Ein Pionier der Mechanikuhrenrenaissance: Gerd-Rüdiger Lang gestorben
Der Mann, der die Uhren liebte
In memoriam: Zum Tod des Chronoswiss-Gründers Gerd-Rüdiger Lang
Im Alter von 80 Jahren ist der Gründer und langjährige Geschäftsführer von Chronoswiss, Gerd-Rüdiger Lang, am 3. März 2023 verstorben.

Lang war eine der prägenden Persönlichkeiten der Mechanikuhrenrenaissance in den 1980er und 1990er Jahren. Mit seiner 1982 gegründeten Marke Chronoswiss baute er Uhren im klassischen Stil, mit dem Schwerpunkt auf zwei Komplikationen: Regulator und Chronograph. Ersterer wurde nicht nur 1987 zum ersten originären Chronoswiss-Modell mit eigenständigem Design, sondern avancierte zum Markenzeichen von Chronoswiss.
Die Anfänge von Chronoswiss
Vorbild war ein 1908 von Vacheron & Constantin gefertigter Marinechronometer mit der Ende des 18. Jahrhunderts von Louis Berthoud erfundenen Regulatoranzeige, bei der der zentrale Minutenzeiger von zwei Hilfszifferblättern mit Stunde darüber und kleiner Sekunde darunter flankiert wird. Vom Vorbild übernahm Lang auch die gerändelte Lünette, die typisch für Chronoswiss-Uhren wurde. Dazu führte er einen Boden aus Saphirglas ein, damit man das fein veredelte Werk von außen betrachten konnte. Chronoswiss war die erste Marke, die das tat – bis heute sollten Hunderte anderer folgen.

Die zweite Komplikation, die für Gerd-Rüdiger Lang eine große Rolle spielte, war der Chronograph. Diese Leidenschaft hatte er von Heuer mitgebracht, wo er seit 1964 gearbeitet hatte, zunächst in der Montage für Chronographen. Dort erlebte Lang 1969 auch die Geburt des ersten Chronographen mit Automatikwerk, das Heuer-Leonidas zusammen mit Breitling, Büren, Hamilton und Dubois Dépraz entwickelt hatte.

In den 1970er Jahren war Lang zunächst Werkstattleiter der neuen Heuer-Filiale in Frankfurt am Main, später arbeitete er als Innendienstleiter der Heuer Time GmbH in München. Auch an der Heuer-Sportzeitmessung für Formel-1-Rennen war Lang beteiligt. Doch auch an Heuer ging die Quarzrevolution der Siebziger nicht spurlos vorbei. Ende 1979 musste Jack Heuer die Deutschland-Niederlassung schließen und Lang entlassen. Doch er bot dem ehemaligen Mitarbeiter an, als Selbstständiger den Service der Marke für Deutschland zu übernehmen. Daraufhin richtete sich Lang in seinem Haus eine Uhrmacherwerkstatt ein, investierte in ein komplettes Ersatzteillager und hatte das Glück, dass er 350 Heuer-Chronographen zum Ausschlachten als Startkapital bekam. Lang reparierte Uhren von allen möglichen Schweizer Herstellern, nicht nur Heuer, und war viel in der Eidgenossenschaft unterwegs, um alte Werke oder zumindest Restbestände alter Chronographen zu kaufen. Schon damals begann er – als Erster – die Uhren, die er aus alten Bestandteilen und neuen Gehäusen schuf, mit Glasböden zu versehen und den Namen seines Unternehmens, Chronoswiss, aufs Zifferblatt zu drucken.

In den 1990er Jahren avancierte Chronoswiss zu einer der bedeutenden Marken im Mechanikuhrenbereich. Modelle wie der Regulator, die feine Dreizeigeruhr Kairos, die Delphis mit springender Stunde und retrograder Minute oder der “Chronoscope” genannte Chronograph bildeten eine stimmige Kollektion, die ganz den Geist des Gründers atmete.

