10 Uhren mit besonders sichtbarer Mechanik

Werkeschau mit Uhren von Audemars Piguet, Hublot, Breguet & Co.

Früher einmal waren Ablesbarkeit und Eleganz die wichtigsten Anforderungen an das Zifferblattdesign. Doch dann kamen in den 1970er-Jahren die günstigen Quarzuhren und einige Jahre danach die Renaissance der mechanischen Uhr als Luxusgut. Nun wuchs das Bedürfnis, etwas von der Hauptattraktion der Uhr zu sehen: von ihrer Mechanik. Glasböden setzten sich langsam durch. Doch wenn man die Uhr am Arm trug, konnte man natürlich nicht erkennen, was sich hinter dem Zifferblatt tat. Heute sind mechanische Uhren Prestige-Objekte und alles andere als selbstverständlich. Kein Wunder also, dass die Technik auch von vorn immer öfter sichtbar wird: Die Zahl der Uhren, bei denen das Werk zum Design-Element avanciert, wächst. Wie Skelettuhren entstehen, erfahren Sie hier.

Uhr #1 mit besonders sichtbarer Mechanik: Audemars Piguet Royal Oak Offshore Tourbillon Chronograph

Audemars Piguet: Royal Oak Offshore Tourbillon Chronograph, Referenz 26421ST.OO.A002CA.01 in Edelstahl
Audemars Piguet: Royal Oak Offshore Tourbillon Chronograph

Ein Möglichkeit, die Mechanik auf der Vorderseite der Uhr sichtbar zu machen, ist das Tourbillon als Zifferblattelement. 1801 hatte der große Uhrmacher Abraham Louis Breguet diesen sich drehenden Käfig für die Unruh patentieren lassen, um den einseitigen Einfluss der Erdanziehungskraft auf die Unruh auszugleichen. Der komplizierte Mechanismus wurde in den 150 Jahren nach seiner Erfindung allerdings nur etwa 100-mal gebaut. Und natürlich war er in der Regel auf der Rückseite untergebracht und von vorn nicht sichtbar. Ende 1986 stellte Audemars Piguet dann eine Armbanduhr mit Tourbillon vor, die gleich in mehrfacher Hinsicht beeindruckte: Sie war die flachste Tourbillon-Uhr, wobei sie sogar über einen automatischen Aufzug verfügte. Und man konnte den sich drehenden Tourbillonkäfig in einem runden Zifferblattausschnitt sehen. Nach diesem Meilenstein wurde das Tourbillon auf dem Markt der Mechanikuhren zu einem Selbstläufer – und das sichtbare Tourbillon zu einem Standard. Nur Patek Philippe versteckt die Komplikation aus Traditionsgründen noch auf der Rückseite.

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Vorreiter: Audemars Piguets 1986 vorgestellte extraflache Automatikuhr mit sichtbarem Tourbillon
Vorreiter: 1986 präsentierte Audemars Piguet diese extraflache Automatikuhr mit sichtbarem Tourbillon

2018 stellte Audemars Piguet erneut eine Tourbillon-Uhr vor: den Royal Oak Offshore Tourbillon Chronograph. Beim hauseigenen Handaufzugkalibers 2947 sind neben dem Tourbillon bei neun Uhr auch die Brücken und die beiden Federhäuser bei zwölf und bei sechs Uhr sichtbar. Die Uhr ist in Stahl oder Rosègold erhältlich.

Uhr #2 mit besonders sichtbarer Mechanik: Cartier Masse Mystérieuse

Cartier: Masse Mystérieuse
Cartier: Masse Mystérieuse

Die besondere Form seines automatischen Manufakturkalibers 9801 MC rückt Cartier bei der Masse Mystérieuse in den Mittelpunkt und macht es von beiden Seiten her sichtbar. Das Uhrwerk ist dabei skelettiert und alle seine Komponenten sind in die zentral gelagerte Schwungmasse verpackt. Den Rahmen für das außergewöhnliche Werk bietet ein 43,5 Millimeter großes Platingehäuse. Cartier baut die Uhr 30 Mal und verkauft jedes Exemplar für 298.000 Euro.

