Neue deutsche Welle: 5 junge Uhrenmarken
Kaufberatung – Uhren von schlicht bis auffällig
Nicht nur in der Schweiz, die für ihre Uhrenindustrie bekannt ist, sondern auch in Deutschland entstehen viele neue Uhrenmarken. Hier finden Sie fünf ausgewählte Hersteller, die maximal 20 Jahre alt sind. Auf der neuen deutschen Welle surfen Uhren mit ganz unterschiedlicher Gestaltung, Ausstattung und Werktechnik.
Junge deutsche Uhrenmarke #1: Die Geradlinigen – Ten Eleven Nine
Leif Henrik Osthoff baut seit 2019 in Berlin – Ten Eleven Nine ist die Postleitzahl seiner Firmenadresse – gestalterisch reduzierte Uhren, die aber alles bieten, was man braucht: gut lesbare Leuchtanzeigen, eine Wasserdichtheit bis 200 Meter und ein angenehm tragbares 38-Millimeter-Edelstahlgehäuse. Das Basismodell ist die abgebildete Minimal. Davon ausgehend gibt es Erweiterungen mit Datum, orangefarbenem Sekundenzeiger oder großflächigeren Leuchtindexen. Die Minimal kostet mit Sellita SW 200 in Top-Qualität und markentypischem Edelstahlband 2.380 Euro.

Junge deutsche Uhrenmarke #2: Die Mutigen – Neuhaus Timepieces
Manuel Neuhaus baut in Augsburg nicht nur Einzeigeruhren, die ohnehin schon eine uhrmacherische Spezialität darstellen: Zudem lässt er den einsamen Stundenzeiger auch noch mit doppelter Geschwindigkeit rotieren, sodass er bei einer Umdrehung lediglich sechs statt zwölf Stunden anzeigt. Diese gewagte Lösung hört sich erst einmal nach einer weiteren Verkomplizierung an, hat aber den Vorteil, dass jede Stunde in einem größeren Segment dargestellt wird und sich somit komfortabler und genauer ablesen lässt. Das Konzept ist weltweit einmalig und geschützt.

Die Janus DoubleSpeed ist auf 99 Stück je Zifferblattfarbe limitiert. Weitere technische Highlichts sind eine eine ergonomische Krone mit griffigem Silikonring sowie eine innovative Gangindikation mit einer zweifarbigen Scheibe hinter einem dreiteiligen Fenster, die anzeigt, ob die Handaufzugsuhr noch läuft. Alle äußeren Komponenten werden in Deutschland hergestellt, und hinter dem Saphirglasboden arbeitet ein im eigenen Haus umgebautes Unitas 6498 vom Schweizer Werkehersteller Eta.

Die Einzeigeruhren von Neuhaus Timepieces gibt es mit schwarzem und silberfarbenem Zifferblatt sowie mit einem Milanaiseband oder verschiedenen Lederbändern. Außerdem bietet die Marke eine komplett schwarze Sport-Version mit schwarzem Milanaise- oder Kautschukband, schwarzem Werk und einer Wasserdichtheit bis 100 statt 50 Meter an. Eine normale Zweizeigeruhr Namens Janus Minimal ergänzt die Kollektion. Neuhaus-Uhren können nur direkt über die Firmenhomepage bestellt werden.
Junge deutsche Uhrenmarke #3: Die Philosophen – Sherpa Watches
Die 2021 vom Ingenieur Martin Klocke gegründete Marke Sherpa Watches aus Meerbusch bei Düsseldorf lässt das Design alter Enicar-Taucheruhren aus den 1960er Jahren wieder aufleben. Diese Zeitmesser der Serie „Sherpa“ verfügten über sogenannte Kompressorgehäuse, die mit zunehmender Tauchtiefe immer stärker abdichteten. Die Technik stammte vom Schweizer Gehäusehersteller Ervin Piquerez S. A. (EPSA), der sie patentiert hatte und auch an andere Hersteller lieferte. Da unter dem Namen Enicar auch heute noch Uhren gebaut werden – die allerdings ganz anders aussehen –, meldete Klocke „Sherpa“ als Markennamen an.

