Speed ohne Eile – warum Bergsteigen für Nicolas Hojac mehr als Tempo ist
Am 5. April 2025 schrieb der Schweizer Alpinist Nicolas Hojac gemeinsam mit Red Bull und Titoni ein neues Kapitel in der Geschichte des Speedclimbings: In nur 15 Stunden und 30 Minuten bezwang er die drei ikonischen Nordwände von Eiger, Mönch und Jungfrau – ein neuer Schweizer Rekord, der die bisherige Bestmarke um fast zehn Stunden unterbot. Möglich wurde diese außergewöhnliche Leistung durch jahrelange Vorbereitung, perfektes Teamwork und höchste Präzision unter extremen Bedingungen.
Mit am Handgelenk: die Titoni Seascoper 300 Ice Blue – eine mechanische Uhr, die den Herausforderungen von Eis, Schnee und Höhe standhielt. Im Interview spricht Hojac über mentale Stärke, Vertrauen – und das Gefühl, ein Stück alpiner Geschichte am Handgelenk zu tragen.
WatchTime: Herzlichen Glückwunsch zum neuen Schweizer Rekord! Sie haben die drei Nordwände in nur 15 Stunden und 30 Minuten bezwungen – was war mental die grösste Herausforderung in dieser extremen Belastungssituation?
Nicolas Hojac: Mentale Stärke war an diesem Tag genauso entscheidend wie körperliche Fitness. Schon in der Dunkelheit am Eiger galt es, jeden Handgriff hundertprozentig konzentriert auszuführen. Dieses Konzentrations-Level muss man über den ganzen Zeitraum halten können. Man ist gedanklich im Moment und darf nicht überlegen, was alles noch kommt. Wir gingen Etappe für Etappe an und liessen uns nicht von der Grösse des Projekts einschüchtern.
Wann wurde Ihnen bewusst: Heute könnte es wirklich klappen?
Der Moment kam nach dem Gipfelerfolg am Eiger, als wir mit 5 h 43 min deutlich vor dem Zeitplan lagen und Adrian Zurbrügg uns am Grat bereits mit Verpflegung erwartete. Doch erst auf dem Weg zum Mönch, als wir rasch und sicher die Lauper-Route meisterten, spürte ich zum ersten Mal richtig, dass wir die Chance haben, eine wirklich schnelle Zeit zu schaffen.
Wie wichtig ist das Vertrauen zwischen Ihnen und Ihrem Seilpartner Philipp Brugger bei einem solchen Unterfangen? Gab es Momente, in denen Sie sich blind aufeinander verlassen mussten?
Beim Bergsteigen vertraut man immer sein Leben dem Seilpartner an und bei diesem Projekt war es nicht anders. Es gibt vereinzelte Momente, wo wir angeseilt sind, aber das Seil durch keine Sicherung läuft. In so einem Fall wäre ein Sturz für beide fatal. Glücklicherweise ist in diesen Situationen das Gelände einfach, sonst würden wir ein zu hohes Risiko eingehen. Wir wollen schnell sein, aber wir wollen um keinen Preis unser Leben unnötig in Gefahr bringen.
Sie hatten als Hauptsicherheitsausrüstung ein 37-Meter-Seil dabei – wie reduziert darf Sicherheitsausrüstung sein, ohne riskant zu werden?
Reduktion ist essenziell: Jedes zusätzliche Gramm verlangsamt. Gleichzeitig muss man aber jederzeit ausreichend Sicherungen anbringen können und auch ein Rückzug aus einer Wand, sowie eine Spaltenrettung muss möglich sein. Auch hatten wir eine Apotheke mit dabei, um bei einem Unfall die Erstversorgung machen zu können. Der Grat ist sehr schmal von zu viel und zu wenig Material.
Speedclimber Nicolas Hojac in Aktion
Red Bull Content Pool via TitoniDie Titoni Seascoper 300 Ice Blue war Ihr Begleiter – wie wichtig ist eine zuverlässige Uhr bei einem Projekt, das buchstäblich auf jede Minute ankommt?
Der Faktor Zeit ist bei einem solchen Projekt essenziell. Handys und Digitaluhren sind von einer Batterie abhängig, die Seascope 300 Ice Blue nicht. Bei einer Schweizer Uhr weiss man immer, dass auf sie verlass ist.
Das Design der Limited Edition – das eisblaue Zifferblatt und die Gravur der Eiger-Nordwand – spiegelt die Route wider. Fühlt sich das an wie ein Stück Geschichte am Handgelenk?
Ja, absolut, mit diesem Projekt haben wir auch ein Stück Geschichte geschrieben. Jedes Mal, wenn ich das eisblaue Blatt betrachte, werden die Emotionen wieder wach, spüre den Wind im Gesicht und höre das Kratzen unserer Steigeisen im Fels. Die Gravur der Wand ist für mich ein ständiger Begleiter dieses besonderen Tages. Ein greifbares Erinnerungsstück!
Titoni Seascoper 300 Ice Blue DLC am Handgelenk
Red Bull Content Pool via TitoniWas war das erste, was Sie nach dem Gipfelerfolg gemacht haben?
Das Erste, was ich gemacht habe, war meiner Freundin eine Sprachnachricht zu senden, dass wir heil auf der Jungfrau angekommen sind. Wir hatten zwar noch den Abstieg zu meistern, aber die Chance, dass da noch etwas passiert, ist relativ klein.
Welchen Ratschlag würden Sie jungen Alpinisten mitgeben, die von Speedclimbing träumen, aber nicht wissen, wie man beginnt?Speedbergsteigen hat eigentlich nicht viel mit Speed zu tun. Man hat immer diese Bilder im Kopf, wie irgendwelche Verrückte durch die Berge rennen - viel mehr ist es Effizienz, Vorbereitung und Planung. Man braucht sehr viel Erfahrung und Training, dass man sich dann so im Gelände bewegen kann. Wenn man die Basics noch nicht beherrscht, kann es sehr schnell sehr gefährlich werden. Obwohl immer auch irgendwelche Zeiten kommuniziert werden, lassen sich die verschiedenen Begehungen nie ganz genau miteinander vergleichen und was auch klar ist, es kommt immer jemand, der wieder schneller ist. Es gibt genügend Leute, die dann damit nicht umgehen können. Auch ist es in meinen Augen kein Wettkampf, wo es darum geht, besser als jemand zu sein. Das Speedbergsteigen ist auch etwas, was ich nur 1-2 mal pro Jahr mache, ansonsten bin ich auch lieber gemütlich unterwegs und freue mich, wenn ich einen Adler, Steinbock oder Murmeltier beobachten kann.
Titoni Seascoper 300 Ice Blue DLC
TitoniGibt es ein neues Projekt oder einen weiteren Rekord, der Sie reizt?
Aktuell ist gerade nichts in der Pipeline. Ich kann mir vorstellen, dass ich im Sommer hier in den Alpen wieder ein Projekt in Angriff nehmen werde.
Speedclimber Nicolas Hojac mit Seilpartner Philipp Brugger
Red Bull Content Pool via TitoniDas Interview finden Sie auch in der aktuellen WatchTime Ausgabe.