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Süßes oder Saures: 8 schaurige Totenkopf-Uhren

Louis Vuitton Tambour Carpe Diem
© Louis Vuitton
Finster und wild, risikofreudig und gefährlich: Diese Uhren schrecken vor nichts zurück. Der Stoff aus dem Hollywood-Mythen gemacht sind, ist auch immer wieder der Stoff aus dem Uhren gemacht werden. Egal, ob Werwölfe, Reptilien oder schaurige Totenschädel: Was sich aktuell auf den wenigen Zentimetern eines Zifferblatts, auf Lünetten und Armbändern abspielt, lässt uns in mythische Welten entschweben.
Mystisch: Der massivgoldene Drachenkörper der GNS Dragon von Genus bewegt sich zur Anzeige der Minuten. © STUDIO CONTRASTE Sàrl - www.studio-contraste.ch
Es sind jedoch keine sonnigen und glitzernden Welten in die uns die Uhren versetzen, sondern eher dunkle Abgründe. Wilde Vorzeittiere und Fabelwesen nehmen in martialischen Designs Form an. Totenschädel erinnern daran, dass unser irdisches Dasein endlich ist. Pünktlich zu Halloween können Sie damit in die Unterwelt eintauchen. Doch aufgepasst: Es gibt kein Zurück.

Schaurige Totenkopf-Uhr #1: Artya Big Scull

Blut, ein Totenkopf und Kugeln aus Silber – wenn an finsteren Abenden der Wind heult und es im Haus unheimlich knackt, zweifelt niemand mehr daran, was für eine rote Flüssigkeit Yvan Arpa unter dem Zifferblatt der Artya Big Skull eingeschlossen hat.Edelstahl, 47 Millimeter | Automatikwerk | 180 Exemplare | 20.900 Schweizer Franken

Schaurige Totenkopf-Uhr #2: Alexander Shorokhoff Los Craneos 2

Schaurig-schön: Die Los Craneos 2 von Alexander Shorokhoff mit ihren bunten Totenköpfen aus Emaille auf dem Zifferblatt ist der mexikanischen Malerin Frieda Kahlo gewidmet. Die Uhr besitzt zwei Zeitanzeigen, die von zwei verschiedenen Uhrwerken gesteuert werden. Eingestellt werden diese über zwei Kronen.Edelstahl, 46,5 Millimeter | Eta 2671,  Automatik | 88 Exemplare | 3.299 Euro

Schaurige Totenkopf-Uhr #3: Label Noir Panerai Luminor LN065C 

Symbolcharakter: Der Uhrentuner Label Noir hat mit der auf zehn Stück limitierten Panerai Luminor LN065C (Basisuhr ist die PAM562) einen echten Hingucker erschaffen. Auf dem tiefschwarzen Zifferblatt bilden 81 Messingnägel in BlackGold das Gerüst für den Totenkopf, ein Kupferdraht verbindet die Punkte und erzeugt somit das Gesamtkunstwerk.Titan, graue Titalytveredelung, 44 Millimeter| Manufakturkaliber P.5000, Automatik | 10 Exemplare | 22.500 Schweizer Franken

Schaurige Totenkopf-Uhr #4: Chopard L.U.C Skull One

Der Tod steht ihr gut: Chopard ließ sich bei der L.U.C Skull One vom mexikanischen Fest „Dias de los Muertos“ (Tag der Toten) inspirieren. Das schwarz lackierte Zifferblatt mit vergoldeten Indexen wird dabei von einem großen Totenkopf dominiert. Der stilisierte und verzierte Schädel ist typisch für das fröhliche Fest, bei dem Menschen mit Geschenken an ihre verstorbenen Angehörigen und Freunde erinnern.Edelstahl, DLC-beschichtet, 40 Millimeter | Manufakturkaliber L.U.C 96.53-L, Automatik | 100 Exemplare | 9.730 Euro

Schaurige Totenkopf-Uhr #5: Corum Bubble X Ray

Gruselfaktor garantiert: Im Mittelpunkt des Zifferblatts der Bubble X Ray steht ein stark stilisierter und dennoch realistisch aussehender Totenkopf. Während das riesige gewölbte Saphirglas das Bild bei Tag leicht verzerrt, leuchtet der Schädel im Dunkeln grün und ist vollständig sichtbar.Edelstahl, schwarze PVD-Beschichtung, 47 Millimeter | Manufakturkaliber CO 082, Automatik| 88 Exemplare | 4.370 Euro

Schaurige Totenkopf-Uhr #6: Fiona Kruger Petit Skull

Die schottische Designerin Fiona Kruger steht für Uhren, denen das Schädelmotiv ihre Form gibt. Die Petit Skull ist von Hand bemalt; durch die Augen und die Nase werden die Teile des skelettierten Automatikwerks sichtbar.Edelstahl, 48 x 34,5 Millimeter | Automatikwerk | 18 Exemplare | 22.500 Schweizer Franken (ohne Steuern)