Die ersten beiden Modelle heißen OPS und Ultradive. Sie gleichen ihren historischen Vorbildern in allen wichtigen Details. Eyecatcher ist der auffällige Schutz für die beiden Kronen (die obere dient zum Bewegen der innen liegenden Drehlünette). Auch der EPSA-Stop genannte Bajonettverschluss des Gehäusebodens, die Kompressor-Konstruktion der Kronen mit Namen „Monoflex“ und die schwarzen Kautschukbänder im Tropic-Design folgen den Originalen. Typisch sind außerdem bei der OPS das schwarz DLC-beschichtete Stahlgehäuse, der orange Sekundenzeiger und die vielen rechteckigen Indexe. Die Ultradive erkennt man an der naturbelassenen Stahlschale sowie dem „Double Lollipop“-Sekundenzeiger mit zwei runden Leuchtfeldern.

Was man von außen nicht sieht: Ankerrad und Sekundenrad des Uhrwerks sind mikroskopisch klein mit einem tibetisch-buddhistischen Mantra lasergraviert – in tibetischen Schriftzeichen. Somit wird aus dem Automatikkaliber Sellita SW 200 ein „Mantramatic MM01“. Klocke, der selbst tibetischer Buddhist ist, möchte so „Liebe, Weisheit und Mitgefühl vom Handgelenk in die Welt verbreiten“. Beide Modelle sind 40 Millimeter groß und bis 200 Meter wasserdicht. Die Preise liegen bei 5.800 Euro für die OPS und 5.900 Euro für die abgebildete Ultradive.
Junge deutsche Uhrenmarke #4: Die Techniker – Lehmann
Die Fertigungstiefe der 2011 gegründeten Uhrenmarke Lehmann aus Hardt bei Schramberg ist immens: Im Grunde entsteht jedes Werkteil entweder auf einer Maschine des Mutterunternehmens Lehmann Präzision oder auf Anlagen, die diese für die Schweizer Uhren- und Zulieferindustrie gebaut hat. Außerdem fertigt Lehmann die Gehäuse, Zeiger, Indexe und die komplexe Sicherheitsfaltschließe im eigenen Haus.

Zur hochwertig ausgestatteten Kollektion gehört die 42 Millimeter große Intemporal Dual Time – eine Zeitzonenuhr mit deutschem Chronometerzertifikat und hoher Gangdauer von 60 Stunden. Das automatische Manufakturkaliber LS0006 mit Automatikaufzug und Chronometerzertifikat bietet selbst gefertigte Werkbrücken mit einzigartigen Oberflächenverzierungen sowie einen transparenten Saphirglasrotor, der mit seinem außen liegenden Metallelement niemals den Blick auf die besondere Mechanik verstellt.

Durch ein patentiertes Kronensystem stört das versenkte Bedienelement nicht am Handgelenk, lässt sich aber dennoch leicht mit dem Fingernagel ziehen. Nicht nur das Deck-, sondern auch das Bodenglas ist beidseitig entspiegelt. Die abgebildete Modellvariante in Edelstahl ist für 10.500 Euro erhältlich.
Junge deutsche Uhrenmarke #5: Die Geschichtsbewussten – Tourby Watches
Die Taschenuhr seines Großvaters weckte in Erdal Yildiz die Leidenschaft für mechanische Zeitmesser. Im Jahr 2007 verwirklichte sich der Uhrenliebhaber seinen Traum und gründete die Marke Tourby Watches. Heute entstehen im westfälischen Hagen klassische Uhrenmodelle, die im eigenen Onlineshop zu attraktiven Preisen angeboten werden. Die Kollektion beinhaltet neben Flieger- und Taucheruhren auch historisch anmutende Modelle. Diese sind unter anderem von alten Taschenuhren oder türkischen Zeitmessern mit alt-osmanischen Zahlen inspiriert. Zudem fertigt Yildiz individuelle Uhren nach den Wünschen seiner Kunden, wobei die USA den größten Markt ausmachen. Sämtliche Komponenten wurden von Beginn an von Zulieferern aus der Schweiz und Deutschland nach Vorstellungen des Inhabers hergestellt.
In den Werkstätten in Hagen und Bochum arbeitet Yildiz zusammen mit zwei Uhrmachern, einem Graveur, einem Feinmechaniker und einem Goldschmied an der Finissierung und Montage seiner Uhren. Auch sämtliche Servicearbeiten werden dort ausgeführt. Im Inneren der Zeitmesser ticken neben Eta- und Sellita-Werken auch alte amerikanische Taschenuhrwerke oder modifizierte Versionen des bekannten Eta-Taschenuhrenkalibers Unitas 6498.

