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Omega: Wie die NASA die Speedmaster als Weltraumuhr zertifizierte

Die Omega Speedmaster Moonwatch ist eine der berühmteste Uhren der Welt. Entscheidend für ihren Ruhm war die Zertifizierung durch die NASA als weltraumtaugliche Uhr vor 60 Jahren, im Frühjahr 1965. Wie es dazu kam und welchen Strapazen die Uhr ausgesetzt wurde, erfahren Sie in diesem Artikel.
Omega: Speedmaster vor NASA-Zertifikat, 1968
©

NASA

Auch wenn die erste bemannte Mondlandung fast 56 Jahre zurückliegt, begeistert sie die Menschen unverändert. Die Tatsache, dass die Uhr, die für dieses Megaereignis ausgewählt wurde und dieses problemlos bestand, bis heute gekauft werden kann, hat sie zu einer der bedeutendsten Uhrenikonen gemacht: die Omega Speedmaster, später mit dem Zusatz "Moonwatch" bezeichnet. Aber wie kam es eigentlich dazu, dass die "Speedy" zur NASA-Uhr wurde? Die Geschichte ist im Laufe der Jahre und Jahrzehnte nicht immer korrekt wiedergegeben worden. Doch heute sind die wichtigsten Details alle bekannt. Zur 60. Wiederkehr der offiziellen Ernennung der Speedmaster durch die NASA zur Uhr für ihre Astronauten erzählen wir die Geschichte von Auswahl, Testlauf und Zertifizierung.

Omega Speedmaster ST 105.003, von der NASA 1965 zertifiziert

Omega Speedmaster ST 105.003, von der NASA 1965 zertifiziert

© Omega

Die NASA bestellte Uhren zum Test

Am 25. Mai 1961 kündigte US-Präsident John F. Kennedy in einer Rede vor dem Kongress an, dass noch vor dem Ende des Jahrzehnts ein Amerikaner zum Mond fliegen werde. Das ambitionierte Vorhaben führte zunächst zu den Mercury und Gemini genannten Programmen (1958–1966) und schließlich zum eigentlichen Mond-Programm Apollo (1961–1972). Als das Mercury-Programm, innerhalb dessen u.a. John Glenn zum ersten Amerikaner im Weltall wurde, 1963 beendet wurde, kamen NASA-Astronauten auf ihren Einsatzleiter Deke Slayton mit der Bitte zu, für künftige Missionen mit einer zuverlässigen Armbanduhr ausgerüstet zu werden. Die Idee dahinter war, die Uhren als Backup nutzen zu können, falls durch eine Panne die digitalen Zeitmesser an Bord ausfallen sollten. Bei Slayton rannten sie damit offene Türen ein. 1964 richtete er an verschiedene Uhrenhersteller weltweit eine Anfrage, "hochwertige Chronographen" zu Testzwecken an die NASA zu schicken. Von allen angeschriebenen Uhrenmarken antworteten nur vier, darunter Rolex, Longines-Wittnauer – und Omega.

NASA-Mission Gemini 4 mit Omega Speedmaster, Juni 1965

NASA-Mission Gemini 4 mit Omega Speedmaster, Juni 1965

© NASA

Die Testreihe

Dieser Teil der Geschichte ist lange falsch erzählt worden. Noch bis in die frühen 2010er-Jahre machte die Mär die Runde, die NASA hätte um die 10 Uhren von verschiedenen US-amerikanischen Juwelieren angekauft, um diese zu testen. Das war aber, wie u.a. James Ragan in einem Interview versicherte, nicht der Fall. Ragan war der Ingenieur, der damit betraut wurde, die für die bemannten NASA-Missionen verwendeten Chronographen zu testen. Von den vier Marken, die Uhren eingesandt hatten, hatten nur drei Armbanduhren geschickt. Und von diesen musste sich jede insgesamt elf Tests unterziehen.

