Die Schaffhauser Manufaktur IWC zählt zu den begehrtesten und bekanntesten Uhrenmarken. Die Marke steht für ein klares, wiedererkennbares, nicht zu verspieltes Design und für herausragende Innovationen in der Uhrmacherei und beim Umgang mit modernen Materialien.
Berühmt ist IWC in erster Linie für seine Fliegeruhren. Schon 1936 entwickelten die Schaffhauser einen "Spezialuhr für Flieger" genannten Zeitmesser fürs Handgelenk, der wichtige Elemente späterer Pilotenuhren besaß: ein schwarzes Zifferblatt, Leuchtzeiger und -ziffern sowie eine auch mit Handschuhen gut bedienbare Drehlünette mit Pfeilmarkierung für die Null. Ab 1940 baute man zudem – neben vier deutschen Herstellern – nach Spezifikationen der deutschen Luftwaffe die 55 Millimeter messende "Große Fliegeruhr" für die Wehrmacht. Ab 1948 bestellte dann die britische Royal Air Force die berühmte Mark 11, die erste Uhr aus der Reihe der Mark-Serie (s.u.). Nach der Einführung der jüngsten Generation Mark XX im Herbst 2022 mit schwarzen, blauen und grünen Zifferblättern stellte IWC im Frühjahr 2023 mit der Zifferblattfarbe Argenté eine weitere Variante vor.
Schaffhausen ist eine Insel in der Schweizer Uhrenlandschaft. Diese geografische Sonderstellung prägt seit 1868 die Philosophie der Manufaktur am Ufer des Rheins. Schon der Gründer Florentine Ariosto Jones drückte IWC den Stempel einer Ingenieurmarke auf, den sie noch heute trägt. Zu den späteren Meilensteinen gehörte 1950 der Pellaton-Aufzug, ein nach seinem Erfinder Albert Pellaton benannter Klinkenaufzug für Automatikwerke. Der damalige technische Direktor entwickelte auch die Kaliber 85 und 89. Letzteres erschien 1948 in der Fliegeruhr Mark 11, deren Innenleben durch einen Weicheisenkäfig erhöhten Magnetfeldschutz fand.
Auch in Sachen Magnetfeldschutz setzte IWC Höhepunkte. Die 1989 vorgestellte Ingenieur 3508 überzeugte mit dem damals höchstem Magnetfeldschutz von bis zu 500.000 A/m. 1980 produzierte IWC in Zusammenarbeit mit F. A. Porsche den weltweit ersten Titanchronographen und setzte damit ein Zeichen in der Materialtechnik. Heute verfügt die Uhrenmarke, die nach mehreren Besitzerwechseln seit dem Jahr 2000 zur Richemont-Gruppe gehört, über eine eigene Gehäusefertigung und setzt zunehmend auf Manufakturkaliber. Die Marke stellt geschätzt 120.000 Uhren pro Jahr her. Erst Georges Kern, der IWC von 2002 bis April 2017 leitete, gab der ehemaligen Ingenieurmarke ihr Lifestyle-Image, das den heutigen Erfolg ausmacht. In der Preisgestaltung gibt sich die Marke selbstbewusst, strebt aber neuerdings ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis mit günstigeren Manufakturkalibern an.
Wichtig sind für IWC auch Partnerschaften wie mit Mercedes-AMG oder der Stiftung "Laureus Sport for Good" denen immer wieder Sondermodelle gewidmet werden. Eines der neuesten Modelle ist die Pilot’s Watch Automatic Edition "Laureus Sport for Good" von 2021.
Als Besonderheit der Edition finden sich Materialien aus dem Sportwagenbau: Das Zifferblatt besteht aus Karbonfasern, das 43 Millimeter große Gehäuse aus Titan. Die Zeiger sind optisch in Grau angepasst. Durch den getönten Saphirglasboden mit AMG-Logo kann man das automatische Manufakturkaliber 69385 mit 46 Stunden Gangreserve betrachten. Das Kalbslederband nimmt mit einer Prägung die Gewebestruktur des Karbonzifferblatts wieder auf.
