A. Lange & Söhne: Richard Lange Minutenrepetition
Eine Melodie für jede Minute
Mit der auf 50 Exemplare limitierten Richard Lange Minutenrepetition verwirklicht A. Lange & Söhne eine der technisch komplexesten Komplikationen. Das Bravourstück der Haute Horlogerie, das die Zeit auf Wunsch minutengenau hörbar macht, hat Tradition bei der Glashütter Manufaktur, die bis in die Ära der Taschenuhren Ende des 19. Jahrhunderts zurückreicht. In der Neuzeit haben sich zwei Zeitmesser dem Thema verschrieben, die 2013 vorgestellte Grand Complication, die die Minutenrepetition mit einem Rattrapante-Chronographen und ewigem Kalender verbindet, und die Zeitwerk Minutenrepetition mit mechanisch-digitaler Anzeige, die 2015 erschien.

Die neue Richard Lange Minutenrepetition konzentriert sich ausschließlich auf die namensgebende Komplikation und folgt dem traditionellen Klangschema. Nach Betätigen des in die linke Gehäuseflanke integrierten Schiebers schlägt der Schlagwerkmechanismus die Stunden, Viertelstunden und Minuten. Dabei absolviert er ein mechanisches Programm, das mit zwei unterschiedlich gestimmten Tonfedern 720 verschiedene Sequenzen wiedergeben kann – für jede Minute im Zwölfstundenzyklus eine. Die Stunden erklingen in einem tieferen Ton, die Viertelstunden mit einem doppelten und die seit der letzten Viertelstunde verstrichenen Minuten in einem helleren.

Während die Tonabfolge wie Musik in den Ohren erklingt, kann man die minutiöse Choreografie des aus 191 Teilen bestehenden Mechanismus’, dem ein ausgeklügeltes System von Rechen, Staffeln, Hebeln und Rädern zugrunde liegt, und die hochwertig finissierten Komponenten auch mit den Augen erfassen. Der Blick durch den Saphirglasboden zeigt, wie die mit Schwarzpolitur versehenen Tonhämmer die jeweilige Sequenz auf den beiden um das Uhrwerk herumgeführten Tonfedern ausführen. Alle Brücken des Schlagwerkmechanismus’ sind durch einen Sonnenschliff optisch zusammengefasst. Unter ihnen ist die Brücke über dem Fliehkraftregler zusätzlich skelettiert. Durch die großzügigen Aussparungen kann man den mit zwei hochglanzpolierten Goldgewichten ausbalancierten Fliehkraftregler erspähen, der bei laufendem Schlagwerk mit einer Geschwindigkeit von mehr als 2.000 Umdrehungen pro Minute rotiert und so eine gleichmäßige Ablaufgeschwindigkeit garantiert.
Drei weitere technische Besonderheiten zeichnen das Schlagwerk aus. Dazu zählt eine Ruheaufhebung. Sie unterbindet die sonst übliche Pause zwischen Stunden- und Minutenschlag, die eintritt, wenn in den ersten 14 Minuten nach der vollen Stunde kein Doppelschlag für die Viertelstunde ausgelöst wird. Um eventuelle Beschädigungen des Schlagwerks zu vermeiden, wurde es darüber hinaus mit einem Sicherheitsmechanismus ausgestattet, sodass sich die Minutenrepetition bei herausgezogener Krone nicht in Gang setzen lässt. In umgekehrter Richtung lässt sich auch die Krone nicht ziehen, wenn das Schlagwerk aktiv ist. Die patentierte Hammersperre bewirkt schließlich, dass die Hämmer nach dem Anschlagen der Tonfeder jeweils für den Bruchteil einer Sekunde in ihrer Ausgangsposition verharren. Dadurch können die zurückspringenden Hämmer nicht nachschwingen und dabei erneut auf die Tonfedern treffen.
Die Kunst des kristallklaren und auf die Minute genauen Klangs liegt nicht nur in der perfekten Abfolge aller Teile, sondern umfasst einen langwierigen Feinstimmungsprozess, der dem eines Musikinstruments gleicht. Für einen hellen, klaren und nachhallenden Klang sorgen die von Hand gestimmten Tonfedern, die perfekt mit der Klangcharakteristik des Gehäusematerials Platin harmonieren. Bei den Hämmern kommt es neben Material, Form, Größe, Gewicht und Härte vor allem auf den Anschlag an. Alle Komponenten werden durch einen Lange-Meisteruhrmacher sorgfältig aufeinander abgestimmt. Dazu müssen sie mehrfach demontiert, nachbearbeitet, erneut montiert und anschließend getestet werden.

Auch wenn das Zifferblatt mit Eisenbahnminuterie, schlanken römischen Ziffern und gebläuten Zeigern auf den ersten Blick schlicht anmutet, so entsteht es doch ebenfalls in einem aufwändigen Prozess in der Manufaktur. Aus weißer Emaille gefertigt, besitzt es einen Kern aus massivem Gold und ist dreiteilig konzipiert. Der äußere Ring und der Mittelteil des Hauptzifferblatts sowie das Hilfszifferblatt der Kleinen Sekunde werden einzeln von Hand gefertigt, bevor alle drei Teile miteinander verbunden werden.

Dahinter schlägt das neue Handaufzugkaliber L122.1 mit 70 Stunden Gangautonomie bei einer Frequenz von 21.600 Halbschwingungen pro Stunde. Es ist bereits das 69. Manufakturuhrwerk von A. Lange & Söhne und weist neben der exquisiten handwerklichen Vollendung einige der technischen Merkmale auf, für die die Manufaktur berühmt ist. Dazu zählen die mit Glashütter Bandschliff dekorierte Dreiviertelplatine aus naturbelassenem Neusilber, in die das mit Sonnenschliff dekorierte Aufzugsräderwerk sichtbar integriert ist, und der im freien Schnitt gravierte Unruhkloben mit der darauf montierten Schwanenhalsfeder. Mit ihrer seitlichen Stellschraube lässt sich das in der Uhrmacherei als „Abfall“ bezeichnete Zusammenspiel von Hemmung und Unruh fein regulieren. Trotz der Komplexität findet das L122.1 in einem nur 9,7 Millimeter hohen Platingehäuse Platz. Die Richard Lange Minutenrepetition hat einen Durchmesser von 39 Millimetern und kostet 409.000 Euro. sz/MaRi
Uhren von A. Lange & Söhne in der Datenbank von Watchtime.net