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Lesedauer 13 Min.

Faszination Uhrmacherhandwerk – die Glashütte Excellence Journey 2025

Von den Manufakturen bis zum persönlichen Austausch: Wie Uhren Menschen verbinden und gemeinsame Begeisterung schaffen.
Leserreise Uhren
© WatchTime

Bei strahlendem Sonnenschein startete die zweite Ausgabe der WatchTime Leserreise 2025. Nach dem Besuch in Biel zu Beginn des Jahres führte die Leidenschaft für feine Zeitmesser diesmal 16 Enthusiastinnen und Enthusiasten in die sächsische Landeshauptstadt Dresden. Den Auftakt bildete eine ebenso unterhaltsame wie informative Stadtführung, die faszinierende Einblicke in die wechselvolle Geschichte der Elbstadt bot – und dabei bereits erste uhrmacherische Sehenswürdigkeiten präsentierte, wenn auch in deutlich größerem Maßstab. Nachdem die kulturellen Highlights der Altstadt erkundet waren, folgte beim gemeinsamen Abendessen der erste uhrenbezogene Höhepunkt.

Luxushotel

Unsere Unterkunft – das Kempinski Taschenbergpalais 

© WatchTime

Station #1: DUG

Toni Brodführer, Gründer der Deutsche Uhrenwerke Glashütte (DUG), stellte die noch junge Unternehmensgeschichte sowie erste Modelle vor. Seine eigene Leidenschaft begann in der Jugend mit einer digitalen Casio und wuchs über die Jahre stetig. Schließlich entschloss sich der studierte Betriebswirt gemeinsam mit zwei Investoren, das traditionsreiche Markenportfolio in Glashütte um eine neue, moderne Stimme zu erweitern – mit einer ambitionierten Vision: eine echte mechanische Uhr aus Glashütte zu einem Preis um 1.000 Euro. Mit dem reichen uhrmacherischen Erbe der Region im Rücken, aber ohne eigene jahrzehntelange Historie, begann eine intensive Entwicklungs- und Fertigungsphase. Ende 2024 war es soweit: DUG präsentierte sein erstes Modell, die DUG Purist. Drei Jahre Arbeit mündeten in einer Uhr mit klarer, strukturierter Gestaltung, geradliniger Ästhetik und zahlreichen feinen Details. Im Inneren arbeitet ein aufwendig veredeltes Automatikkaliber auf Basis des Sellita SW400, das unter anderem mit einem eigenständig gefrästen Rotor ausgestattet ist. Um den Preis bewusst niedrig zu halten, vertreibt DUG die Purist ausschließlich direkt über die eigene Website – kostenintensive Margen für Zwischenhändler entfallen, wovon Sammler und Liebhaber profitieren. Die Uhr ist in insgesamt 26 Konfigurationsvarianten erhältlich. Neben einem eigenen Gebäude verfügt die junge Marke bereits über eigene Uhrmacher, die nicht nur den Zusammenbau, sondern auch die präzise Feinregulierung übernehmen – auf beeindruckende +1 Sekunde pro Tag.

Für Liebhaber ein besonderer Hinweis: Die bislang vor allem unter Sammlern und einer jüngeren Käuferschaft bekannte Marke wird in diesem Jahr erstmals auf der im Oktober stattfindenden WatchTime Düsseldorf 2025 vertreten sein – und lädt dort alle Interessierten zum Austausch und Anprobieren ein.

Station #2: Mühle Glashütte

Nach einer kurvigen und hügeligen Fahrt nach Glashütte, dem Zentrum der deutschen Uhrmacherkunst, führte uns der erste Stopp des Tages zu Mühle Glashütte. Dort wurden wir herzlich vom ehemaligen Geschäftsführer Hans-Jürgen Mühle empfangen, der spannende Einblicke in die Geschichte des kleinen, aber nicht minder bemerkenswerten Ortes gewährte. Das Dorf war früher vor allem für den Bergbau bekannt und verfügte in seiner Blütezeit über 137 Bergbaubetriebe, wie Mühle berichtete. Als der Bergbau infolge der Kriege zum Erliegen kam, entwickelte sich allmählich der heute bekannte Uhrenstandort. Robert Mühle, der das Familienunternehmen 1869 gründete, fertigte zunächst hochpräzise Messinstrumente für den Uhrenbau, später auch Tachometer und Drehzahlmesser. In vierter Generation übernahm schließlich Hans-Jürgen Mühle 1970 den Betrieb. Der studierte Feinmechaniker und Optiker war mit der Arbeit bestens vertraut und führte das Unternehmen weiter, bis die Familie nur zwei Jahre später enteignet wurde. Nach der Umwandlung in den volkseigenen Betrieb „VEB Feinmechanik Glashütte“, der später in die Glashütter Uhrenbetriebe (GUB) eingegliedert wurde, eröffnete insbesondere die Wiedervereinigung Deutschlands neue Möglichkeiten.