Fakt #1 über IWC: Die Ingenieur
IWC wird nicht nur von vielen als Ingenieursmarke bezeichnet, eine ihrer großen Ikonen ist das Modell Ingenieur, vor allem in der ikonischen Form, die der berühmte Uhrendesigner Gérald Genta 1976 schuf. Die von ihm gezeichnete Ingenieur SL mit der Referenznummer 1832 wurde über die Jahrzehnte zur Kultuhr, deren Design IWC immer wieder in upgedateten Varianten herausbrachte, etwa 2005, 2013 und zuletzt 2023 mit der Ingenieur Automatic 40. (Umfangreiche Infos zum neuen Modell und zur Geschichte der Ingenieur finden Sie HIER, unser Messevideo zur Uhr HIER und ein aktuelles Interview mit IWC-Chef Christoph Grainger-Herr HIER.)
Typisch für dieses Design sind ein breites, integriertes Metallband, ein schachbrettartiges Muster auf dem Zifferblatt und vor allem die fünf Lünettenschrauben, die bei Genta nach dem Verschrauben "irgendwo" standen, heute aber einen festen Platz haben (eine davon befindet sich bei 12 Uhr). Die erste Ingenieur von 1955 (Ref. 666) hatte demgegenüber noch ein klassisches rundes Gehäuse mit Leder- oder Stahlband. Sie wurde eigens für Ingenieure konzipiert, die von Berufs wegen häufig Magnetfeldern ausgesetzt waren und verfügte über einen Magnetfeldschutz durch ein Innengehäuse aus Weicheisen. Dieses feature behielt IWC bis heute für alle Ingenieur-Modelle bei.
Fakt #2 über IWC: Die Mark-Story
Die oben erwähnte Mark 11, die IWC ab den späten 1940er-Jahren für die britische Royal Air Force baute, prägt bis heute das Aussehen der meisten IWC-Fliegeruhren, sofern sie nicht der Großen Fliegeruhr nachempfunden sind, der zweiten großen Fliegerikone bei IWC. Sie wurde später bei Sammlern so beliebt, dass IWC sie, jeweils mit einer höheren Ziffer versehen, immer wieder updatete. Die äußerlichen Unterschiede zwischen Mark 11, Mark XII, Mark XV, Mark XVI, Mark XVII, Mark XVIII, bis hin zur aktuellen Mark XX, sind eher gering, aber diese Selbstähnlichkeit über die Jahrzehnte hat neben dem aufgeräumten Zifferblatt, der guten Ablesbarkeit und dem Toolwatch-Charakter mit dazu beigetragen, dass die Mark-Modelle zu den großen Ikonen der Uhrenwelt zählen.Fakt #3 über IWC: Extremtests
Bevor eine Uhr von IWC in Serie produziert wird, muss sie etwa 30 verschiedene Tests über mehrere Monate hinweg unbeschadet überstehen. Dazu gehören Schlag-, Verschleiß- und Klimatests. Beim »chapuis extrême« wird die Uhr stundenlang durchgeschüttelt und erhält von allen Seiten Schläge: 140.000 Schläge bei einer simulierten Beschleunigung von 25 g, 94.000 bei einer Beschleunigung von 100 g und 960 bei einer Beschleunigung von 500 g. Beim Verschleißtest werden zum Beispiel die Drehlünetten der Aquatimer-Kollektion einem Dauertest unterzogen, der vier Tauchgänge pro Tag simuliert. Das soll eine Mindestlebensdauer von zehn Jahren garantieren. Chronographendrücker werden 20.000-mal betätigt, um ihre Verschleißfestigkeit zu prüfen. Im Klimaschrank müssen Uhren mehrere Tage lang thermische Schwankungen zwischen minus 20 und plus 70 Grad Celsius bei einer Luftfeuchtigkeit von bis zu 95 Prozent unbeschadet überstehen.Fakt #4 über IWC: Klinkenaufzug nach Pellaton