Uhr #3 mit besonders sichtbarer Mechanik: Arnold & Son Nebula 41,5 Gold

Arnold & Son: Nebula 41,5 Gold
Arnold & Son: Nebula 41,5 Gold

Die Nebula 41,5 Gold von Arnold & Son präsentiert ihr skelettiertes Uhrwerk A&S5201 mit den zwei Federhäusern ganz offen. Von der Vorderseite zeigen sich die sieben sternförmig angeordneten Brücken, die angliert und satiniert sind. Auf der Rückseite offenbart sich die grafische Struktur der durchbrochenen Platine, die ebenfalls angliert ist. Das Uhrwerk wird von Hand aufgezogen und läuft bis zu 90 Stunden. Es ist nur 4,18 Millimetern hoch und von einem 41,5 Millimeter großen sowie 8,73 Millimeter flachem Gehäuse aus Rotgold umgeben. Arnold & Son baut 88 Exemplare der Skelettuhr für je 30.900 Schweizer Franken.

Uhr #4 mit besonders sichtbarer Mechanik: Parmigiani Tonda PF Skeleton

Parmigiani: Tonda PF Skeleton in Rotgold
Parmigiani: Tonda PF Skeleton in Rotgold

Einen guten Blick auf die Mechanik im Innern bietet Parmigiani bei der Tonda PF Skeleton durch eine Skelettierung des graphitfarbenen Zifferblatts. Polierte Flächen wechseln sich mit sandgestrahlten ab und machen immer wieder das Manufakturkaliber PF777 sichtbar. Das Uhrwerk umschließt ein 40 Millimeter großes Roségoldgehäuse, das mit 8,5 Millimetern schön flach bleibt. Kostenpunkt: 88.000 Euro.

Uhr #5 mit besonders sichtbarer Mechanik: Girard-Perregaux Tourbillon with Three Flying Bridges Bucherer Blue

Bucherer Blue: Girard-Perregaux Tourbillon with Three Flying Bridges

 

Bei dem zusammen mit Bucherer lancierten Tourbillon with Three Flying Bridges Bucherer Blue von Girard-Perregaux überspannen drei Brücken das automatische Kaliber GP09400-1273, das zwischen den beiden Saphirgläsern zu schweben scheint. Das Tourbillon dreht sich gut sichtbar bei der Sechs. Es besteht aus 79 Einzelteilen und wiegt lediglich 0,25 Gramm. Bei zwölf Uhr sieht man das skelettierte Federhaus und den Microrotor, der sich darum dreht. Die 44 Millimeter große Titanuhr in der blauen Bucherer-Edition kostet 166.000 Euro.

Uhr #6 mit besonders sichtbarer Mechanik: Zeitwinkel 273° «Saphir Bleu»

Zeitwinkel: 273° Saphir Bleu
Zeitwinkel: 273 Saphir Bleu

Die Schweizer Marke Zeitwinkel setzt auf ein blaues Saphirglas-Zifferblatt, um die darunterliegende Mechanik seiner 273° Saphir Bleu sichtbar zu machen. Auf diese Weise bleiben die Uhrzeit samt kleiner Sekunde sowie das Großdatum und die Gangreserveanzeige gut ablesbar. Auch von der Rückseite ist das Automatikwerk ZW0103 dank eines Saphirglasbodens zu sehen. Brücken und Platine des Kalibers bestehen aus Neusilber und sind aufwendig mit Perlage und Genfer Streifenschliff versehen. Am handgenähten Kalbslederband kostet die 42,5 Millimeter große Edelstahluhr 15.500 Schweizer Franken.