1990 wurde Hans-Jürgen Mühle einer von fünf Geschäftsführern und bekam die Aufgabe, den Betrieb in das nun geltende Wirtschaftssystem zu überführen. Nachdem dies gelungen war, widmete er sich seiner eigentlichen Berufung und gründete das Familienunternehmen unter dem Namen „Mühle-Glashütte GmbH nautische Instrumente und Feinmechanik“ neu. Dank seiner langjährigen Kontakte aus der Zeit als GUB-Vertriebsleiter zu Werften und Yacht-Herstellern weltweit spezialisierte er sich gemeinsam mit zwei Mitarbeitern ab dem 1. April 1994 auf den Bau traditioneller Schiffsuhren und Marinechronometer.

1995 legte eine Kundenanfrage schließlich den Grundstein für die Fertigung von Armbanduhren. Hans-Jürgen Mühle präsentierte mit der „Marinefliegeruhr I“ das erste wasserdichte Armbanduhrenmodell der Marke. 2007 übernahm Thilo Mühle die Geschäftsführung, und inzwischen ist mit Dustin Mühle und Fanny Mühle bereits die sechste Generation in der Führungsebene vertreten.

Auch wenn seit rund einem Jahr keine Schiffsuhren mehr hergestellt werden, läuft die Produktion feiner Armbanduhren auf Hochtouren. Alle Arbeitsschritte erfolgen im eigenen Haus, und es werden ausschließlich Werke von Sellita verbaut. Besonders bekannt sind die nautischen Uhren der Marke, die durch hervorragende Ablesbarkeit und Kooperationen mit Spezialeinheiten überzeugen. Die Referenzen sind dabei weit mehr als reine Luxus- und Liebhaberstücke – sie stehen für Robustheit, Zuverlässigkeit und Funktionalität.

Die Führung durch die Manufaktur begann mit der Besichtigung beeindruckender CNC-Maschinen, die die Rohteile fertigen – auf einer davon ist sogar die Unterschrift von Gerhard Schröder zu sehen. Neben der Montage war besonders die Finissierung faszinierend: Die per Hand angebrachten Veredelungen wie Perlage und Anglierung sorgten nicht nur technisch, sondern auch optisch für Begeisterung. Neben der Feinregulierung wird zudem der Werkzeugbau im eigenen Haus betrieben, um die internen Prozesse optimal zu unterstützen. Reguliert werden die Uhren auf 0 bis +8 Sekunden am Tag – denn niemand, so das Unternehmen, der eine Uhr von Mühle trägt, soll zu spät kommen.

Station #3: Wempe Glashütte

Der Wempe Glashütte-Standort besteht seit 2005. Ursprünglich diente das historische Areal ausschließlich als Sternwarte und wurde nach umfangreichen Renovierungsarbeiten zunächst wieder mit optischen Geräten ausgestattet. Den entscheidenden Impuls für eine eigene Uhrenfertigung gab Helmut Wempe, der den Wunsch hegte, eine eigene Uhrenmarke mit Modellen im erschwinglichen Preisbereich zu etablieren. Was damals mit lediglich fünf Mitarbeitern begann, umfasst heute insgesamt 73 Beschäftigte in Glashütte – inklusive der Reparaturwerkstatt.

