Smartwatch
Nach dem Smartphone kommt die Smartwatch. Mit intelligenten Uhren wollen IT-Unternehmen auf den Uhrenmarkt drängen, die Nachfrage ist angeblich hoch. Aber können die Smartwatch-Produkte von Samsung, Apple & Co. auch in der Praxis überzeugen? Und wie reagiert die Mechanik-Branche auf die Produkte?
Was kann eine Smartwatch?
Die Smartwatch, die wie eine Armbanduhr am Handgelenk getragen wird, baut per Bluetooth oder teilweise auch NFC eine Verbindung zum Smartphone in der Hosentasche auf. Von dort aus empfängt die Smartwatch anschließend mehr oder weniger wichtige Daten: So kann der geneigte Käufer selbstverständlich die Uhrzeit ablesen, aber auch erfahren wie das aktuelle Wetter ist. Weitaus wichtiger können Benachrichtigungen auf dem Display über eingegangene E-Mails sein. Wer mag, darf die Smartwatch auch als Ersatzsteuerung für einige Funktionen des Handys nutzen: Nicht nur das Hören von Musik kann über die Smartwatch gesteuert werden, auch Anrufe können durch bloßes Anheben des Arms zum Ohr empfangen werden – ohne das Smartphone aus der Tasche zu holen. Wir stellen ausgewählte Smartwatches verschiedener Hersteller vor.
Smartwatch von Samsung: Gear 2
Natürlich sind auch Smartwatches keine Alleskönner, und die Hersteller interpretieren das Produkt sehr unterschiedlich. Die Gear 2 gehört zu Samsungs zweiter Smartwatch-Generation und entfaltet, wie ihr Vorgänger Samsung Gear 1, nur in Verbindung mit einem kompatiblen Smartphone oder Tablet ihre Kommunikationsmöglichkeiten. Aktuell, Mitte 2015, sind laut Samsung immerhin 17 Gerätetypen zum Verkoppeln mit der Uhr geeignet. Gleichzeitig macht der wenige Platz auf der Uhr selbst dem Unternehmen zu schaffen: Die integrierte Kamera in der Samsung Gear 2 kann beispielsweise nur 720p-Videos aufnehmen, die aufgrund des limitierten Speicherplatzes eine maximale Länge von fünfzehn Sekunden nicht überschreiten dürfen. 720p ist die geringste Auflösung der Fernsehnorm High Definition Television. Apropos Fernsehen: Wer die Samsung Gear 2 besitzt, muss nicht mehr länger nach der Fernbedienung suchen, denn mit der Uhr können ausgewählte Fernseher direkt bedient werden. Erhältlich ist die Gear 2 für 299 Euro, der Akku hält je nach Nutzung zwei bis drei Tage.
Smartwatch ohne Smartphone: Samsung Gear S
Wem das zu viel ist für ein Gerät, das seine volle Funktionalität erst in Verbindung mit dem passenden Smartphone entfaltet, zu dem passt die Gear S vielleicht besser: Für 320 Euro bietet die Smartwatch einen eigenen SIM-Karten-Steckplatz – und fungiert so als direkter Smartphone-Ersatz. Mit ihr kann der Träger telefonieren, SMS verschicken und spezielle Apps nutzen. Allerdings wird zur erstmaligen Benutzung ebenfalls ein geeignetes Gerät benötigt.
Erste Smartwatch mit Android Wear: Samsung Gear Live
Mit der Vorstellung der Samsung Gear Live 2014 präsentierte Samsung eine Smartwatch, die ohne Homebutton und Kamera auskommt. Neu ist auch Googles Betriebssystem Android Wear inklusive Googles “Assistent” Google Now. Dieser soll zum Beispiel auf dem Weg zu einem Termin die Route dorthin anzeigen, vor einem Kino die Informationen zu den Filmen und andere ortsbezogene Dienste. Liefert er nicht das richtige Ergebnis, kann per Sprachsteuerung und Touchscreen nachgeholfen werden.
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Wie auch die Samsung Gear S, muss die Smartwatch allerdings mit einer “Uhr” aktiviert werden. Erst dann kann der Träger zum Beispiel Musik auf dem kleinen Gerät speichern oder den GPS-Sensor nutzen – das geht dann auch, ohne dass das Smartphone in der Nähe ist. Zu den weiteren Funktionen der Samsung Gear Live gehören unter anderem ein Herzfrequenzsensor und die individuelle Einrichtung der Anzeige, für die der Träger zwischen verschiedenen Bildschirm-Designs auswählen kann. Die Laufzeit des Akkus wird mit einem Tag angegeben. Aktuell ist die Uhr nicht verfügbar.
Smartwatch für Fitnessfans: Samsung Gear Fit
Für Fitness-Begeisterte stellte Samsung während des Mobile World Congress 2014 die Gear Fit vor. Die Kombination aus Fitnessarmband und Smartwatch soll besonders durch einen Pulsmesser, einen Schrittzähler und einen Schlafsensor reizen. Es können aber auch SMS mit gespeicherten Nachrichten beantwortet werden, und der Träger wird über Anrufe und E-Mails informiert. Der Akku hält laut Samsung für circa drei bis vier Tage. Der Preis der Samsung Gear Fit beträgt 129 Euro, die Armbänder gibt es in verschiedenen Farben.