Uhr #6 mit besonders sichtbarer Mechanik: Roger Dubuis Excalibur Sorayama Monobalancier

Roger Dubuis: Excalibur Sorayama Monobalancier
Roger Dubuis: Excalibur Sorayama Monobalancier

Roger Dubuis ist bekannt für seine markentypischen Skelettuhren mit dem Stern im Werk. Neueste Kreation ist die Excalibur Sorayama Monobalancier, die in Zusammenarbeit mit dem japanischen Künstler Hajime Sorayama entstand und vom hauseigenen Automatikkaliber RD720SQ angetrieben wird. Das Uhrwerk hat eine verbesserte Gangreserve von 72 Stunden und einen optimierten Mikrorotor mit verdoppelter Trägheit der Unruh, die so unempfindlicher gegenüber Stößen ist. Auch die Optik des Rotors ist neu und besitzt nun einen Moiré-Effekt. Dieser passt zum glänzenden Auftritt dieser Edition, die viele polierte Flächen aufweist – im Gegensatz zu den sonst kontrastreichen Modellen von Roger Dubuis. Auch das 42 Millimeter große und zehn Bar wasserdichte Gehäuse besteht aus poliertem Titan, ebenso wie das Armband. Roger Dubuis verkauft das Modell für 69.500 Euro.

Uhr #7 mit besonders sichtbarer Mechanik: Jaeger-LeCoultre Reverso Tribute Minute Repeater

Jaeger-LeCoultre: Reverso Tribute Minute Repeater
Jaeger-LeCoultre: Reverso Tribute Minute Repeater

Die Reverso Tribute Minute Repeater von Jaeger-LeCoultre lässt nicht nur die Zeit erklingen, sondern  erfreut auch das Auge: Denn  das vordere Zifferblatt wurde vollständig skelettiert. Sobald der Schieber auf der linken Gehäuseseite betätigt wird, hört man, was man sieht und sieht, was man hört. Das bezaubernde Schauspiel der 298.000 Euro teuren Rotgold-Wendeuhr wird vom Handaufzugskaliber 944 dirigiert.

Uhr #8 mit besonders sichtbarer Mechanik: Breguet Classique Tourbillon Extra-Plat Squelette 5395

Breguet: Classique Tourbillon Extra-Plat Squelette 5395 in Roségold
Breguet: Classique Tourbillon Extra-Plat Squelette 5395 in Roségold

Beim automatischen Manufakturkaliber 581 im Modell Classique Tourbillon Extra-Plat Squelette 5395 entfernt Breguet fast 50 Prozent des Materials. Die Schwungmasse ist nun seitlich der Platine angeordnet und die Mechanik wird somit vollständig sichtbar. Der Tourbillonkäfig, der nur 0,29 Gramm wiegt, greift direkt in das Räderwerk ein und verzichtet auf einen unterhalb montierten Trieb. Die Siliziumhemmung nimmt eine speziell gebogene Form an, durch die Platz gewonnen wird.  Das Kunsthandwerk wird zudem mit Gravuren, Guillochierungen und Anglierungen in Szene gesetzt. Das extrem skelettierte Tourbillon-Uhrwerk wird von einem kannelierten 41-Millimeter großen Roségoldgehäuse umschlossen und durch gewölbte Saphirgläser sichtbar. Auch das Zifferblatt besteht aus Saphirglas. Am Alligatorlederband kostet die Uhr 237.400 Euro.

Uhr #9 mit besonders sichtbarer Mechanik: Hublot Big Bang Tourbillon Automatic Yellow Neon Saxem

Hublot: Big Bang Tourbillon Automatic Yellow Neon Saxem
Hublot: Big Bang Tourbillon Automatic Yellow Neon Saxem

Die Schweizer Sportuhren-Manufaktur Hublot zeigt mit der Big Bang Tourbillon Automatic Yellow Neon Saxem ein voll allen Seiten komplett einsehbares Uhrenmodell. Das 44 Millimeter große Gehäuse besteht aus glasperlgestrahltem neongelben Saxem, das Zifferblatt aus Saphirglas und auch das Armband aus Kautschuk ist transparent. Saxem ist ein Material, das für Satelliten entwickelt wurde und Hublot bereits 2019 bei der Big Bang MP-11 verwendete. Für die Legierung wird Aluminiumoxid, der Hauptbestandteil von Saphir, mit seltenen Erden wie Thulium und Holmium sowie Chrom gemischt. So entsteht ein robustes Material. Das Werk der Neuheit kommt auch in der Big Bang Tourbillon Automatic Orange Sapphire zum Einsatz: Es handelt sich um das skelettierte Kaliber MHUB6035 mit Automatikaufzug und Mikrorotor bei 12 Uhr, dem bei 6 Uhr das Tourbillon gegenüberliegt. Wie die meisten Uhren von Hublot ist auch dieses Modell limitiert, und zwar auf 30 Exemplare. Wer die Big Bang Tourbillon Automatic Yellow Neon Saxem besitzen will, muss dafür 220.000 Euro locker machen.

