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Das zeichnet japanisches Uhrendesign aus

Metallkünstler Masao Kobayashi steht hinter der Gravur der G-Shock MRG-B2000SH Shougeki-Maru im Stil von Samurai-Helmen
© PR
Jahrhundertealte Traditionen auf der einen Seite, Hightech und Popkultur auf der anderen: Japan ist für viele von uns ein Faszinosum. Die japanischen Uhren erzählen mehr über die Kultur ihres Landes, als man auf den ersten Blick vermuten möchte.
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Die 44GS bringt die Ästhetik von Grand Seiko auf den Punkt © PR
Unter den japanischen Uhrenmarken ist Grand Seiko diejenige, die sich am besten mit den großen Schweizer Manufakturen vergleichen lässt. Seit 2017 ist Grand Seiko eine eigenständige Marke, doch schon seit den 1960er Jahren hat sich der Name innerhalb der Firma Seiko als Label für besonders hochwertige Uhren etabliert. Grand Seiko hat sich im Laufe der Jahrzehnte durch seine Kaliber einerseits in uhrmacherischer Hinsicht einen Namen gemacht. Andererseits hat die Marke eine weltweit einzigartige Designsprache entwickelt. Kantige Klarheit zeichnet die Grand-Seiko-Uhren aus. Schnörkel und Spielereien gibt es hier nicht, dafür eine intensive Arbeit am Detail. Dank der hauseigenen Methode der Zaratsu-Polissage spiegeln die Oberflächen bei Grand Seiko ihre Umwelt verzerrungsfrei wieder, während die scharfen Grate, Kanten und Facettierungen des Metalls zu markanten Schattenwürfen führen – je nach Lichteinfall. Grand Seiko beruft sich in Sachen Design gern auf die japanische Kultur. Folklore allerdings sucht man vergebens: keine fernöstlichen Ornamente, keine nostalgischen Anklänge an die Ästhetik der Tempel und Schreine, keine kalligraphischen Dekorationen und kein Rückgriff auf historische Materialien. Kurz: nichts, was ins stilistische Spektrum von Japan-Souvenirs fiele. Stattdessen eine technische Optik, die in den 1960ern modern anmutete und noch heute aus dem dominanten Retro-Stiltenor der Uhrenwelt herausfällt. Damit vollbringen die Grand-Seiko-Uhren im Grunde etwas Ähnliches wie Generationen vor ihnen die japanische Architektur: Sie pflegte, unbeeinflusst vom Rest der Welt, eine Kultur der Geradlinigkeit und des Purismus, die in der westlichen Hemisphäre undenkbar gewesen wäre. Als die japanischen Häuser und Gebrauchsgegenstände im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert von internationalen Künstlern und Gestaltern entdeckt wurden, erschienen sie unerhört modern. Als das bis heute gültige Designkonzept von Grand Seiko im Jahr 1967 mit dem zur Markenikone gewordenen Uhrenmodell 44GS auf den Punkt gebracht wurde, standen Japan und die westliche Welt natürlich bereits in regem Austausch. Schweizer Uhren waren in Nippon hinlänglich bekannt, und es ging Grand Seiko keineswegs darum, ein bewährtes Rad mit revolutionärer Geste neu zu erfinden. Das hätte schon dem tief in der japanischen Mentalität verwurzelten Respekt vor Meisterleistungen widersprochen. Dennoch machte man sich mit einer ganz eigenen japanischen Haltung ans Werk, arbeitete mit der strengen Geometrie und der flächigen Zweidimensionalität, die so prägend sind für die Ästhetik des Landes, und stellte Uhren her, die moderner anmuteten als das meiste, was in den 1960ern in Europa als zeitgemäß empfunden wurde.