Smartwatch von Sony: SmartWatch 3 SWR50
Auch das japanische Unternehmen Sony bietet eine Reihe “smarter” Produkte an, zu denen zum Beispiel die SmartWatch 3 SWR50 gehört. Die im Verhältnis zu anderen Geräten recht kompakte Uhr funktioniert auf Basis von Android Wear und wird in Verbindung mit einem kompatiblen Android-Smartphones ab Android 4.3 aktiviert. Ihr Gehäuse besteht aus rostfreiem Edelstahl und beherbergt ein 1,6 Zoll messendes Display mit einer Auflösung von 320 mal 320 Pixeln.

Per Bluetooth oder NFC gelingt die Anbindung der Uhr an die entsprechenden Smartphones und Tablets. Apps aus dem Google-Play-Store können dann zum Beispiel in Kombination mit der GPS-Funktion genutzt werden. Die Akkulaufzeit beträgt, je nach Nutzung, etwa zwei Tage. Erhältlich ist die SmartWatch 3 SWR50 ab 229,90 Euro zum Beispiel, wie oben abgebildet, mit einem Armband in Schwarz oder Limette, aber auch als reine Edelstahl-Version.

Auch Sony bietet eine sportliche Smartwatch an: Das SmartBand Talk SWR30
Wie die SmartWatch 3 SWR50 wurde auch das SmartBand Talk auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) 2014 präsentiert. Das Band, das Sony auf der Elektronikmesse zeigte, dient dem Träger zum Telefonieren und dem Entgegennehmen von Anrufen, außerdem kann es eingehende Nachrichten vorlesen. Mit Bewegungen, Berührungen und der Sprachsteuerung können die Funktionen des SmartBands genutzt werden. Zu diesen gehören neben den eben genannten auch sportbasierte Apps, wie zum Beispiel ein Schrittzähler und eine Schlafanalyse. Für den Akku der Uhr mit gebogenem 1,4-Zoll-Display wird eine Laufzeit von rund 3 Tagen angegeben. Erhältlich ist das SmartBand Talk SWR30 ab 159,90 Euro.
Smartwatch für Autofahrer: Nissan Nismo
Eine interessante Smartwatch stellt der Automobilhersteller Nissan 2013 vor: Die auf den Namen Nismo getaufte Smartwatch soll laut Werbeprospekt „das Auto mit dem Fahrer verbinden“. Aus diesem Grund werden auch hauptsächlich Informationen angezeigt, die für Autofahrer interessant sein könnten. Der Bildschirm zeigt Wetterdaten, soziale Netzwerke und Informationen des Herstellers an, wie etwa eine Erinnerung an die fällige Inspektion. Die Autofahrt selbst analysiert die Smartwatch auf Durchschnittsgeschwindigkeit und Kraftstoffverbrauch. Voraussetzung dafür ist ein Smartphone, das per Bluetooth mit der Nismo kommunizieren kann. Ein Hauch von Navigationsgerät hat die Nissan-Smartwatch ebenfalls zu bieten und warnt vor bevorstehenden Staus. Dank einer Lithium-Batterie soll die Smartwatch laut Hersteller sieben Tage laufen. Seit der Vorstellung der Uhr 2013 ist es um die Nismo ruhig geworden.

Smartwatch aus Crowdfunding: Pebble
Mit E-Ink-Technik, einer Auflösung von 144 mal 168 Pixeln und sieben Tagen Akkulaufzeit wurde 2012 über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter die Pebble vorgestellt. Nachdem die Uhr über Crowdfunding, zu Deutsch “Schwarmfinanzierung”, also über eine gemeinschaftliche Finanzierung realisiert werden konnte, gingen die hier abgebildeten Versionen 2013 in den Verkauf. Erhältlich ist das Ursprungsmodell Pebble Classic 2015 für 129,99 Euro, in einer Edelstahlversion als Pebble Steel für 179,99 Euro.

2015 wurden zwei aktualisierte Modelle der Smartwatch vorgestellt, die Pebble Time und die Pebble Time Steel. Auch sie verfügen, wie das Grundmodell, über E-Paper-Displays. Diese sind in den neuen Uhren allerdings mehrfarbig, während sie bisher schwarz-weiß waren. Das Besondere an den E-Paper-Displays ist weiterhin, dass es sich um nicht leuchtende Anzeigen handelt, die das Licht wie normales Papier reflektieren.

Angegeben wird bei der Pebble Time eine Akkulaufzeit von sieben Tagen, bei der Pebble Time Steel sind es sogar zehn Tage. Für die Pebble Time verlangt die Marke 249,99 Euro, für die Pebble Time Steel sind 299,99 Euro fällig.