Nach umfangreichen Investitionen in den Jahren 2013 und 2022 setzte Wempe zudem verstärkt auf die Ausbildung junger Uhrmacherinnen und Uhrmacher. Mittlerweile werden jährlich acht Ausbildungsplätze vergeben. Nach anfänglichen Schwierigkeiten freut sich das Unternehmen heute über eine Bewerberzahl, die die verfügbaren Plätze deutlich übersteigt. Die Ausbildung findet im eigens eingerichteten Obergeschoss des angeschlossenen Gebäudes statt. Neben der Reparatur und dem Uhrenbau stehen dort auch kaufmännische Inhalte sowie der Umgang mit Kunden auf dem Lehrplan – eine besondere Kombination, die für die hohe Nachfrage sorgt. Die Übernahmequote liegt bei über 80 Prozent.

Neben der Ausbildungsstätte sind auf dem Gelände auch die Uhrenentwicklung, verschiedene Werkstätten sowie die hauseigene Chronometerprüfung untergebracht. Hier werden bis zu 5.000 Uhren pro Jahr auf ihre Präzision geprüft. Ebenso finden dort die komplette Montage der Werke und die anschließende Feinregulierung statt. Während unseres Besuchs erhielten wir seltene Einblicke in die aufwendige Feinmechanik und konnten zudem einige ganz besondere Exemplare aus nächster Nähe bestaunen.

 

Station #4: Moritz Grossmann

Nur einen Steinwurf von der Sternwarte entfernt liegt unser nächster Halt, den wir nach einer ausgiebigen Stärkung ansteuern. Dort empfängt uns CEO und Mitgründerin Christine Hutter persönlich in den Räumlichkeiten von Moritz Grossmann und gibt eine prägnante Einführung in die faszinierende Geschichte der Marke. Die Manufaktur ehrt den gleichnamigen Uhrmacher Moritz Grossmann, der 1826 in Dresden geboren wurde, später nach Glashütte zog und dort 1854 seine eigene Werkstatt gründete. Grossmann war mit Adolph Lange befreundet, fertigte hochwertige Taschen- und Großuhren, entwickelte Messinstrumente und Drehmaschinen und verfasste zudem das bis heute bedeutende Werk „Die deutsche Uhrmacherschule“. Nach seinem Tod verschwand sein Name für mehr als 120 Jahre aus der Uhrenwelt.

Christine Hutter, ebenfalls gelernte Uhrmacherin, zog 1996 nach Glashütte und war dort zunächst für verschiedene Marken im Vertrieb und Marketing tätig. Einige Jahre später erwarb sie die Namensrechte an Moritz Grossmann und gründete 2008 in der Schweiz die dazugehörige AG. Bereits kurz darauf begann die Konstruktion erster eigener Uhrwerke. Ziel war von Beginn an, Zeitmesser vollständig eigenständig und auf höchstem Niveau herzustellen. 2013 wurde schließlich der heutige Firmensitz eröffnet. Aktuell arbeiten hier rund 63 Mitarbeiter und fertigen jährlich nur etwa 350 Uhren – eine bewusst kleine Stückzahl, die den hohen Qualitätsanspruch widerspiegelt. Hauptmärkte sind bislang vor allem Nordamerika, Asien und der Nahe Osten, doch auch Europa rückt zunehmend in den Fokus.

Besonders beeindruckend ist die extreme Fertigungstiefe und Finissierungskunst: Über 90 % der Uhrwerksteile entstehen im eigenen Haus – selbst die filigranen Zeiger werden in Handarbeit gefertigt und beanspruchen rund 6 bis 8 Stunden Arbeitszeit. Auch die kunstvollen Zifferblätter entstehen vollständig intern. Alle Uhrwerke werden doppelt montiert, um höchste Perfektion sicherzustellen. Die Schrauben werden selbst hergestellt und spiegelpoliert, die Gravuren von Hand gestochen. Statt Rubinen kommen bei den Modellen weiße Saphire zum Einsatz, was dem Werk einen homogenen Look verleiht. Typisch für Grossmann sind zudem Pfeilerwerke, verschraubte Goldchatons, polierte Zahninnenseiten etwa am Sperrrad sowie der charakteristische dreifach gestufte Sonnenschliff.