Grand Seiko: Geradlinige Ästhetik

Und während die formale Strenge in der westlichen Uhrenwelt heute gern zurückgenommen wird, um weichen, schmeichlerischen, gern auch nostalgischen Designelementen Platz zu machen, variiert Grand Seiko hier und da mal das eine oder andere Detail, bleibt der geradlinigen Ästhetik aber treu. Diese Geradlinigkeit allerdings hat nichts Starres; im Gegenteil: Der Verzicht auf Rundungen, die maximal spiegelnde Politur und die scharfen Kanten, die expressive Schatten werfen: Alles das setzt die typische Grand-Seiko-Uhr erst richtig in Bewegung. Denn ihre Optik verändert sich mit der Umgebung, in der sie sich befindet. Helles Licht lässt die verzerrungsfrei reflektierenden Flächen betörend hell strahlen, während die Uhren andererseits auch in einem dämmrigen Umfeld noch gut ablesbar sind. Gleichzeitig geben sie die besonderen Stimmungen, die durch gedämpftes Licht entstehen, wieder. Auch die Schattenwürfe der plastisch aufgesetzten Indexe und der facettierten Zeiger changieren je nach Lichteinfall. Bei Grand Seiko verweist man gern auf die traditionellen, mit Washi-Papier bespannten Shoji-Schiebetüren, dank derer sich die Atmosphäre des Raums auch im Einklang mit der Tages- und Jahreszeit verändert. Seit jeher geht es der japanischen Ästhetik um die Schönheit im Fluss der Zeit und nicht um festgefügte ikonische Ansichten.

Minase: Kantiges Feuerwerk

Manche der Designcharakteristika von Grand Seiko finden sich bei der jungen japanischen Marke Minase wieder – und werden hier noch etwas weiter vom Klassischen weg entwickelt. Die ersten Uhren stellte Minase 2005 her. Als Firma für Präzisionswerkzeuge in der Metallbearbeitung existiert das nach seinem Heimatort benannte Unternehmen allerdings schon seit den 1960er Jahren. Das Produktspektrum wurde im Laufe der Zeit erweitert; zu den Werkzeugen kamen Uhrengehäuse und Metallarmbänder. Schließlich beschloss man, eigene Uhren herzustellen. Bei Minase rückt man das Kantige noch stärker in den Vordergrund als bei Grand Seiko; auch die unterschiedlich bearbeiteten, gegeneinander abgesetzten Flächen werden manchmal fast wie Ornamente eingesetzt.
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Die Minase Five Windows ermöglicht zahlreiche Blickwinkel aufs Innere © PR
Gern baut Minase geradezu architektonisch in die dritte Dimension hinein. Was Spiegelungen, matt reflektierende Plateaus und Lichtbrechungen angeht, zünden diese Uhren ein Feuerwerk, das der zurückhaltenden Grand-Seiko-Optik fremd ist, aber mit dem gleichen Grundprinzip operiert: Ihren eigentlichen Ausdruck gewinnen die Uhren dann, wenn sie in Interaktion mit ihrer Umgebung treten. Damit der Betrachter besonders viel zu sehen bekommt, hat Minase eine eigenwillige Kollektion mit dem Namen „Five Windows“ entwickelt: Bei den Uhren dieser Linie geben fünf Saphirglasfenster die Sicht auf die Architektur der Uhr frei – auf dem Zifferblatt und auf dem Rücken, jedoch auch auf Flankenhöhe. Durch diesen Kunstgriff entstehen noch mehr Blickwinkel, aus denen die mit jeder Bewegung des Trägers und mit sich änderndem Lichteinfall changierende Optik dieser Uhren sichtbar wird. Die Assoziation der Gitterlinien der erwähnten japanischen Schiebetüren, die die Perspektive ebenfalls in kleine Ausschnitte unterteilen, liegt dabei nicht fern. Wenn Minase mit einer solchen Fülle an Metallbearbeitungstechniken arbeitet, dann liegt darin nicht allein ein Interesse am Ergebnis. Dann geht es nicht nur um die fertige Uhr, sondern auch um die Hingabe an die Handwerkskunst, die in der japanischen Kultur einen einzigartigen Stellenwert einnimmt. Bei Minase ist man stolz auf die handwerkliche Meisterschaft im Umgang mit modernen Werkzeugen und Materialien, die von den Mitarbeitern des Unternehmens praktiziert wird – ebenso, wie ein traditionsreicher Hersteller von Bambuspinseln zum Aufschlagen des Matcha-Tees stolz ist auf ein Produkt, das seit Jahrhunderten auf höchstem Niveau per Hand gefertigt wird.

