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Neue deutsche Welle: 5 junge Uhrenmarken

Ten Eleven Nine: Minimal
© PR
Deutschland ist ein Uhrenland. Das belegen nicht nur Traditionsmarken aus Glashütte oder dem Schwarzwald, sondern auch zahlreiche neue Unternehmen in weiteren Regionen. Unter anderem die folgenden fünf Hersteller, die seit 2010 gegründet wurden, surfen auf der neuen deutschen (Uhren-)Welle.

Junge deutsche Uhrenmarke #1: Die Geradlinigen – Ten Eleven Nine

Leif Henrik Osthoff baut seit 2019 in Berlin - Ten Eleven Nine ist die Postleitzahl seiner Firmenadresse - gestalterisch reduzierte Uhren, die aber alles bieten, was man braucht: gut lesbare Leuchtanzeigen, eine Wasserdichtheit bis 200 Meter und ein angenehm tragbares 38-Millimeter-Edelstahlgehäuse. Das Basismodell ist die abgebildete Minimal. Davon ausgehend gibt es Erweiterungen mit Datum, orangefarbenem Sekundenzeiger oder großflächigeren Leuchtindexen. Die Minimal kostet mit Sellita SW 200 in Top-Qualität und markentypischem Edelstahlband 2.380 Euro.

Junge deutsche Uhrenmarke #2: Die Mutigen – Neuhaus Timepieces

Seit 2010 baut Manuel Neuhaus in Augsburg nicht nur Einzeigeruhren, die ohnehin schon eine uhrmacherische Spezialität darstellen: Zudem lässt er den einsamen Stundenzeiger auch noch mit doppelter Geschwindigkeit rotieren, sodass er bei einer Umdrehung lediglich sechs statt zwölf Stunden anzeigt. Diese gewagte Lösung hört sich erst einmal nach einer weiteren Verkomplizierung an, hat aber den Vorteil, dass jede Stunde in einem größeren Segment dargestellt wird und sich somit komfortabler und genauer ablesen lässt. Das Konzept ist weltweit einmalig und geschützt.
Neuhaus Timepieces: Die Janus DoubleSpeed gibt jeder Stunde mehr Raum © Neuhaus
Die Janus DoubleSpeed ist auf 99 Stück je Zifferblattfarbe limitiert und kostet 2.990 Euro. Weitere technische Highlights sind eine ergonomische Krone mit griffigem Silikonring sowie eine innovative Gangindikation mit einer zweifarbigen Scheibe hinter einem dreiteiligen Fenster, die anzeigt, ob die Handaufzugsuhr noch läuft. Alle äußeren Komponenten werden in Deutschland hergestellt, und hinter dem Saphirglasboden arbeitet ein im eigenen Haus umgebautes Unitas 6498 vom Schweizer Werkehersteller Eta.
Die "schnelle" Einzeigeruhr lässt sich auch bei Nacht ablesen © Neuhaus
Die Einzeigeruhren von Neuhaus Timepieces gibt es mit schwarzem und silberfarbenem Zifferblatt sowie mit einem Milanaiseband oder verschiedenen Lederbändern. Außerdem bietet die Marke eine komplett schwarze Sport-Version mit schwarzem Milanaise- oder Kautschukband, schwarzem Werk und einer Wasserdichtheit bis 100 statt 50 Meter an. Eine normale Zweizeigeruhr Namens Janus Minimal ergänzt die Kollektion. Neuhaus-Uhren können nur direkt über die Firmenhomepage bestellt werden.