Während unseres Besuchs gewährte man uns auch Einblicke in die Entwicklungsabteilung. Dort arbeiteten Ingenieure jahrelang an einem dezentralen Rotor, der nur in einem bestimmten Winkel schwingt – eine typische Innovation aus dem Hause Grossmann. Abschließend durchläuft jede Uhr eine akribische Prüfung, bestehend aus einer Kombination von visueller Kontrolle mit Schablonen und hochpräziser digitaler Messung. 

Moritz Grossmann bezeichnet sich zu Recht als Vollmanufaktur: Von der Konstruktion über die Fertigung und Finissierung bis zur Endmontage entsteht hier alles unter einem Dach. Die Philosophie der Marke knüpft an ein Buch von Moritz Grossmann aus dem Jahr 1880 an, das die Bedeutung der vollständig mechanischen Uhr betont. Langfristig soll die Kapazität moderat auf etwa 800 bis 1000 Uhren jährlich gesteigert werden – eine große Herausforderung, denn die kompromisslose handwerkliche Tiefe limitiert die Produktionszahlen.

Insgesamt bot der Besuch bei Moritz Grossmann beeindruckende Einblicke in eine kompromisslos feinmechanische, vollständig von Hand getragene Fertigung, die den Anspruch einer echten Haute-Horlogerie-Manufaktur auf eindrucksvolle Weise unterstreicht.

Station #5: Glashütte Original

Am Dienstagmorgen machten wir uns erneut auf den Weg nach Glashütte – diesmal stand der Besuch bei Glashütte Original auf dem Programm, einer der traditionsreichsten Manufakturen des Ortes. Das Unternehmen blickt auf eine Geschichte bis ins Jahr 1845 zurück und residiert heute in einem lichtdurchfluteten, modernen Gebäude, das zugleich die Verbindung von Historie und Gegenwart der Marke verkörpert. Bereits beim Betreten der großzügigen Räumlichkeiten wurde deutlich, mit welcher Offenheit und Leidenschaft hier Uhrmacherei gelebt wird. Zahlreiche aktuelle Modelle aus allen Kollektionen waren in eleganten Vitrinen ausgestellt und luden zum Anprobieren ein. 

Wir durften viele verschiedene Modelle anlegen und aus nächster Nähe begutachten: von der klassischen Senator-Kollektion über die sportlich-technische SeaQ-Taucheruhr bis hin zur ikonischen Pano-Linie mit ihrem charakteristischen dezentralen Zifferblattlayout. Auch die hochkomplizierten Zeitmesser der Senator Cosmopolite mit Weltzeitfunktion oder der PanoMaticLunar mit Mondphasenanzeige zeigten eindrucksvoll, wie technische Raffinesse und ästhetische Harmonie hier miteinander verschmelzen.

Viele der Modelle besitzen nicht nur aufwendig finissierte Uhrwerke mit dem typischen Glashütter Streifenschliff, anglierte Kanten und handgravierte Unruhkloben, sondern auch das markante Panoramadatum, das ohne Mittelsteg auskommt. Dieses technische Detail ist heute eines der unverwechselbaren Merkmale der Marke. Insgesamt entstehen pro Jahr nur wenige tausend Uhren – jede davon wird vollständig in Glashütte entwickelt, gefertigt, dekoriert und montiert.

Ein anwesender Uhrmacher, der Einblicke in die Feinmechanik bot und zum Ausprobieren einlud, machte die technische Exzellenz und Leidenschaft förmlich greifbar – so war die Begeisterung, welche die Modelle anschließend am eigenen Handgelenk auslösten, entsprechend groß.

Station #6: Union Glashütte

Nicht weit von unserer ersten Destination des Tages entfernt befand sich bereits unser nächster Stopp: die traditionsreiche Uhrenmarke Union Glashütte. Gegründet wurde sie 1893 von Johannes Dürrstein, einem visionären Kaufmann aus dem Raum Frankfurt am Main. Schon damals verfolgte er ein ambitioniertes Ziel: hochwertige, mechanische Uhren zu deutlich erschwinglicheren Preisen als die Konkurrenz anzubieten – und damit einem größeren Publikum den Zugang zu feiner Uhrmacherkunst zu ermöglichen. An dieser Philosophie hat sich bis heute nichts geändert. Der Markenkern ist klar: mechanische Uhren von hoher Qualität, gefertigt in Glashütte, die dennoch bezahlbar bleiben. In der heutigen Manufaktur entstehen pro Jahr weniger als 10.000 Uhren. Die Produktion ist auf Effizienz ausgelegt, ohne dabei auf die für Glashütte typische Handarbeit zu verzichten.

