SIHH 2014: Fünf bleibende Eindrücke
Kaum hat die SIHH 2014 die Tore geschlossen, hat einen der redaktionelle Alltag wieder. Dennoch werde ich immer wieder nach meinen Highlights der Messe gefragt. Das sind die fünf Uhren, welche mir dabei spontan in den Sinn kommen: Meine subjektive Auswahl.

A. Lange & Söhne 1815 Tourbillon: Eine gute Idee erkennt man immer daran, dass man sich spontan fragt, warum hat das keiner vorher gemacht. Wenn man schon ein Tourbillon einsetzt, um die Genauigkeit einer Armbanduhr zu erhöhen, dann sollte man es doch auch exakt einstellen könne. Klingt wie eine Selbstverständlichkeit, existiert aber nicht auf dem Markt. Bis sich die Uhrmacher von A. Lange 6 Söhne besannen, und zwei ihrer Patente in das 1815 Tourbillon hineinkonstruierten. Nicht nur ein Sekundenstopp ist diesem Tourbillon möglich, beim Ziehen der Krone zum Stellen der Uhrzeit springt auch die Kleine Sekunde auf Null. So wird erstmals das sekundengenaue Einstellen eines Tourbillons möglich.

Cartier Calibre de Cartier Diver: Eine Komplikation völlig anderer Natur stellte sich den Produktenwicklern bei Cartier. Wie verleihe ich der Kollektion einen sportlicheren Anstrich. Natürlich mit einer Taucheruhr. Und natürlich innerhalb der Gestaltungsvorgaben des Uhrenherstellers. Und so präsentiert sich dem staunenden Publikum eine Uhr, der es trotz der unvermeidlichen römischen Ziffern gelingt, die sturen technischen Vorgaben der internationalen Taucheruhrennorm ISO 6425 ästhetisch gelungen umzusetzen. Vielleicht keine Uhr, nach der unter Tauchern große Nachfrage herrscht, aber sicherlich eine sportliche Herrenuhr, mit der man sich auch im Fitnesstudio unter die Dusche traut.

IWC Aquatimer: Einst war der innenliegende Drehring das Nonplusultra, dann wurde er abgeschafft und jetzt kehrt er als Teil einer idealen Lösung wieder. Ein beidseitig drehbarer Außenring nimmt die innenliegende Anzeige der Tauchzeit normgerecht nur mit, wenn er nach links gedreht wird. Beim ersten Kontakt verblüffend und dann auf dem Weg zum Kultspielzeug für Männer. Eine grundlegende und gelungene Neugestaltung der Aquatimer-Kollektion der Schaffhauser Marke, die auch ihren Hang zur allzu selbstbewussten Preisgestaltung etwas zügeln konnte.

Jaeger-LeCoultre Ultra Thin Minutenrepetition: Über diese Neuheit kann man stundenlang philosophieren. Es stecken so viele Entwicklungen in dieser Uhr, dass am Ende ihre spektakuläre Flachheit von 7,9 Millimetern als die unwesentlichste Neuerung erscheint. Die flachste Minutenrepetition der Welt mit Automatikaufzug verfügt über ein fliegend gelagertes Tourbillon, eine einseitig gelagerte Unruh, einen neuartigen Automatikaufzug unter dem Zifferblatt und sie macht zwischen der akustischen Wiedergabe von Stunden und Minuten keine überflüssige Kunstpause, wenn es keine Viertelstunde zu signalisieren gibt.

Piaget Altiplano 38MM 900P: Schon auf der SIHH 2013 konnte sich Piaget mit der flachsten Automatikuhr der Welt mit 6,36 Millimetern einen Rekord sichern. Doch das war nur das Vorspiel, eine uhrmacherische Fingerübung quasi. Unter Verzicht auf eine Werkplatine, alle Komponenten sind direkt im Gehäuseboden befestigt, ist es den Uhrmachern gelungen, die flachste mechanische Uhr der Welt mit drei Millimetern Bauhöhe zu fertigen. Das liest sich trocken. Die Faszination ist aber überwältigend, wenn man die Uhr einmal in der Hand hält. Mit ihren 38 Millimetern Durchmesser steht sie in bestem Verhältnis zu ihrer Dünne. Und dass man in die Dicke eines Bierdeckels eine Uhr eingebaut hat, begreift man erst, wenn man sie seitlich vor das Auge hält. tw