G-Shock: Tradition und Hightech

Immer wieder greifen japanische Uhrenfirmen auf eben solche alten Handwerkstechniken zurück, die gemäß der Tradition des Landes über Generationen hinweg von Meister zu Schüler weitergegeben wurden – oftmals innerhalb einer Familie. Man erlernte und erlernt sie nicht einfach in einer zeitlich begrenzten Ausbildung, sondern man perfektioniert sie ein Leben lang. Berühmt ist das Beispiel der Sushi-Meister, die erst nach 15 Jahren Lehrzeit einen Anspruch auf berufliche Reife erheben können. Ihre ersten Ausbildungsjahre verbringen sie nur mit dem Schleifen von Messern und dem Zubereiten von Reis. In Japan ist die Ehrfurcht vor den großen Könnern ihres Fachs so groß, dass einige herausragende Handwerksmeister den offiziellen Titel „ningen kokuho“ verliehen bekommen: lebende Nationalschätze. Die neue G-Shock namens MRG-B2000SH Shougeki-Maru stellt eine überlieferte, durch einen Meister ihres Fachs praktizierte Handwerkskunst in den Vordergrund. Die robusten, stets mit fortschrittlicher Technik trumpfenden Uhren der zum Casio-Konzern gehörenden Marke lassen zunächst nicht an japanische Tradition denken. Aber immer wieder bringt G-Shock in ihrer Prestige-Reihe MR-G Sondermodelle heraus, bei deren Herstellung alte Handwerkstechniken eingesetzt werden. Die Lünette der aktuellen MRG-B200SH Shougeki-Maru erinnert an die Helme, die die Samurai-Krieger trugen, wenn sie in die Schlacht zogen.
Jedes einzelne der auf 400 Stück limitierten Serie wird per Hand von Masao Kobayashi mit einem aufsteigenden Drachen graviert, und auch für die von den Samurai-Helmen inspirierten Oberflächen von Lünette und Armband ist seine Werkstatt zuständig. Masao Kobayashi ist nicht nur ein Meister des Metallhandwerks, sondern auch Abkömmling einer der japanischen Familien, die eine bestimmte Handwerkskunst über Generationen kultivierten. Die Uhr, die dank seines Know-hows entsteht, hat einen etwas brutalen martialischen Look: Dass G-Shock als Marke, die „unzerstörbare Uhren“ herstellen will, sich auf die legendären unerschrockenen Samurai beruft, passt gut und dürfte auch der Klientel gefallen. Die japanischen G-Shock-Kunden werden sich dabei weniger als die westlichen über die Kombination von Tradition und Hightech wundern, denn Japan denkt viel weniger in Gegensätzen als wir; Uraltes und Brandneues vermischen sich immer wieder auf eine selbstverständliche Weise, die man sich im Westen nur schwer vorstellen kann.