Gerd-Rüdiger Lang – mehr als eine Passion
Der Erfolg, den Lang mit Chronoswiss hatte, beruhte zum einen auf der Schönheit der Uhren, die wiederum auf der Detailversessenheit ihres Machers herrührte. Bei einer Uhr von Gerd-Rüdiger Lang konnte man sicher sein, dass Zeigerform, Zeigerlängen und Proportionen stimmten und die Zahl der Teilchenstriche eines Chronographen mit der Taktung des Werkes übereinstimmte. Zum anderen war es die Kommunikation: Lang erklärte, was er tat und warum. Er erläuterte, warum eine Uhr bestimmte Funktionen hatte, woher sie stammten und warum er sie in dieser Art und nicht anders aufs Zifferblatt brachte. Er erläuterte das in seinem “Buch mit dem Tick”, in Langs Lieblingsfarbe Grün gehalten, und vor allem im persönlichen Gespräch. Wenn Gerd-Rüdiger Lang über Uhren sprach, spürte man in jedem Wort die tiefe Liebe, die er für dieses Thema hatte. Das hatte etwas Mitreißendes. Er konnte einem sein neuestes Modell auf eine Weise erklären, dass man das Gefühl hatte, es gebe keine begehrenswertere Uhr als diese.

Im Laufe der Nullerjahre tat sich Chronoswiss allmählich schwerer. Lang erkannte, dass er auf den sich rapide verändernden Markt und die wechselnden Geschmäcker reagieren musste, fand aber keine konsistente Linie mehr bei der Lancierung neuer Modelle. 2012 verkaufte er schließlich sein Unternehmen an die Schweizer Unternehmerfamilie Ebstein. 2022 schuf er noch einmal Uhren unter einem eigenen Label: Lang 1943. Nun ist die Zeit, die im Leben des Gerd-Rüdiger Lang eine so große Rolle spielte, zu Ende gegangen. Und wir behalten ihn in Erinnerung als einen der Großen der Uhrenwelt, der viele Menschen von der Schönheit der mechanischen Uhr überzeugt und so viel von seinem Wissen vermittelt hat.
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Mein Beileid für die Hinterbliebenen. Ich durfte ihn vor vielen Jahren bei einem Vortrag in der IHK Braunschweig kennenlernen. Ein toller bodenständiger Mensch der das Glück hatte, mit seiner Leidenschaft auch erfolgreich zu sein.
Möge er in Frieden ruhen.
Ein toller Typ Mensch welchen es in der heutigen digitalen Welt leider immer weniger gibt. Habe oft ein Abdruck meiner Nase am Schaufenster hinterlassen wo dahinter Chronoswiss Uhren hübsch aufgereiht waren.
Irgendwann hatte ich dann ein Regulateur welches die Uhr war wo ich am meisten darauf angesprochen wurde das diese Uhr klasse ist.
Ruhe in Frieden….,hoffentlich mit Lupe.
Mit dem Verkauf von Chronoswiss wurde die Seele von CRL mitverkauft.Es gab keinen richtigen Nachfolger ,wer hätte es denn so professionell wie er gekonnt? Der jetzige Eigentümer,mit allem Respekt ist nichtCHRONOSWISS .Unsere Familie hat seit Jahrzehnten an unseren AMG und VW Fahrzeugen das Logo von Chronoswiss gut sichtbar angebracht und das bleibt für immer so. Ruhe in Frieden Gerd Rüdiger !Peter Happrich Dessau-Roßlau
Gerd-Rüdiger Lang, eine herausragende Persönlichkeit, die ihrer Linie stets treu blieb. Ebenso verkörperten seine Uhren die von ihm vorgelebte 100%-ige Authentizität. Seine Liebe und Begeisterung für schöne Autos unterstrich seine Linie und sein Gespür für das Edle, das Feine. Seine Uhren waren und sind noch heute das i-Tüpfelchen. Ruhe in Frieden. Wir werden Dich immer in Erinnerung behalten!
Herzliches Beileid der Familie Lang zu dem schmerzlichen Verlust,
der sie getroffen hat
Ich hatte einmal die Gelegenheit, von Herrn Lang in einem längeren
Telefonat ausführliche Erklärungen zu einem Chronographen
zu erhalten, der einige Merkwürdigkeiten aufwies.
Dies beflügelte mich, umgehend eine HAU namens Orea zu
erwerben.
Ein großer Fachmann und Menschenfreund hat uns verlassen.
Eine großartige Persönlichkeit, die sich in der Uhrenbranche einen Namen gemacht hat. Meine Anteilnahme gilt den Angehörigen. Ich wollte meinen Chronoswiss Chronographen eigentlich verkaufen, jetzt denke ich nochmal darüber nach.