Motorola: Mit der Moto 360 wieder im Smartwatch-Geschäft
Bereits Ende 2011 stellte Motorola die Smartwatch MotoACTV vor, die vom Verbraucher nicht angenommen wurde. Mit der Moto 360 wagt sich der Hersteller Ende des Jahres 2014 wieder auf den Markt. Bei der Optik wird auf Individualität Wert gelegt und es stehen für die eigene Uhr zum Beispiel verschiedene Edelstahlgehäuse, unterschiedliche Armbänder und diverse Zifferblätter zur Verfügung. Die Uhr lässt sich mit der Sprachsteuerung bedienen und zeigt zum Beispiel das Wetter sowie Flugdaten und Verkehrsinformationen an. Mit einer “Herztätigkeits-App” sollen sich eigene Fitnessziele erreichen lassen.
Kompatibel ist die Motorola-Smartwatch mit Smartphones ab Android 4.0. Manko ist hier also die fehlende Nutzungsmöglichkeit mit iOS und auch die Akkulaufzeit von nur einem Tag lässt die Uhr nicht glänzen. Nachts kann sie mit einer kabellosen Dockingstation aufgeladen werden und dient dabei gleichzeitig als “Tischuhr”. Ab 199 Euro gibt es die Smartwatch wie oben abgebildet im klassischen Design. Der Preis kann bei individuell gestalteten Modellen, die sich im “Moto Maker” auf der Website zusammenstellen lassen, abweichen.
Die Gerüchteküche um die Smartwatch brodelt…
Handy-Urgestein Nokia darf natürlich nicht fehlen, wenn es um Kommunikationstechnologie geht. Spekuliert wird in Fan-Kreisen über eine Lumia Smartwatch, die dann vermutlich auch nur in Funktion mit den entsprechenden Smartphones des Unternehmens funktionieren würde.
Smartwatch aus dem Silicon Valley: Apple Watch
Lange überließ Apple die Vorstellung neuer Smartwatches anderen Unternehmen. Entsprechend groß war die Spannung, als der US-amerikanische Konzern am 16. Oktober 2014 sein Modell vorstellte. Die Präsentation zeugte von Selbstbewusstsein, denn Apple nennt seine erste Smartwatch schlicht Watch. Die Uhr soll in vielen Situationen vermeiden, dass man das Handy umständlich herausholen muss. So lassen sich Nachrichten und E-Mails lesen und beantworten. Dafür gibt es kurze Textvorschläge. Sogar telefonieren kann man mit der Uhr und über die Sprachsteuerung Siri beispielsweise Parkhäuser in der Nähe suchen. Mit dem integrierten Pulsmesser und Bewegungssensoren eignet sie sich auch für Sportler und alle, die einen gesunden Lebensstil mit mehr Bewegung anstreben. Für erreichte Ziele gibt es virtuelle Medaillen.

Gesteuert wird die Apple Watch über den berührungssensiblen Bildschirm mit Saphirglas und über die Krone. Das verspricht nach ersten Erfahrungsberichten, recht intuitiv zu funktionieren. Die Funktionen lassen sich wie beim Smartphone mit Apps erweitern. Erstaunlich hoch fällt die Anzahl der Varianten aus: Natürlich lassen sich verschiedene Zifferblätter oder Hintergründe auswählen. Zudem gibt es zwei Größen, 38 und 42 Millimeter, dazu kommen mehrere Gehäusematerialien wie Edelstahl, Aluminium oder sogar 18-karätiges Gold. Auch bei den Armbändern sorgt Apple für Vielfalt: Leder-, Kautschuk- und sogar Milanaisebänder haben die Designer vorgesehen. Die Apple Watch ist seit einigen Monaten ab 399 Euro erhältlich.
Chronos hat die Smartwatch dem Alltagstest unterzogen: Hat die Apple Watch das Zeug, eine mechanische Uhr zu ersetzen? Kann sie im praktischen Test überzeugen? Chronos-Redakteur Jens Koch schildert in der Testreportage seine Erfahrungen. Laden Sie sich den Artikel hier für 1,90 Euro herunter und beginnen Sie sofort zu lesen!
Wer kauft die Smartwatch?
Diese Frage haben sich nicht wenige Nutzer in einschlägigen Foren im Internet gestellt, nachdem die ersten Smartwatches vorgestellt wurden. Bei all der Kritik darf jedoch nicht vergessen werden, dass es sich um eine völlig neue Geräteart dreht, die sicherlich noch in der (Weiter-)Entwicklungsphase steckt. Man denke nur zurück an die ersten Mobiltelefone, die wie ein Ziegelstein am Ohr des Anwenders aussahen und keine anderen Funktionen als das reine Telefonieren boten, und vergleiche diese mit einem aktuellen Smartphone. Der harte Konkurrenzkampf sorgt dafür, dass es ständige Weiterentwicklungen der Smartwatches geben wird.
Da war es nur eine Frage der Zeit, bis sich auch die Luxusuhrenbranche damit auseinandersetzt. Das bestätigte auch die weltgrößte Uhren- und Schmuckmesse Baselworld 2015, auf der die Luxusuhrenmarken unterschiedlich auf das neue Produkt reagierten.
Sehen Sie auf der zweiten Seite die wichtigsten “Smartwatch”-Vorstellungen der Luxusuhrenmarken.