Schaurige Totenkopf-Uhr #7: Bell & Ross BR-01 Cyber Skull

Durch die technische Anmutung von Gehäuse und Totenkopf steigt der Gruselfaktor bei der BR-01 Cyber Skull von Bell & Ross um ein Vielfaches. Durch die facettenreiche Gestaltung wirkt die Uhr wie ein 3-D-Bild, dass uns magisch anzieht. Das unterstreicht auch die Bewegung des Schädels während des Aufziehens des Uhrwerks.Keramik, 45x46,5 Millimeter | Kaliber BR-CAL.206, Handaufzug| 9.900 Euro

Schaurige Totenkopf-Uhr #8:  Louis Vuitton Tambour Carpe Diem

Louis Vuitton: Tambour Carpe Diem © Louis Vuitton
Totenkopfkunst par excellence: Die Lous Vuitton Tambour Carpe Diem zieht uns mit ihrem außergewöhnlichen Zifferblatt mit Totenschädel und Schlange in seinen Bann. Das Stundenglas bei zehn Uhr dient als Gangreserveanzeige. Ein schlangenförmiger Drücker an der rechten Gehäuseflanke enthüllt durch leichten Druck die Sicht auf die Uhrzeit, während die berühmten Worte "Carpe Diem" erklingen. Wird der Mechanismus ausgelöst, bewegt sich der Schlangenkopf nach rechts und gibt den Blick auf die springende Stunde frei. Für die retrograde Minutenanzeige bei acht Uhr ist der Schwanz der Schlange zuständig.Rotgold, 46,8 mm | LV 525, Handaufzug | Preis auf Anfrage

Es war einmal

Der Totenkopf hat schon seit Jahrhunderten Konjunktur. Als Vanitas-Motiv zierte der Totenkopf die Werke der alten Meister, er war das Erkennungsmerkmal von Piratenflaggen und führt seit vielen Jahren ein internationales Rockerleben auf den Jeanswesten der Biker. Das Totenkopfmotiv ist ein Warnsignal: „Vergiss nicht, dass du sterben musst!“, so das Memento mori, das er auf alten Gemälden symbolisiert – als Warnung, sein Herz nicht an die vergänglichen irdischen Güter zu hängen. Auf Piratenflaggen und Biker-Westen warnt er eher vor der Gefährlichkeit derjenigen, die ihn zur Schau tragen. Dass der Totenschädel das offizielle Piktogramm ist, mit dem giftige Substanzen gekennzeichnet werden, passt ins Bild.
Totenkopfuhren waren schon einmal in Mode: Im 17. Jahrhundert hatte der Schädel nicht nur als Vanitas-Motiv in der Barockmalerei Hochkonjunktur, sondern man ließ auch die Zeit gern in Gehäusen verfließen, die an die Vergänglichkeit alles Irdischen erinnerten. Die Totenkopfuhr des 17. Jahrhunderts wurde an einer Kette getragen. Wenn man den Kiefer nach unten klappte, trat das Zifferblatt zutage. Eine dieser historischen Uhren gelangte zu besonderer Berühmtheit und ist noch heute als die Mary, Queen of Scots Watch bekannt. Legenden besagen entweder, dass die schottische Königin das Stück selbst trug, oder dass sie es ihrer Zofe schenkte. Die Forschung hingegen hat etwas anderes herausgefunden: Mary, Queen of Scots – im Deutschen meist Mary Stuart genannt – besaß gar keine Skull Watch; die Uhr, die ihren Namen trägt, entstand erst weit über hundert Jahre nach ihrem Ableben. Dieses Ableben allerdings vollzog sich auf nicht ganz alltägliche Weise: Mary wurde im Auftrag ihrer Halbschwester Elizabeth I. geköpft. Vielleicht daher die nachträgliche Verbindung zwischen ihrer Person und der Totenkopfuhr?