Ein besonders elegantes Modell ist die Art Déco Salmon Dial mit lachsfarbenem Zifferblatt und randgewölbtem Saphirglas. Über dem aus massivem Sterlingsilber gefertigten Zifferblatt drehen sich flammgebläute Stahlzeiger. Das Edelstahlstahlgehäuse gibt es wahlweise mit 40 oder 43 Millimetern Durchmesser. Außerdem bietet die Marke das Modell mit verschiedenen Uhrwerken an: Das Top-Grade-Kaliber basiert auf dem Unitas 6498-2 und wird mit Dreiviertelplatine, gepressten Chatons, gebläuter Schwanenhals-Feinregulierung, Skelettierungen, Perlage und Sonnenschliff verfeinert (3.299 Euro). Für die komplett von Hand gravierte Werkversion verlangt Tourby Watches 1.599 Euro Aufpreis.
Fortlaufend aktualisierter Artikel, ursprünglich online gestellt im März 2011.
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Wieso fällt mir bei der UTS-Uhr der Name Panerai ein… 🙁
Sehr ideenreich…
Erinnert tatsächlich an Panerai!! Nur um Welten schöner meiner Meinung nach.
Was soll das? Neue Deutsche Welle? Da nimmt man die Schweizer und das Japanische werk weg und die welle ist vorbei. Finde das nicht richtig was da abgeht, habe schon 2 mail geschrieben wegen dieser Sache wurde aber ignoriert. Da werden Firmen hochgelobt und brauchen das «Made in Germany» an der Uhr, aber das wichtigste an der Uhr kommt aus dem Ausland. Schade, das sollte verboten werden, richtigerweise sollte es heissen «Zusammengebaut in Deutschland.»
Bei der Cornehl Regulator fiel mir sofort der Regulateur von Chronoswiss ein. Gerd Rüdiger Lang´s Uhr wurde hier mit Ausnahme der Lünette doch fast perfekt kopiert.
Der ganze Artikel ist mit dieser Überschrift: Neue deutsche Welle.. einfach lachhaft.
Und zum Cornehl Regulator fällt mir ein, wie gut, daß ich das Original von Chronoswiss habe!
UTS?
Habe ich da etwas übersehen?
Für mich fehlt hier die Nennung von Botta Design Uhren… wenn man schon von den top deutschen Uhrenherstellern spricht sollte Klaus Botta mit seinen Einzeigeruhren definitiv auch erwähnt werden. Ich weiß zwar nicht, wie lange seine Uhren schon auf dem Markt sind, aber als Besitzer von zwei Botta Uhren kann ich nur sagen, dass hier sowohl der Preis als auch die Leistung stimmt! Die Uhren werden ausschließlich in DE und in der Schweiz hergestellt, anders als viele andere ;D
Habt Ihr die Tourby ungünstig fotografiert oder weiß die Marke nicht, wie Lachs aussieht? DAS ist auf meinem Display hellbraun, kein Lachs…
Diese Preise erinnern mich an britische Uhren…
Hier fehlen noch einige Firmen. Selbst Steinhart fehlt hier. Oder Meisterstein aus Leipzig.
Guten Tag,
es gibt sicher noch weitere Marken die gut in diese Liste passen würden. Hierbei handelt es sich jedoch um eine Auswahl der Redaktion.
Beste Grüße,
Ihr Watchtime.net-Team
Schöner Artikel, sind auch schöne Teile dabei, vor allem die Lehmann ist ansprechend! Ich würde noch Findeisen aus Franken erwähnen, dort tickt in der neuen Diver ein echtes deutsches Werk.
Warum wird „Temption“ nicht erwähnt?
Diese Marke baut rund 25 Jahre Uhren
von höchster technischer Qualität und
das EIGENE Design ist an Ästhetik und
Zeitlosigkeit auch von den „großen
Schweizern“ nicht zu toppen. Das alles
gibt es zu mehr als moderaten Preisen
mit hochwertig veredelten und regulierten
ETA- Werken.
Aus den bisherigen Kommentaren schließe ich, dass die Auswahl gelegentlich redigiert wird. Da schlage ich vor, mal nach Circula aus Pforzheim zu schauen. Mir gefällt dort unter anderem das Konzept, in Abstimmung mit der Community zu entwerfen.
Habe den Regulator in Stahl mit Gold aus der ersten Charge . Gibt er heute leider nicht mehr .