Uhr #10 mit besonders sichtbarer Mechanik: Ulysse Nardin Diver X Skeleton

Ulysse Nardin: Diver X Skeleton
Ulysse Nardin: Diver X Skeleton mit orangefarbenem Band

Auch sportliche Uhren können ihre Technik zeigen, ohne dass es ihrer Sportlichkeit einen Abbruch tut. So wie bei der bis 200 Meter wasserdichten Taucheruhr Diver X Skeleton von Ulysse Nardin. Das namengebende große X auf dem Zifferblatt gliedert die Sicht auf das Werk in vier Teile, deren spannendster ganz unten liegt: Hier sieht man die besonders große Unruh, die genauso wie Anker, Ankerrad und Spiralfeder aus Silizium besteht. Gegenüber sieht man im Norden des Zifferblatts das Federhaus, dessen blaue Abdeckung das Design der Lünette aufgreift. Diese besteht, genau wie das Gehäuse, aus Carbonium, einer speziellen Art von Kohlefaser- oder Karbonverbundstoff, das aus Überschüssen der Flugzeugproduktion gewonnen wird. Das neue Manufakturkaliber 372 mit vier Tagen Gangreserve ist eine Weiterentwicklung des bekannten Kalibers 371 mit Automatikaufzug: Die Veränderung besteht neben der erwähnten Federhausabdeckung in einem mit graviertem X verzierten Rotor. Die 44 Millimeter große Taucheruhr ist wegen ihrer mit Superluminova beschichteten Zeigern auch im Dunkeln gut ablesbar und mit blauem oder orangefarbenem Kautschukband erhältlich. Von der 26.800 Euro teuren Uhr werden insgesamt 175 Exemplare gebaut.

Fortlaufend aktualisierter Artikel, erstmals online gestellt im Februar 2017.

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Produkt: Download Einzeltest: Girard-Perregaux Vintage 1945 XXL
Download Einzeltest: Girard-Perregaux Vintage 1945 XXL
Im Einzeltest nimmt die Chronos-Redaktion die Girard-Perregaux Vintage 1945 XXL genau unter die Lupe.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Das sind alles wunderschöne tolle Uhren. Preislich leider für 99,99…% der Verbraucher nicht erreichbar. Die Marke Bulgari wird leider von den meisten Uhrenliebhaber unterschätzt. Toll dass sie hier die verdiente Anerkennung bekommt.

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  2. Warum haben Sie Oris vergessen ?

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  3. In dieser Liste handelt es sich nur um eine Auswahl an Uhren. Natürlich gibt es zahlreiche andere Modelle auf dem Markt, die in den Artikel passen würden.

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  4. Alle Modelle werden hervorragend Präsentiert

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  5. Interessante Modelle, obwohl ich kein Freund von skelettierten Uhren bin. Aufstrebende Firmen mit ihren neuen Modellen, wie Code41 Project oder HORAGE mit dem Modell Tourbillon 1 kommen bei Ihnen leider nicht vor. Es wäre schön, wenn sie nicht nur immer die etablierten Luxusmarken präsentieren würden, die preislich jenseits von Gut und Böse liegen.

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  6. Preise jenseits von gut und böse, nicht bezahlbar für den Normalbürger. Nur noch für Milliardäre gedacht.

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  7. Einige dieser Uhren sind schlichtweg nicht bzw. nur mit größter Mühe ablesbar. Der Nutzwert ist also nicht vorhanden bzw. stark eingeschränkt. Bei Preisen, für die man auch eine Luxuslimousine erwerben könnte, drängt sich der Vergleich auf ob man ein solches Fahrzeug auch erwerben würde, wenn man weiß dass es bereits ab Werk nicht fahrbereit ist. Und bei einer Uhr die u(h)reigendste Funktion, halt die Zeitanzeige beim Kauf auszublenden, dafür bedarf es schon einer Menge Fantasie…

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