Designelement mit Symbolwirkung

Für „Achtung, Hände weg“ steht das Totenkopf-Design bei Uhren definitiv nicht. Und dass es als Designfeature von Zeitmessern wirklich vor dem Verrinnen der Zeit warnen will, mag man nicht so richtig glauben, wenn man sich den hedonistischen Glamour der aktuellen Skull-Uhren vor Augen hält. Anders sah das im 17. Jahrhundert aus, als die barocke Geisteshaltung zu einer Vorliebe für Anhängeruhren in Schädelform führte.Allerdings ist der Totenkopf schon eine ganze Weile als Fashion-Ikone unterwegs, war ein Lieblingsmotiv des großen Modemachers Alexander McQueen, ist ein unentbehrliches Element des Gothic-Stils, ziert Mainstream- Accessoires für Mädchen, die ein bisschen wild wirken wollen, und findet sich in Einzelfällen sogar auf Kinderkleidern.Und auch, wenn er sich jetzt mit nie gekannter Macht als Superstar eines trendigen, coolen Uhrendesigns etabliert hat, war ihm die Welt von Schmuck und Uhren zuvor keineswegs fremd. Das finsterste Kapitel in der Designgeschichte des Totenschädels wurde in der Nazizeit geschrieben, als der Totenkopfring ein Ehrenzeichen für SS-Angehörige war. Erstaunlicherweise hat diese Tatsache seine Integrität nicht für alle Zeiten beschädigt. Vermutlich ist die Symbolwirkung der Schädelknochen zu stark und zu universell, um durch diesen Missbrauch zum Tabu zu werden.Schließlich existiert der Totenkopf in einiger Entfernung von unserem Kulturkreis sogar als Festmotiv. Bei der mexikanischen Día de los Muertos wird der Verstorbenen mit buntem Zuckerzeug in Totenkopfform gedacht. Für die Spiritualität der Mexikaner ist dieser Feiertag sehr wichtig, er wurde sogar zum immateriellen UNESCO-Welterbe ernannt. Einige der aktuellen Totenkopf-Uhren beziehen sich denn auch explizit auf dieses Fest, was auch in weit von Mexiko entfernten Weltregionen nicht befremdlich wirkt, sondern eher exotisch-attraktiv. Denn dank einer durch das Internet globalisierten Bildwelt ist die Día de los Muertos mit ihrer bunten, fröhlich-morbiden Ästhetik zu internationaler Berühmtheit gelangt. Dabei sollte man nicht die literaturhistorischen Schädelmomente vor unserer Haustür vergessen: Hamlet in der Friedhofszene, Goethe des Nachts Aug‘ in hohlem Auge mit Schillers vermeintlichem Schädel, der ihn zu einem Gedicht inspirierte: Es muss nicht unbedingt Mexiko sein; auch in Helsingör und Weimar ist der Totenkopf Kulturerbe. 

Der Trend zum Schädel: Die Totenkopf-Uhr

Möglicherweise ist das Uhrendesign augenblicklich in genau der Phase, in der es ein Symbol wie den Totenschädel brauchen kann. Konventionelle Pracht haben wir alle zur Genüge gesehen. Sie reißt immer noch zu Bewunderung und Kauflust hin, aber wenn mit der Pracht ein bisschen Schock verbunden ist, weckt das natürlich mehr Aufmerksamkeit. Eine Zeitlang wurden kleinere Schockmomente durch die unkonventionelle Verbindung von sehr kostbaren mit sehr wertlosen Materialien erzielt. Aber das Thema ist durch, diesbezüglich sind wir mittlerweile abgebrüht. Da sorgt es vielleicht für mehr Adrenalin, wenn man sein Geld für ein Juwel mit einem schaurigen Motiv hinlegt. Und zwar nicht irgendeinem Motiv, sondern mit einem Symbol, das alles hat: spirituelle Tiefe und kulturelle Tragweite, Unterwelt-Charme, eine aufregende Gefährlichkeit, die irgendwie sexy ist, und dazu Fashion-Appeal. Einer, der den Totenkopf ähnlich verwendet hat wie die Uhrendesigner, ist Damien Hirst. Der englische Künstler, der früher für Cool Britannia stand und heute Inbegriff des Artworld-Millionärs ist, hat 2007 einen Platinschädel unter dem Titel „For the Love of God“ ganz mit Diamanten besetzt und damit das ultimative künstlerische Talking Piece geschaffen: ein Stück, das zwar nach Subversion riecht, dies aber auf eine höchst glamouröse, mainstreamtaugliche Weise.

Die Totenkopf-Uhr behält ihre Symbolik über den Trend hinaus

Der Mainstream, den Damien Hirsts Skull fesselt, ist natürlich reines Betrachterpublikum. Die Totenkopfuhren sprechen schon allein deshalb keinen Mainstream an, weil der potentielle Käuferkreis aus finanziellen Gründen beschränkt ist. Und unter denen, die es sich leisten können, wollen viele sich dann doch lieber nicht vom Totenschädel die Zeit anzeigen lassen. Sprich: Die sehr kreativ gestalteten Totenkopfuhren der Stunde wenden sich an eine spezielle Gruppe von Personen, die Sinn für ihre Symbolik haben, Spaß an modisch-morbiden Appeal und ein gewisses Kapital. Diese Kombination von Voraussetzungen scheint in der Luft zu liegen. Und wenn der Trend vorbei ist, behält der Schädel als altes Menschheitssymbol seine Gültigkeit.Fortlaufend aktualisierter Artikel, erstmals online gestellt im Oktober 2015.

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