5 Fakten über Stowa
Von Zifferblättern ohne Logo bis hin zur DIN-zertifizierten Fliegeruhr
Neben Glashütte in Sachsen und Schramberg im Schwarzwald ist auch Pforzheim ein angestammter Standort deutscher Uhrenmarken. Mechanikfans und -einsteiger mit einer Vorliebe für ein ausgewogenes, klares Design werden bei der Marke Stowa in Engelsbrand, zehn Kilometer von Pforzheim entfernt, fündig.

Hier entstehen rund 5.000 Uhren im Jahr. Stowa-Uhren zeichnen sich aus durch ein sachliches Design, das oftmals auch historisch geprägt ist. So gibt es hauptsächlich schlichte Dreizeigeruhren, zum Teil ergänzt um eine kleine Sekunde oder um eine Chronographen-Funktion. Dank des Direktvertriebs über den eigenen Online-Shop oder der Möglichkeit, direkt vor Ort in Engelsbrand die Uhren zu betrachten und zu kaufen, sind die Zeitmesser allesamt erschwinglich.

Stowa wurde 1927 von Walter Storz in Hornberg im Schwarzwald gegründet, acht Jahre später siedelte die Firma nach Pforzheim um. Seit der Gründung durch Walter Storz produziert die Firma ununterbrochen mechanische Uhren, die einfach und klar gestaltet sind und zu einem attraktiven Preis angeboten werden. 1996 kaufte der gelernte Goldschmied Jörg Schauer, Jahrgang 1968, alle Markenrechte an Stowa direkt von Werner Storz, der den Betrieb nach dem Tod seines Vaters 1974 übernommen hatte. Auf der Basler Messe 1997 stellte er die ersten Stowa-Uhren der Neuzeit vor.

Auch wenn viele Stowa-Uhren für Retrodesign stehen, bemühte sich Schauer immer wieder um eine moderne Formsprache, etwa in der Zusammenarbeit mit dem früheren Apple-Designer Hartmut Esslinger: Mit ihm sind Uhren wie die Rana, die Flieger DIN (unten) oder die 2020 herausgebrachte Antea Dynadot entstanden.

Zum 1. Juli 2021 wurde Stowa von der Tempus Arte Gruppe des Münchner Unternehmers Prof. Ulrich L. Rohde übernommen. Zu Tempus Arte gehören auch die Marken Lang & Heyne, Leinfelder sowie die Uhren-Werke-Dresden; zudem ist die Gruppe an der auf Individualisierungen spezialisierten Blaken GmbH beteiligt.
Fakt #1 über Stowa: Die historische B-Uhr
Genauso wie A. Lange & Söhne, Laco, Wempe und IWC fertigte auch Stowa im Zweiten Weltkrieg Beobachtungs-Armbanduhren, auch B-Uhren genannt. Das deutsche Luftwaffe hatte zwei verschiedene Zifferblattdesigns vorgegeben: Baumuster A mit einer am Zifferblattrand verlaufenden Minuterie mit arabischen Zahlen von 1 bis 11 sowie einem Dreieck als Markierung für die 12 sowie Baumuster B mit einer außen liegenden Minutenindizes von 5 bis 55, einem nach oben weisenden Pfeil bei der 12 und einem Innenkreis mit den arabischen Stundenziffern von 1 bis 12.

Festgelegt waren auch die Gehäusegröße von 55 Millimetern und das schwarze Zifferblatt. Somit unterschieden sich die Uhren innerhalb derselben Baumustergruppe nur durch die unterschiedliche geformte (aber immer übergroße) Krone sowie durch die eingesetzten Werke. Stowa verwendete ein 20-steiniges Unitas-Kaliber mit geschlitzter Guillaume-Unruh, Breguet-Spirale, Schwanenhals-Feinregulierung, Unruhstopp und Genfer Streifen auf Brücken und Kloben. Durch ihre gute Ablesbarkeit wurden diese alten B-Uhren zum Vorbild vieler heutiger Stowa-Fliegeruhren.
Fakt #2 über Stowa: Zifferblätter ohne Markenlogo
In Erinnerung an die historischen Fliegeruhren der Marke aus den 1940er-Jahren stellt Stowa auch heute noch Fliegeruhren ohne Markenlogo auf dem Zifferblatt her. Jörg Schauer entschied sich dafür, um die Modelle noch authentischer erscheinen zu lassen. Mittlerweile gehören die Fliegeruhren ohne Logo zu den Bestellern bei Stowa und werden auch ohne dieses Feature auf dem Zifferblatt sofort als Stowa-Uhr erkannt.

Chronos hat die Flieger Klassik 40 ohne Logo getestet. Hier geht es zu unserem ausführlichen Hands-on.
Fakt #3 über Stowa: Firmeneigenes Museum in Engelsbrand
Mit dem Neubau des eigenen Produktionsgebäudes in den Jahren 2008 und 2009 entstand auch ein firmeneigenes Museum. Von den Anfängen der Marke im Jahr 1927 bis zur Gegenwart zeichnen über 300 Exponate die Firmengeschichte nach. Auch auf der Internetseite werden einige historische Modelle vorgestellt. Das Museum in Engelsbrand steht nach Voranmeldung jedem zur Besichtigung offen.