Die Testreihe bestand aus folgenden 11 Prüfungen:

  1. Hohe Temperatur: Die Uhren mussten erst 48 Stunden bei 70°C und dann 30 Minuten bei 93°C in einem Teilvakuum überstehen. Das schafften die Uhren der beiden anderen Marken nicht.
  2. Niedrige Temperatur: Die Omega wurde 4 Stunden lang bei –18°C tiefgekühlt.
  3. Vollvakuum: Nach dem Teilvakuum wurde die Speedmaster in einem kompletten Vakuum noch einmal erhitzt und dann sofort auf –18°C abgekühlt.
  4. Feuchtigkeit: Es folgten zehn 24-Stunden-Zyklen bei 95% Luftfeuchtigkeit und Temperaturen zwischen 25°C und 70°C.
  5. Korrosion: Um zu sehen, ob es zu unerwünschten Oxidationen kommen würde, setzte man die Omega 48 Stunden lang einer sauerstoffreichen Atmosphäre bei 70°C aus.
  6. Stoßfestigkeit: Die Speedmaster wurde sechs 40-g-starken Stöße in 6 verschiedenen Richtungen ausgesetzt.
  7. Beschleunigung: Auf 3 verschiedenen Achsen wurde die Uhr einer progressiven Beschleunigung von 7,25 g für 5 Minuten sowie von 16 g für weitere 30 Sekunden unterzogen.
  8. Niederdruck: Für 90 Minuten wurde die Uhr bei 70°C, für weitere 30 Minuten bei 93°C einem Niederdruck ausgesetzt.
  9. Hochdruck: Es folgte für weitere 60 Minuten ein Luftdruck von 1,6 atm.
  10. Vibration: Um die extremen Bedingungen beim Start einer Trägerrakete nachzuahmen, wurde die Omega zufälligen Vibrationen auf 3 Achsen zwischen 5 und 2.000 Hertz mit einer Beschleunigung von 8,8 g ausgesetzt.
  11. Lautstärke: Um zu testen, ob auch laute Geräusche die Uhr irritieren könnten, wurde sie schließlich 30 Minuten lang 130 dB bei Frequenzen zwischen 40 und 10.000 Hertz ausgesetzt.
Speedmaster-Schocktest durch die NASA, 1965

NASA-Testreihe 1965: Die Speedmaster wurde mehreren Stoß- und Vibrationstests unterzogen.

© NASA

"Selbst ich war überrascht, dass überhaupt eine der Uhren die Tests bestanden hatte. Die Bedingungen waren für Geräte gedacht, die in Raumfahrzeuge eingebaut wurden. Das war schon ziemlich heikel. Es handelte sich um die härtesten Tests, denen ein Gerät unterzogen werden konnte."

NASA-Ingenieur-James-Ragan-beim-Testen-der-Omega-Speedmaster-1965.jpg
James Ragan

Testsiegerin: Omega Speedmaster

Die Omega bestand all diese Tests anstandslos. Es handelte sich um die Speedmaster ST 105.003, ein Modell, das jede(r) Normalsterbliche damals im Handel erwerben konnte. Mit dem Bestehen der Testreihe war es allerdings noch nicht ganz getan. Die Uhr musste auch noch das persönliche OK der Astronauten selbst erhalten. Ragan gab seinen Kollegen die Speedmaster und andere Uhren, um sich in Ruhe mit ihnen vertraut zu machen. Ohne die Testergebnisse zu kennen, wählten auch sie die Speedmaster aus, u.a. wegen ihrer hervorragenden Ablesbarkeit und ihrer einfachen Bedienung. Ragan sagte später dazu: "Das hat mir das Leben um einiges leichter gemacht. So konnte ich zu den Programmleitern gehen und sagen, diese Uhr hat alle Tests bestanden und die Astronauten wollen sie haben."

Omega Speedmaster ST 105.003 beim NASA-Test 1965

Die Omega Speedmaster ST 105.003 beim NASA-Test 1965

© NASA

Ab ins All

Am 1. März 1965 erklärte die NASA die Omega Speedmaster als "flugtauglich für alle bemannten Weltraummissionen". Drei Wochen später, am 23. März, begleitete die Speedmaster, ergänzt um ein langes Klettverschlussarmband, am Arm von Virgil Grissom und John Young während der Mission Gemini 3 zum ersten Mal ins All. Im gleichen Jahr trug Ed White die Omega beim ersten amerikanischen Weltraumspaziergang. Sie war an den Handgelenken der Apollo-8-Crew bei ihrem Flug zur Mondrückseite 1968 – und natürlich bei der berühmten Mission Apollo 11, die am 20. Juli 1969 die erste Mondlandung erfolgreich absolvierte. Die Speedmaster war auch bei allen weiteren Mondlandungen dabei und blieb für lange Zeit ein wichtiger Bestandteil der Ausrüstung der NASA-Astronauten.