Die Fertigung gliedert sich in mehrere Abschnitte:

  • T0: In dieser Abteilung findet die Teilefertigung statt. Hier entstehen individuelle Komponenten wie Rotor, Rückerbrücke, Automatikbrücke und Unruhkloben. Allein der Rotor durchläuft 17 präzise Arbeitsschritte, inklusive dekorativer Veredelungen.
  • T1: Die Werkmontage. Hier wird das mechanische Herz der Zeitmesser von erfahrenen Uhrmachern per Hand zusammengesetzt. Nach einer Vormontage folgen erste Funktionsprüfungen und anschließend die zweite Montage inklusive Regulierung.
  • T2: In diesem Bereich werden Zifferblätter und Zeiger montiert, das Werk ins Gehäuse eingeschalt, verschraubt und abschließend auf Ganggenauigkeit überprüft, bevor der Boden montiert wird.
  • T3 und T4: Die finalen Schritte umfassen die Montage des Armbands, das Anbringen von Zertifikaten sowie Preisetiketten und das Verpacken der Uhr in ihre Box.

Neben der Produktion erhielten wir auch spannende Einblicke in den Kundendienst und das Qualitätsmanagement, wo jede Uhr nochmals sorgfältig geprüft wird, bevor sie die Manufaktur verlässt. Der hohe Anteil an Handarbeit war dabei deutlich spür- und sichtbar und verleiht den Zeitmessern ihre charakteristische Seele. Beim abschließenden Anprobieren der Modelle wurde deutlich, wie gelungen Union Glashütte den Spagat zwischen klassischer Glashütter Uhrmacherei und moderner Zugänglichkeit meistert. Die eleganten Uhren der Noramis-Kollektion, die sportlicheren Belisar-Modelle mit verschraubten Drückerschutzkappen oder die vielseitigen Zeitmesser der 1893-Serie spiegeln diesen Anspruch perfekt wider: traditionelle Mechanik, hochwertige Veredelung und ein stilvoller Auftritt zu fair kalkulierten Preisen.

 

Station #7: Lang & Heyne

Am letzten Tag unseres Programms führte uns der Weg zu einer der wohl exklusivsten und zugleich faszinierendsten Manufakturen der deutschen Uhrmacherei: Lang & Heyne. Die kleine, hochspezialisierte Manufaktur ist in einer über 450 Jahre alten, denkmalgeschützten Wassermühle — der sogenannten „Totenmühle“ — beheimatet. In diesen geschichtsträchtigen Räumen trifft höchste Handwerkskunst auf modernste Hightech-Fertigung. Hier wird aus erlesenen Rohmaterialien uhrmacherische Kunst von Weltrang geschaffen – getragen von Leidenschaft, Perfektionismus und einer spürbaren Emotionalität, die in jedem einzelnen Bauteil steckt.

Bereits der erste Fertigungsschritt zeigt diesen Anspruch: Auf hochpräzisen CNC-Maschinen werden winzige Rohteile mit mikroskopischer Genauigkeit hergestellt. Jeder Mitarbeiter ist dabei persönlich für seine Maschine verantwortlich und justiert sie selbst – allein diese Feineinstellung kann bis zu drei Tage dauern. Um eine derartige Fertigungstiefe überhaupt zu ermöglichen, verfügt Lang & Heyne über eine eigene Werkzeugmacherei: Haltevorrichtungen und Spezialwerkzeuge für die Finissierung werden im Haus selbst entwickelt und gefertigt.

Die anschließende Veredelung der Komponenten wird teils in enger Kooperation mit ausgewählten externen Kunsthandwerkern vorgenommen, etwa für Gravuren. So sind auf Kundenwunsch auch individuelle Personalisierungen möglich – allerdings nur im Einklang mit der Markenidentität. Motive, die nicht zum klassischen, königlich geprägten Stil der Marke passen, werden bewusst abgelehnt – so etwa eine Anfrage für ein Micky Maus-Motiv.