Fakt #4 über Stowa: Flieger- und Taucheruhren
Stowa hat zwei Arten von Fliegeruhren im Programm: Die klassischen Modelle leiten sich im Design ab von der historischen B-Uhr, beide Zifferblattvarianten werden angeboten. Bei den modernen Fliegeruhren bietet Stowa durchdachte Zusatzfunktionen an, die ausgetretene Pfade verlassen, wie die Flieger Verus GMT Chronograph: Sie verzichtet auf einen ständig mitlaufenden Sekundenzeiger sowie auf einen 12-Stunden-Zähler und konzentriert sich einerseits ganz auf die Darstellung der Uhrzeit mit Stunden und Minuten sowie die Chronographenfunktion mit zentralem Sekunden- und dezentralem 30-Minuten-Zähler. Andererseits befindet sich die 24-Stunden-Skala, auf die der GMT-Zeiger mit der roten Spitze verweist, eingraviert auf der Lünette. Die Uhr wurde 2021 mit dem angesehenen Designpreis Red Dot ausgezeichnet.

Nicht nur Fliegen, auch Tauchen

Die 42 Millimeter große Prodiver gehört seit 2006 zum Portfolio von Stowa. Die professionelle Taucheruhr gibt es in verschiedenen Farben von dezentem Schwarz über Grau und Blau bis Hellorange, Limettengrün, Weiß oder mit Bronze. Die Uhr überzeugt durch ein bis 1000 Meter wasserdichtes und dabei leichtes Titangehäuse, ein Heliumventil, das Sättigungstauchgänge ermöglicht, und ein Kautschukband mit Tauchverlängerung in der Faltschließe. Den Antrieb übernimmt das automatische Großserienkaliber Eta 2824-2. Die Preise für die Prodiver liegen deutlich unter 2.000 Euro und sind damit sehr attraktiv.
Fakt #5 über Stowa: Elegante Uhren

Neben Flieger- und Taucheruhren bietet Stowa auch elegante Uhren an. Bei den Modellen der Linie Marine erkennt man Designelemente historischer Marinechronometer wie etwa die Schienenminuterie, die sich am Zifferblattrand oder bei der kleinen Sekunde befindet. Neben arabischen kommen hier auch verstärkt römische Ziffern zum Einsatz – zum Beispiel bei der Marine Klassik 40 mit beigefarbenem Zifferblatt.
Fortlaufend aktualisierter Artikel, erstmals online gestellt im August 2016.
Uhren von Stowa in der Datenbank von Watchtime.net
Best Watch in 1’001-1’999 category
Stowa Prodiver
Ich habe immer mindestens eine Stowa in meiner kleinen Sammlung. Es sind reale, gute und schöne Uhren, die man auch nicht überzahlt.
Schade dass Stowa nicht größere Uhren baut so wie die original Fliegeruhr von früher.Würde mehr darstellen und besser auffallen am Handgelenk, besseres Erkennungszeichen.
Hej, liebe Watchtime-Redaktion;
Ein sehr lesenswerter Artikel! Danke dafür!
Ich besitze eine kleine Sammlung von Marine- und Fliegeruhren der Marke STOWA, mit und ohne Logo; vor allem das Design der Uhren mit seinen Hauptmerkmalen Klarheit, Sachlichkeit und Funktionalität fasziniert mich ungemein. 🙂 Dazu habe ich eine Frage an euch als Spezialisten:
Entsprechen die genannten Uhren ob ihres geradlinigen Designs (s. o.) nicht auch direkt den typischen Bauhaus-Gestaltungsprinzipien, selbst, wenn explizit nicht darauf hingewiesen wird? Ich entsinne mich, daß es auch beim Bauhaus um eine sachliche, funktionale und genormte Gestaltung ging, deren Ziel es war, ästhetisch umgesetzte und in Serie produzierte Gebrauchsgegenstände in gleichbleibender Qualität und zu erschwinglichen Preisen zu produzieren.
STOWA’s Marine- und Fliegeruhren – Kinder des Bauhausprinzips?
Herzlichen Dank für die Antwort im voraus!
Viele Grüße
Stiobhan MacHein 🙂
Danke, sehr lesenswert.
Ich hätte mich noch über einen Punkt 6 ‘Antea’ gefreut. Neben A. Lange baute auch Stowa 1937 eine “Bauhaus Uhr”.
Beide nutzten ein Zifferblatt aus Pforzheim von Weber & Baral.
Nach dem Zerfall der DDR kam die neue Firma Nomos nach Glashütte, von A. Lange im frühen 20. Jahrhundert aus Glashütte weggeklagt, da dort nicht produziert wurde, nur verpackt und versandt.
Die neue Nomos verstand geschickt, das alte Design neu aufzugreifen und wurde sehr erfolgreich. Das sie mehrfach Stowa verklagte ärgerte mich schon, hatte Stowa doch historisch das fast identische Design.
Meine Entscheidung fiel auf die Stowa Antea, dem “originalen Original.”
Mit dieser hocheleganten Uhr mit den gebläuten Zeigern bin ich äußerst zufrieden.
Grüße, nunmehr von Teneriffa
Tolle Uhr, allerdings musste sie schon mehrfach eingeschickt werden weil sie nicht genau läuft. Rücksendung ohne Bedauernsformel…. Das geht besser!
Ihre Erfahrung hinsichtlich ungenauem Gangverhalten und mäßiger Kommunikation kann ich nicht bestätigen. Meine 5 Stowa-Uhren und die Schauer Kulisse 15 laufen allesamt im Chronometerbereich. Allerdings stammen meine Uhren noch der Zeit vor der Übernahme durch die Tempus Arte Gruppe und dem Ausscheiden von Jörg Schauer, vielleicht liegt es daran – Jörg Schauer war und ist ein absoluter Perfektionist bei dem keine Uhr das Haus verlassen hat die nicht seinen Qualitätsanforderungen entsprochen hat. Bei produktionsbedingten Lieferverzögerungen, habe ich bei der neuen Keramiklünette der Prodiver und einer Einzelanfertigung erlebt, hat sich Jörg persönlich bei mir gemeldet und mich auf dem Laufenden gehalten.