Junge deutsche Uhrenmarke #3: Die Philosophen – Sherpa

Die 2021 vom Ingenieur Martin Klocke gegründete Marke Sherpa aus Meerbusch bei Düsseldorf lässt das Design alter Enicar-Taucheruhren aus den 1960er Jahren wieder aufleben. Diese Zeitmesser der Serie „Sherpa“ verfügten über sogenannte Kompressorgehäuse, die mit zunehmender Tauchtiefe immer stärker abdichteten. Die Technik stammte vom Schweizer Gehäusehersteller Ervin Piquerez S. A. (EPSA), der sie patentiert hatte und auch an andere Hersteller lieferte. Da unter dem Namen Enicar auch heute noch Uhren gebaut werden – die allerdings ganz anders aussehen –, meldete Klocke „Sherpa“ als Markennamen an.
Sherpa Watches: Ultradive © Sherpa
Die ersten beiden Modelle heißen OPS und Ultradive. Sie gleichen ihren historischen Vorbildern in allen wichtigen Details. Eyecatcher ist der auffällige Schutz für die beiden Kronen (die obere dient zum Bewegen der innen liegenden Drehlünette). Auch der EPSA-Stop genannte Bajonettverschluss des Gehäusebodens, die Kompressor-Konstruktion der Kronen mit Namen „Monoflex“ und die schwarzen Kautschukbänder im Tropic-Design folgen den Originalen. Typisch sind außerdem bei der OPS das schwarz DLC-beschichtete Stahlgehäuse, der orange Sekundenzeiger und die vielen rechteckigen Indexe. Die Ultradive erkennt man an der naturbelassenen Stahlschale sowie dem „Double Lollipop“-Sekundenzeiger mit zwei runden Leuchtfeldern.
Sherpa-Geschäftsführer: Martin Klocke © Sherpa
Was man von außen nicht sieht: Ankerrad und Sekundenrad des Uhrwerks sind mikroskopisch klein mit einem tibetisch-buddhistischen Mantra lasergraviert – in tibetischen Schriftzeichen. Somit wird aus dem Automatikkaliber Sellita SW 200 ein „Mantramatic MM01“. Klocke, der selbst ­tibetischer Buddhist ist, möchte so „Liebe, Weisheit und Mitgefühl vom Handgelenk in die Welt verbreiten“. Beide Modelle sind 40 Millimeter groß und bis 200 Meter wasserdicht. Die Preise liegen bei 5.800 Euro für die OPS und 5.900 Euro für die abgebildete Ultradive.

Junge deutsche Uhrenmarke #4: Die Techniker – Lehmann

Die Fertigungstiefe der 2011 gegründeten Uhrenmarke Lehmann aus Hardt bei Schramberg ist immens: Im Grunde entsteht jedes Werkteil entweder auf einer Maschine des Mutterunternehmens Lehmann Präzision oder auf Anlagen, die diese für die Schweizer Uhren- und Zulieferindustrie gebaut hat. Außerdem fertigt Lehmann die Gehäuse, Zeiger, Indexe und die komplexe Sicherheitsfaltschließe im eigenen Haus.
Lehmann: Intemporal Dual Time © Jürgen Jeibmann Photographik
Zur hochwertig ausgestatteten Kollektion gehört die 42 Millimeter große Intemporal Dual Time – eine Zeitzonenuhr mit deutschem Chronometerzertifikat und hoher Gangdauer von 60 Stunden. Das automatische Manufakturkaliber LS0006 mit Automatikaufzug und Chronometerzertifikat bietet selbst gefertigte Werkbrücken mit einzigartigen Oberflächenverzierungen sowie einen transparenten Saphirglasrotor, der mit seinem außen liegenden Metallelement niemals den Blick auf die besondere Mechanik verstellt.
In der Intemporal Dual Time tickt das Manufakturkaliber LS0006 mit Saphirglasrotor und speziellen Oberflächenveredelungen © Lehmann
Durch ein patentiertes Kronensystem stört das versenkte Bedienelement nicht am Handgelenk, lässt sich aber dennoch leicht mit dem Fingernagel ziehen. Nicht nur das Deck-, sondern auch das Bodenglas ist beidseitig entspiegelt. Die abgebildete Modellvariante in Edelstahl ist für 10.500 Euro erhältlich.

Junge deutsche Uhrenmarke #5: Die Preisbewussten – Sternglas

Die junge Hamburger Uhrenmarke Sternglas ist 2016 durch eine Crowdfunding-Kampagne auf Kickstarter entstanden. Zum Portfolio gehören Quarz- und Mechanikuhren mit reduziert gestalteten Zifferblättern. Nach wie vor spielt der Community-Gedanke für das Unternehmen eine wichtige Rolle: Das direkte Feedback der Kunden fließt in die Zeitmesser immer wieder mit ein.
Sternglas: Naos Automatik Sonnenschliff Blau © Sternglas
Zu den gestalterischen Kernkompetenzen gehören elegante, gut proportionierte Alltagsuhren wie die Naos Automatik. Den Antrieb dieses Modells besorgt das schlichte, aber verlässliche Automatikkaliber Miyota 8215, das der japanische Citizen-Konzern herstellt. Mit diesem erschwinglichen Uhrwerk und weiteren in Asien produzierten Komponenten ist die Naos Automatik am Milanaiseband bereits für 369 Euro erhältlich.Fortlaufend aktualisierter Artikel, ursprünglich online gestellt im März 2011.