es gibt die GMT-Master II wahlweise mit Oyster-Band (9.800 Euro) oder Jubilee-Band (10.000 Euro). Auf den gängigen Sekundärmarkt geht allerdings unter 20.000 Euro nichts.
Dagegen wirkt die Black Bay GMT mit Stahlband für 3.870 Euro wie ein Schnäppchen. Optisch kommt sie ihrem Schwestermodell mit der blau-roten Lünette und dem schwarzen Zifferblatt mit rotem 24-Stunden-Zeiger, exakt gleichen Balken- und Kreisindexen sowie dem Dreieck bei der Zwölf sehr nahe. Nur die Zykloplupe fehlt, die Lünettenziffern unterscheiden sich und die Zeiger haben eine andere Form: Hier finden sich gleich drei der für Tudor typischen „Snowflake Zeiger“. Das Metallband besitzt außen retromäßige Nieten, ähnelt ansonsten aber ebenfalls dem Oyster-Band von Rolex. Die Aluminiumskala der Tudor-Lünette ist zwar nicht so kratzfest wie das Keramik-Inlay der GMT Master II, aber bei der Wasserdichtheit bietet die Tudor mit 200 Metern sogar doppelt so viel wie Rolex. Das Kaliber MT5652 stammt von der Tudor-eigenen Werkeschmiede Kenissi und erlaubt, wie bei der großen Schwester, das separate Verstellen des Zwölf-Stunden- Zeigers in Stundenschritten in beide Richtungen, sodass die Black Bay GMT gleichfalls optimal als Reiseuhr mit wechselnder Ortszeit genutzt werden kann. Zudem verfügt das Werk wie bei Rolex über lange 70 Stunden Gangreserve und ein Chronometerzertifikat. Auf Verzierungen verzichtet es allerdings – anders als das Rolex-Pendant – weitgehend, was aber mangels Glasboden bei beiden Marken nicht auffällt.Die Black Bay GMT ist also eine sehr interessante und viel günstigere Alternative zur GMT Master II: Mit den gleichen Funktionen, Chronometerzertifikat und hoher Gangreserve. Die weichere Alulünette macht sie mit der höheren Wasserdichtheit wieder wett. Optisch ist sie zudem dicht am Vorbild.

Chronographen von Tudor und Rolex im Vergleich

Die Rolex Daytona ist die Blaue Mauritius der Uhrenwelt: sehr rar, äußerst begehrt und deutlich über dem Ausgabepreis gehandelt. Wie bei Rolex üblich, blieb das Design im Lauf der Jahrzehnte weitgehend gleich, während die Technik stetig verbessert wurde. Wer sie besitzt, freut sich über die kratzfeste Keramiklünette und das ebenso robuste wie präzise Manufakturkaliber 4130 mit Chronometerzertifikat und einer langen Gangreserve von 72 Stunden. Die besonders salzwasserresistente Stahllegierung 904L nennt Rolex mittlerweile Oystersteel. Nachteile gibt es auch: das fehlende Datum, der bei Rolex übliche Massivboden, der das Werk versteckt, und die verschraubten Drücker, die die Bedienung erschweren. In Stahl kostet die Daytona beim Konzessionär 13.550 Euro, und da die Nachfrage das Angebot deutlich übersteigt, muss jeder, der dort leer ausgeht, fast das Dreifache bezahlen.
Klar, gegen die Ikone hat es Tudor schwer. Aber der Preis von 4.940 Euro für den Black Bay Chrono mit Stahlband ist weniger als ein Sechstel von dem, was man aktuell für eine Daytona zahlen muss. Zudem greift sie auf das Manufakturkaliber B01 von Breitling zurück und hat damit unter dem Namen MT5813 ein ebenfalls robustes Werk mit Chronometerzertifikat. Mit 70 Stunden hält es fast so lange durch wie das Rolex-Pendant und es schaltet ebenso elegant über ein Säulenrad. Zwar kann es weniger Zierschliffe vorweisen, liegt aber ebenfalls hinter einem Stahlboden verborgen.
Die Tudor Black Bay Chrono ist ein mit der Daytona vergleichbares Modell. Das Kaliber MT5813 mit 70 Stunden Gangreserve stammt von Breitling (4.940 Euro) © Tudor
Beim Design gibt es viele Parallelen: Beide Marken bieten den Chrono mit Zifferblättern in Schwarz und Weiß an, die Hilfszifferblätter sind symmetrisch angeordnet und farblich abgesetzt. Beim mit 41 Millimetern minimal größeren Gehäuse sorgen verschraubte Drücker und eine schwarze Lünette (bei Tudor aus weicherem Aluminium) mit Tachymeterskala für Ähnlichkeit, und das dreiteilige Stahlband kommt dem Design des Oysterbands sehr nahe. Größte Unterschiede neben Zeigern und Indexen sind der Verzicht auf den Stundenzähler und die Ergänzung eines Datums. Funktional kann die kleine Schwester eine mit 200 Metern doppelt so hohe Wasserdichtheit aufweisen. Ist der Black Bay Chrono die bessere Daytona? Natürlich nicht, und es gibt auch Unterschiede bei der Verarbeitungsqualität. Aber Tudor bietet ein gelungenes Design, ein ausgezeichnetes Werk, funktionale Vorteile und ein deutlich besseres Preis-Leistungs-Verhältnis.