Wie schon bei Moritz Grossmann, befindet sich auch bei Lang & Heyne eine eigene Zeigerfertigung im Haus: Hier entstehen die kunstvoll gebläuten oder polierten Komponenten in zahlreichen aufwendigen Arbeitsschritten. Die Finissierung sämtlicher Werkteile erfolgt ebenfalls vollständig von Hand. Charakteristisch für die Marke ist, dass jeweils ein einziger Uhrmacher für die komplette Montage einer Uhr verantwortlich ist – von der ersten Schraube bis zur finalen Justierung. Für die Vormontage eines einfachen Kalibers ist mindestens ein voller Arbeitstag nötig. Bei komplexeren Werken mit Tourbillon kann sich die Montage über eine ganze Arbeitswoche erstrecken.

Die Jahresproduktion liegt bei lediglich rund 150 Uhren – jede davon ein Unikat, das Sammler auf der ganzen Welt begeistert, insbesondere im asiatischen Raum. Entsprechend besonders war der Moment, als wir nach der eindrucksvollen Führung eine Auswahl der seltenen Modelle selbst anlegen durften – ein Privileg, das nur wenigen zuteilwird.

Die Modellnamen der Manufaktur sind inspiriert von sächsischen Königen und Fürsten und unterstreichen den starken Heimatbezug der Marke. Den krönenden Abschluss bildeten die intensiven Gespräche mit den Uhrmachern der Manufaktur, allen voran mit dem leitenden Uhrmacher Jens Schneider, dessen außergewöhnliche uhrmacherische Leistungen auch international höchste Anerkennung genießen.

 

Station #8: Sinn Spezialuhren

Den krönenden Abschluss unserer Uhrenreise bildete Sinn Spezialuhren aus Frankfurt am Main – mit einer Niederlassung im Herzen Dresdens. Seit vier Jahren ist das Team hier vor allem für Verkauf und Service zuständig. Schon beim Betreten der Räumlichkeiten fällt der Blick auf die historische Altstadt, während die vollständig ausgestatteten Verkaufsräume die gesamte Kollektion der Marke präsentieren.

Sinn-Uhren stehen für höchste Funktionalität, Langlebigkeit, Robustheit und Zuverlässigkeit. Um diesen hohen Standard zu garantieren, kommen teils komplexe Prüfverfahren zum Einsatz. Ein besonderes Highlight unseres Besuchs war die Schutzgasfüllstation. Hier durften wir erleben, wie eine Uhr mit Schutzgas befüllt wird, um Feuchtigkeit im Gehäuseinneren zu verhindern. Denn bei mechanischen Zeitmessern kann es passieren, dass Öle über Jahre Feuchtigkeit abgeben – mit daraus resultierenden Schäden. Durch das Schutzgas wird das diffundierende Wasser von vornherein blockiert. Zusätzlich zeigen Feuchtigkeitsindikatoren im Gehäuse an, wann ein Service fällig ist.

Doch das war längst nicht alles: Ebenfalls konnten wir die beeindruckende Kratzfestigkeit der Uhren selbst testen. Auch eine Wasserdichtigkeitsprüfung und Einblicke in die Feinmechanik der Service-Uhren standen auf dem Programm. Besonders spannend: Sollte die Nachfrage steigen, kann die Servicewerkstatt sogar zusätzliche Kapazitäten aktivieren, um neue Uhren zu produzieren.

Nach diesen faszinierenden Einblicken ging es ans Probieren: Zahlreiche Modelle wanderten an die Handgelenke. Die Begeisterung war spürbar – einige der Gäste konnten sich am Ende nur schwer zurückhalten, und die ein oder andere Uhr fand den direkten Weg in die persönliche Sammlung.

Viel zu schnell ging unsere spannende und umfassende Uhrenreise zu Ende. Neben den faszinierenden Manufakturen und den Einblicken in die Welt des Zeitmessens, die wir in den vergangenen Tagen gewinnen durften, machte vor allem der persönliche Kontakt den besonderen Reiz dieser Reise aus – sowohl zu den Herstellern als auch unter den Teilnehmern. Dabei wurde einmal mehr deutlich, wie sehr Uhren Menschen verbinden und gemeinsame Freude schaffen können.

 

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