Das Drei-Brücken-Tourbillon von Girard-Perregaux gehört nicht nur zu den berühmtesten Uhren der Marke, sondern zu den großen Ikonen der Uhrenwelt überhaupt. 2021 führte Girard-Perregaux es in einer sehr zeitgemäßen neuen Form ein: Aus dem klassischen "Tourbillon mit drei Goldbrücken" wurde ein Tourbillon mit drei fliegenden Brücken. Dieses hat die Manufaktur nun auf den Geneva Watch Days 2024 in einer upgedateten Form präsentiert.
Was ist geblieben?
Das neue Tourbillon with Three Flying Bridges zeigt nach wie vor alle entscheidenden Merkmale des Modells von 2021, namentlich die skelettierte Werkekonstruktion mit den scheinbar in der Luft schwebenden, also "fliegenden" drei Werkbrücken. Sie sind nicht, wie bei der klassischen Variante, auf ein durchbrochenes Zifferblatt aufgeschraubt, sondern ruhen auf skelettierten Sockeln, die aus dem Gehäuserand heraustreten. Da die Uhr über kein Zifferblatt verfügt, sitzen auch die 12 Stundenindexe direkt auf diesem Gehäuserand. Die Brücken selbst dienen, wie Constant Girard es einst im 19. Jahrhundert begründete, zum einen der Ästhetik, zum anderen der Lagerung von Federhaus (oben), Räderwerk (Mitte) und Tourbillon (unten). Auch das Federhaus ist skelettiert, sodass man von außen die Zugfeder sehen kann. Obwohl die Brücken schwarz sind, bestehen sie nach wie vor aus massivem Roségold. Ihre Oberflächen sind PVD-beschichtet, nur an den anglierten Kanten erkennt man das wahre Material, ein bemerkenswerter Schuss Understatement.
Was ist neu?
Die Stundenindexe wurden leicht verändert und sind nun kürzer als zuvor. Die Saphirgläser auf Vorder- und Rückseite sind nach wie vor im Boxglas-Stil gestaltet, aber jetzt stärker gewölbt. Die Krone ist größer und leicht konisch geworden und lässt sich besser bedienen. Auch die Form der Zeiger hat sich verändert: Zum einen ist ihre Oberfläche nun gebürstet, zum anderen tragen sie in ihrer Mitte schwarzes Superluminova, um auch bei Nacht ablesbar zu sein. Auch die Stundenindexe sind mit dem schwarzen Superluminova belegt. Schließlich haben die Designer von Girard-Perregaux die Bandanstöße verkürzt und die Gehäusemitte runder gestaltet, um den Tragekomfort zu verbessern, gerade auch für Menschen mit schmaleren Handgelenken.
Das Drei-Brücken-Tourbillon ist auch als Damenuhr äußerst attraktiv.
Werk, Gehäuse, Armbänder
Das Werk ist das gleiche wie 2021: Das im eigenen Haus konzipierte, montierte und regulierte Automatikkaliber GP09400-1273 mit 60 Stunden Gangreserve und Weißgoldschwungmasse findet Platz in einem 44 mm großen Roségoldgehäuse, das 15,35 mm hoch ist. Seine Unruh oszilliert mit eher gemächlichen 4 Hertz (entspricht 21.600 Halbschwingungen pro Stunde). Ein blauer Zeiger auf dem Minutentourbillon dient als kleine Sekunde. Die Uhr ist bis 30 Meter wasserdicht, was für ein feines Tourbillon nicht immer selbstverständlich ist. Sie wird mit zwei Bändern ausgeliefert: einem schwarzen Kautschukband mit Textileffekt und Dreifach-Faltschließe aus Roségold sowie einem schwarzen Alligatorband mit Goldeffekt. Den Preis des neuen Tourbillon with Three Flying Bridges beziffert Girard-Perregaux auf 180.000 Euro.
Weiterlesen: Quasar Light, das durchsichtige Drei-Brücken-Tourbillon
Die Geschichte des Drei-Brücken-Tourbillons
Constant Girard begann in den 1860er-Jahren mit dem Entwurf einer neuen Taschenuhr mit drei Brücken, die bewusst nicht mehr nur als rein strukturelle Werkkomponente dienen, sondern die Ästhetik der Uhr erhöhen sollten. 1867 präsentierte er eine Taschenuhr mit Tourbillon, die mit drei parallel verlaufenden Neusilberbrücken ausgestattet war. Da Girard leicht perfektionistisch veranlagt war, stellte er bis 1890 nur knapp 20 dieser Werke her. 1884 erhielt die Konstruktion mit der speziellen Anordnung auf der Platine ein Patent. 1889 folgte ein vergleichbares Modell, bei dem die drei Brücken aus Gold gefertigt waren. Über 100 Jahre später, 1991, verkleinerte Girard-Perregaux nach 10 Jahren Entwicklungszeit die Konstruktion und integrierte sie in eine Armbanduhr. Dazu musste der Mechanismus umgedreht werden, damit die drei Brücken und das Tourbillon auf der Oberseite sichtbar gemacht werden konnten.