Uhren mit Wochentag von Rolex und Tudor

Das Wort „Wochentagsanzeige“ klingt ziemlich banal. Die 1956 vorgestellte Rolex Day-Date, die diese Funktion sogar zum Namen erhebt, kommt klangvoller daher. Vielleicht liegt es daran, dass das Modell stets nur in Edelmetall gebaut wurde, oder am exklusiven Metallband mit Namen „President“, das darauf anspielt, dass einige US-Präsidenten diese Uhr getragen haben. In Weißgold und mit 40 Millimetern Durchmesser kostet sie 37.700 Euro. Dafür erhält man mit dem Kaliber 3255 die neueste Werkegeneration mit Paraflex-Stoßsicherung, leichter Chronergy Hemmung und 70 Stunden Gangreserve. Dann gibt es noch die unverkennbaren Rolex Kennzeichen: die geriffelte Lünette und die Zykloplupe.
Die Tudor Royal mit Wochentagsanzeige kostet im nur einen Millimeter größeren Stahlgehäuse mit 2.210 Euro einen Bruchteil der Day-Date, und niemand würde die beiden vergleichen, wenn sie sich nicht so ähnlich sehen würden. Da finden sich das charakteristische Wochentagsfenster mit dem ganz ausgeschriebenen Tag bei der Zwölf und das Datum bei der Drei. Die Gemeinsamkeiten gehen bis ins Detail: Neben dem blauen Zifferblatt mit Sonnenschliff und den aufgesetzten römischen Zahlen besitzen beide eine weiße Schienenminuterie. Nur die gerändelte Lünette und das Metallband sehen bei Tudor etwas anders aus, und auf die berühmte Rolex Lupe muss man natürlich verzichten. Die Wasserdichtheit beträgt wie bei Rolex 100 Meter. Im Innern tickt das Großserienkaliber Sellita SW 240, das mit 38 Stunden Gangreserve auskommen muss.
Wem das Design der Day-Date gefällt, der Preis aber viel zu hoch ist, der kann mit der Tudor Royal eine Uhr kaufen, die mit einfacherem Werk, Stahlgehäuse und sehr fairem Preis ein ähnliches Design bietet.

Taucheruhren: Rolex vs. Tudor

2020 hat die begehrte Submariner, die Rolex 1953 erstmals vorstellte, das Update auf die neue Werkegeneration bekommen. Optisch blieb es bei etwas Feinschliff: Das Gehäuse ist jetzt mit 41 Millimetern etwas größer, das Band breiter, die Hörner schmaler. Das Kaliber 3230 bei der Submariner ohne Datum besitzt ebenfalls die amagnetische Spiralfeder, die verbesserte Stoßsicherung und die leichte Chronergy-Hemmung, die 70 Stunden Gangreserve ermöglicht. Die Triplock-Krone und die Gehäusekontruktion sorgen für eine Wasserdichtheit von 300 Metern. Korallen und anderes wehrt die Submariner mit ihrer Keramiklünette ab. Taucher freuen sich auch über die besonders salzwasserresistente Stahllegierung 904L, die Rolex Oystersteel nennt, weil alle Oystergehäuse und sogar die Armbänder aus ihr bestehen. Die Glidelock-Schnellverlängerung verbirgt sich in der Schließe und erlaubt in zehn Schritten eine Verlängerung um insgesamt 20 Millimeter. Die Submariner ohne Datum kostet 8.350 Euro. Aber auch hier setzt eine Zuteilung vom Tudor folgt Rolex mit Indexform, Banddesign und Lünettengestaltung: eindeutig Schwestern! Konzessionär voraus, dass man ein guter Kunde ist, der auch sonst mal einige Euro beim Händler lässt.
Rolex: Submariner © PR
Die vergleichbare Tudor Black Bay kostet mit 3.620 Euro weniger als die Hälfte. Das Zifferblattdesign mit den aufgesetzten Kreis und Balkenidexen sowie dem Dreieck bei der Zwölf entspricht der Submariner. Und auch die Tauchlünetten mit der durchgehenden Skalierung der ersten 15 Minuten ähneln sich. Zudem weist das Metallband Ähnlichkeiten zum Rolex-Oyster Band auf und das Gehäuse misst ebenfalls 41 Millimeter im Durchmesser. Beim Stundenzeiger setzt Tudor aber auf „Snowflake“ statt „Mercedes“, und Indexe, Zeiger und Minuterie sind roségoldfarben, während Rolex auf silberfarben und weiß setzt. Bei der Wasserdichtheit kann Tudor mit ausreichenden 200 Metern nicht ganz mit Rolex mithalten, die Krone ist aber ebenfalls verschraubt. Eine praktische Schnellverstellung fürs Band wie bei der Submariner fehlt der Black Bay. Werkseitig kommt hier wieder ein eigenes Kenissi-Kaliber, das MT5602, zum Einsatz, das wie die Rolex-Werke Chronometerzertifikat und 70 Stunden Gangreserve bietet. Wie bei allen Tudor-Uhren kommt die Verarbeitungsqualität, obwohl sehr gut, nicht ganz an die von Rolex heran; das Preis-Leistungs-Verhältnis fällt aber deutlich besser aus, und die Tudor Modelle lassen sich leichter finden.
Tudor: Black Bay © Tudor
Ganz eingeholt hat Tudor die legendäre Schwestermarke also noch nicht. Sie bietet jedoch durchaus interessante Alternativen, die sich im Design an Rolex orientieren, aber doch genügend Differenzierung bieten. Tudor punktet mit günstigen Preisen und bietet zudem vor allem mit den eigenen Kenissi-Werken deutlich mehr als mancher Mitbewerber. jk

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