Seiko: Handwerkskunst und Naturverbundenheit

Auch Seiko sucht für besondere Uhrenmodelle immer wieder die Zusammenarbeit mit japanischen Handwerksmeistern. So verdankt sich die Schönheit der Presage Urushi Byakudannuri dem Können des Lackkünstlers Isshu Tamura.
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Lackkünstler Isshu Tamura © PR
In seinem Studio werden die tiefschwarzen Lackzifferblätter der Uhr ebenso hergestellt wie die roten, das Licht reflektierenden Hilfszifferblätter und schließlich die sichelförmigen Elemente in Maki-e-Technik, bei der feines Goldpuder auf den Lack aufgetragen wird. Sowohl mit den roten Hilfszifferblättern als auch mit den Sicheln versinnbildlicht die Presage Urushi Byakudannuri den Mond: eines der Naturphänomene, dessen Betrachtung seit Jahrhunderten eine zentrale Rolle in der japanischen Kultur spielt. Ähnlich verhält es sich etwa bei der Kirschblüte, der Färbung des Herbstlaubs und dem Schnee: Seit jeher stellen sie ein wichtiges Thema der Kunst dar.
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Mondsüchtig: die Seiko Presage Urushi Byakudan-nuri mit handgearbeiteten Lackzifferblättern © PR
Alle diese Naturphänomene sind einem saisonalen oder – im Fall des Mondes – zyklischen Wandel unterworfen. Wie die zu Häusern verbauten oder in die Uhren hineingebauten Strukturen, die sich mit dem Wechsel des Lichts verändern, sind auch diese Naturereignisse Ausdruck eines ständigen Wandels, dessen vergängliche Schönheit intensiv zelebriert wird. Der japanische Kult um die Kirschblüte ist weltweit bekannt, doch auch das leuchtende Rot der Ahornblätter im Herbst gehört zu den saisonalen Highlights, die mit viel Liebe zum Detail gefeiert werden: Künstliche Ahornblätter schmücken Gebäude und Ladenfronten, Süßigkeiten kommen in Form roter Blätter daher, kulinarische Menüs favorisieren Produkte in Herbstfarben – neben den saisonalen Zutaten, die zentral sind für die japanische Küche. Eine Reihe von saisonalen Lebensmittelangeboten ist an der – sehr lukrativen – Tagesordnung: wie etwa Eissorten mit Herbstaromen und Reiscracker in Ahornblattform. Auch Grand Seiko widmet den Jahreszeiten immer wieder Sondermodelle.
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Die Grand Seiko SBGH269, inspiriert von der Herbstfärbung des japanischen Ahorns © PR
Die SBGH 269 ist vom leuchtend warmen Rot des herbstlichen japanischen Ahorns inspiriert, die SBW264 vom intensiven Grün sommerlicher Birkenwälder. Der Schnee wiederum ist das Thema eines der berühmtesten Grand-Seiko-Designs: des „Snowflake“-Zifferblatts, dessen unregelmäßig strukturierte Fläche mit einer hauchfeinen Silberschicht plattiert wird. Als Inspirationsquelle diente bei diesem Zifferblatt nicht der Winter, sondern die Hotaka-Gebirgskette in den japanischen Alpen, auf die die Mitarbeiter des zuständigen Grand-Seiko-Studios täglich schauen.
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Das Snowflake-Zifferblatt, eine Hommage an die japanischen Alpen © PR
Dem feinen körnigen Schnee, der hier auf den Bergen liegt, haben sie 2005 das mittlerweile legendäre, immer wieder neu aufgelegte Zifferblatt gewidmet. Körniger Schnee ist ein bescheidenes Phänomen, die Hotaka-Gebirgskette ein imposantes Naturwunder. Man hätte die Verbundenheit zur heimatlichen Landschaft effektvoll durch eine Abbildung des Bergprofils auf dem Zifferblatt ausdrücken können. Statt jedoch das Grandiose in den Vordergrund zu rücken, haben die Grand-Seiko-Designer sich lieber ins Feine vertieft – ganz so, wie es die vom Buddhismus geprägte Kultur so oft tut. Ob Teezeremonie oder die berühmten Zen-Gärten aus Steinen und geharktem Kies: Immer wieder geht es in Japan um eine bescheidene, zurückhaltende, subtile Schönheit, die sich im Einfachen findet. Und deren Entdeckung oft genug eine kontemplative Haltung voraussetzt.

Citizen: Farbspiel mit super Titanium

Während Grand Seiko, Seiko und Minase mit den ästhetischen Möglichkeiten der Hochglanzpolitur spielen, baut Citizen, eine weitere der großen japanischen Uhrenmarken, auf die matte Optik des Materials Titan. In Sachen Titanverarbeitung ist Japan ein großer internationaler Player, und Citizen hat das so resistente wie tragefreundliche und leichte Material schon 1970 für Uhren genutzt.
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Citizen ist seit 50 Jahren auf Titanuhren spezialisiert und feiert das Jubiläum mit der Satellite Wave GPS F950 © PR
Zum 50-jährigen Jubiläum der hauseigenen Titan-Technologie hat Citizen jetzt die auf 550 Stück limitierte Satellite Wave GPS F950 herausgebracht: eine leistungsfähige Uhr mit hohem technischem Appeal und markanten skulpturalen Linien. Citizen hat für sein „Super Titanium“ ein Oberflächen-Härtungsverfahren entwickelt, mittels dessen das eigentlich dunkelgraue Titan andere Farbtöne annehmen kann. Beim Jubiläumsmodell kombiniert die Marke mattes Schwarz und einen sanft schimmernden Roséton, der mit dem japanischen Wort für die Kirschblüte, Sakura, bezeichnet wird: ein diskretes Farbspiel, das mit den erdigen Tönen eines traditionellen Teehauses ebenso harmoniert wie mit einer zeitgenössischen urbanen Ästhetik. mbe
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