Ein Meilenstein in der Geschichte von IWC ist die Entwicklung des Klinkenaufzuges nach Pellaton. Der Uhrmacher Albert Pellaton stieg 1944 bei IWC ein und wurde technischer Direktor. 1946 entwickelte er »seinen« Klinkenaufzug, der 1950 patentiert wurde. Bei diesem wird die beidseitige Bewegung der Schwungmasse über eine Kurvenscheibe, die am Rotor befestigt und exzentrisch gelagert ist, und zwei Rubinrollen auf eine Wippe übertragen. Wie es ihr Name bereits sagt, wippt diese um eine Achse und bewegt auf diese Weise ein ausgeklügeltes System aus zwei Klinken. Je nachdem, in welche Position der Rotor nun die Kurvenscheibe und damit über die zwei Rubinrollen die Wippe bringt, nehmen die Klinken wechselweise die Aufgaben von Rotationsbewegung und Rücklaufsperre eines Übertragungsrades wahr, das sich in der Folge nur in eine Richtung drehen und damit die Energie zum Federhaus transportieren kann. Im Laufe der Jahrzehnte hat IWC den Klinkenaufzug mehrfach technisch verbessert. Aktuell besitzt er zum Beispiel Teile aus schwarzer Keramik zur Verschleißminderung und arbeitet in der Kaliberserie 52000.Fakt #5 über IWC: Neue Kaliber-Ära
Zum Jahrtausendwechsel begann mit dem Kaliber 5000 eine neue Manufaktur-Ära. Das Großkaliber, später in der Familie 50000 aufgehend, bietet sieben Tage Gangreserve. 1.960 Rotorumdrehungen des modernisierten Pellaton-Aufzuges ergeben die volle Leistungskraft.
In der Tradition dieser Kaliberfamilie steht das Automatikwerk 51011, mit dessen Überarbeitung zum Genfer Uhrensalon 2015 ein weiterer großer Schritt vollzogen wurde: Nur ein Drittel der Werkteile soll gleich geblieben sein, ein Drittel wurde überarbeitet und ein Drittel völlig neu hinzugefügt. Das Ergebnis trägt die Bezeichnung 52010 und verfügt ebenfalls über sieben Tage Gangreserve. Mit dem Kaliber 59000 lancierte IWC – bereits im Jahr 2011 – erstmals ein Handaufzugswerk mit acht Tagen Gangautonomie. Und die Kaliberfamilie 89000 ermöglicht es den IWC-Manufakturchronographen, die gestoppten Stunden und Minuten in einem gemeinsamen Hilfszifferblatt bei zwölf Uhr anzuzeigen. Auf diese Weise – und weil es sich um einen 60-Minuten-Zähler handelt – lässt sich die gestoppte Zeit intuitiv, wie die Uhrzeit, ablesen. Im Jahr 2015 präsentierte IWC ihren ersten Ein-Drücker-Chronographen. Er erschien in der Portofino-Linie und arbeitet mit dem Handaufzugswerk 59360. Im Frühjahr 2016 folgte ein Ingenieur-Chronograph mit einem Automatikwerk aus der neuen Manufakturlinie 69000.
Die Kaliberfamilie 69000 treibt auch den 2020 vorgestellten Portugieser Chronograph an. Mit dieser Uhr hält – nach den Jubiläumsmodellen – auch in der normalen Kollektion ein Manufakturwerk Einzug in den bei Uhrenfans wegen seines klassischen Designs begehrten Portugieser Chronographen. Das Edelstahlmodell kostet 8.150 Euro in Edelstahl. Chronos hat den Portugieser Chronograph Edition "150 Years" bereits getestet: Sie finden den Download hier.
Die Kaliberfamilie 82000 wiederum ist eine Version der Automatikkaliber mit Pellaton-Aufzug nach dem neuesten Stand der Technik: Durch den Doppelklinkenaufzug zieht das Kaliber besonders schnell auf und bietet eine Gangreserve von mindestens 60 Stunden. Besonders beanspruchte Teile wie die Klinken oder das Automatikrad sind aus schwarzer Keramik gefertigt: Das reduziert den Verschleiß und sieht auch optisch ansprechend aus. Die frei schwingende Unruh aus temperaturunempfindlichem Glucydur kommt ohne Rücker aus und wird über vier Unruhschrauben reguliert. Die IWC Portugieser Automatic 40 mit Kaliber 82200 haben wir getestet; Sie finden den Test aus Chronos 03.2021 HIER und unser Test-Talk-Video mit Alexander Krupp und Rüdiger Bucher HIER.
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