Omega Speedmaster Kaliber 321 Ref. 311.30.40.30.01.001 Front

Nah am Original: Omega Speedmaster Kaliber 321 Ref. 311.30.40.30.01.001

© Omega

Nah am Original: Speedmaster Kaliber 321

Heute gibt es im Angebot von Omega zwei Modelle, die der von der NASA getesteten Uhr fast bis aufs Haar gleichen: die Speedmaster Moonwatch Ref. 310.30.42.50.01.001 und die Speedmaster Kaliber 321 Ref. 311.30.40.30.01.001. Letztere, seit 2020 auf dem Markt, ist eine recht genaue Nachbildung der Uhr, die von der NASA 1965 zertifiziert wurde. Sie orientiert sich am Design dieser 3. Generation der Speedmaster, was sich insbesondere in der symmetrischen Gehäuseform und der identischen Größe von 39,7 mm abbildet. Auch das flache dreigliedrige Stahlband orientiert sich am historischen Vorbild. Außerdem ist sie im Innern mit dem originalgetreuen Nachbau des Handaufzugskalibers 321 bestückt: Dieses Kaliber tickte in allen Uhren, die auf dem Mond waren. Im Gegensatz zum Original hat die neue einen Saphirglasboden, damit die heutigen Träger und Trägerinnen das wunderschöne Schaltradkaliber bewundern können. Auch die Zifferblattbeschriftung mit dem historischen Omega-Logo und -Schriftzug finden sich hier. Verändert wurden bestimmte Materialien: So hat Omega das damals verwendete schwach radioaktive Tritium durch Superluminova ersetzt, und die Lünetteneinlage ist nicht mehr aus Aluminium, sondern aus schwarzer Keramik mit einer Tachymeterskala aus weißem Email. Über dem Zifferblatt sitzt statt des historischen Hesaltiglases ein modernes Saphirglas.

Omega Speedmaster Kaliber 321 Ref. 311.30.40.30.01.001, Boden

Schönes Werk unter Saphirglasboden: Omega Speedmaster Kaliber 321 Ref. 311.30.40.30.01.001

© Omega

Speedmaster Moonwatch

Die heutige, 2021 eingeführte Speedmaster Moonwatch 310.30.42.50.01.001 orientiert sich an der 4. Generation der Speedmaster, die von den NASA-Astronauten auf dem Mond getragen wurde. Dabei handelt es sich um das berühmte asymmetrische Gehäuse, dessen rechte Seite breiter ist, sodass Krone und Drücker nicht so weit herausragen und besser geschützt sind. Ein weiteres Erkennungsmerkmal sind die gedrehten Hörner. Die Uhr hat heute einen Durchmesser von 42 mm. Ihr Boden ist geschlossen und wie das original in der Mitte mit dem Seepferdchen-Symbol verziert. Umgeben ist es von zwei Schriftzügen: "FLIGHT-QUALIFIED BY NASA FOR ALL MANNED SPACE MISSIONS" und "THE FIRST WATCH WORN ON THE MOON".

Omega Speedmaster Moonwatch 310.30.42.50.01.001 Front

Asymmetrisches Gehäuse: Omega Speedmaster Moonwatch 310.30.42.50.01.001

© Omega

Darunter arbeitet das als Master Chronometer zertifizierte Handaufzugskaliber 3861 von 2021, die neueste Version des 1968 eingeführten Kalibers 861. Das 861, bei dem eine Nockensteuerung das Schaltrad ersetzte, folgte damals dem 321, fuhr allerdings nie zum Mond. Die aktuelle Moonwatch teilt mit der ST 105.003 die Tatsache, dass der Lünetteneinsatz aus Aluminium gefertigt ist. Ansonsten gibt es einige Unterschiede wie das moderne Omega-Logo, den Zusatz "Professional" auf dem Zifferblatt (ab 1965 verwendet) und das Band mit fünf gebogenen Gliedern pro Reihe samt moderner, linierter Faltschließe mit Komforteinstellung. Zur Freude der Sammler haben beide Modelle den Punkt über der 90 und den Punkt diagonal gegenüber der 70 auf der Lünette. Die Moonwatch, deren Referenznummer auf 001 endet, ist zudem mit dem historischen Hesalitglas ausgestattet, sie ist als Ref. 310.30.42.50.01.002 aber auch mit Saphirglas erhältlich.

Omega Speedmaster Moonwatch 310.30.42.50.01.001 Boden

Der gravierte Boden der Omega Speedmaster Moonwatch 310.30.42.50.01.001

© Omega
Omega Speedmaster Omega Moonwatch Omega
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